"Eile wäre angebracht gewesen, auf Schallplatte zu bannen, was noch realisierbar war. Aber stattdessen forderte er Geduld. Vier Jahre veranschlagte er für Beethovens Es-Dur-Konzert, und an dem Tschaikowsky-Konzert, dem Schlachtroß aller Pianisten, wollte er mindestens noch drei Jahren arbeiten. Ihm genügte es nicht, ein Werk zu kennen; er brauchte das Gefühl, jede Note zu verstehen; was er seinen Schülern mit den Worten umschrieb: Es ist nicht nur wichtig, daß Sie die Komposition lieben. Drängen Sie nicht, denn das Stück muß Sie ebenfalls lieben." (Wolfgang Lempfried, in PianoForte. Zeitschrift für Klaviere und Flügel, Jg. 1 (1991), Heft 1, S. 26-35.)
Im Juli 1950, als es ihm seit einiger Zeit besser ging, entstanden Lipattis letzte Studioaufnahmen in Genf. Die folgenden zwei Wochen hat der damalige Produzent Walter Legge so beschrieben:
"Allein die Produktion der Chopin-Walzer nahm neun Tage in Anspruch - täglich drei bis sieben Stunden. Abgesehen von allen aufnahmetechnischen Problemen setzte Lipatti sich vornehmlich mit dem Aspekt auseinander, daß Chopins Walzer - anders als seine Etüden oder die Preludes - nicht ein geschlossenes Ganzes bilden, sondern nur durch den Titel und den Rhythmus zusammengehören. Er wollte die Unterschiede zwischen den einzelnen Walzern herausarbeiten und zeigen, daß Chopin sie in verschiedenen Schaffensperioden komponiert hatte. Nach sieben Sitzungen beschlossen wir, daß es für unsere Ohren nunmehr erholsam sei, Abstand vom Walzer-Rhythmus zu gewinnen, und wir begannen mit Bach. An diesem Abend spielte Lipatti die Bearbeitung des Flöten-Siciliano und wandte sich schließlich (und nicht zum letzten Mal) dem Choral 'Jesu bleibet meine Freude' zu. Am nächsten Tag produzierten wir Bachs B-Dur-Partita und beendeten sie noch vor dem Mittagessen. Abends dann nahmen wir die Mozart-Sonate auf. Es war Lipattis erste Mozart-Einspielung, aber sie war - vielleicht gerade deswegen - von einer unvergleichlichen Intensität. Die Phrasen nahmen menschliche Züge an und entwickelten sich vor dem geistigen Auge zu regelrechten Opern. Um zehn Uhr waren wir soweit fertig, aber für Lipatti gab es kein Halten mehr: Zum Leidwesen der Techniker, die erschöpft und müde waren, wollte er unbedingt noch die übrigen Walzer aufnehmen ..." (zitiert nach Lempfried).
Disk 1 Track 9: Frédéric Chopin: Valse in a minor Op. 34 No 2
TRACKLIST DINU LIPATTI: PIANO FAVOURITES CD 1 64:06 FRÉDÉRIC CHOPIN (1810-1849) 01. Waltz No.4 in F Op.34 No.3 (Valse brillante) 02:12 02. Waltz No.5 in A flat Op.42 (Grande Valse) 03:39 03. Waltz No.6 in D flat Op.64 (Minute Waltz) 01:45 04. Waltz No.9 in A flat Op.69 No.1 (L'adieu) 04:23 05. Waltz No.7 in C sharp minor Op.64 No.2 03:06 06. Waltz No.11 in G flat Op.70 No.1 01:56 07. Waltz No.10 in B minor Op.69 No.2 03:32 08. Waltz No.14 in E minor Op.posth. 02:43 09. Waltz No.3 in A minor Op.34 (Valse brillante) 04:49 10. Waltz No.8 in A flat Op.64 No.3 02:53 11. Waltz No.12 in F minor \ A flat Op.70 02:42 12. Waltz No.13 in D flat Op.70 No.3 02:32 13. Waltz No.1 in E flat Op.18 (Grande Valse brillante) 04:36 14. Waltz No.2 in A flat Op.34 (Valse brillante) 04:32 15. Barcarolle in F sharp Op.60 08:29 16. Nocturne No.2 in D flat Op.27 05:45 17. Mazurka No.3 in C sharp minor Op.50 04:21 CD 2 43:45 JOHANN SEBASTIAN BACH (1685-1750) Partita N. 1 in B flat major BWV 825 01. 1 - Prelude 01:43 02. 2 - Allemande 02:39 03. 3 - Courante 02:50 04. 4 - Sarabande 05:08 05. 5 - Menuets I et II 02:29 06. 6 - Gigue 02:21 07. Chorale Prelude "Nun komm', der Heiden Heiland" (arr. Busoni) BWV 599 04:04 08. Chorale Prelude "Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ" (arr. Busoni) BWV 639 02:59 DOMENICO SCARLATTI (1685-1757) 09 Sonata in E major K380 02:39 10 Sonata in d minor K 9 "Pastorale" 03:15 WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756-1791) Piano Sonata in a minor KV 310 11 1 - Allegro maestoso 04:09 12 2 - Andante cantabile con espressione 06:25 13 3 - Presto 02:55 DINU LIPATTI, piano ADD Recordings: 1947 (CD 1, 16 & CD 2, 11-12), 1948 (CD 1, 15) & 1950 (P) & (C) 2002 Cover Photo: Hulton Getty, Agenzia Laura Ronchi.
Disk 2 Track 2: J. S. Bach: Partita in B flat major BWV 825, No 2, Allemande
Dinu Lipatti, ein Werk des Bilderbeissers lordkepel
Linktipps:
Der von mir zitierte Artikel von Wolfgang Lempfried ist auch als ganzes sehr lesenswert. Herr Lempfried ist Klavierlehrer in Köln und betreibt die Homepage KölnKlavier, die lesenswerte Texte, u.a. über "Komponisten, Virtuosen & Skandale" bietet.
Der Bilderbeisser hat eine eigene graphische Technik entwickelt, Porträts zu verfremden bzw. deutlich zu machen, was ihm auch bei Dinu Lipatti gelungen ist (mit posthumen Grüßen an seinen Stiefvater Hans Joachim Storz).
Das Coverfoto konnte ich diesmal unter den 600.000 Bildern der Sammlung Getty Images (ehemals Hulton Archive) nicht identifizieren. Vielleicht hat einer meiner Followers mehr Glück, hier ist der Link. Ich habe aber eine Geschichte des Hulton|Archive angefunden.
Reposted on April 13, 2014
CD Info (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 20 MB
1fichier - Filepost - Depositfiles - Adrive
Unzip the x29.rar and read the file "Download Links.txt" for links to the FLAC+CUE+LOG files
THE CHAIRMAN: Schade, Nemo, irgendwie ist mein langer Kommentar von gestern im virtuellen Raum verloren gegangen. Danke & Glückwunsch also nochmals zu diesem Post - Lipatti ist ein grosser früher Meister. Kannst Du neben der EMI CLASSICS CD Bach Scarlatti, die ich selbst besitze, und dieser Comp. noch weiteres empfehlen? Und zu einem weiteren Meister (E. Kissin nannte ihn in der letzten FAS "einen Gott"): ich habe noch etwas von Artur Schnabel hören können - wo udn wie sollte ich anfangen? Thx + beste Gruesse: TC
AntwortenLöschenVon Schnabel wird in diesem Blog noch etwas kommen: In circa 10 Tagen, kleinere Klavierwerke von Beethoven.
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