7. Januar 2009

Dmitri Schostakowitsch: Cellosonate op. 40, Violinsonate op. 134

Kurz nach dem sensationellen Erfolg seiner Oper "Lady Macbeth von Mzensk", der den Ruf Schostakowitschs nicht nur in Russland, sondern auch im Westen begründete, entstand 1934 sein eigentlich erstes kammermusikalisches Werk, die Sonate für Violoncello und Klavier d-Moll op. 40. Sie wurde von Viktor Kubatsky und dem Komponisten selbst am 25. Dezember 1934 uraufgeführt.

"Die beiden Themen des 1. Satzes (Moderato, Largo) sind von der russischen Folklore inspiriert. Der 2. Satz (Moderato con moto) hat orientalisches Kolorit. Mit großem Atem ist die Melodie des Largo gestaltet. Nur im Finale, einem musikantisch aufgelockerten Allegretto, dominiert noch das Groteske, das Ironisch-Karikierende, mit dem der junge, westlich orientierte Schostakowitsch in der Oper "Die Nase" (1928) und Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester (1933) seine Landsleute schockierte." (Wolfgang Ludewig, in: Reclams Kammermusikführer, S. 994)

Dmitrij Schostakowitsch, im Jahre 1935

Die Sonate für Violine und Klavier op. 134 entstand zu Ehren David Oistrachs und wurde von diesem gemeinsam mit Svjatoslav Richter am 3. Mai 1969 uraufgeführt. "Wie die späten Streichquartette und Sinfonien zeigt auch sie in den drei Sätzen alle Merkmale eines auf Konzentration und Klarheit bedachten Spätstils. Der 1. Satz beginnt mit einem aus den 12 chromatischen Tönen gebildeten Thema, das aber frei weitergeführt wird, ein Beispiel dafür, wie Schostakowitsch Anregungen aufnahm, ohnen ihnen jedoch orthodox zu folgen. Die Geige steht im Vordergrund, das Klavier hat begleitende Funktion. Toccatenartig im Aufbau ist dann der 2. Satz, ein verzerrter Marsch, sarkastisch und ironisch, der einzige schnelle Teil des sonst auf Meditation und Trauer gestimmten Werkes. Ein Largo, in dem Schostakowitsch auf das Thema des 1. Satzes zurückgreift, leitet den Finalsatz ein, an dessen Ende der Anfang von Alban Bergs Violinkonzert erklingt: Ein Zitat aus einer Musik der Trauer." (a.a.O., S. 1000/1001)

Die Musik zu Alexander Fainzimmers Film "Die Pferdebremse" (1955) wurde zu Schostakowitschs bekanntestem Soundtrack, vor allem in der von seinem Assistenten Lev Atovmian zusammengestellten Suite. Die "Romanze" läßt sich ebenso gut auf einem Violincello wie auf der ursprünglich vorgesehenen Geige spielen, während das "Nocturne" bereits original für das Cello konzipiert wurde.

TRACKLIST


Dmitry SHOSTAKOVICH
(1906-1975)



Sonata for Cello and Piano, Op. 40        27:32
[1] Allegro non troppo                    11:55
[2] Allegro                                3:10
[3] Largo                                  7:54
[4] Allegro                                4:32

Dmitry Yablonsky, Cello  
Ekaterina Saranceva, Piano



Sonata for Violin and Piano, Op. 134      32:32
[5] Andante                               10:28
[6] Allegretto                             6:56
[7] Largo                                 15:08

Maxim Fedotov, Violin
Galina Petrova, Piano



[8] Romance for Cello and Orchestra from The Gadfly
(trans. D. Yablonsky)                  2:59
[9] Nocturne for Cello and Orchestra from The Gadfly
(trans. D. Yablonsky)                  4:00

Dmitry Yablonsky, Cello  
Russian Philharmonic Orchestra, Dmitry Yablonsky, Conductor



Recorded at Studio 5 of the Russian State TV & Radio Company Kultura
from 15th to 30th November 2004.
Producer: Lubov Doronina
Engineers: Vladimir Samoilov and Andrey Volovikov
Booklet notes: Richard Whitehouse - Cover photograph: Juan Hitters
(P) & (C) 2006


Gabriel Glikman (1913-2003): Dmitrij Schostakowitsch

FUNDSTÜCKE:
Die Internationalen Musikverlage Hans Sikorski engagieren sich seit den 1950er Jahren für die neue sowjetische bzw. russische Musik. Auf ihrer Webseite finden sich unter der Rubrik Downloads zahlreiche umfangreich kommentierte Werksverzeichnisse, auch von Schostakowitsch.

Für das schnelle Nachschlagen empfehle ich dagegen das Werksverzeichnis bei Klassika.

Die politische und künstlerische Bedeutung Schostakowitschs wird kontrovers diskutiert: "Schluß mit dem Schostakowitsch-Kult" fordern die Musikakzente, und veröffentlichen den infamen Prawda-Artikel "Chaos statt Musik" vom 28. Jänner 1936.

Das "Erbe von Dmitri Schostakowitsch" wird von der trotzkistischen Vierten Internationale (durchaus in ihrem Sinne) gesichtet - war er Staatskünstler, Angepaßter, heimlicher Dissident?

Das 2006 erschienene Buch von Oxana Dwornitschenko „Dmitri Schostakowitsch, puteschestwije“ (Dmitri Schostakowitsch, eine Reise) reflektiert die Haltung der gegenwärtigen russischen Kulturkritik zu Schostakowitsch.

Über den Maler Gabriel Glikman

1913 im weißrussischen Witebsk geboren, schaute der siebenjährige Gabriel Glikman Marc Chagall über die Schulter, was ihn nachhaltig prägen sollte. Nach der Übersiedlung nach St. Petersburg studierte er an der dortigen Kunstakademie und arbeitete fortan als Maler, Bildhauer und Graphiker. Mit zahlreichen Persönlichkeiten war er befreundet, darunter mit Schostakowitsch, der seine Arbeiten sehr schätzte. Kennen gelernt hat er Schostakowitsch durch seinen Bruder Isaak Glikman, der mit dem Komponisten eng befreundet war und wichtige Schostakowitsch-Briefe veröffentlichte. Als 1968 eine Ausstellung mit seinen Bildern nach wenigen Tagen geschlossen wurde und er als „künstlerisch Subversiver“ galt, stellte Gabriel Glikman einen Ausreiseantrag und konnte 1980 in den Westen emigrieren. Von 1982 bis zu seinem Tod 2003 lebte er in München.

Über Gabriel Glikman informiert die Seite http://www.glikman.de/index.html, kunsthistorische Würdigung inklusive.

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Reposted on September 12, 2014

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