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Als Don Luis 1785, nach fast zehn Jahren in Arenas, starb, kehrte Boccherini zurück nach Madrid. Es begannen ungewohnt mühsame Jahre, obwohl der spanische König ihn finanziell stützte und dessen Amtskollege im sehr fernen Preußen weiterhin ein dankbarer und großzügiger Empfänger seiner Kompositionen blieb. Verhandlungen mit Ignaz Pleyel, der sich als Verleger in Paris niedergelassen hatte, verliefen nicht durchweg erfreulich; Boccherini, der Redliche, hat Pleyel für wenig Geld unzählige Werke überlassen, während dieser seinerseits durch sehr freizügige Anordnung und Auswahl ein heilloses Durcheinander in der Opuszählung schuf, das nur dank hartnäckigem Forschergeist zu lichten war. Dennoch waren natürlich die von Pleyel herausgegebenen Sammeldrucke ein Segen: Von Paris aus gingen sie in die Welt. In Boccherinis Biografie gibt es einige Lücken. Wir wüssten mehr, wenn nicht in den Wirren des spanischen Bürgerkriegs das Privatarchiv der Familie Boccherini verloren gegangen wäre. Das hatte bis dahin (1936) niemand erforscht, weil damals die Wissenschaft noch mit dem Vermächtnis der Heroen beschäftigt war. Boccherini starb im Mai 1804. Da hatte Beethoven bereits seine ersten drei Symphonien geschrieben.
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Bezüge dieser Art liegen nah, aber sie sind fatal für Boccherini, jedenfalls dann, wenn seine Musik an den Maßstäben der Wiener Klassik gemessen wird. Eines von deren wesentlichen Merkmalen, die intensive motivische Arbeit, hat ihn, trotz größter Bewunderung für Haydn, nie in gleichem Ausmaß interessiert. Schon ein Zeitgenosse Boccherinis brachte den Unterschied zwischen beiden auf den Punkt: Haydn sei für das »Vergnügen des Verstandes« zuständig, Boccherini für die »Rührung des Herzens«. Ein anderes Bonmot lautete, Boccherini sei musikalisch so etwas wie »Haydns Gemahlin«: wegen seines gefälligen, eleganten und kantablen Stils, dem aber eben eine entschiedene Richtung fehle (zu hinterfragen, warum letzteres typisch weiblich sein soll, würde an dieser Stelle zu weit führen). Tatsächlich aber begriff Boccherini Musik weniger als geistiges Abenteuer, denn als Ausdruckskunst; wichtiger als das Entwicklungspotenzial eines Themas war ihm dessen Affektgehalt. Deshalb reihte er lieber mehrere Themen aneinander oder wiederholte ein einziges in verschiedenen Tonarten und üppiger Ornamentik, als es in seine Bestandteile zu zerlegen. Boccherini kam aus der italienischen Streichertradition, sein Geschmack war anders, und seine Prioritäten lagen anderswo als die seiner deutschen und österreichischen Kollegen. Aber innovationsfreudig war auch er, besonders in seiner eigentlichen Domäne, der Kammermusik: Boccherini hat gleichzeitig mit Haydn das Streichquartett entdeckt und das Quintett dazu, er hat in beiden Genres eine sehr persönliche Sprache entwickelt, und er hat, dank profunder Kenntnis, endlich auch das Violoncello in virtuose Gefilde geführt. Dass er schließlich von Haydn, Mozart und Beethoven ins Aus gedrängt und auf der Beliebtheitsskala weit abgeschlagen werden sollte, hat er zu seinem Glück nicht mehr erlebt. Es war ja auch ungerecht, irgendwie.
Quelle: Dorothea Diekmann in: Forum – Programhefte - Cellissimo, Programmheft Nr. 19 zum 29.10.2004 der Berliner Philharmoniker
Luigi Boccherini (1743-1805) Quintette für Gitarre und Streicher Quintett Nr. 2 E-Dur G.446 01, 1. Maestoso assai [05:34] 02, 2. Adagio - Allegretto [04:01] 03, 3. Polacca. Tempo di minuetto [05:47] Quintett Nr. 4 D-Dur G.448 »Fandango« 04, 1. Pastorale [04:34] 05, 2. Allegro maestoso [05:06] 06, 3. Grave assai - Fandango [07:33] Quintett Nr. 6 G-Dur G. 450 07, 1. Allegro con vivacità [06:05] 08, 2. Andantino lento [03:07] 09, 3. Tempo di minuetto [04:34] 10, 4. Allegretto [03:48] Quintett Nr. 9 C-Dur G. 453 »La Ritirata di Madrid« 11, 1. Allegro maestoso assai [11:02] 12, 2. Andantino [04:08] 13, 3. Allegretto [05:24] 14, 4. »La Ritirata di Madrid« [06:55] Gesamtspielzeit: [77:46] Pepe Romero, Gitarre Academy of St Martin in the Fields' Chamber Ensemble Iona Brown / Malcolm Latchem, Violine Stephen Shingles, Viola Denis Vigay, Violoncello Tristan Fry, Sistrum und Kastagnetten (04)-(06) (P): (01)-(03) 1981 - (04)-(06) 1979 - (07)-(10) 1980 (11)-(14) 1979
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Was wird hier gezeigt?
Das in Velázquez letzten Lebensjahren entstandene Bild „Las Hilanderas“ (Die Spinnerinnen) hat wegen seiner malerischen Brillianz und seiner ungeklärten Ikonographie große Aufmerksamkeit erregt. Bisher ist es den Kunsthistorikern nicht gelungen, überzeugend zu erklären, was die spinnenden Frauen im Vordergrund mit der unwirklich scheinenden Bühnenszene im Hintergrund verbindet.
Im 19. Jahrhundert wurde das Bild im Rahmen des zeitgenössischen Impressionismus beurteilt, als realistische Schilderung der Arbeitswelt, prachtvoll malerisch umgesetzt, nach impressionistischen Maßstäben und nach den historischen des Hell-Dunkels.
1945 wurde ein Eintrag im Inventar des ehemaligen Besitzers gefunden, der das Bild als mythologische Darstellung der Bestrafung Arachnes bezeichnet. Der Schlüssel zur Bilddeutung ist nun der Teppich, auf dem der Raub der Europa dargestellt ist. Diese Szene war das Thema, das die jungen Weberin Arachne, gewählt hatte, als sie in einem Wettstreit mit der olympischen Göttin Pallas Athene, Erfinderin der Webkunst, diese in ihrer Webkunst übertreffen wollte. Velázquez zitiert hier ein Bild Tizians, das sich damals im Königlichen Palast in Madrid befand: Zeus, der als Stier verwandelt, Europa umwirbt, die er begehrte. Als diese Zutrauen zu dem zahmen Stier faßte, entführte er sie. Arachne zeigt in ihrem gewebten Teppich also nicht nur ihre hohe Kunstfertigkeit, sondern verweist auch auf unmoralisches Verhalten des Gottes. Aus Rache wird sie von Pallas Athene in eine Spinne verwandelt.
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Pallas Athene ist im Hintergrund mit Helm und Schwert anwesend, aber nach Meinung der Erklärer auch im Vordergrund, als alte Frau verkleidet, die sich jedoch – gut erkennbar - durch ihr jugendliches Bein verrät. Dementsprechend ist Ariadne die Spinnerin in der weißen Bluse, die dem Betrachter den Rücken zuwendet.
Velázquez hatte in seiner Bibliothek eine spanische Übersetzung von Ovids Metamorphosen, in dessen 6. Buch die Geschichte Arachnes erzählt wird. Darauf und auf die Identifikation des Teppichs mit dem Tizianbild stützt sich die Bildinterpretation. Und doch vermag sie nicht zu überzeugen. Zu viele Fragen sind ungeklärt: Warum wird Arachne beim Garnspinnen gezeigt, und nicht beim Weben? Warum wird ihre Bestrafung nicht gezeigt? Stellt der Teppich wirklich den Raub der Europa dar? Wer sind die Begleiterinnen der Pallas Athene? Wieso sind sie zeitgenössisch und nicht antik gekleidet? Läßt die Viola da Gamba auf eine Personifikation der Musik schließen? Und was bedeutet die auffällig plazierte Leiter?
Weitere Kommentare zu „Las Hilanderas“ hier und hier.
Informationen über die CD
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Track 6, Gitarrenquintett Nr 4 D-Dur G 448 - Fandango - III Grave assai - Fandango
CD Info and Scans (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 26 MB
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Reposted on June 19, 2015
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