Vier der übrigen siebzehn Quartette sind unvollständig oder nur in Einzelsätzen erhalten; davon figurieren zwei (D 68 und D 703) als Nr. 5 und Nr. 12 in der Gesamtausgabe der Werke Schuberts, Serie V, die 1890 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig erschien. Ein drittes Fragment (Grave und Allegro c-moll, D 103, vom April 1814), dessen Manuskript die Wiener Gesellschaft der Musikfreunde besitzt, wurde 1939 von der Universal Edition Wien publiziert (Herausgeber Alfred Orel). Das vierte (unvollständige Skizze eines ersten Satzes, wahrscheinlich in um 1812 entstanden, D 998) wird in der Schubert-Autographensammlung Taussig in Malmö aufbewahrt.
Die vorliegenden Einspielungen richten sich weitgehend nach der Alten Gesamtausgabe (AGA), Serie V von 1890, die Eusebius Mandyczewski und Josef Hellmesberger besorgten, und nach den Erstausgaben.
CD 1 Track 03: Streichquartett Nr 1 D 18 - III Andante
Streichquartett D 18 (Nr. 1)
in verschiedenen Tonarten
(1810/1811)
Schubert schrieb dieses und weitere acht Quartette, inklusive der zwei verlorengengegangenen D 19 und 19A, während seiner Internatszeit im Wiener Stadtkonvikt, (Herbst 1808 bis Herbst 1813), wo er als Sängerknabe (Sopran) der kaiserlichen Hofkapelle gründlich ausgebildet wurde – nicht nur in musikalischen Disziplinen wie Gesang, Klavier, Violine, Kontrapunkt, Generalbaß, sondern auch in den üblichen Gymnasialfächern. Bereits als Achtjähriger hatte er von seinem Vater ersten Unterricht im Geigenspiel erhalten, und im Schülerorchester des Konvikts spielte er bald die erste Violine. Gelegentlich vertrat er auch den Gründer und Leiter des Orchesters Wenzel Ružička am Dirigentenpult. Die Übungs- und Musizierstunden des Instituts boten reichlich Gelegenheit, sich mit dem zeitgenössischen Repertoire und den kompositorischen Techniken von Orchester- und Kammermusik vertraut zu machen. Zu Hause, während der kurzen Herbstferien, übernahm Schubert im Familien-Streichquartett den Bratschenpart: Der Vater spielte Cello (nicht sonderlich gut, wie berichtet wird), die Brüder Ignaz und Ferdinand Violine.
Ferdinand Hodler: Das Lauterbrunner Breithorn I, 1911, Kunstmuseum St. Gallen
Streichquartett Es-dur D 87
op. post. 125 Nr. 1 (Nr. 10)
(1813)
»Es wurde erst nach Schuberts Tode veröffentlicht, und das Manuskript, ein Fragment, kam erst während des Ersten Weltkrieges ans Licht. Eine der sonderbarsten Fehldatierungen einer Komposition Schuberts ist die Zuschreibung dieses frühen Quartetts, die Datierung auf 1824 … der Irrtum hielt sich hartnäckig durch das ganze neunzehnte Jahrhundert hindurch. Es ist ein köstliches Werk, mit einem der besten Finale, die Schubert bis 1819 komponierte. Aber wie konnten Schubertkenner wie Kreissle bis zu Grove und weiter bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein sich derartig täuschen lassen, diese Arbeit des Jünglings bei den Werken des Mannes einzureihen - dieses Quartett in Es-dur in einen Zusammenhang zu stellen mit dem großen in a-moll, op. 29? Schubert selbst veröffentlichte dieses Es-dur-Quartett nicht, und die Einreihung des Scherzos als des zweiten Satzes ist eine Eigenmächtigkeit des Verlegers; der Komponist war absolut orthodox in der inneren Ordnung des viersätzigen Formschemas. Zu der Zeit, als die Streichquartette an der Reihe waren, innerhalb der Gesamtausgabe zu erscheinen, waren Zweifel an der Datierung 1824 entstanden; man gab dem Quartett die vorläufige Datierung c. 1817, die gewiß einleuchtender war. Als das Autograph schließlich wieder zum Vorschein kam, fand man das Quartett als vom November 1813 datiert.« Brown, Schubert, S. 23 f.
Streichquartett g-moll D 173 (Nr. 9) (1815)
Stärker als in anderen Quartetten der Zeit hat Schubert in diesem (seinem ersten Moll-Quartett) den »klassizistischen« Aspekt betont (straffe Formgliederung, kontrapunktische Durchführungsarbeit, thematische Verknüpfung der Sätze). Auch der melodische Tonfall erinnert bisweilen an »Klassisches«, so an Beethovens Quartett op. 18, Nr. 2 (Finale) im ersten Satz und an Mozarts g-moll-Symphonie (einem Lieblingsstück Schuberts) im Menuett.Daß Schubert im Instrumentalsatz zumal seiner frühen Quartette mehr Wert auf Volumen und flächige Ausbreitung des Klangs als auf zeichnerisch transparente Linienführung legte, ist oft beobachtet und ebenso oft bemängelt worden (als dem intimen Genre des Streichquartetts unangemessener »orchestraler« Stil). Zwei Beispiele für diesen typisch Sehubertschen Quartettsatz (der untrennbar verknüpft ist mit der vorherrschenden Entfaltung der harmonischen Dimension) bietet auch dieses g-moll-Quartett. In der Durchführung des ersten Satzes wird das kantable Seitenthema in der ersten Violine weitergeführt, während die drei anderen Stimmen mit festgehaltenen Akkorden oder akkordischem Tremolando eine auf räumliche Wirkung zielende harmonische Grundierung liefern. Und im Andantino läßt Schubert erste Violine und Cello - bei wiegender Triolenbegleitung der Mittelstimmen - eine Art Zwiegespräch in motivischer Rede und Gegenrede führen.
Ferdinand Hodler: Eiger, Mönch und Jungfrau, 1908, Musée Jenisch Vevey
Streichquartett E-dur D 353,
op. post. 125 Nr. 2 (Nr. 11)
(1816)
Czerny - neben Haslinger einer der ersten Verleger, die sich um Schuberts Nachlaß bemühten - hatte das Quartett, zusammen mit anderen Werken, im Dezember 1828 erworben. Daß dieses Werk von den Schubert-Biographen des 19. Jahrhunderts ebenfalls auf 1824 datiert wurde, ist sicher auch auf die Kopplung der beiden Quartette Es-dur und E-dur als op. 125 in Czernys Ausgabe zurückzuführen. Stilistisch steht das E-dur-Quartett dem in g-moll von 1815 viel näher.
Quartettsatz c-moll D 703
(Streichquartett Nr. 12)
(1820)
Das Manuskript des c-moll-Quartetts (früher im Besitz von Brahms, heute in der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde) enthält ferner das Fragment (41 Takte), eines Andante, 3/4, As-dur, das im Revisionsbericht der Gesamtausgabe abgedruckt ist.
CD 6 Track 01: Streichquartettsatz in c D 703
»Keine Brücke führt zu ihm [dem Quartettsatz] von den früheren Quartetten, auch nicht von dem in E-dur von 1816, das nur zeitlich zwischen ihm und den Haus-Quartetten steht. Auch nicht von dem c-moll Quartett Beethovens op. 18 Nr. 4 (oder irgend einem anderen seiner Quartette). Denn Schuberts c-moll ist nicht pathetisch, sondern unheimlich, die Unheimlichkeit verstärkt durch das fast durchgehende Tremolo in der Begleitung oder im Thema selbst. Der Gegensatz oder das Komplement dieses c-moll ist nicht etwa C-dur oder Es-dur wie bei einem klassischen Meister, sondern As, die Tonart der Kantabilität (dolce) des zweiten Themas. Nach der gleichsam verschleierten Durchführung erfolgt keine Reprise; dafür erscheint der Beginn des Satzes gegen den Schluß, wie um seinen Aufschwung, seine Auflichtung zunichte zu machen.« - Einstein, Schubert, S. 188
»Zum ersten Male bei Schubert ist das Violoncello so frei, so selbständig, so virtuos in der Technik wie die anderen drei Streichpartner. Der Quartettsatz läßt den Schluß zu, daß die Komposition nicbt zur Aufführung durch das Schubertsche Familienquartett bestimmt gewesen war, so daß der Komponist sich nicht mehr an die begrenzten Fähigkeiten seines Vaters im Violoncellospiel gebunden zu fühlen brauchte.«
Brown, Schubert, S. 100
Streichquartett a-moll D 804,
op. 29 Nr. 1 (Nr. 13)
(1824)
»In Liedern habe ich wenig Neues gemacht, dagegen versuchte ich mich in mehreren Instrumental-Sachen, denn ich componirte 2 Quartetten für Violinen, Viola u. Violoncelle u. ein Octett, u. will noch ein Quartetto schreiben, überhaupt will ich mir auf diese Art den Weg zur großen Sinfonie bahnen.«
Schubert an Leopold Kupelwieser (Brief vom 31. März 1824)
Mit den »2 Quartetten« sind das a-moll-Quartett und das ebenfalls im März 1824 begonnene in d-moll gemeint. Diese beiden und das geplante dritte sollten op. 29 bilden, gedruckt wurde indes nur das a-moll-Quartett als op. 29 Nr. 1; es blieb das einzige, das zu Schuberts Lebzeiten erschien.
»Das Quartett von Schubert wurde aufgeführt, nach seiner Meinung etwas langsam, aber sehr rein und zart. Es ist im ganzen sehr weich, aber von der Art, daß einem Melodie bleibt wie von Liedern, ganz Empfindung und ganz ausgesprochen. Es erhielt viel Beifall, besonders der Menuett, der außerordentlich zart und natürlich ist. Ein Chinese neben mir fand es affektiert und ohne Styl. Ich möchte Schubert einmal affektiert sehen. Einmal hören, was ist das für unser einen, erst für einen solchen Notenfresser. Darauf kam das berühmte Septett von Beethoven.«
Moritz von Schwind an Franz von Schober (Brief vom 14. März 1824)
»Neues Quartett von Schubert. Diese Komposition muß man öfter hören, um dieselbe gründlich beurteilen zu können.«
Allgemeine Musikalische Zeitung. Wien, 27. März 1824.
»Den 14. März, nachmittags, im Lokale des Musik-Vereins: 12tes Abonnement-Quartett des Herrn Schuppanzigh: 1. Quartett von Schubert; als Erstgeburt nicht zu verachten.«
Allgemeine Musikalische Zeitung. Leipzig, 29. April 1824.
(Der Irrtum des Leipziger Rezensenten ist verständlich; von Schuberts Streichquartetten war dies das erste, das öffentlich gespielt wurde.)
CD 4 Track 06: Streichquartett a D 804 Rosamunde - II Andante
Das Thema des Andante ist ein Selbstzitat; Schubert übernahme es aus der Zwischenaktmusik Nr. 3 zu Wilhelmine von Chézys Drama »Rosamunde, Fürstin von Cypern« (D 797) und verwendete es später noch einmal als Variationsthema im Klavier-Impromptu op. post. 142, Nr. 3 (D 935). Das Hauptmotiv des Menuetts entstammt einem Schubert-Lied von 1819 (»Schöne Welt, wo bist du« auf ein Fragment aus Schillers Gedicht »Die Götter Griechenlands«, D 677).
Ferdinand Hodler: Landschaft am Genfersee, 1906, Neue Pinakothek München
Streichquartett d-moll D 810 (Nr. 14)
»Der Tod und das Mädchen«
(1824)
Josef Barth, Tenorsänger der Hofkapelle, hatte sich seit 1819 mehrfach an der Aufführung von Schuberts Vokalquartetten beteiligt; ihm wurden die Männerquartette op. 11 gewidmet. Der Erstaufführung des d-moll-Quartetts bei Barth am 1. Februar 1826 gingen zwei Proben am 29. und 30. Januar vorauf; die Ausführenden waren Karl Hacker und Josef Hauer (Violine), Josef Hacker (Viola) und der Hofoperncellist Bauer. Während der Proben korrigierte Schubert die (kurz zuvor ausgeschriebenen) Stimmen, strich einen Teil des ersten Satzes und änderte weitere Stellen. Eine weitere private Aufführung des Quartetts fand, vermutlich ebenfalls im Februar 1826, bei Franz Lachner in der Wiener Vorstadt Landstraße statt. Lachner, der seit 1822 zu Schuberts Freundeskreis gehörte, berichtete darüber:
»Das … Quartett, welches gegenwärtig alle Welt entzückt und zu den großartigsten Schöpfungen seiner Gattung gezählt wird, fand durchaus nicht ungeteilten Beifall. Der erste Violinspieler Sch. [wahrscheinlich Ignaz Schuppanzigh], der allerdings wegen seines hohen Alters einer solchen Aufgabe nicht gewachsen war, äußerte nach dem Durchspielen gegen den Komponisten: "Brüderl, das ist nichts, das laß gut sein; bleib Du bei Deinen Liedern!", worauf Schubert die Musikblätter still zusammenpackte und sie für immer in seinem Pulte verschloß.« Franz Lachner, »Erinnerungen an Schubert und Beethoven«. in: Die Presse. Wien. 1. November 1881
Seinen Beinamen »Der Tod und das Mädchen« verdankt das Quartett dem Andante, einer Variationenreihe über das gleichnamige Schubert-Lied von 1817 auf einen Text von Matthias Claudius (op. 7, Nr. 3, D 531).
Ferdinand Hodler: Landschaftlicher Formenrhythmus am Genfersee, 1909
Streichquartett G-dur D 887,
op. post. 161 (Nr. 15)
(1826)
Auch dieses Quartett wurde wahrscheinlich zunächst in privatem Rahmen aufgeführt, und zwar bei Lachner am 7. März 1827 (von Lachner, Schubert, dem Geiger Josef Slawjk und einem unbekannten Vierten). Einen Hinweis enthält Schuberts Brief an Lachner vom 5. März 1827: »Sey so gut dem Überbringer dieses mein Quartett in G-dur, Partitur sammt den herausgeschriebenen Stimmen zu übergehen, indem Slawik mir versprach, Mittwoch Abends zu Dir zu kommen.«
Das Konzert am 26. März 1828 im Lokal des Musikvereins »Zum Roten Igel« (Tuchlauben Nr. 558) - das erste und einzige, das Schubert in eigener Regie und zum eigenen Vorteil veranstaltete - war auch finanziell erfolgreich; der Reinertrag betrug 800 Gulden. Im Programm, das ausschließlich »Musikstücke von der Composition des Concertgebers« enthielt, figurierte der erste Satz des G-dur-Quartetts als Nr. 1. Anstelle des erkrankten Primarius Schuppanzigh spielte Josef Böhm die erste Violine; seine Quartettpartner waren Karl Holz (Violine), Franz Weiß (Viola) und Josef Linke (Cello).
»Am 26. war Schuberts Konzert. Ungeheurer Beifall, gute Einnahme.«
Aus dem Tagebuch Eduard von Bauernfelds. März 1828.
CD 6 Track 04: Streichquartett G D 887 - III Scherzo
Quelle: Monika Lichtenfeld, im Booklet, sehr stark gekürzt
TRACKLIST
FRANZ SCHUBERT
(1797-1828)
THE STRING QUARTETS
DIE STREICHQUARTETTE
LES QUATUORS À CORDES
MELOS QUARTETT
Wilhelm Melcher - Gerhard Voss
Hermann Voss - Peter Buck
CD 1 70'07
String Quartet (in various keys), D 18 (No. 1) 17'30
(in verschiedenen Tonarten - en diverses tonalités)
[01] 1. Andante - Presto vivace 6'27
[02] 2. Menuetto 3'52
[03] 3. Andante 4'09
[04] 4. Presto 3'02
String Quartet in C major, D 32 (No. 2) 17'15
C-dur - en ut majeur
[05] 1. Presto 4'39
[06] 2. Andante 4'08
[07] 3. Menuetto. Allegro 2'54
[08] 4. Allegro con spirito 5'34
String Quartet in B flat major, D 36 (No. 3) 26'15
B-dur - en si bémol majeur
[09] 1. Allegro 9'36
[10] 2. Andante 4'47
[11] 3. Menuetto. Allegro ma non troppo 5'01
[12] 4. Allegretto 6'51
Quartet Movement in C minor, D 103
c-moll - en ut mineur
[13] Grave - Allegro 8'20
CD 2 58'36
String Quartet in C major, D 46 (No. 4) 21'36
C-dur - en ut majeur
[01] 1. Adagio - Allegro con moto 8'22
[02] 2. Andante con moto 4'22
[03] 3. Menuetto. Allegro 4'41
[04] 4. Allegro 4'11
String Quartet in B flat major, D 68 (No. 5) 13'52
B-dur - en si bémol majeur
[05] 1. Allegro 7'07
[06] 2. Allegro 6'45
String Quartet in D major, D 74 (No. 6) 22'39
D-dur - en ré majeur
[07] 1. Allegro ma non troppo 7'35
[08] 2. Andante 5'39
[09] 3. Menuetto. Allegro 4'30
[10] 4. Allegro 4'55
CD 3 68'55
String Quartet in D major, D 94 (No. 7) 18'30
D-dur - en ré majeur
[01] 1. Allegro 6'50
[02] 2. Andante con moto 5'35
[03] 3. Menuetto. Allegro 2'52
[04] 4. Presto 3'13
String Quartet in B flat major, D 112 (No. 8) 26'34
B-dur - en si bémol majeur
[05] 1. Allegro ma non troppo 8'52
[06] 2. Andante sostenuto 8'09
[07] 3. Menuetto. Allegro 6'05
[08] 4. Presto 3'28
String Quartet in G minor, D 173 (No. 9) 23'18
g-moll - en sol mineur
[09] 1. Allegro con brio 6'03
[10] 2. Andantino 6'59
[11] 3. Menuetto. Allegro vivace 4'09
[12] 4. Allegro 6'07
CD 4 62'35
String Quartet in E flat major, 24'48
op. post. 125 no.1, D 87 (No. 10)
Es-dur - en mi bémol majeur
[01] 1. Allegro moderato 9'16
[02] 2. Adagio 6'18
[03] 3. Scherzo. Prestissimo 1'52
[04] 4. Allegro 7'22
String Quartet in A minor, op. 29 no. 1, 37'19
D 804 (No. 13) "Rosamunde"
a-moll - en la mineur
[05] 1. Allegro ma non troppo 14'12
[06] 2. Andante 7'31
[07] 3. Menuetto. Allegretto 7'58
[08] 4. Allegro moderato 7'38
CD 5 62'46
String Quartet in E major, op. post. 125 no. 2 22'43
D 353 (No. 11)
E-dur - en mi majeur
[01] 1. Allegro con fuoco 7'14
[02] 2. Andante 6'45
[03] 3. Menuetto. Allegro vivace 3'15
[04] 4. Rondo. Allegro vivace 5'29
String Quartet in D minor, D 810 (No. 14) 39'44
"Death and the Maiden"
d-moll »Der Tod und das Mädchen«
en ré mineur «La Jeune Fille et la Mort»
[05] 1. Allegro 12'22
[06] 2. Andante con moto 13'55
[07] 3. Scherzo. Allegro molto 3'53
[08] 4. Presto 9'34
CD 6 55'57
Quartet Movement in C minor, D 703 (No. 12)
c-moll - en ut mineur
[01] Allegro assai 9'57
String Quartet in G major, op. post. 161, 45'45
D 887 (No. 15)
G-dur - en sol majeur
[02] 1. Allegro molto moderato 15'07
[03] 2. Andante un poco moto 12'21
[04] 3. Scherzo. Allegro vivace - Trio. Allegretto 6'43
[05] 4. Allegro assai 11'34
Ferdinand Hodler: Thunersee von Leissingen, Private Collection Christie's Images
Die chronologische Reihenfolge in der vorliegenden Compact-Disc-Ausgabe
konnte aus Gründen der Spieldauer nicht immer genau eingehalten werden.
Die Entstehungsdaten der Streichquartette sind angegeben nach:
Otto Erich Deutsch, Schubert. Thematisches Verzeichnis seiner Werke in
chronologischer Folge. Kassel, Basel. Bärenreiter-Verlag 1978.
Die in Klammern angegebene Numerierung der Quartette entspricht der
Alten Gesamtausgabe Serie V, 1890, hg. von E. Mandyczewski und
J. Hellmesberger.
Recordings: Stuttgart, Liederhalle, Mozartsaal, 11/1971 (D 18,32,36),
5/1972 (D 46), 10/1972 (D 94), 4/1973 (D 68,87,112), 4/1974 (D 353),
10/1974 (D 74), 12/1974 (D 703, 804, 810, 887), 2/1975 (D 103),
3/1975 (D 173)
Production: Dr, Rudolf Werner
Recording Producers: Dr. Rudolf Werner, Heinz Jansen (D 18,32,36)
Tonmeister (Balance Engineers): Heinz Wildhagen, Hans-Peter Schweigmann
(D 68,87,112), Wolfgang Mitlehner (D 173,353), Henno Quasthoff (D 18,32,36)
(P) 1973 (D 18,32,36)/1975
ADD
Sprecher: Mathias Wieman
Abendlied
Matthias Claudius
Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.
Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so hold
als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.
Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.
Wir stolze Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel;
wir spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.
Gott, laß dein Heil uns schauen,
auf nichts Vergänglichs bauen,
nicht Eitelkeit uns freun,
laß uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein.
Wollst endlich sonder Grämen
aus dieser Welt uns nehmen
durch einen sanften Tod,
und wenn du uns genommen,
laß uns in Himmel kommen,
du, unser Herr und unser Gott!
So legt euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder!
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
und laß uns ruhig schlafen
und unsern kranken Nachbar auch!
(Dieses Gedicht wurde vertont von Johann Friedrich Reichard, Othmar Schoeck und Franz Schubert)
Daß Matthias Claudius das erfolgreichste deutsche Gedicht aller Zeiten verfaßt hat, und dies in der Sicht des anbrechenden 3. Jahrtausends, ist erstaunlich. Der Stil seiner Poesie, und sein daraus ableitbarer persönlicher Charakter sind unzeitgemäß, und sie waren unzeitgemäß schon zu seinen Lebzeiten. Der am 15. August 1740 im holsteinischen Reinfeld geborene und am 21. Januar 1815 in Hamburg gestorbene Claudius war kein Aufklärer, der seine Hoffnung auf die Überwindung des Aberglaubens durch die stetige Ausbreitung der »Vernunft« setzte. Vielmehr konnte er - wenigstens für sich selbst - viele Aspekte vereinen: persönlichen Glauben und öffentliches Eintreten für diesen, Begeisterungsfähigkeit, Pragmatismus (den er als den »Verstand des guten Hausvaters« zu bezeichnen pflegte), Weltoffenheit und Gelehrsamkeit (wenn auch ohne akademischen Abschluß).
»Der Mond ist aufgegangen« darf nicht, wie es hier und da noch vorkommt, als Wiegenlied mißverstanden werden. Der volkstümliche Ton - und einen anderen schlägt Claudius niemals an - transportiert Philosophisches, spricht über Melancholie, Torheit, Eitelkeit, und ist doch frei von jeder leib- oder geistfeindlichen Anspielung. Der Autor ist von dieser Welt, bejaht das Sein und dankt seinem Gott dafür, und bittet um »einen sanften Tod«. Unverwechselbar, aber in die intellektuelle Elite seiner Zeit integriert, ein kraftvoller Geist und unbestechlicher Kritiker, redigierte er nur vier Jahre lang, von 1771 bis 1775, den »Wandsbecker Bothen«, aber der Name der Zeitschrift wurde zum Synonym für ihn selbst. Seine kleinen literarischen Kunststücke ließ er danach in acht Teilen bis 1812 erscheinen.
Mit fortschreitendem Alter nahm seine Religiösität noch zu; der Beliebtheit seines »Abendlieds« konnten die während des 19. Jahrhunderts fortschreitende Säkularisierung und die Parteienkämpfe des 20. Jahrhunderts nicht schaden. Seit der selbstverschuldeten Katastrophe von Nationalismus und Rassenwahn ist das Gedicht populärer als je zuvor. Die Stimme des Gewissens und der Sternenhimmel über dem Haupt sind unvergängliche Wegweiser zur inneren Einkehr: Beide läßt Claudius hier zu Wort kommen.
CD Info & Scans (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Bonus Pictures), 169 MB, 2 parts
Schubert - Streichquartette INFO.rar Part 1
Schubert - Streichquartette INFO.rar Part 2
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