Das Wiener Horn als Instrument zu bezeichnen, ist eine krasse Untertreibung. Es ist vielmehr ein geliebter Feind, eine charismatische Bestie, die ihrem Dompteur auch nach lebenslangem vertrautem Umgang unzähmbar gefährlich entgegentritt.
Das Wiener Horn, eine Entwicklungsstufe hinter dem Doppelhorn, muß allein leisten, wofür im Doppelhorn zwei Spezialisten integriert sind. Auf dem Doppelhorn kann man Fehler mit Glück korrigieren. Auf dem Wiener Horn gibt es kein Schwindeln. Ein Fehler im schnellen Tempo erzeugt einen ganz anderen Ton als den beabsichtigten. Der Zuhörer glaubt, man habe sich vergriffen. Der Grund ist ein physikalischer: Auf dem Wiener Horn liegen die Naturtöne wesentlich knapper beisammen als auf dem Doppelhorn. Ein F beim Wiener Horn kann mit ein und demselben Griff in ein Fis oder ein E entgleisen. Schon ein kleiner Atemfehler reicht. Beim Doppelhorn hingegen liegt der nächste Ton gleich eine kleine Terz daneben. Man muß sich schon massiv vergreifen, um hier danebenzublasen.
Dazu kommt das gefürchtete Kicksen: Da das Wiener Horn wesentlich länger als das Doppelhorn ist, erfordert es beim Ansatz mehr Kraft und Präzision der Lippenspannung. Der Luftstrom muß, alle Windungen inbegriffen, 3,7 Meter durchmessen. Beim Doppelhorn kann man jederzeit auf 2,7 Meter umschalten.
Links: Wiener Horn in F, Rechts: Doppelhorn in F/B
Weshalb wir trotzdem auf dem Wiener Horn beharren? Ganz einfach: Weil es wie ein Horn klingt, weich, rund und von unbegrenztem Farbenreichtum, ohne die Violinen zu verdecken. So wie Brahms, Bruckner oder Wagner es gehört und gemeint haben.
Bei dieser Gelegenheit soll ein Geheimnis enthüllt werden: Für ganz riskante Passagen haben auch die Wiener Philharmoniker ein Doppelhorn griffbereit. An der entscheidenden Stelle wechselt man für einige Takte das Instrument. Die Tage, in denen Kollegen das höchste Risiko gingen und strahlendes Gelingen wie katastrophales Scheitern einkalkulierten, sind in Zeiten elektronisch abrufbarer Perfektion unwiederbringlich - mag auch der große Dirigent Nikolaus Harnoncourt versichern, er wolle ohne die kleinen und größeren Pannen des Wiener Horns nicht leben.
(Wolfgang Tomböck, * 1957, seit 1980 Solohornist der Wiener Philharmoniker, im Booklet)
TRACKLIST
THE ART OF THE VIENNA HORN
Ludwig van BEETHOVEN (1770-1827):
Sonata in F major for Horn and Piano, Op. 17 14:17
[01] Allegro moderato 8:07
[02] Poco adagio, quasi andante - 1:22
[03] Rondo: Allegro moderato 4:48
Franz SCHUBERT (1791-1828):
[04] Auf dem Strom, D 943, Op. posth. 119 9:57
Robert SCHUMANN (1810-1856):
Adagio and Allegro in A flat major for Horn and Piano, Op. 70 8:48
[05] Adagio 3:57
[06] Allegro 4:51
Johannes BRAHMS (1833-1897):
Trio in E flat major for Piano, Violin and Horn, Op. 40 27:47
[07] Andante 7:44
[08] Scherzo: Allegro 7:03
[09] Adagio mesto 7:05
[10] Finale: Allegro con brio 5:55
PLAYING TIME 60:48
Wolfgang Tomböck, Vienna Horn
Madoka Inui, Piano
Genia Kühmeier, Soprano [04]
Johannes Tomböck, Violin
Recorded at ORF Funkhaus Vienna, Studio 3, 10th-14th November and 4th & 10th December 2003
(P) & (C) 2004
DAS HORN IM WEB
Robert Ostermeyers Musikedition bietet ausgewählte Kammermusik und Sololiteratur mit und für Horn in den verschiedensten Besetzungen einschließlich Noten für Bläserquintett und Jagdmusik.
Prof. Hans Pizka's Horn Page beinhaltet einen Artikel über die Horn Sektion der Wiener Philharmoniker.
The Art of the ...Die hier vorgestellte CD ist Teil der Serie "The Art of the ...", die Solisten der Wiener Philharmoniker vorstellt. Im allseits bekannten und beliebten Label sind bisher folgende Ausgaben erschienen:
*** CD Info (Tracklist, Covers, Booklet, Links to single FLACs) ***
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2 Kommentare:
Super! Vielen Dank.
Many thanks!
(By the way, track 10 skips.)
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