Codex Claustroneoburgensis 1255 ist eine in mehreren Handschriften verfasste Tabulatursammlung für elf-chörige Barocklaute aus der damals im Bau befindlichen herrschaftlichen Klosterresidenz des kulturbegeisterten Kaisers Karl VI. (1685-1740). Dieses «Klosterneuburger Lautenbuch», dessen Inhalt erst infolge der Übertragung des ganzen Buchs 2006 ans Tageslicht gebracht wurde, enthält etwa 120 Arien, Lamenti, Tänze, Variationssätze und Präludien aus der Blütezeit der barocken Lautenkunst: exemplarische Werke französischer, italienischer, deutscher und österreichischer Meister aus dem späten 17. wie auch frühem 18. Jahrhundert, zum großen Teil nur aus dieser Quelle bekannt. Ein bisher unbekanntes Werk des kaiserlichen Hofkomponisten Giuseppe Porsile (ca.1672-1750) - dessen Lautenwerke sonst fast gänzlich verschwunden sind -, sowie ebenso unbekannte Variationssätze über das Lied «Die güldene Freiheit» von Kaiser Leopold I. (1640-1705) befinden sich im Codex.
Abgesehen von einigen unfertigen Skizzen, die vermutlich durch spätere Spieler auf freie Seiten des Buchs hinzugefügt wurden, weisen die durchgehend hohe Kunstfertigkeit, der weitgespannte musikalische Ausdruck sowie die feinsinnige Komplexität der Werke auf einen bzw. mehrere virtuose Lautenisten hin, die außerordentlich große Kenntnisse des Repertoires der damaligen Zeit besaßen. Die in deutscher Sprache verfassten musikalischen Anmerkungen sowie die Anwesenheit von Werken der Wiener Lautenisten Johann Anton Losy (1645-1721), Ferdinand Ignaz Hinterleithner (ca. 1659-1710) und des Hofkomponisten Giuseppe Porsiie (borselli) deuten auf einen virtuosen Lautenisten des Wiener Raums hin, der das «Feinste vom Feinen» für den privaten oder konzertanten Vortrag zusammengetragen hat: Ein Spielbuch also, aber das Buch eines Meisters, der zumindest über musikalische Kontakte - falls er nicht sogar selbst dazu gehörte - zum internationalen Kulturleben des kaiserlichen Hofs verfügte.
Stift Klosterneuburg, der Fundort des Codex Claustroneoburgensis 1255 |
Hubert Hoffmann, Lautist |
Quelle: Robert Jamieson Crow, im Booklet
TRACKLIST «NACH DER ZÜFFER UNDT BUECHSTABEN» DAS KLOSTERNEUBURGER LAUTENBUCH [JACQUES BITTNER (17.Jh.)] [1] Prelude 1:39 [PIERRE DUBUT (1620-1675)] [2] [ohne Titel] 1:46 [DUFRESNEAU (17.Jh.)] [3] Allemande 2:41 [4] Courante 1:21 [JACQUES GALLOT (7-1690)] [5] Sarabande (La Royale) 1:49 [6] Gavotte (La Dauphinel 0:58 [FRANCOIS DUFAUT (?-1670)] [7] Gigue 1:15 ANONYM (17.Jh.) Parthia ex F [8] Allamand 2:11 [9] Courant 1:11 [10] Menuet [Francois Ginter (17. Jh.)] 0:37 [11] Guigue 1:22 ANONYM (18.Jh.) Partita B-Dur [12] Allamand 3:22 [13] [Courante] 1:23 [14] [Menuet] 1:15 [15] [Bouree] 1:22 [16] Sarabande - Doubles 3:09 [17] Guigue 1:34 [FERDINAND IGNAZ HINTERLEITHNER (1659-1710)] Partita F-Dur [18] [Allemande] 3:31 [19] [Courante] 1:15 [20] [Sarabande] 2:09 [21] Gavotta 0:53 [22] Guigue 2:02 FERDINAND IGNAZ HINTERLEITHNER Partita a-Moll [23] Allemande 3:33 [24] [Courante] 1:27 [25] [Sarabande] 2:08 [26] [Gavotte] 0:59 [27] [Gigue] 1:09 JOHANN ANTONIN LOSY (1650-1721) [28] Sarabande 2:41 [JOHANN ANTONIN LOSY] [29] Ciaccona 3:45 TOTAL 54:20 HUBERT HOFFMANN Laute [1-7] 11-chörige Laute nach Hans Frei von Andreas von Holst, 2004 [8-11 & 18-28] 11-chörige Laute nach Joachim Tielke von Andreas von Holst, 1998 [12-17 & 29] 13-chörige Laute nach Johann Christian Hoffmann von Andreas von Holst, 2006 Ersteinspielungen - First Recordings Aufnahme: Juni 2007, Moorhof, Kappel am Krappfeld (C) & (P) 2007
Nikolaus von Verdun, Altar, Stiftsmuseum Klosterneuburg
Das Stift Klosterneuburg ist auch der Ausstellungsort des Altars des Nikolaus von Verdun, meist Verduner Altar genannt, eines der Höhepunkte der mittelalterlichen Goldschmiedekunst. Es handelt sich um 45 Kupferplatten mit Grubenschmelz und Feuervergoldung auf einem Holzträger, die ursprünglich nicht miteinander verbunden waren. Man nimmt an, dass sie ursprünglich für die Verkleidung des Ambos (eines steinernen Aufsatzes mit Lesepult) bestimmt waren. Sie sind 1181 entstanden und haben im Dreikönigenschrein in Köln eine Parallele. Erst um 1330 wurden sie zu einem Altar zusammengesetzt; bei dieser Gelegenheit wurden auch sechs Tafeln neu angefertigt, die aber im Stil der anderen Tafeln gehalten sind.
Jede Tafel stellt eine Szene aus dem Alten oder Neuen Testament dar, wobei aber von einer dreiteiligen Ordnung ausgegangen wird: es gibt Tafeln, die Geschehnisse vor der Verkündigung des Gesetzes an Moses abbilden (Ante Legem), solche, die Geschehnisse vor der Ankunft Jesu zeigen (Sub Lege) und Szenen aus der Lebensgeschichte Christi (Sub Gratia). Die Ereignisse sub gratia sind allerdings in der mittleren Reihe angeordnet. Es wird dabei implizit angenommen, dass die Szenen aus dem Leben Jesu eine genaue Entsprechung in Ereignissen des Alten Testaments (Typologien) haben. Daher gehören immer drei Tafeln zusammen und bilden eine Reihe, der dieselbe Symbolik zugrunde liegt.
Detail aus dem Verduner Altar: Moses empfängt das Gesetz
Ein Beispiel wäre die 5. Kolonne. 1. Reihe: Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer (Vorläufer der Taufe); 2. Reihe: Taufe Christi im Jordan; 3. Reihe: das eherne Reinigungsbecken im Salomonischen Tempel zu Jerusalem.
Stilistisch sind die Platten noch von der Byzantinischen Kunst beeinflusst, allerdings ist ein starker Einschlag wohl von antiken Vorbildern inspirierter Körperlichkeit der Figuren spürbar.
Quelle: Wikipedia
Ein weiteres kunsthistorisches Referat über den Altar von Barbara Brandl
Franz G. Szabos Kritisches Journal der Alten Musik ist eine Online-Sammlung von Aufführungskritiken über Events der letzten fünf Jahre.
CD bestellen im Faltershop
CD Info and Scans (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 34 MB
rapidgator --- embedupload --- Filepost --- Depositfile --- uploadable
Unpack x68.rar and read the file "Download Links.txt" for links to the Flac+Cue+Log Files [54:26], 3 parts, 280 MB
Reposted on February 26, 2015
Diese Infopaket enthält auch die aktuelle Ausgabe des Klassik & Jazz Magazins Rondo im PDF-Format. Rondo ist es Wert gelesen zu werden.
Musikbeispiel
Track 20, Ferdinand Ignaz Hinterleithner (1659-1710): Partita in F, Nr. 3, Sarabande
Dieser Post ist für Sankanab (Deivo), dem Löwen von Mexico, dessen Blog Andes donde andes y más cosas mich mit der Schönheit der Lautenmusik vertraut gemacht hat und mich damit zum Erwerb der vorgestellten CD inspirierte.