2. Februar 2009

Klaus Kinski singt und spricht Brecht (09.04.1959, Wiener Stadthalle)

Klaus Kinski zählt zu den schillerndsten und gleichzeitig umstrittensten Persönlichkeiten in der Filmgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts. Seine Biographie liest sich wie ein Erotik-Roman im Schauspielermileu, wie das Psychogramm eines gefallenen Engels, eine derbe Kampfansage an Spießbürgertum und Ignoranz.

Kinski wächst in ärmlichen Verhältnissen in Polen auf und emigriert mit seiner Familie als Kind nach Deutschland. Nach dem Krieg hat er vereinzelt Theater- und Filmengagements. Zwischen 1952 und 1971 heiratet er drei Frauen und hat mit jeder ein Kind. Die Ehe hindert ihn jedoch nicht, sich immer wieder in Affären mit Schauspielerkolleginnen und flüchtigen Bekanntschaften zu verstricken. Der stetige Partnerwechsel und die Besessenheit von weiblichen Reizen sind wohl auch die Gründe für die häufigen Scheidungen.

Bis Ende der 50er Jahre spielt er an zahlreichen europäischen Bühnen Theater, rezitiert Gedichte und bespricht unzählige Schallplatten. Die Schauspielerei läßt ihn nicht los. Bis zu seinem Tod dreht er unentwegt Filme, meist achtlos ihrer Qualität und nur des Geldes wegen. In der Zeit seines Schaffens ist er ein ruheloser Wanderer auf dem Globus. Er wechselt mehrmals seinen Wohnsitz (Berlin, München, Rom, Paris) und siedelt sich in den 80er Jahren in Kalifornien an, wo er 1991 stirbt.

Kinski bei einer seltenen Autogrammstunde in der Buchhandlung Herzog in Wien am 7. April 1959, im Vorfeld zu seinem Brecht-Auftritt am 9. April in der Wiener Stadthalle

Am 9. April 1959 erfolgte Klaus Kinskis Durchbruch als Rezitator, in Wien, wo er drei Jahre zuvor am Burgtheater (unter der Regie von Raoul Aslan) die Titelrolle in Goethes "Torquato Tasso" verkörpert hatte. An diesem Tag singt Kinski in Begleitung von Ingo Wetzker (alias Ingo Insterburg) in der Wiener Stadthalle Balladen von Bertolt Brecht. Die Plattenfirma Amadeo läßt den Auftritt komplett mitschneiden. Nach Kinskis Erinnerung in seiner Biografie werden sogar schon Platten gepresst. Jedoch werden die Aufnahmen zunächst nicht veröffentlicht, weil Brechts Witwe Helene Weigel ihre Zustimmung wegen massiven Textänderungen seitens Kinskis verweigert. Erst im Jahre 2003 wurden die Bänder wiedergefunden, und anschließend erstmals auf Tonträger veröffentlicht.

Kinski deklamiert Brecht auf dem Heldenplatz in Wien, 1. August 1959.

Im August wiederholt Kinski sein Brecht-Programm (diesmal ohne Begleitung von Ingo Wetzker) anläßlich der 7. (kommunistischen) Weltfestspiele der Jugend und Studenten und spricht und singt auf dem Wiener Heldenplatz vor 80000 Zuhörern.

Insgesamt nimmt Kinski von 1957 bis 1962 28 Platten mit Amadeo, 5 bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft und 1 mit Ariola auf, die Wiener Aufnahme ist jedoch die einzige, in der Kinski als Sänger auftritt.

Im nächsten Jahr 1960 erscheint mit "Der Rächer" die erste von 16 Edgar Wallace-Verfilmungen, die das Bild des "jungen Kinskis" nachhaltig prägen.

(Quelle: "Hommage an Klaus Kinski")

TRACKLIST


Bertolt Brecht: Lieder und Balladen
Klaus Kinski singt und spricht Brecht
[01] Und was bekam des Soldaten Weib?     6:16
[02] Der Anstreicher spricht von          0:56
kommenden großen Zeiten (Intro)
[03] Der Barbara-Song oder die Ballade   10:58
vom Nein und Ja
[04] O du Falada, da du hangest...        7:06
[05] Ballade vom Weib und                 6:17
dem Soldaten
[06] An die Nachgeborenen                 6:39
[07] Kinderkreuzzug 1939                 14:05
[08] An meine Landsleute                  3:50
[09] Vier Aufforderungen an einen         1:36
Mann von verschiedener Seite zu
verschiedenen Zeiten
[10] Vom Sprengen des Gartens             0:54

Gesamtspielzeit:                         59:00


Track 5: Ballade vom Weib und dem Soldaten


Klaus Kinski, im Jahre 1961

[01],[03]-[05],[07] Gitarre: Ingo Insterburg
[01]-[08] Aufnahme: 9. April 1959 Live in der Wiener Stadthalle
[09]-[10] Aufnahme: 1959, Amadeo, Österreichische Schallplatten Ges.m.b.H., Wien

Foto Cover: ullstein bild - Grafische Umsetzung: www.kapitel1.net
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Die beste der zahlreichen Webseiten über Klaus Kinski ist die "Hommage an Klaus Kinski" (geführt von dieselheart, sehr reichhaltig mit Biographie, Downloads und Links versehen), die ich auch als Quelle für meinen Text und die Bilder verwendet habe.

Die "Offizielle Webside" ist in Form einer Datenbank gehalten, mit komplettem Werksverzeichnis, aber nicht sehr detailliert.

Eine graphisch schön gestaltete Fanseite bietet eine kompakte chronologische Bio- und Kinographie.

Beat Presser hat Fotobände über Kinski veröffentlicht (z.B. vom Set des Fitzcarraldo-Films), Stefan Krulle im Spiegel einen nostalgischen Artikel über das rezitatorische Werk.

CD Info and Scans (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 19 MB
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Unpack x56.rar and read the file "Download Links.txt" for links to the Flac+Cue+Log Files [59:00] 3 parts, 223 MB

Reposted on January, 12th, 2016

1 Kommentar:

  1. Thank you to your posting. But the link is not operative. Can you upload your links once more?

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