9. Juni 2009

Mozart - Beethoven - Quintette für Klavier und Bläser

Mozarts »bestes Werk« ...

Mozart hat sein "Quintett in Es-Dur für Klavier und vier Bläser" (KV 452) am 30. März 1784 in sein »Verzeichnüß aller meiner Werke« eingetragen. Zu dieser Zeit war er endgültig in Wien angekommen, und hatte innerhalb von sechs Wochen als Klaviervirtuose und Komponist bei 22 Akademien mitgewirkt, daneben seine Schüler bzw. Schülerinnen unterrichtet und natürlich komponiert. Denn das Wiener Publikum wollte stets etwas Neues von ihm hören. »Nun können sie sich leicht vorstellen, dass ich nothwendig neue Sachen spielen muss […]«, schrieb er dem Vater. Neu war in Wien aber auch die »Harmoniemusik«, ein Ensemble aus acht Bläsern (2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Hörner und 2 Fagotte).

Mozarts Quintett, das er im k. k. Burgtheater am 1. April 1784 in einer eigenen Akademie den Wienern vorstellte, ist in diesem musikgeschichtlichen Zusammenhang zu sehen. Dem Vater berichtete er zehn Tage später von dem Ereignis: »Ich habe 2 grosse Concerten geschrieben, und dann ein quintett [KV 452], welches ausserordentlichen beyfall erhalten; - ich selbst halte es für das beste was ich noch in meinem leben geschrieben habe. […] Ich wollte wünschen sie hätten es hören können! – und wie schön es aufgeführt wurde!«. Am 13. Juni wurde das Werk noch einmal im Rahmen einer Privatakademie aufgeführt, in Döbling bei Wien auf dem Landsitz des Hofagenten Ignaz von Ployer. Dessen Tochter Barbara, für die Mozart gerade erst zwei Klavierkonzerte (Es-Dur KV 449 und G-Dur KV 453) komponiert hatte, war seine Schülerin.

Mit der Komposition des Quintetts hatte sich Mozart eine schwer zu lösende Aufgabe gestellt: Denn die fünf Solisten besitzen ein denkbar unterschiedliches Tonspektrum. Genau hieraus zieht Mozart jedoch seinen Vorteil. Er betont das individuelle Klangprofil, schafft aber gleichzeitig eine Vielzahl von instrumentalen Kombinationen und Klanggruppen. Immer wieder findet er neue Frage- und Antwort-Situationen, verbindet thematische Arbeit mit satztechnischen und klanglichen Resultaten und die »gelehrte« kontrapunktische Schreibweise mit dem »galanten« Stil. Neu für die Gattung Kammermusik ist die Verbindung von Solo und Tutti-Konstellationen und damit ein Konzertgestus, der im Finalsatz noch durch eine Cadenza bestätigt wird. Neu ist auch die langsame Einleitung im 1. Satz, die einen sinfonischen Charakter hat.

»Das Quintett«, schreibt die Musikwissenschaftlerin Nicole Schwindt, »ist in sich ein kleiner Kosmos des mozartichen Komponierens und Musizierens auf dem biografischen Erfolgsgipfel.«

(Quelle: Programmheft Konzerthausorchester Berlin, 12.10.2006)

Quintett für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier (Es-Dur) op. 16, Titel der Erstausgabe

... von Beethoven nicht übertroffen

Beethoven hätte schon bei seinem ersten Wienbesuch im April 1787, der in einer kurzen Begegnung mit Mozart gipfelte, dessen Bläserquintett kennenlernen können. Sicher ist aber, daß er zum Zeitpunkt der Komposition seines Opus 16 bestens mit ihm vertraut war, und daß er sich mit dieser Komposition ganz bewußt in Beziehung zuMozart setzt: Die äußere Analogie zwischen Beethovens op.16 und Mozarts KV 452 – in Tonartenfolge, Anzahl und Form der Sätze – ist in der Tat so groß, daß ihre Feststellung schon ein unvermeidlicher Gemeinplatz geworden ist:

„Bekanntlich hat Beethoven in seinem Quintett (Op.16) mit diesem Mozartschen (Es-dur oeuvr.XIV [i.e. KV 452]) gewetteifert; vielleicht tritt bei keinem seiner Werke in gleicher Weise heraus, daß er sich ein Muster gesetzt hatte, um es nachzubilden; übertroffen hat er es diesmal nicht.“
(Jahn: W. A. Mozart, 1. Auflage, Leipzig 1859, IV/51)

Diese Äußerung reizte noch ein halbes Jahrhundert später zu scharfem Widerspruch:
„Das sind ungereimte Dinge. Beethoven als Geist vom Geiste Haydns, als Geist vom Geiste Mozarts, läßt es oft unbewußt erkennen, daß er vieles von ihnen empfangen hat; Mozart-Anklänge begegnen einem sogar noch in seinen allerletzten Sonaten: allein ein bewußtes Nachbilden ist bei Beethoven ganz ausgeschlossen.“
(Kalischer: Beethoven und Wien, Berlin 1910, S.27)

Und Hermann Abert ersetzte in seiner überarbeiteten Mozartbiographie den inkriminierten Passus durch die salomonische Formulierung:
„Vergleichende Werturteile sind indessen wieder einmal müßig, denn beide Werke spiegeln die Eigentümlichkeiten ihrer Schöpfer getreu wieder und stehen künstlerisch durchaus auf derselben Stufe.“
(Jahn-Abert: W. A. Mozart, 6. Auflage, Leipzig 1919-1924, II/189)

Daß weise Einsichten dieser Art nicht geeignet sind, einem zünftigen Reminiszenzenjäger die Freude an seiner Lieblingsbeschäftigung zu verderben, ist bekannt: In den Mozart-Anklängen des zweiten Satzes (Zauberflöte, Don Giovanni) wollte man nach Jahns Zeugnis sogar eine explizite Huldigung an Mozart sehen, und die Nähe des Rondothemas zum analogen Thema aus Mozarts Es-Dur-Klavierkonzert KV 482 hätte, frei nach Brahms, auch nur einem Esel verborgen bleiben können.

Sogar in der Doppelgestalt des Werkes (als Quintett und Quartett) läßt sich eine Parallele zu Mozart erkennen: Dessen Quintett war, freilich ganz ohne Zutun des Komponisten, schon bald in (mehreren, unterschiedlich schlechten) Klavierquartett-Fassungen erschienen. Beethoven, aus dessen brieflichen Äußerungen wir wissen, wie geschärft seine Einsicht in die Problematik solcher populärer „Arrangements“ war, wollte wohl anmaßendem Dilettantismus zuvorkommen und ließ seine eigene Alternativfassung gleichzeitig mit dem Original erscheinen. Die Hierarchie der beiden Versionen steht allerdings außer Streit: Die Erstausgabe verzichtet sogar auf die Anpassung des Titels – erst beim Nachdruck von 1802 trägt die Streicherfassung die korrekte Bezeichnung „Quartetto“. Ohne Zweifel hat aber diese authentische Quartettbearbeitung ganz wesentlich zur Verbreitung des Werkes beigetragen.

Wie neuere Forschungen (Douglas Johnson, 1980) ergeben haben, dürfte das Werk zum Großteil auf der einzigen großen Konzertreise Beethovens, die ihn zwischen Februar und Juli 1796 nach Prag, Dresden, Leipzig und Berlin führte, entstanden sein. Teile des ersten Satzes wurden aber wohl schon früher (wahrscheinlich 1794) konzipiert, und sicher wurde das ganze Opus, wie fast alle Kompositionen des Meisters, vor der Uraufführung (1797) und der Drucklegung (1801) tiefgreifend revidiert – nähere Anhaltspunkte dazu fehlen freilich, da das Autograph verschollen ist.

(Quelle: Claus-Christian Schuster)

TRACKLIST

Mozart - Beethoven
Quintets for Piano & Winds
Rudolf Serkin


Wolfqanq Amadeus Mozart (1756-1791)

Quintet in E-flat major for Piano and Winds, K. 452

[1] I.   Allegro moderato                  10'54
[2] II.  Larghetto                          9'38
[3] III. Allegretto final                   5'42


Ludwiq van Beethoven (1770-1827)

Quintet in E-flat major for Piano and Winds, Op. 16

[4] I.   Grave. Allegro ma non troppo      10'36
[5] II.  Andante cantabile                  9'19
[6] III. Rondo. Allegro ma non troppo       5'38

     
Total                                      51'47           


Rudolf Serkin, piano
John de Lancie, oboe
Anthony Gigliotti, clarinet
Sol Schoenbach, bassoon
Mason Jones, French horn

Recorded on September 22 & 23, 1953
(P) und (C) 2004


Ludwig van Beethoven, Brief an Carl Czerny, Wien, 12. Februar 1816, Autograph
Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Br 112


Vor einer Russlandreise gaben sowohl der Geiger Ignaz Schuppanzigh als auch der Cellist Joseph Linke ein Abschiedskonzert. In Schuppanzighs Konzert am 11.2.1816 wurden nur Werke Beethovens gegeben, darunter auch op. 16. Czerny hatte darin den Klavierpart übernommen und sich manche virtuose Freiheiten und Hinzufügungen erlaubt, "im jugendlichen Leichtsinn", wie er später selbst zugab. Beethoven, der zu der Aufführung dazukam, war über Czernys Eigenmächtigkeit so erbost, dass er ihn vor allen Musikern rügte. Am folgenden Tag entschuldigt sich Beethoven dafür mit vorliegendem Schreiben: "ich plazte gestern so heraus, Es war mir sehr leid, als es geschehen war, allein, dies müßen sie einem autor verzeihen, der sein werk lieber gehört hätte gerade, wie er's geschrieben, so schön sie auch übrigens gespielt".

Beethoven verspricht, sein Fehlverhalten in Linkes Konzert "laut wieder gut" zu machen. Auch in Linkes Abschlusskonzert am 18.2.1816 sollte Czerny den Klavierpart übernehmen - Linke spielte Beethovens Cellosonaten op. 102. Sein Versprechen hat Beethoven eingehalten und Czerny öffentlich sein Wohlwollen ausgesprochen.
(Quelle: Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Br 112)

CD Info and Scans (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 29 MB
embedupload --- Filepost --- Depositfile --- uploadable

Unpack x65.rar and read the file "Download Links.txt" for links to the Flac+Cue+Log Files [51:47] 3 parts, 247 MB

Reposted on August 22, 2014

Musikalische Kostprobe:

Ludwig van Beethoven: Quintet in E-flat major op 16. III. Rondo. Allegro ma non troppo

13 Kommentare:

  1. Part two is damaged. help, please!

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  2. I cannot find the password anywhere.

    Please help me. Thanks.

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  3. Hi, WMS.Nemo
    For the second archive Mediafire keeps sending an error message. I've downloaded the first part without any trouble at all.
    Btw, do you happen to know where to trace Ruebsam's complete performance of Bach's Orgelwerk on Naxos?
    Ane

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  4. Some minutes ago, I replaced part 2 in the Mediafire archive. Then I downloaded it again, and could unrar correctly. The problem should be solved!

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  5. @GJC: No password required, as usual in the kammermusikkammer.

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  6. Du bist sehr schnell, Nemo
    Danke viel
    Ane

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  7. Besten Dank, auch für die (wie immer) wunderbare Präsentation!

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  8. Thank you for sharing!
    Danke!

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  9. The notes and documentation are the best part of your shares. Tausend Dank!

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  10. hi

    wonderful blog - love the link to paintings particularly.. thanks

    I have tried to download some 2009 links and they are dead - the above is damaged when I decompress it (the Serkin) tho I do get a minute or so! which sounds lovely..

    The latest Reinecke is missing too tho I would like the Klocker ones more the obscurer clarinet composers..)

    Any chance of reprising these?? A lot of work I imagine.

    Thanks again..

    o yes would love the mozarts - the variety of clarinet soloists..

    Thanks

    Dee

    o the share bee asks for all kinds of endless input - questionnaires etc! why is that??

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  11. I reposted a new rip to a new host. Enjoy the music!

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  12. My father had this LP when I was a very little boy. Many thanks for the posting.

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