1676 wurde Marin Marais Mitglied im „petit choeur“ und spielte hier für König Ludwig XIV., den Sonnenkönig. Dieses kleine Ensemble, welches in dieser Zeit von Jean-Baptiste Lully geleitet wurde, hatte vor allem die Aufgabe, die Sänger am königlichen Hof zu begleiten. Marais erhielt in dieser Zeit Gamben- und Kompositionsunterricht und wurde Assistent Lully's. Im Jahr 1676 heiratete Marin Marais dann seine Braut Catherine Damicourt, die Tochter eines Sattlermeisters.
Schon im Jahre 1679 erreichte Marin Marais die Position des Sologambisten der königlichen Kammermusik („joueur de viole de la musique da la Chambre“) und erhielt seine Ernennungsurkunde. Von nun an musste er dem König regelmäßig auf der Gambe vorspielen, schrieb seine Stücke selbst und entwickelte in dieser Zeit eine siebensaitige Gambe, die eine zusätzliche Basssaite bekam. Weiters zeigte er einen neuen Fingersatz auf, der sich rasend schnell überall in der Fachwelt durchsetzte.
Im Jahre 1685 wurde Marais Mitglied im Orchester der „Acadèmie Royale de Musique“ (einer Art Hochschule). Er leitete zusätzlich das Opernorchester des Hofes, für welches er eigene Werke komponierte und er unterrichtete außerdem an der Königlichen Akademie.
Marin Marais (1656-1728)
In dieser Zeit verbreitete sich der Ruhm von Marais als hervorragender Gambist und Komponist. Jean Rousseau schreibt in seinem Traîté de la Viole (1686): „Man kann auch nicht daran zweifeln, dass sich die Geschicktesten unserer Zeit perfektioniert haben, indem sie seinen (Sainte–Colombes) Spuren gefolgt sind, besonders Herr Marais, dessen Können und schöne Interpretationen ihn von allen anderen unterscheiden, so dass er mit Recht von all seinen Hörern bewundert wird.“
1686 gab Marin Marais sein Debüt als Hofkomponist. Nach dem Tod Jean-Baptiste Lully's im Jahre 1687 entfachte sich ein Richtungsstreit, welche Musik am Hofe Vorrang haben sollte: die italienische Musik u.a. von Scarlatti und Corelli oder die französische von Komponisten wie Couperin oder Lully. Die Traditionalisten der französischen Musik lehnten die verfeinerte Harmonik, Chromatik und Koloraturen der Italiener vehement ab. Zu diesen Verfechtern gehörte auch Marin Marais. Er ging sogar soweit, dass er seinen Schülern das Spielen der als italienisch verpönten „Sonate“ verbot.
Im Jahre 1705, als Marais bereits in ganz Europa bestens bekannt war, wurde er Leiter des Orchesters der „Acadèmie Royale de Musique“. Dies blieb er bis zum Jahre 1710. Im Jahre 1715 zog sich Marais aus den Diensten des Königs Ludiwg XV. zurück und arbeitete bis zu seinem Tod im Jahre 1728 an der Herausgabe seiner Werke.
Marin Marais war die Hauptfigur der französischen Gambenmusik des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Er galt als einer der besten Spieler der Viola da gamba und hinterließ zahlreiche Kompositionen. Von Marais' virtuosem Spiel auf der Viola da gamba sagte man, es sei "engelgleich", während man von Antoine Forqueray (einem zeitgenössischen Komponisten und Gambenspieler) sagte, er "spielte wie der Teufel". Dieser Gegensatz in ihrer Spieltechnik zeigt sich beiläufig in ihrer Musik. Sie ist zart und heiter bei Marais, dagegen kühn und erhaben bei Forqueray.
Ein musikalisches Porträt der an Marin Marais vorgenommenen Blasensteinoperation. Der Operationstisch ist ein Nachbau eines Originals von Scott Wallace aus dem 17. Jahrhundert.
Foto: The Vazquez Collection of Historical String Instruments (Violins, Violas da gamba, Viola d'amore, Violoncellos, Double Basses from 1500 to 1789).
Marais' Stücke für Gambe sind ein Höhepunkt zweijahrhundertelanger Entwicklung der Streichmusik. Wie Couperins oder Rameaus Stücke bestehen auch Marais Kompositionen meist aus mehreren kurzen Sätzen, die zum Teil beschreibende Titel haben. Seine fünf Sammlungen von Gambenstücken gehören zweifellos zum interessantesten Repertoire für dieses Instrument. Die über sechshundert Stücke dieser Bände umfassen die gesamte Breite der Ausdrucksmöglichkeiten dieses Instruments. Marais' Musik ist kunstvoll, die Schöpfung eines nicht nur überaus begabten, sondern auch mit einem Gefühl für künstlerische Reinheit durchdrungenen Musikers.
Das 1723 komponierte Sonnerie de Sainte-Genevieve du Mont de Paris ist nicht nur eine Darstellung von Kirchengeläute, sondern schildert auch Szenen im Leben der Menschen, die ihnen beim Gebet oder Kirchgang zuhören; interessant ist bei diesem Stück der Einsatz der Geige, die rasch die Diskantgambe als höchstes Streichinstrument verdrängte.
Die Suite Nr.l in C für Viola da gamba, Flöte und Cembalo wurde 1692 als Teil einer Sammlung von "Stücken für Flöten, Geige und Diskantgamben" veröffentlicht. Der Band gilt als erste Veröffentlichung von Triosonaten in Frankreich. Marais nennt zwar in der Überschrift nach damals üblichem Usus Flöten, aber diese Stücke könnten von zwei ganz beliebigen Diskantinstrumenten und einem Cembalo gespielt werden.
Die Suite Nr.4 in D ist aus dem dritten Band der 1711 veröffentlichten "Pièces de violes". Zu dieser Zeit hatte Marais bereits einen beachtlichen Ruf und ein großes Publikum für seine Musik gewonnen. Im Vorwort zu dem Band sagt Marais, daß die Stücke zwar für Gambe und Continuo komponiert wurden, abet auch auf so verschiedenen Instrumenten wie Orgel, Cembalo, Geige, Gitarre, Flöte, Blockflöte oder Oboe gespielt werden können.
Quellen: Ein anonymer Artikel auf der Webside der Geigenmacherinen Kerstin Hoffmann & Claudia Rook, sowie Douglas Townsend, im Booklet
TRACKLIST MARIN MARAIS (1656-1728) 01 Sonnerie De Sainte-Geneviève Du Mont De Paris 08:45 pour violon, basse de viole et clavecin (1723) Suite N°1 En Do Majeur pour flûte, dessus de viole et clavecin (1692) 03 Prélude 02:11 03 Sarabande 02:38 04 Fantaisie 01:55 05 Loure 02:49 06 La Bagatelle 01:10 07 Gavotte 01:12 08 Menuet 02:18 09 Rondeau 01:16 Suite N°4 En Ré Majeur pour basse de viole et clavecin (1711) 10 Prélude 01:24 11 Allemande 02:44 12 Courante 01:59 13 Sarabande 02:33 14 La Folette 00:58 15 Gigue 01:20 16 Gavotte 01:22 17 Menuet La Chanterelle 01:14 18 Menuet La Trompette 01:08 19 Rondeau 02:49 20 Plainte 03:43 21 Charivary 02:36 Total Time 48:19 Nikolaus Harnoncourt, dessus de viole, basse de viole Alice Harnoncourt, violon Leopold Stasny, flûte traversière Herbert Tachezi, clavecin (P) 1973, 2004 ADD
Correggio (1490-1534),
Links: Jupiter and Io (1531/32), Rechts: Ganymed (1531/32).
Die Ölgemälde, im identischen Format (163,5 x 70,5 cm) ausgeführt, befinden sich nun im Kunsthistorischen Museum Wien. Sie wurden für Federigo Gonzaga, den ersten Herzog von Mantua, gemalt, der einen Raum in seinem Palast mit den Liebschaften Jupiters schmücken lassen wollte. Jupiter galt als mythischer Vorfahr der Familie Gonzaga und war in seinen amorösen Ambitionen Federigo nicht unähnlich.
Linktipps:
Die siebente Saite, die für die deutsche Fassung des 1991 von Alain Corneau produzierten Films Tous les matins du monde titelgebend war, ist ein Ausstellungsstück im von Roland Albrecht geführten Museum der Unerhörten Dinge (10827 Berlin-Schöneberg, Crellestrasse 5-6, Mi. - Fr. von 15°° - 19°° Uhr). Unter den anderen dort ausgestellten Raritäten finden sich ein Splitter des Felsens, auf dem Francesco Petrarca am 26. April 1336 bei der Besteigung des Mont Ventoux saß, zwei Teile der Schreibmaschine, auf der Walter Benjamin sein berühmtes Essay "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" schrieb, oder das Fell eines der letzten Bonsai-Hirsche aus dem japanischen Kloster Myken Vhu.
Norgine Ltd present "Tableau Of A Lithotomy" by Marin Marais
Marais Komposition "Le tableau de l'operation de la taille" über die an ihm vorgenommene Blasensteinoperation ist Bestandteil einer skurillen Produktion von Norgine Ltd, die vom Blog WFMU's Beware of the Blog vorgestellt wird.
Der CD-Info (19 MB) liegt die letzte Ausgabe des Magazins Legato bei, die ich auf der Webseite von Kerstin Hoffmann & Claudia Rook, Geigenmachermeisterinnen in Wien, gefunden habe.
CD bestellen bei JPC
CD Info (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 16 MB
Rapidgator - 1fichier - Filepost - Depositfiles - Adrive
Unzip the x74.rar and read the file "Download Links.txt" for links to the FLAC+CUE+LOG files: 4 parts, 301 MB, TT 48:19
Reposted on April 25, 2014
Hörbeispiel:
Track Nr 3, Suite en Do majeur, II. Sarabande
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