Über sein Geburts- und Sterbedatum gibt es widersprüchliche Angaben. Sein Grabstein gibt als Sterbedatum den 12. August 1613 in Venedig an und ein Alter von sechsundfünfzig Jahren; das Totenbuch der Gemeinde San Samuele indes nennt ein Lebensalter von achtundfünfzig Jahren.
Seine Jugend hat Gabrieli wohl in Venedig verbracht, vielleicht sogar auf den Stufen der Orgelempore von San Marco, von wo er die Hände und die Pedalarbeit seines Onkels und Meisters Andrea Gabrieli (1510-1586), seinerzeit hier erster Organist, gut beobachten konnte. Um 1574 kam er wahrscheinlich in Begleitung von Orlando di Lasso an den Hof Herzog Albrechts V. nach München. Nach fast fünfjähriger Zugehörigkeit zur Münchner Hofkapelle kehrte er im Jahre 1579 nach Venedig zurück. 1584 folgte er seinem Onkel Andrea als zweiter Organist an San Marco, nach Andreas Tode (1586) dürfte er die Stelle des ersten Organisten übernommen haben. Von seinem späteren Leben weiß man wenig. Seit etwa 1600 muß er ein außergewöhnliches Ansehen genossen haben, weniger im heimatlichen Italien als nördlich der Alpen. Für eine Hochzeit in der Familie Fugger komponierte Giovanni Gabrieli den ersten Teil seiner Sacrae Symphoniae, leistete aber der Einladung, sie persönlich zu leiten, keine Folge.
Giovanni Gabrieli (1553/56-1612)
Wenn auch Gabrielis Werke in zeitgenössischen italienischen Sammeldrucken so selten anzutreffen sind, so haben sie doch in Deutschland eine recht weite Verbreitung gefunden. Junge Musiker aus halb Europa strömten zu ihm nach Venedig, unter ihnen der spätere Großmeister der ersten deutschen Barockgeneration, Heinrich Schütz, der 1609 in Venedig eintraf und zu dem Gabrieli ein besonders herzliches Verhältnis entwickelte. Auf seinem Sterbebett vermachte Gabrieli ihm sogar einen Ring.
Schütz erinnerte sich stets mit Dankbarkeit seines Lehrers, von dem er soviel gelernt hatte. Der erste Eindruck von Gabrielis Können war sehr stark und Schütz erschrak, als er bemerkte, wie wenig er eigentlich konnte - oder meinte zu können. Auf den beiden einander gegenüberliegenden Emporen von San Marco experimentierten Gabrieli und Schütz mit räumlich getrennten Klanggruppen, ließen sie wechselweise mit- und gegeneinander musizieren, und plötzlich eröffneten sich ungeahnte musikalische Raumphantasien. Ein neuer Stil, der Stil der Mehrchörigkeit, war gefunden, eine monumentale Al-fresco-Kunst, die bis heute ihre Wirkung nicht eingebüßt hat.
In den Partituren Gabrielis indes fehlt jeder Hinweis auf die Ausführung der Stimmen: Man paßte die Musik den jeweiligen Raumverhältnissen an und verfügte frei über Flöten, Zinken, Violen-, Fagott- und Posaunenchöre, die alle von der Sopran- bis in die Baßlage hinein reichten. Keine Standardisierung des Orchesters schränkte die Klangphantasie ein.
Die Aufnahme versammelt eine Auswahl von Kompositionen aus den Sacrae Symphoniae von 1597 und den 1615 postum veröffentlichten Canzoni et Sonate. Wie das Wort "Canzona" andeutet, lehnt sich diese Instrumentalmusik noch an die Dialogtechnik des Madrigals und dem Imitationsstil der Motette an. Die vielen Tonwiederholungen, punktierten Noten und kurzen Motive sind aber durchaus schon instrumentaler Art. Gewöhnlich beginnen die Kanzonen mit einem längeren kontrapunktischen Abschnitt und lassen später raschen Wechsel zwischen kurzen Motiven folgen. In späteren Kanzonen wird der Kontrapunkt seltener, dafür neigen die Oberstimmen zu größerer Flüssigkeit und Ornamentation. Die Ornamentik entspricht der in den venezianischen Lehrbüchern überlieferten; mitunter erfordert die lebhafte Figuration große Virtuosität.
Die als "Sonaten" bezeichneten Stücke sind ernster gehalten als die Kanzonen und schreiten in langsameren Werten einher. Die Sonata pian e forte von 1597 ist dadurch berühmt geworden, daß sie das erste gedruckte Werk der Musikgeschichte ist, in das dynamische Vorschriften eingetragen sind. Sie markieren den Unterschied zwischen Tutti und Duos. Die Sonata pian e forte ist dreiteilig und doppelchörig angelegt, mit Hoch- und Tiefchor sowie zahlreichen Echowirkungen. Der Exposition der Chöre folgt eine gegliederte Mitte mit prachtvollen akkordischen Partien und ein kontrapunktisch dichter, imitatorischer Schluß. Hier im mehrchörigen Wechsel des Konzertierens, dem farbigen Wechsel von laut und leise, dem blockhaft gegeneinander gesetzten weitschweifenden Klängen verwirklicht sich ein neues, barockes Musiziergefühl.
(Quelle: Teresa Pieschacón Raphael, im Booklet)
TRACKLIST Giovanni GABRIELI (c. 1553/6-1612) Musik für Blechbläser Folge 1 London Symphony Orchestra Brass Eric Crees 01 Canzon XVII, (1615) 2:35 02 Canzon noni toni, à 12 (1597) 2:34 03 Canzon IX, (1615) 2:58 04 Canzon duodecimi toni, à 10, (No. 1), (1597) 2:58 05 Canzon à 12 in Double Echo 3:20 06 Canzon XIV, (1615) 3:04 07 Canzon VII, (1615) 3:52 08 Canzon septimi toni, à 8, (No. 2), (1597) 2:53 09 Sonata pian' e forte. alla quarta bassa, à 8, (1597) 5:04 10 Canzon 28, (1608) 1:43 11 Canzon XI, (1615) 3:30 12 Canzon noni toni, à 8, (1597) 3:08 13 Canzon VIII, (1615) 2:21 14 Canzon septimi e octavi toni, à 12, (1597) 3:06 15 Sonata XIII, (1615) 4:17 16 Canzon duodecimi toni, à 10, (No. 3), (1597) 3:29 Playing Time: 52:27 Aufnahme: All-Hallows Church, Gospel Oak, London, England, März 1996 Producer: Michael Purton - Engineer: Isetyn Rees - Music Notes: Eric Crees Titelbild: Prozession nach Il Redentore, Venedig, zur Erinnerung an die Pest des Jahres 1576, von Joseph Heintz, (Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin) (P) und (C) 1997
Joseph Heintz der Jüngere (c.1600-c.1678), Imaginäre Szene mit Venezianischen Gebäuden, c. 1670, Palazzo Albrizzi, Venedig "The formal characteristics of Heintz's art are all present in this imaginary scene, even if the subject is somewhat exceptional for him. It represents neither a recognizable site in Venice nor a festivity. In what may perhaps be the first Venetian veduta ideata, Heintz grouped those monuments considered most characteristic of Venice in his time round a square vaguely reminiscent of the Piazzetta." (Quelle: Web Gallery of Art, Ungarn)
Ich konnte nicht feststellen, ob das auf dem Cover verwendete Bild von Joseph Heintz Vater (1564-1609) oder Sohn (c.1600-c.1678) stammt (die beide Maler waren, der Vater sicherlich der bedeutendere), wohl aber, dass es eine Prozession zur Erinnerung an die Pest des Jahres 1576 darstellt. Die in unmittelbarer Nähe von Venedig gelegen Insel "Lazzaretto Vecchio" war lange Zeit berüchtigt: Während der großen Pestepidemien zwischen 1423 und 1630 diente sie als riesige Quarantänestation für Pest-, Typhus- und Lepra-Kranke.
CD Info and Scans (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 13 MB
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Reposted on October 30, 2014
Hörprobe: Track 2: Canzon noni toni, à 12 (1597):