Daß Johann Sebastian Bach damals einen solchen Erneuerungsschub in die Geschichte der Sonatenkomposition einbringen konnte, lag unter anderem an dem besonderen Klima in Köthen, wo er seit 1717 für fünfeinhalb Jahre als »HochFürstlich Anhalt-Cöthenischer Capel-Meister und Directore derer Cammer Musiquen« lebte und arbeitete. Der dortige Fürst Leopold von Anhalt, bei Bachs Dienstantritt gerade 23 Jahre alt, war ein großer Liebhaber der Künste und selbst ein versierter Amateur-Musiker. Daß Fürst Leopold nun den knapp 10 Jahre älteren Bach aus Weimar an seinen Hof nach Köthen holte, hatte für beide Seiten eine große Bedeutung: Fürst Leopold leistete sich einen Komponisten und Kapellmeister, der seinen Hof zu einem bedeutenden Kulturzentrum mitgestaltete, und Bach erhielt die Möglichkeit, die fruchtbare Atmosphäre und nicht zuletzt eine angemessene finanzielle Grundausstattung für seine kompositorischen Experimente.
Schloß Köthen, um 1650 |
Das Schloß Köthen heute |
Quelle: Thomas Kahlcke: Erneuerungsschub für die Gattung. Im Booklet
CD 1, Track 1: Sonata in B minor, BWV 1014, I. Adagio
TRACKLIST JOHANN SEBASTIAN BACH (1685-1750) COMPLETE VIOLIN SONATAS BWV 1014-1023 CD 1 1.08'30" Sonata in B minor, BWV 1014 for violin and harpsichord Sonate h-moll für Violine und Cembalo Sonate en si mineur pour violon et clavecin (01) 1. Adagio 3'13" (02) 2. Allegro 3'04" (03) 3. Andante 2'44" (04) 4. Allegro 2'27" Sonata in A, BWV 1015 for violin and harpsichord Sonate A-dur für Violine und Cembalo Sonate en la majeur pour violon et clavecin (05) 1. - 2'09" (06) 2. Allegro 3'05" (07) 3. Andante un poco 2'52" (08) 4. Presto 3'24" Sonata in E, BWV 1016 for violin and harpsichord Sonate E-dur für Violine und Cembalo Sonate en mi majeur pour violon et c1avecin (09) 1. Adagio 4'11" (10) 2. Allegro 3'06" (11) 3. Adagio ma non tanto 4'26" (12) 4. Allegro 3'49" Sonata in C minor, BWV 1017 for violin and harpsichord Sonate c-moll für Violine und Cembalo Sonate en ut mineur pour violon et clavecin (13) 1. Largo 2'20" (14) 2. Allegro 4'36" (15) 3. Adagio 3'08" (16) 4. Allegro 3'36" Sonata in F minor, BWV 1018 for violin and harpsichord Sonate f-moll für Violine und Cembalo Sonate en fa mineur pour violon et clavecin (17) 1. - 5'37" (18) 2. Allegro 3'20" (19) 3. Adagio 3'18" (20) 4. Vivace 2'45" CD 2 1.00'41" Sonata in G, BWV 1019 for violin and harpsichord Sonate G-dur für Violine und Cembalo Sonate en sol majeur pour violon et clavecin (01) 1. Allegro 3'45" (02) 2. Largo 1'24" (03) 3. Allegro 3'28" (04) 4. Adagio 2'29" (05) 5. Allegro 3'41" Alternative Movements, BWV 1019a Alternativ-Sätze - Variantes (06) Cantabile, ma un poco adagio 4'57" (07) Adagio 1'46" Sonata in G minor, BWV 1020 for violin and harpsichord Sonate g-moll für Violine und Cembalo Sonate en sol mineur pour violon et clavecin (08) 1. - 3'39" (09) 2. Adagio 2'33" (10) 3. Allegro 3'32" Sonata in G, BWV 1021 for violin and continuo Sonate G-dur für Violine und Basso Continuo Sonate en sol majeur pour violon et basse continue (11) 1. Adagio 3'18" (12) 2. Vivace 1'04" (13) 3. Largo 1'56" (14) 4. Presto 1'24" Sonata in F, BWV 1022 for violin and harpsichord Sonate F-dur für Violine und Cembalo Sonate en fa majeur pour violon et clavecin (15) 1. - 2'55" (16) 2. Allegro e presto 2'04" (17) 3. Adagio 1'56" (18) 4. Presto 1'27" Sonata in E minor, BWV 1023 for violin and continuo Sonate e-moll für Violine und Basso Continuo Sonate en mi mineur pour violon et basse continue (19) 1. - Adagio ma non tanto 4'08" (20) 2. Allemande 5'18" (21) 3. Gigue 3'03" Total playing-time: 2.18'11" ARTHUR GRUMIAUX violin · Violine · violon CHRISTIANE JACCOTTET harpsichord · Cembalo · clavecin PHILIPPE MERMOUD cello · Violoncello · violoncelle (BWV 1021, 1023) Recorded · Aufnahmen · Enregistrements: La Chaux-de-Fonds, Switzerland. 8/1978 (CD 1, CD 2: BWV 1019); 4/1980 (CD 2: BWV 1019a, 1020-1023) (P) 1979, 1981 - This compilation (P) 1990 (C) 1996
CD 2, Track 5: Sonata in G major, BWV 1019, V. Allegro
Eduard Gaertner (1801-1877): Unter den Linden
Eduard Gaertner: Unter den Linden, 1853, Öl auf Leinwand, 38,5 x 77,5 cm, Museum Stiftung Oskar Reinhart, Winterthur |
Gaertner war der unbestechliche Chronist Berlins zwischen etwa 1823 und 1870, arbeitete aber auch in Moskau und St. Petersburg. Wie Canaletto und Bellotto malte er, oft im Auftrag, die repräsentativen Ansichten der Stadt. Zuweilen wählte er auch Motive von der Kehrseite Berlins, wie etwa den Blick über die verwinkelten Dachlandschaften im Gemälde »Die Friedrichsgracht« (London, National Gallery).
Zunächst als Porzellanmaler, dann im Atelier des Theatermalers Carl Wilhelm Gropius zum Maler von Dekorationen und Dioramen ausgebildet, zog Gaertner 1825 nach Paris und arbeitete dort bis 1828 unter Anleitung von Jean-Victor Bertin, der auch Corots Lehrer war. Seine Fähigkeiten als Architekturmaler konnte er in seinem populärsten Werk, dem »Panorama vom Dach der Friedrichwerderschen Kirche«, an dem er von 1832 bis 1834 arbeitete, unter Beweis stellen (Berlin, Schloß Charlottenburg, Schinkel-PavilIon).
Unter den Linden (1853)
Die »Linden« wurden von Gaertner zwischen 1829 und dem Ende der fünfziger Jahre von verschiedenen Standpunkten aus wiederholt gemalt. Das offizielle Berlin hat in diesen Bildern wohl seinen klarsten künstlerischen Ausdruck gefunden.
Diese Fassung hält den Blick in östlicher Richtung fest. Auf der linken Seite bilden die alte Akademie, die Universität sowie die Denkmäler für Scharnhorst und Gneisenau vor der nicht sichtbaren Neuen Wache eine Fassadenflucht, über die das Schlütersche Zeughaus hervorspringt. Im Hintergrund, schräg verlaufend, erscheint das Schloß mit der halb verdeckten, 1852 vollendeten Kuppel von Stüler. Rechts der Skulpturen der von Schinkel erbauten Schloßbrücke folgen die Fassaden der Kommandantur, des Kronprinzenpalais und des Prinzessinnenpalais. Von dem 1741 bis 1743 von Knobelsdorff errichteten Opernhaus, Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Berlin, sind die Hauptfassade und ein Teil der Seitenfassade zu sehen, während ganz rechts hinter Bäumen nur gerade eine Ecke des Palais Wilhelms I. erscheint, an der auffällig ein Adler der Dachbekrönung aus den Blättern hervorschaut. Vorne rechts, gleichsam als der politische und historische Brennpunkt des Bildes, überragt das 1851 feierlich enthüllte Reiterstandbild Friedrichs des Großen von Christian Daniel Rauch die Silhouette der Stadt. Wirkungsvoll inszeniert, reitet der König an den Bauten des »Forum Fridericianum« vorbei auf das Schloß zu, wie zur Abnahme einer Parade. Und in der Tat regt sich hinten auf der Brücke etwas, was die Figuren, die vorne die Reliefs, Statuen und Inschriftentafeln des Denkmals bestaunen, noch gar nicht gemerkt haben: Winzig klein erst scheint sich dort gerade eine Militärkapelle, sicher unter den Blicken des Königs zu Pferd, zu formieren. Die Verehrung Friedrichs II. war in Berlin in der Mitte des 19. Jahrhunderts besonders aktuell, was nicht zuletzt in Menzels intensiver Auseinandersetzung mit seiner Person zum Ausdruck kommt.
Christian Daniel Rauchs Reiterstandbild Friedrichs des Großen |
Eine nahezu identische Fassung von etwa doppelter Größe (Berlin, Nationalgalerie) mit leicht veränderter Staffage ist ebenfalls auf 1853 datiert. Bei dem Winterthurer Bild sind jedoch einzelne spätere städtebauliche Entwicklungen berücksichtigt. Während die Berliner Fassung auf der rechten Seite das von Johann Nering 1687 erbaute Kronprinzenpalais in der 1732 für Friedrich II. veränderten Form zeigt, ist hier bereits die 1857 vollendete Aufstockung nach Plänen Johann Heinrich Stracks zu sehen. Die Standbilder Yorcks und Gneisenaus wurden erst 1855 errichtet. Ebenfalls erst 1852 bis 1857 wurden die marmornen Skulpturen auf der Schloßbrücke aufgestellt, die daher noch strahlend weiß sind. Das Rätsel, warum das klar auf 1853 datierte Winterthurer Bild späetere Elemente zeigt, löste eine technologische Prüfung. Sie ergab, daß Gaertner die betreffenden Stellen nachträglich übermalt hat. So ist unter der Aufstockung des Kronprinzenpalais der alte, schräge Dachverlauf noch schwach zu erkennen.
Das Leben auf der Straße ist voll biedermeierlicher Beschaulichkeit, wie es Heinrich Heine in den »Briefen aus Berlin« treffend beschrieben hat: »Wirklich, ich kenne keinen imposanteren Anblick, als vor der Hundebrücke stehend nach den Linden hinaufzusehen. Rechts das hohe, prächtige Zeughaus, das neue Wachthaus, die Universität und Akademie. Links das königliche Palais, das Opernhaus, die Bibliothek usw. Hier drängt sich Prachtgebäude an Prachtgebäude. Überall verzierende Statuen; doch von schlechtem Stein und schlecht gemeißelt. Außer die auf dem Zeughause. [...] Ja, das sind die berühmten Linden, wovon Sie so viel gehört haben. Mich durchschauert's, wenn ich denke, auf dieser Stelle hat vielleicht Lessing gestanden, unter diesen Bäumen war der Lieblingsspaziergang so vieler großer Männer, die in Berlin gelebt; hier ging der große Fritz, hier wandelte - Er! Aber ist die Gegenwart nicht auch herrlich? Es ist just 12, und die Spaziergangszeit der schönen Welt. Die geputzte Menge treibt sich die Linden auf und ab. Sehen Sie dort den Elegant mit zwölf bunten Westen? Hören Sie die tiefsinnigen Bemerkungen, die er seiner Donna zulispelt? Riechen Sie die köstlichen Pomaden und Essenzen, womit er parfümiert ist? Er fixiert Sie mit der Lorgnette, lächelt, und kräuselt sich die Haare. Aber schauen Sie die schönen Damen! Welche Gestalten! Ich werde poetisch!
Ja, Freund, hier unter den Linden
Kannst du dein Herz erbaun,
Hier kannst du beisammen finden
Die allerschönsten Fraun. [...]
Gaertners Idyll, das so ohne alle Hektik auskommt, war freilich damals schon unzeitgemäß. Andere Aspekte der Stadt begannen für die Maler von größerem Interesse zu werden. Menzel nahm als erster die gewaltigen Veränderungen wahr, welche Berlin im Zeitalter der industriellen Revolution erfaßten.
Quelle: Peter Wegmann: In: Museum Stiftung Oskar Reinhart Winterthur. Deutsche, österreichische und schweizer Malerei aus dem 18., 19. und frühen 20. Jahrhundert, Insel Verlag, Frankfurt/Leipzig 1993, Seiten 150/151
CD Info and Scans (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 45 MB
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Unpack x216.rar and read the file "Download Links.txt" for links to the Flac+Cue+Log Files 2 CDs 436 + 376 MB
Reposted on February, 7th, 2016
please repost!!! would also be thankful if more harpsichord recordings are uploaded!!! thanks!!!
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