2. März 2010

Der 100ste Post mit 100-jährigen Aufnahmen: Josef Hofmann - Recordings 1903-1918:

Auch wenn eine Reise über tausend Meilen mit dem Wagnis des ersten Schritts vor die eigene Haustür beginnt, folgen danach noch scheinbar unendlich viele weitere Schritte: Wohin sie im einzelnen führen werden, ist dem Reisenden unbekannt. Als ich vor empfundener „langer Zeit“, real erst am 10. Juni 2008, meinen ersten Post in der Kammermusikkammer veröffentlichte (es war J. S. Bachs Musicalisches Opfer), geschah dies als Experiment, ohne große Erwartungen an die Zukunft.

Inzwischen ist mein Blog, dessen vielsagenden Namen gefunden zu haben ich noch immer ein wenig stolz bin, mit 1 und ¾ Jahren noch im Säuglingsalter, was aber angesichts der hohen Sterblichkeit seiner Zeitgenossen doch etwas darstellt. Während dieser recht kurzen Zeit habe ich etliche musikalische Pflanzen aufkeimen und wieder verdorren gesehen. Mit Wehmut erinnere ich z.B. an Scoredaddy’s, Leverkühn, Chamaeleos "2Cs and 2Fs" … Auch Avaxhome bekommt schon seit einigen Wochen gelbe Blätter, zamorna hat seine einzigartigen Beiträge zurückgezogen.

Dieser Post ist Post Nummer 100 in der Kammermusikkammer. Während von der (wenigstens für mich) unvermeidlichen Statistik an anderer Stelle die Rede sein wird, feiere ich hier mit zwei Glanzlichtern: Die heute präsentierten Historischen Aufnahmen sind (ebenfalls!) 100, nämlich Jahre alt (exakt zwischen 1903 und 1918 entstanden). Josef Hofmann (1876-1957), der polnischstämmige Pianist und Komponist (und Erfinder, wie die Wikipedia weiß), amerikanischer Staatsbürger seit 1926, gilt als einer der besten Pianisten aller Zeiten.

Schon früh zeigte sich Josef Hofmanns außerordentliches Talent, sodass er bereits mit 8 Jahren in Warschau konzertierte. Er debütierte mit 10 Jahren in den USA und gab in den 70 Tagen danach 52 Konzerte. Nachdem sich die New Yorker „Gesellschaft zur Verhütung von Grausamkeiten an Kindern“ einschaltete, spendete der Mäzen Alfred Corning Clark, Sohn des Mitgründers der Singer Nähmaschinenfabrik Edward Clark, 50.000 US$ unter der Bedingung, dass Hofmann vor seinem 18. Geburtstag nicht mehr aufträte.

Der elfjährige Josef Hofmann, 1887

Von 1894 bis 1926 bereiste Hofmann als Pianist die ganze Welt. Seine Technik war unbegrenzt, sein Geschmack absolut stilsicher. Sergei Rachmaninow, der Hofmanns pianistisches Können höher einschätzte als sein eigenes, widmete ihm 1909 sein 3. Klavierkonzert, Hofmann spielte es allerdings nie, da es ihm formlos erschien. Hofmann spielte mit einigen romantischen Freiheiten, aber dennoch weit nüchterner als die Generation der Liszt- und Thalberg-Schüler vor ihm. Aus heutiger Sicht besonders ungewohnt erscheint das improvisierte Modulieren vor dem Beginn eines Werkes im Konzert. Tonaufnahmen waren allerdings nie Hofmanns Sache, wie auch bei vielen seiner Zeitgenossen. Ohne Publikum wurde er nüchtern und ungeduldig. Außerdem missbilligte er, dass nur eine Version eines Werkes erfasst wird, er aber nie ein Werk zweimal in derselben Weise spielte.

Hofmann komponierte eine Reihe von Werken, neben einer Symphonie zwei Klavierkonzerte, von denen er das erste gar nicht herausgab, zahlreiche Klavierstücke und als wohl bekanntestes dank der Mitschnitte mit dem Komponisten am Klavier Cromaticon für Klavier und Orchester. Er schrieb viele Artikel über das richtige Klavierspiel und beschäftigte sich mit der Optimierung der Mechanik von Klavieren, u.a. ließ er sich von Steinway & Sons ein Klavier mit schmaleren Tasten für seine kleinen Hände bauen. Daneben war er interessiert an allgemeinen technischen Dingen und meldete über 70 Patente wie etwa eine Gasdruckfeder für Autos und Flugzeuge an, die ihm Anfang des 20. Jahrhunderts einige Einkünfte bescherten.

Quelle: Wikipedia

TRACKLIST

The Piano Library

JOSEF HOFMANN   Vol 1.

The G&T and the Columbia Recordings

FRANZ SCHUBERT

1. Marche Militaire No. I in D         04'25
Recording: 1903

FRANZ LISZT

2. Der Erlkönig                        05'00
Recording: 1903

FELIX MENDELSSOHN-BARTHOLDY

3. Jägerlied Op. 19 No. 3              02'10
Recording: 1903

4. Frühlingslied Op. 62 No. 6          02'40
Recording: 1903

FREDERIC CHOPIN

5. Polonaise in A Op. 40 No. 1         03'05
Recording: 1903

6. Nocturne in E flat Op. 9 No. 1
Larghetto                              04'50
Recording: April 4, 1912

7. Valse in E Minor Op. posth.         02'10
Recording: April 8, 1912

FRANZ LISZT

8. Liebestraum No. 3 in A flat         03'40
Recording: April 8, 1912

ROBERT SCHUMANN

9. Fantasiestücke Op. 12 No. 3         02'35
Recording: April 8, 1912

ANTON RUBINSTEIN

10. Valse caprice in E flat            05'00
Recording: April 6, 1912

11. Miscellaneous Pieces               01'30
Recording: November 8, 1915

FREDERIC CHOPIN

12. Valse Op. 64 No. 2                 03'20
Recording: November 2, 1916

13. Impromptu No. 1 Op. 29             03'40
Recording: November 3, 1916

CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK

14. Cavotte                            04'00
Recording: October 13, 1916

LUDWIG VAN BEETHOVEN

15. Adagio sostenuto from Sonata
for Piano No. 14 Op. 27                05'00
Recording: October 13, 1916

EDVARD GRIEG

16. Papillon, Op. 43 No. 1             01'50
Recording: October 13, 1916

FELIX MENDELSSOHN-BARTHOLDY

17. Spinnerlied Op. 67 No. 4           01'45
Recording: October 13, 1916

FREDERIC CHOPIN

18. Grande Valse Brillante             03'45
Recording: February 3, 1918

19. Fantaisie-Impromptu                04'10
Recording: March 6, 1918

20. Berceuse in D flat Op. 57          03'10
Recording: March 27, 1918

FRANZ LISZT

21. Murmures de la foret               03'20
Recording: March 26, 1918


Total Time:                            70'48

Josef Hofmann, piano
Recordings 1903-1918


Production Coordinator: Maria Cristina Nava
Transfer: Filippo Carone
Audio Restoraton: Aldo Borrelli
Mono - Cedar Restoration
(P) 1999

Wie meine Leserinnen und Leser bestens wissen, haben meine Posts auch einen zweiten Teil, der sich den visuellen Künsten widmet. Wenn das CD-Cover keinen Anküpfpunkt für eine kunsthistorische Betrachtung hergibt (weil es eben ohne künstlerischen Anspruch gestaltet wurde), greife ich in den Fundus meiner privaten Vorlieben, und präsentiere ein Gemälde non sequitur. Zum feierlichen Anlaß des 100. Posts veröffentliche ich hier einen Lieblingskünstler meiner Kindheit, Wilhelm Busch (1832-1908).

Ende der Fünzigerjahre des letzten Jahrhunderts erschien im Bertelsmann Lesering eine zweibändige Auswahlausgabe seiner Bildgeschichten. Die von Rolf Hochhuth herausgegebenen Bänden hießen „Und die Moral von der Geschicht“ bzw. „Was beliebt ist auch erlaubt“, standen in der Bibliothek meiner Eltern, und wurden von mir intensiv, mit zwischen Faszination und Grauen changierender Emotion, studiert. Rolf Hochhuths Edition (ganz recht, es handelt sich um diesen Rolf Hochhuth, der von 1955 bis 1963 als Lektor bei Bertelsmann beschäftigt war) ist noch immer in Neuauflage erhältlich.

Aus dem Band „Und die Moral von der Geschicht", Seiten 286-291, entnehme ich die Bildgeschichte „Der Virtuos. Ein Neujahrskonzert“, die unter folgendem Motto steht:

Zum neuen Jahr begrüßt euch hier
Ein Virtuos auf dem Klavier;
Er führ’ euch mit Genuß und Gunst
Durch alle Wunder seiner Kunst.


Ich bitte um Aufmerksamkeit:

















Hörbeispiel:

Track 2: Franz Liszt, Der Erlkönig.
Josef Hofmann, piano. Recorded 1903



Reposted on February 15, 2014
CD Info (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 32 MB
1fichier - Filepost - Depositfiles - Mediafire

Unzip the x100.rar and read the file "Download Links.txt" for links to the FLAC+CUE+LOG files

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