Vor zwei Jahren habe ich im Shop des Museums »Het Rembrandthuis« in Amsterdam diese beiden CDs erworben, die – wie ich vermute – inzwischen nicht mehr angeboten werden. Da Museumsbesucher in der Regel mehr an T-Shirts und Porzellan interessiert sind, sind die beiden Silberscheiben wohl in kleiner Auflage erschienen, und daher Raritäten.
Die CD mit Rembrandts »Flötenspieler« (1642) auf dem Cover enthält Musik bekannter Barockmeister, die ich zum überwiegenden Teil bereits in der Kammermusikkammer vorgestellt habe: Johann Joseph Fux erschien hier in einer Aufnahme durch den Concentus musicus von 1970, Heinrich Ignaz Franz Bibers »Missa Salisburgensis« in einer Aufführung durch Reinhard Goebels Musica Antiqua Köln. Biagio Marini ist hier durch sein Opus 1, die »Affetti musicali«, vertreten.
Die zweite CD, mit der hübschen Kachel (ca. 1650) aus dem »Nederlands Tegelmuseum« beschildert, präsentiert holländische Komponisten des 17. Jahrhunderts, die bei uns weniger bis gar nicht bekannt sind. Daher feiern Johann Schop, Jacob van Eyck, Nicolaus à Kempis, Hendrik Anders und Servaes de Koninck heute ihre Galapremiere in der KMK.
CD 1, Track 20: Heinrich Ignaz Franz Biber: Sonata Jucunda
TRACKLIST Museum HET REMBRANDTHUIS Music from the time of Rembrandt Johann Joseph Fux [1660-1741]: Ouverture in d minor 1. Ouverture 06:27 2. Menuet 01:16 3. Aria 01:22 4. Fuga / Lentement 02:14 5. Gigue 01:44 6. Aria 01:56 Heinrich Ignaz Franz Biber [1644-1704]: Sonatae tam aris quam aulis servientes 7. Sonata a cinque 04:50 8. Sonata a cinque 05:58 Tarquinio Merula [1594/5-1665]: 9. Ciaconna a 4 03:21 10. Ballo detto Pollicio 02:43 Biagio Marini [1597-1665]: 11. Passacalio a 4 07:48 Johann Joseph Fux [1660-1741]: 12. Rondeau 7 in C major 03:58 Heinrich Ignaz Franz Biber [1644-1704]: Partia VII 13. Praeludium 02:06 14. Allamande 01:09 15. Sarabande 02:34 16. Gigue 02:46 17. Aria 02:12 18. Trezza 00:42 19. Arietta variata 06:45 Heinrich Ignaz Franz Biber [1644-1704]: 20. Sonata Jucunda 06:59 Speeldur / Total time: 60:09 COMBATTIMENTO CONSORT AMSTERDAM Jan Willem de Vriend Museum Het Rembrandthuis, Jodenbreestraat 4, 1011 NK Amsterdam http://www.rembrandthuis.nl/ Front conver: The flute player, 1642. Etching and drypoint, State III (4), 116 x 143 mm.
CD 2, Track 9: Johann Schop: Lachrime pavan
TRACKLIST 17th Century Dutch Tile & Music 01. Johann Schop: Sine titulo 05:47 02. Anoniem: Courante, Sarabande en Canari Suedoise 02:56 03. Johann Schop: Nobel-Man 02:36 04. Anoniem: Feltstuck van den Comoran in Ungarn 01:42 05. Johann Schop: Ballet 03:17 06. Nicolaes a Kempis: De lustelycke mey 05:41 07. Jacob Van Eijk: Engels nachtegaaltje 06:25 08. Jacob Van Eijk: Postillon 02:14 09. Johann Schop: Lachrime pavan 06:56 10. Nicolaes a Kempis: Symphonia prima 04:01 11. David Petersen: ut "Speelstukken": Praeludium XII 01:55 12. Philippus van Wichel: Sonata prima 02:58 13. Hendrik Anders: Gigue Grotesque 00:46 14. Servaas de Konink: Drinklied 01:18 15. Servaas de Konink: Sonate - largo - allegro - adagio 04:20 16. Henrik Anders: Gaillarde 00:31 17. Servaas de Konink: Drinklied 01:09 18. Henrik Anders: Bourree 00:40 19. Henrik Anders: Phantasie 03:11 Speelduur / Total time: 58:30 Zusammenstellung: Antoinette Lohmann Musiker: Antoinette Lohmann (1st violin, kit, discant-viol) Arjen de Graaf (2nd violin, tambourine) Anneke Boeke (recorders) Rene Schiffer (viol, violoncello) Jan Hollestelle (violone) Vaughan Schlepp (harpsichord, organ, hurdygurdy) Jane Gower (dulcian) Paul Hermans (cimbalom) Elly van Munster (theorbo) Ton van Dort (percussion) Harry van der Kamp (bass) Dorethee Wortelboer (dancer) Distributed by Holland Gallery Museums Gifts, info@museumgifts.nl Front cover: Artist with easel. Tile, apx. 1650, Collection Dutch Tile Museum
Rembrandt's Radierungen
Rembrandt: Christus lehrend ("Das Hundertguldenblatt"), ca. 1643-49, Radierung, Kaltnadel und Grabstichel, 278 x 388 mm. |
Was Rembrandt betraf, so waren die Radierungen keineswegs nur eine Nebenbeschäftigung, und seine Drucke können daher nicht einfach als minderwertiges Nebenprodukt seiner Gemälde gewertet werden, nur weil diese heute wesentlich berühmter sind. Fast während seines gesamten Berufslebens nahm Rembrandt seine grafischen Arbeiten sehr ernst - bereits während der frühen Künstlerjahre in seiner Geburtsstadt Leiden, aber auch auf dem Höhepunkt seines Schaffens als erfolgreicher Maler in Amsterdam. Erst gegen Ende seines Lebens griff er seltener zur Radiernadel.
Rembrandt: Die Beschneidung im Tempel (Gersaint 48), ca. 1626. Radierung, Zustand II (2), 214 x 160 mm. |
Seit dem Jahr 1631, also noch vor seinem Umzug von Leiden nach Amsterdam, arbeitete Rembrandt eine Zeitlang mit dem Leidener Kupferstecher Jan van Vliet zusammen. Die imposantesten Ergebnisse dieser Partnerschaft - zwei Szenen aus dem Neuen Testament - beeindrucken besonders durch ihre ausgefeilte Bearbeitung, wobei allerdings ein Teil der spontanen Ausstrahlung der frühesten Werke verloren gegangen ist. Die Schraffur ist gleichmäßiger, und die Szenen besitzen fast die Präzision und Detaildarstellung eines Stichs. Während dieser Zeit schuf Van Vliet darüber hinaus Reproduktionen von Gemälden Rembrandts - eine Geschäftsidee, die bereits Rubens praktiziert hatte, indem er seine Gemälde von einer Vielzahl von Kupferstechern als Drucke reproduzieren ließ, so dass sie in ganz Europa bekannt wurden. Daher liegt die Annahme nahe, dass der junge und ehrgeizige Rembrandt seinem berühmten Künstlerkollegen aus Antwerpen nacheifern wollte.
Rembrandt: Die Verkündigung an die Hirten, 1634, Radierung, Grabstichel und Kaltnadel, Zustand III (3), 262 x 218 mm |
Während Rembrandt bei seinen frühen Werken einfach nur die Radiernadel und gelegentlich auch den Grabstichel verwendete, setzte er bei dieser Radierung aucb die Kaltnadel ein, auf die er immer häufiger zurückgriff. Dies zeigt sich vor allem in seinem Werk Christus lehrend ('Das Hundertguldenblatt'), an dem er in Abständen über einen langen Zeitraum immer wieder arbeitete - möglicherweise in der Zeit zwischen 1643 und 1649 - und das in mehrfacher Hinsicht als das grafische Gegenstück zu seinem Gemälde Die Nachtwache betrachtet werden kann. Die Radierung ist außerordentlich vielseitig, nicht nur im Hinblick auf die Technik - eine Kombination von Radierung, Kaltnadel und Grabstichel -, sondern auch bezüglich der Linienführung. Dichte, regelmäßige Schraffurflächcn wechseln sich ab mit individuelleren, geschwungenen Linien. Die Figuren in der linken hellen Bildhälfte sind mit knappen, aber sehr prägnanten Strichen wiedergegeben, wohingegen die Personen in der rechten Bildhälfte mit einer wesentlich feineren Linienführung dargestellt wurden.
Rembrandt: Adam und Eva (Der Sündenfall), 1638. Radierung, Zustand II (2), 162 x 116 mm. |
Ebenso wie andere große Vertreter der Kunst der Radierung - wie etwa Albrecht Dürer, Lucas van Leyden und Hendrick Goltzius - stellte auch Rembrandt seine größten künstlerischen Fähigkeiten bei der Wiedergabe biblischer Szenen unter Beweis, insbesondere bei Themen aus dem Neuen Testament. Gerade diese biblischen Darstellungen aus dem Neuen Testament markieren den Beginn seiner Karriere als Radierer und zeigen die wichtigsten Innovationsphasen auf; vor allem bei Rembrandts Anwendung der Kaltnadeltechnik. Die drei Kreuze und Christus dem Volke vorgestellt sind wunderbare Beispiele für seine vollendeten Fähigkeiten: Die beiden Drucke enthalten zahlreiche skizzenhaft angelegte Figuren, samtige Linien und tonale Effekte. Rembrandt zeichnete diese Kompositionen mit der Kaltnadel direkt auf die Kupferplatte und nutzte dadurch die gesamte Gestaltungsvielfalt dieser Technik.
Rembrandt: Die Landschaft mit den drei Bäumen, 1643. Radierung, Kaltnadel und Grabstichel. Einziger Zustand, 213 x 279 mm |
Rembrandts Portraits zeichnen sich häufig durch eine große Detailgenauigkeit und eine sorgfältige Wiedergabe der portraitierten Personen aus. In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich von den Studien seiner häufig exotisch gekleideten Modelle, da hierbei der Schwerpunkt auf typischen, allgemeingültigen Gesichtsausdrücken liegt und weniger auf der Darstellung individueller Personen. Diese Variation zwischen Portrait und Typus findet sich auch in den vielen Radierungen, für die der Künstler selbst Modell stand. Auch Rembrandts Genrestudien sind weniger ein Abbild seines tatsächlichen Umfelds als vielmehr Wiedergaben typischer Alltagsszenen. Einige Werke treiben ihren Spott mit dem schamlosen Verhalten mancher Menschen, während andere unser Mitleid erregen - Figuren, die sich trotz ihrer Armut eine gewisse Würde bewahrt haben.
Rembrandt: Die drei Kreuze, 1653, Kaltnadel und Grabstichel, 385 x 450 mm |
Dennoch erfreuten sich seine Radierungen bei Kennern und Sammlern stets großer Beliebtheit, und man schätzte den Künstler nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Deutschland, Frankreich und weiter entfernten Ländern. In seinem letzten Lebensjahr ging beispielsweise eine große Anzahl seiner Radierungen an einen Sammler in Italien. Obwohl Rembrandt nach 1661 (abgesehen von einer einzigen Ausnahme) keine neuen Radierungen mehr anfertigte, wurden von seinen alten Werken bis ins 20.Jahrhundert hinein noch Drucke hergestellt - wie die turbulente Geschichte von Rembrandts Kupferplatten zeigt.
Rembrandt: Christus dem Volke vorgestellt, 1655, Kaltnadel, Zustand V (8) 358 x 455 mm |
In stilistischer Hinsicht jedoch gibt es nichts, was sich mit Rembrandts grafischem Werk vergleichen ließe: Für seine freie, flüssige Linienführung und seine meisterhafte Verwendung von Helldunkeleffekten existieren einfach keine vorangegangenen Beispiele. Und dies gilt umso mehr für seine experimentelle Vorgehensweise beim eigentlichen Radierverfahren. Kein Künstler vor ihm hatte die technischen Möglichkeiten dieses Fachs je so umfassend und vielfältig ausgeschöpft. Daher schrieb Rembrandts Zeitgenosse, der Chronist John Evelyn mit Fug und Recht über "den unvergleichlichen Reinbrand, dessen Radierungen und Stiche von einem außergewöhnlichen Geist zeugen".
Quelle: Rembrandts Radierungen. In: Eva Ornstein-Van Slooten und Marijke Holtrop: Das Rembrandthaus. Katalog der Radierungen Rembrandts. Waanders Uitgevers, Zwolle, 2008. ISBN 978-90-400-8511-6. Seite 9 und 10
CD Info and Scans (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 62 MB
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Reposted on March 9th, 2017
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