5. April 2019

Der Dirigent Bruno Walter als Liedkomponist

Als Bruno Walter (1876-1962) in seinen Lebenserinnerungen „Thema und Variationen“ (1947) festhielt, er sei kein Komponist, sondern bloß ein „Nachschaffender“, der „nur die Musik anderer zum Erklingen gebracht“ habe, tat er dies im Rückblick auf die lange Karriere eines der bedeutendsten Dirigenten, die das 20. Jahrhundert hervorgebracht hat. Wenn er aber zugleich von seinen Versuchen „als schaffender Musiker zu der Zeit, als ich mich noch dafür hielt“, berichtete, heißt das nicht nur, dass auch dem Achtundsechzigjährigen diese Erfahrungen noch als wesentlich für seine künstlerische Entwicklung erschienen, sondern dass er wenigstens in einer frühen Periode — zumindest auch — Komponist war.

Die heute weitgehend verschwundene und nur noch von Ausnahmeerscheinungen wie Pierre Boulez und wenigen anderen verkörperte unzertrennliche Verbindung zwischen dem musikalischen „Schaffen“ und „Nachschaffen“, wie Walter es nannte, war in der Zeit um 1900 noch etwas, das durchaus als selbstverständlich angesehen wurde. Im Umfeld des jungen Musikers wären etwa Hans Pfitzner‚ Richard Strauss sowie vor allem sein Vorbild und Mentor Gustav Mahler zu nennen, die zwischen Dirigieren und Komponieren eine höchstens durch Zeitnot‚ nicht aber durch künstlerische Unvereinbarkeiten gefährdete Einheit bildeten.

Der bereits im Alter von dreizehn Jahren gefasste Entschluss, Dirigent zu werden und die pianistische Karriere zugunsten dessen zu vernachlässigen, sollte denn zunächst auch für Bruno Walter keineswegs einen Verzicht auf das Komponieren bedeuten. Im Gegenteil: Eine Zeitlang verfolgte er beide Wege zugleich mit großer Energie. Jene Briefe, die er von seinen Auslandsengagements in Breslau, Bratislava oder Riga vor allem an die Eltern schrieb, bezeugen die Ernsthaftigkeit, mit der er nicht nur seine Laufbahn als Korrepetitor und Kapellmeister, sondern auch seine eigene schöpferische Tätigkeit betrieb. Obwohl sich Walters kompositorische Anstrengungen im Wesentlichen auf die zwei Jahrzehnte etwa seit seinem fünfzehnten Lebensjahr beschränkten, entstanden so unter anderem zwei ambitionierte Symphonien und andere Orchesterwerke, eine Fragment gebliebene Oper („Agnes Bernauer“) sowie Chor- und Kammermusik.

Bruno Walter
Außerdem schrieb er nicht weniger als 26 Klavierlieder, von denen 18 in drei jeweils sechsteiligen Sammlungen in Druck erschienen. Einschließlich jener acht unveröffentlichten Lieder, die sich im Bruno-Walter-Nachlass der Universitätsbibliothek an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien befinden, bietet die vorliegende Gesamteinspielung erstmals einen vollständigen Uberblick uber Walters Beitrag zu einer zentralen Gattung an der Schwelle zwischen Haus- und Konzertmusik, die schon immer mit ihren kleinen Formen tiefe Einblicke in die menschliche Seele bieten wollte.

Es ist wohl nicht verfehlt, Bruno Walter in seinen Liedern als einen Erben der musikalischen Romantik anzusehen, die er allerdings aus der Perspektive seiner Zeit, der Moderne, anklingen lässt. Dabei besinnt er sich auch einer ihrer wichtigsten Wurzeln, indem er sich, wie die Romantiker, für volksliedhafte Gedichte entscheidet. Neben zwei Volkslied-Neuvertonungen greift nur ein einziges Lied, „Sehnsucht“, op. 12/3, mit seiner durch ausdrucksvolle Harmonik eingefärbten Einfachheit auf die Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ zurück. Am häufigsten aber hat Walter Gedichte von Heinrich Heine sowie vor allem von Joseph von Eichendorff vertont. Die drei mit „Im Volkston“ überschriebenen Eichendorff-Lieder zeigen dabei am deutlichsten, wie Walter diesen „Volkston“ im melancholischen Rückblick, aber zugleich aus einer deutlich spürbaren Distanz heraufbeschwört. „Erwartung“ mit seinen Dur-Moll-Wechseln ist etwa von Modulationen durchdrungen, und in „Der Bräutigam“ hat Walter einen regelrechten Kommentar gegen den Text komponiert: An der Stelle, wo es heißt: „Wir reiten so geschwinde“, macht die Musik das genaue Gegenteil, wird immer langsamer und verhaltener.

Bruno Walter
Anders als die noch wenig gesangliche Linienführung in der Ballade „Der Reiter und der Bodensee“, einem Werk des 23-Jährigen, sind die meisten von Walters Liedern mit leichter Hand und vorwiegend ausgesprochen sangbar geschrieben. So verwundert es nicht, dass sich auch schon Dietrich Fischer-Dieskau für diese Kompositionen einsetzte — Kompositionen, die trotz der tiefen Eindrücke, die Gustav Mahler bekanntlich auf Walter machte und die zweifellos Spuren in dessen gesamter künstlerischer Physiognomie und damit selbstverständlich auch in seinem Komponieren hinterlassen haben, zuletzt doch ziemlich eigenständige Lösungen finden. Daher griffe es viel zu kurz, Walters Musik, wie manchmal geschehen, nur mit jener von Mahler in Verbindung zu bringen. Auch wenn er selbst äußerst trübe Stimmungen malen konnte wie in „Verwelkte Blume Menschenkind“, ist doch eine spielerische Zartheit das vielleicht typischste Charakteristikum in seinem kompositorischen Schreibstil. Solche Leichtigkeit — auch eines der Lieblingsworte Walters in seinen Schriften — ist etwa in den elfenhaften Arpeggio-Figuren von „Waltrauts Lied I“, op. 11/3 zu finden.

Häufig scheint Bruno Walter in seinen Liedern auch in eine Art Dialog mit anderen Komponisten zu treten: So erinnert zum Beispiel die ekstatisch gesteigerte Leidenschaft der „Liebeslust“, op. 11/6, an Robert Schumann und Johannes Brahms oder der Wechsel zwischen Schlichtheit und expressiver Chromatik in „Meine Mutter hat’s gewollt“, op. 11/1, an Hugo Wolf. Aber auch Walters Auseinandersetzung mit Claude Debussy, dessen Oper „Pelléas et Mélisande“ er 1911 zur Erstaufführung an der Wiener Hofoper brachte, hat Spuren in seiner eigenen Musik hinterlassen, am deutlichsten vielleicht in der mixturartigen Harmonik der „Tragödie III“ („Auf ihrem Grab“), op. 12/6.

Aber alle diese Anklänge an prominente Meister täuschen doch nicht darüber hinweg, dass es Walter vielerorts gelang, seinen individuellen Tonfall zu finden. Wie weit er kompositorisch in die Moderne gehen wollte, war indessen für ihn, der unverwunden eingestand, etwa bereits mit Musik Arnold Schönbergs seine Probleme zu haben, von vornherein klar. Für seinen Musikbegriff hielt er sich stets an enge Vorstellungen von musikalischer Einheit: „Für mich steht es fest, dass Melodie und Harmonie eine vollkommene Einheit in dem Sinne sind, dass in der Melodie vom Moment der Erfindung an ihr gesamter harmonischer Gehalt latent ist, der dann nur aus ihr entwickelt werden braucht.“ (Brief an Mahler, wahrscheinlich Juni 1910). Wenn Walter auch nicht in musikalisches Neuland vorstieß, eines macht der Überblick über seine Lieder jedenfalls deutlich: Obwohl er, wie jeder Komponist, mit seinen Stücken vielfach auf andere Musik reagierte, sind sie weit mehr als nur Nebenprodukte eines nachschöpferischen Künstlers. Es ist doch auch seine eigene Musik, die Bruno Walter hier entstehen ließ.

Quelle: Daniel Ender‚ im Booklet

Die Linde

Es steht in Deutschland eine Lind’
auf einem Friedhof mitten;
Auf dieser alten Linde sind
zwei Herzen eingeschnitten.

Sie liebten sich, weiß stand der Klee,
ihr Glück war kaum zu fassen,
doch als die Schwalbe sang ade,
da mussten sie sich lassen.

Ade, ade, ade, ade -
Das eine lebt noch auf der Welt,
tut lachen, singen und wandern
und beten, dass es bald zugesellt dem andern.


TRACKLIST

Bruno Walter 1876-1962

Lieder

Complete Recording | Gesamtaufnahme

Im Volkston (Eichendorff)         
01 Erwartung                                    1’22
02 Der traurige Jäger                                   1’54
03 Der Bräutigam                                   1’43

Sechs Lieder Op.11 für eine Singstimme mit Klavierbegleitung     
04 Meine Mutter hat’s gewollt (Theodor Storm)                    2'16
05 Vorbei (Gustav Renner)                                        3'26
06 Waldtrauts Lied I (Julius Wolff)                              1'51
07 Waldtrauts Lied II (Julius Wolff)                             2'09
08 Weißt du, wie lieb ich dich hab? (Hermann Sudermann)          3'49
09 Liebeslust (Fliegende Blätter)                                3'26

10 Der Reiter und der Bodensee                                   5'51

Sechs Lieder Op.l2 für eine Singstimme mit Klavierbegleitung
11 Solvejg’s Lied (Henrik Ibsen)                                 2'57
12 Die Linde (Volkslied)                                         2'41
13 Sehnsucht (Aus "Des Knaben Wunderhorn")                       0'59
14 Entflieh mit mir (Heinrich Heine)                             1'10
15 Es fiel ein Reif (Heinrich Heine)                             2'59
16 Auf ihrem Grab (Heinrich Heine)                               2'38

Sechs Lieder (Eichendorff) für eine Singstimme mit Klavier
17 Musikantengruß                                                2'11
18 Der junge Ehemann                                             3’l2
19 Der Soldat                                                    1‘43
20 Die Lerche                                                    3’l7
21 Des Kindes Schlaf                                             1‘36
22 Die Elfe                                                      1'51

23 Wassernoth (Volkslied)                                        2’44
24 Die Wälder so still (Maidy Koch)                              3'33
25 Verwelkte Blume Menschenkind (Rückert)                        2’00
26 Geburtstagslied                                               1'46

                                                    Total time: 65'20
Susanne Winter - soprano 
Christian Hilz - baritone
Katia Bouscarrut - piano

Recorded 21-26.1.2009, Reitstadel in Neumarkt/Oberpfalz
Producer: Jürgen Rummel    Recording engineer: Klaus Brand
Technical engineer: Bernd Stoll 


FRIEDRICH TORBERG

Angewandte Lyrik von Klopstock bis Blubo

Friedrich Torberg
Eine Literaturgeschichte in Beispielen
(1932)

Diese Literaturgeschichte erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Der Herausgeber hat sich bei der Auswahl der Autoren nicht von deren Rang und Wichtigkeit leiten lassen, sondern von seiner eigenen, streng subjektiven Meinung. Es kann somit aus dem Fehlen eines Autors mit großer Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, daß der Herausgeber nichts gegen ihn einzuwenden hat. (1) Ebenso wahrscheinlich ist es jedoch, daß der betreffende, nicht namentlich genannte Autor zu einer der pauschal behandelten Gruppen gehört.(2).

Für die Mitteilung, daß die letzte Zeile der »Klopstock«-Ode eine Hebung zu wenig aufweist, bin ich Herrn A. o. Prof. Priv.-Doz. Dr. Albin Meyer-Tuttlingen zu Danke verpflichtet.

Der Herausgeber

(1) Dies gilt besonders für Zeitgenossen.
(2) Dies gilt besonders für Zeitgenossen.


Klopstock

Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht.
Aber wenn sich des Sees, streng in horazischem Takt,
Ein Professor ermächtigt,
Dann vergeht dir die Lust zum Baden.


Schiller

Was wälzt sich dort mit Sprachgewalt
Von Pathos Tempel zur Tirade?
Ein Ungeheuer von Gestalt,
Das bald sich bäumet, bald sich ballt -
Hier wird Getümmel zur Ballade.
Wie schade.


Rückert

Ghaséle webt Kayam dem Rahmen ein,
Said flicht Parabeln und Makâmen ein.
Doch leider fällt der Weisheit des Brahmanen
Heil, Bier und Sieg zu oft als Amen ein.


Uhland

An stillen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn,
Da tut es gut, im alten Balladenwald zu gehn.
So Hirtenknab wie König sind von vertrauter Art,
Darüber rauschen Bäume, dahinter rauscht ein Bart.

Ludwig Uhland
Heine

Das war eine große Verwirrung,
Das war des Neuen zu viel:
Satire, Chansons, Polemik,
Und heimliche Tränen und Stil ...

Heut weiß man, daß du der Dichter
Des »Buchs der Lieder« bist.
Im Zweifelsfalle entscheiden
Die Deutschen sich stets für den Mist.


Platen

Am Busento bei Cosenza, Harmosan und Sassaniden,
Tote Goten‚ falsche Turken, Sarazenen, Moslemiden,
Schwall und Schwerter, Ruhm und Rhythmus, Kind im Manne, Mann im Kinde,
Und melodisch klingt selbst August Graf von Platen-Hallermünde.


Preußische Barden

Von Becker und von Schenkendorf will ich euch Kunde geben,
Von Strachwitz, Redwitz, de la Motte-Fouqué und Fallersleben,
Von Arndt und all dem heldischen, hohlklirrenden Gelichter -
Der Gott, der Preußen wachsen ließ, der wollte keine Dichter.


Tu, Felix Austria

Den guten Kaiser Joseph, den edlen Prinz Eugen,
Im Grün bei einem Seidel kann man sie sitzen sehn.
Es sprießt der Halm im Bauernfeld, ein Vogel singt im Stillen ...
Die Parzen weben anderswo. Du, Österreich, hast Grillen.


Volksschul-Lesebuch

Burg Niedeck ist im Elsaß
Zu Breslau in der Stadt
Zu Limburg auf der Feste
Auf steilem Fe|sengrat.
Vasall und Schenk und Truchsess
Und Treue bis ans Grab —
Hie Kerner, Sim- und Gerok!
Hie Müller, Greif und Schwab!

Stefan George
Scheffel

Erstchargierter, Landesvater,
Salamander, Mütze, Schmiß.
Hidigeigei selbst, der Kater,
Krümmt sich vor dem Bierverschiß.


Liliencron

Ein Edelmann, ein Biedermann.
Ein wackrer deutscher Liedermann
find’t nimmer Ruh.
Gleicht's auch wie's Ei dem andern Ei,
Er singt sich eins, er singt sich zwei,
Wer weiß, wozu.


Die Moderne

Wir haben den Dehmel, wir haben den Falk',
Es plätschert der Reim, es rieselt der Kalk
Ohn’ End’.
Und wenn dich die Frucht vom Bierbaum traf,
Dann fällst du sogar auf Holz in den Schlaf.
Sapperment.
Denn damit wir bestehn vor dem Zahn der Zelt,
Fehlt uns ja nur eine Kleinigkeit:
Talent.


Wedekind

Ich hab meine Tante geschlachtet,
Meinen Onkel geschändet, und dann
Bei einer Hure, ja Hur übernachtet,
Und behielt doch immer den Stehkragen an.


Stefan George

der meister eh er noch die feder tauchte
denkt schon an bütten schon an offizin
den grauen augen staut sich der erlauchte
satz-bau von georg bondi in berlin


Rilke

Strophen gibt es, die singen
sich von selber zu Bett.
Und du träumst von verblichnen Dingen,
von Bändern, und wie sie sich schlingen,
durch einer Madonna Korsett.


Hofmannsthal

Und Dichter wachsen auf und lesen vieles,
und sind wie Lamm und Pfau, und sehr umragt
von der Bemühtheit ihres eignen Stiles.

Und dennoch sagt der viel, der »Trakl« sagt.

Hugo von Hofmannsthal
Ekstatik

Kosmisches Urlicht sternt auf. Rot grellen orangene Sonnen.
Vom Geharf in ihren ultravioletten Strahlen sind mein unendlich schwarzen Finger erhitzt.
Vanillene Katarakte steilen aus purpurnen Bronnen,
Da sich auf weißem Papier ein Tintenklecks blau verspritzt.


Expressionismus

Alles zu viel und zu wenig, was wir bisher stammelnd erfaßten.
Gott ist in dir, o Mensch. Die Welt ist klein. Du aber, und möglicherweise auch ich, wir beide sind groß.
O Hand in Hand an den beinernen Knöpfen entlang sich zu tasten!
Siehe: verdurstend wie alle Kreatur auch das Gerippe der Schreibmaschine liegt bloß.


Soziale Note

Steh auf, Prolet! Die Ketten sind zerrissen!
Ich sing dir was von Schächten und von Schlotenl
Ich geig dir was von Streik! Ich muß es wissen,
denn meine Noten sind soziale Noten.
Ich mach das Lied, du reiß die Welt in Fetzen!
Steh auf, Prolet! Und laß mich setzen.


Großstadtlyrik

Fabriken stehen Schlot an Schlot,
vorm Hurenhaus das Licht ist rot.

Ein blinder Bettler starrt zur Höh,
ein kleines Kind hat Gonorrhoe.

Eitrig der Mond vom Himmd trotzt
Ein Dichter schreibt. Ein Leser kotzt.


Karl Kraus

Der‚ welcher rechnet, ob, wenn er sich's richtet,
er Sprache sprachlos macht, und dennoch dichtet -
der hat, sei ihm das Resultat erbötig,
zur Arithmetik auch die Ethik nötig.


Junge Generation

Ich bin ein verlorener Sohn
aus der jungen Generation.
Ich bin deklassiert und entwurzelt
in die Literatur gepurzelt.
Ich leide, du leidest, wir leiden.
Das macht uns so unbescheiden.

Bertolt Brecht
Prager Schule

Früh, wie ich aufsteh, geb ich mich ins Dichten.
Die Köchin singt ihr »Šla Naninka« leise mit.
Ich brauch den Blick nur auf den alten Friedhof richten.
Ich hab von Haus aus Kolorit.


Wiener Schule

Es ist sehr halb. Aus halb verhangnen Stuben,
die halb Kaffeehaus sind und halb Barock,
aus Katholiken und aus Judenbuben
formt sich halb müd, halb geil ein ganzer Schmock.


Berliner Schule

Wir dichten mit der kalten Lameng,
wir machen Changsongs mit Gebrauchsrefreng,
mal schnieke‚ mal dufte, mal kesse.
Und sagt wer, das sei keine Literatur,
dann haut ihm die Voss, die Beh-Zett, das Zwölfuhr
beng-bang mittenmang
dann haun wa ihm eins in die Fresse.


Bert Brecht

Brüder, seit ich begabt aus dem Dickicht der Städte hervorbrach
wurdet ihr längst zu Genossen. Es müssen aber
aus den Genossen auch Leser werden. So
will es das ZK der KPD, das EKKI-Plenum. RH. Agltprop und WC. Folglich
dichte ich so, daß es jeder verstehn kann. Ihr
werdet es verstehn, Genossen. Ihr
könnt es eventuell auch selber schreiben.


Blubo

Vom Brachfeld ochst sich furch der Nebel in die Traufe.
Braun schwalgt der Herdrauch gelb, der sich dem Stank vereint.
Es kuht die Nacht vom Koben brunz zur Schlaufe,
Wann schon der Vorknecht mit der Hintermagd im Stalle schweint.


Quelle: Friedrich Torberg: PPP. Pamphlete - Parodien - Post Scripta. München/Wien, Langen Müller 1964, S. 213 ff. Zitiert nach: Klaus Peter Dencker (Hrsgr): Poetische Sprachspiele. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Stuttgart, Philipp Reclam jun. 2002, (Reclams Universal-Bibliothek 18238). Seite 166 ff.


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Henri Duparc: Lieder | Heinrich Heine: Eine (andere) Winterreise.


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