Das Sextett KV 522, datiert mit dem 14. Juni 1787, war – merkwürdig genug – das erste Werk, das Mozart nach der Nachricht vom Tod seines Vaters Leopold niederschrieb. Ausdrücklich trug er es unter dem Titel "Ein musikalischer Spaß" in sein eigenhändiges Werkverzeichnis ein. Freilich, was nun wirklich der Spaß an diesem "Spaß" ist, das hat er uns nicht verraten. Bald bürgerte sich der Name "Dorfmusikanten-Sextett" ein; er gibt dem Werk nicht nur ein Etikett, sondern auch eine Interpretation: Mozart habe hier stümperhaftes Musizieren von Laienmusikern karikieren wollen. Dieser Ansicht wurde von Wolfgang Hildesheimer, dem kritischen Mozartautor, vehement widersprochen: Nicht unbeholfenes Musizieren habe Mozart ins Visier genommen, sondern banal-geistloses Komponieren, das Alltagshandwerk seiner Zeitgenossen. Das "Sextett" sei also absichtlich schlecht komponiert.
(Quelle: Thomas Leibnitz, in der Monatszeitung des Wiener Musikvereins)
Der 1943 geborene Komponist Wolfgang Schröder hat mit seiner "Kleinen Lachmusik" Mozarts populäre Serenade "Eine kleine Nachtmusik" (KV 525, 1787) parodiert, in dem er zwanzig "Ohrwürmer" aus anderen Musikstücken integrierte:
1. Satz Takt 5 - Marsch: Stars and Stripes Takt 13 - Bayerischer Schuhplattler Takt 41 - Beethoven, 5. Sinfonie Takt 53 - Liszt, Klavierkonzert Es-Dur Takt 62 - Lied: Auf einem Baum ein Kuckuck saß 2. Satz Takt 5 - Lied: Du, du liegst mir am Herzen Takt 18 - Strauß, Pizzikato-Polka Takt 37 - Strauß, Radetzky-Marsch Takt 47 - Schubert, Sah ein Knab ein Röslein stehn Takt 55 - Tschaikowsky, Violinkonzert D-Dur 3. Satz Takt 12 - Lied: ein Männlein steht im Walde Takt 29 - Tschaikowsky, Klavierkonzert b-moll Takt 49 - Lied: In München steht ein Hofbräuhaus Takt 54 - Haydn, Paukenschlagsinfonie Takt 55 - ... Hofbräuhaus Takt 66 - Beethoven, Klavierkonzert Es-Dur 4. Satz Takt 1 - Verdi, Ach wie so trügerisch (Rigoletto) Takt 23 - Lortzing, Oh, ich bin klug und weise (Zar und Zimmermann) Takt 38 - Smetana, Die Moldau Takt 56 - Rossini, Wilhelm-Tell-Ouvertüre
Zusätzlich erhöhen "Regieanweisungen" das Gaudium der Zuhörer bei Liveaufführungen:
(R I 1) Takt 8: Die Spieler der ersten und zweien Violine drehen sich zueinander hin und lächeln sich an.
(R I 2) Takt 17 u. 19: Einer oder mehrere Spieler stoßen laut und beherzt auf dem ersten Taktteil einen Schuhplattler-Juchzer ("i-juchhuh") aus.
(R I 3) Takt 33: Der Viola-Spieler stößt den Cellisten an, dieser wundert sich und hört auf zu spielen.
(R I 4) Takt 43: Alle stehen vor dem fff-Takt auf, spielen das zweite Beethoven-Motiv mit größtem Pathos (viermal mit Abstrich) und setzen sich am Ende von Takt von Takt 44 wieder hin, ohne das Spiel zu unterbrechen.
(R I 5) Takt 54: Das Pfeifen darf ruhig schwach sein, zur Not auch etwas falsch intoniert. Auf keinen Fall soll dazu (oder auch statt dessen) gespielt werden.
(R II) Takt 60: Der erste Geiger setzt kopfschüttelnd sein Instrument ab, während Bratscher und Cellist mit Wonne in Tönen schwelgen.
(R III 1) Takt 7: Alle Spieler stampfen in der Pause auf der dritten Zählzeit mit dem Fuß auf.
(R III 2) Takt 19: Wie R III 1
(R III 3) Takt 30 - 33: In Takt 30 sehen die Spieler der zweiten Violine und der Viola ärgerlich den Cellisten an, in Takt 31 beugen sich beide verunsichert zu den eigenen Noten vor, um die "richtige" Stelle zu suchen, in Takt 32 strahlen sie kurz vor Freude, da sie die Stelle gefunden haben, und in Takt 33 spielen sie "richtig" weiter.
(R IV) Takt 70/71: Vor dem Schlusston in Takt 71 blättern alle hastig und geräuschvoll um, als wenn das Stück noch weiter ginge. Der Schlusston soll aber gleichzeitig gespielt werden.
(Quelle: Musik im Kotterhof Böhmfeld, Ankündigung)
Mit den »Variationen über ein deutsches Volkslied im Stile älterer und neuerer Meister« eröffnet Siegfried Ochs (1858-1929) eine neue Perspektive auf die Musik bekannter Komponisten. Als Variationsthema dient das bekannte Kinderlied »Kommt ein Vogel geflogen«. Ochs nimmt diese Melodie und schreibt daraus Variationen, wie wohl Bach, Haydn, Mozart bis hin zu Verdi und Wagner sie geschrieben hätten. Manchmal findet man einfach nur typische Wendungen, sei es in den Verzierungen (Mozart), den Begleitfiguren (Haydn), den Rhythmen (Strauß) oder den Harmonien (Chopin). In anderen Fällen lehnt Ochs seine Bearbeitung direkt an ein bekanntes Werk an, das sich leicht wiedererkennen läßt (Wagners Walkürenritt). Den Abschluß kennzeichnet er mit einem Militärmarsch, der wohl auch dem Kaiser gefallen hätte.
(Quelle: Thomas Richter, klassik.com Oktober 2005)
Gerard Hoffnung (1925-1957) war hochtalentierter Karikaturist, Humorist (der britischen Art), Erzähler, Musiker. Als er im Alter von nur 34 Jahren verstarb, hinterließ er neben Zeichnungen, Cartoons, Aufnahmen von Erzählungen, Interviews und Ideen auch die Hoffnung Music Festivals, eine nur in England denkbare Mischung aus geistreichen musikalischen Karikaturen auf durchaus virtuosem Niveau und akustischen Clownerien unter Mitwirkung namhafter Künstler und des Philharmonia Orchestra in den heiligen Hallen der Royal Festival Hall. Für Musikkenner mit Sinn für englischen Humor sind diese Mitschnitte ein köstliches Vergnügen. Auf Anregung von Gerard Hoffnung trug Franz Reizenstein (1911-1968) auch Humoristisch-Parodistisches zu den „Hoffnung Festival Concerts“ bei: 1956 das „Concerto Popolare“ or „The Piano Concerto to end all Piano Concertos“ und 1958 Let's Fake an Opera.
Die Doppel-CD "Hoffnung's Music Festivals" aus dem Jahre 1989 ist bei JPC online bestellbar.
TRACKLIST MUSIKALISCHE SCHERZE Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) ----------------------------------- Ein musikalischer Spaß KV 522 (Dorfmusikanten-Sextett) [01] 1. Allegro 5:08 [02] 2. Menuett. Maestoso 6:35 [03] 3. Adagio cantabile 5:56 [04] 4. Presto 4:23 Orpheus Chamber Orchestra Joseph Haydn (1732-1809) ------------------------ Streichquartett Es-dur Hob.III:38 »Der Scherz« [05] 4. Finale. Presto 3:25 Emerson String Quartet Wolfgang 5chröder (1943- ) -------------------------- Eine kleine Lachmusik [06] 1. Allegro 2:12 [07] 2. Romanze. Andante 2:38 [08] 3. Menuett. Allegretto 2:33 [09] 4. Finale. Allegro 1:41 Ensemble Wien Siegfried Ochs (1858-1929) -------------------------- Variationen über »'s kommt ein Vogel geflogen« (Arr.: F. Rosenkranz/Auswahl) [10] Thema. Allegretto con moto 0:34 [11] Mozart (Arie). Andante grazioso 0:53 [12] J. Strauß (Wiener Walzer) Schwungvoll 0:52 [13] Verdi (Aria di bravura). Con brio 1:41 [14] Wagner. Lento - Grandioso 1:41 [15] Mendelsohn (Männer-Quartett). 1:19 Andante molto espressivo [16] Meyerbeer. Tempo di marcia 1:09 [17] Militär-Marsch 0:59 Karl Hermann Pillney (1896-1980) -------------------------------- Eskapaden eines Gassenhauers »Was machst du mit dem Knie, lieber Hans« (Auswahl) [18] Thema 0:48 [19] Variation 1: Bach. Andante mistico 1:38 [20] Variation 2: Mozart. Allegro 1:40 [21] Variation 3: Schubert. Moderato 1:41 [22] Variation 5: Rossini. 3:23 Allegro con brio [23] Variation 6: Verdi. Allegro maestoso 1:56 [24] Variation 7: Puccini. 2:19 Largo - Sostenuto [25] Variation 11: Liszt. Allegro maestoso 3:40 Johannes-Christopher Sprenger, Klavier Nordwestdeutsche Philharmonie, Peter Falk Gerard Hoffnung's Festival of Music Franz Reizenstein (1911-1968) ----------------------------- [26] Concerto Popolare 12:55 David Owen Norris, Klavier Philharmonia Orchestra, Michael Massey GESAMTSPIELZEIT 73:39 (P) [01]-[04] 1990 / [05] 2001 Deutsche Grammophon GmbH, Hamburg [06]-[09] 1996 / [10]-[25] 1995 Universal Music Classics & Jazz - a division of Universal Music GmbH [26] 1989 Decca Music Group Limited This compilation ®+© 2006
CD Info and Scans (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 7 MB
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Unpack x55.rar and read the file "Download Links.txt" for links to the Flac+Cue+Log Files [73:39] 4 parts, 334 MB
Reposted on March 22, 2015
Der CD Info beigelegt sind zwei PDF-Dokumente "Gerard Hoffnung Cartoon Symphonieorchester" und "Humor in der Musik auf CD" (ein "Werksverzeichnis" humoristischer Musik).