18. Januar 2019

Max Reger: Sonaten für Violoncello und Klavier

Max Reger, derselben Generation angehörend wie Arnold Schönberg und Maurice Ravel, war wie die ihm etwa Gleichaltrigen zu Beginn seiner Entwicklung vor die schier unüberwindliche Schwierigkeit gestellt, sich mit der Situation auseinanderzusetzen, die für das 19. Jahrhundert aus der Vielfalt der Beethoven-Nachfolge entstanden war. Dabei ist zu beachten, daß Reger bereits im Alter von 43 Jahren starb. Es war ihm somit ein Mozart nicht unähnliehes Schicksal beschieden, gerade noch den Anbruch einer neuen Zeit zu erleben. Dieser neuen Zeit, deren Gebot mehr war als der Wechsel von zwei Jahrhunderten oder gar nur zwei Generationen, oblag es, sich - in Weiterführung oder in Abkehr — über ihr Verhältnis zu Richard Wagner klarzuwerden. Die gerade vier Jahrzehnte, die Regers Leben umspannte, offenbaren, welche Entscheidungen in diesen Zeitraum fallen.

Als Reger geboren wurde, schrieb der vierzigjährige Johannes Brahms seine Quartette op. 51. Als Reger starb, war im Disput zwischen Busoni und Pfitzner um eine „neue Ästhetik der Tonkunst“ der Wandlungsprozess, den schon 1905 Marinetti mit seinem „Manifesto futuristico“ ausgelöst hatte, in vollem Gange. Jüngere als Regner und seine Generation, Jüngere wie Strawinsky und Bartók machten bereits von sich reden. Um so überraschender ist es, daß Reger in dieser schicksalhaft bestimmten Spanne der Zeit- und Geistesgeschichte, deren symbolischstes Merkmal die Aufhebung der in den Gesetzen der klassischen Physik verankerten Welt-Anschauung war, zwischen dem Ausklang des 19. und dem Anbruch des 20. Jahrhunderts trotz der Gedrängtheit der ihm bescherten Lebenszeit mit unbeirrbarer Sicherheit seinen eigenen Weg verfolgte und bis zum Ende unbeirrt ging.

Max Reger in seiner Wiesbadener Zeit, 1893
Er tat es, indem er sich von den lebhaften Diskussionen fernhielt. Seine - bis auf einige briefliche Äußerungen - einzige Stellungnahme erfolgte in dem schmalen Bändchen der „Modulationslehre“ (1903), in der er von dem Wunsch spricht, daß sie „an der Zerstreuung des schier undurchdringlichen Nebels“ mitwirken möge. Eindeutig bekannte er sich zunächst zu Brahms, d.h. zu der klassisch orientierten Linie der Romantik, die in Mendelssohn und Schumann ihren Ursprung hatte. In diesen Ursprung allerdings gehörte schon der Name Johann Sebastian Bachs. Auf der Suche nach einem geordneten Weg, bei der ihm in Rat und Widerspruch Hugo Riemann behilflich war, stieß er auch auf Richard Wagner, dessen Erscheinung gerade um die Jahrhundertwende zu einer nicht wegzuleugnenden Unumgänglichkeit herangewachsen war; denken wir in diesem Zusammenhang an Strauss, Pfitzner, Mahler, Schönberg und auch Debussy! […]

In Regers Kammermusik, die symptomatisch mit op. 1, der Violinsonate in d-moll (1891), begann und mit dem Klarinetten-Quintett op. 146 (1916) endete, spielen die vier Sonaten für Violoncello und Klavier deshalb eine besondere Rolle, weil an ihnen Regers Entwicklung von 1892 bis 1910 geradezu anschaulich abzulesen ist.

Die erste Sonate, op. 5 in f-moll, entstand 1892 in Wiesbaden in der Zeit seiner Zusammenarbeit mit Hugo Riemann. Ihr Entstehen verdankte sie dem Musizieren mit dem Grützmacher-Schüler Oskar Brückner (1857-1930), dem sie auch gewidmet ist. Der Selbstkritische war später wohl gegen sein Jugendwerk gar zu ungerecht, wenn er, wie aus einem Brief an Karl Straube (1905) hervorgeht, die Sonate, gemeinsam mit allen Opera zwischen 1 und 19, in Bausch und Bogen als „heillosen Blödsinn“ abtat. Die Abkehr vom eigenen Frühschaffen steigerte sich erst mit dem Zunehmen des zeitlichen Abstandes. Denn noch 1900 entschuldigte er den Impetus des Werkes mit seinem „Sturm und Drang“. Ohne von programmatischen Gedanken sprechen zu wollen, Assoziationen, die ohnedies bei Reger fehl am Platze wären, möge doch der als von Reger selbst stammend überlieferte Hinweis, von dem uns sein Weidener Lehrer Adalbert Lindner Kenntnis gibt, die Grundstimmung des von dunklen Farben umhüllten Opus begründen: von der „Vision eines Sterbenden, der auf ein verlorenes Leben zurückblickt“.

Max und Elsa Reger.
Fotographie von E. Hoenisch, 1903.
Der Neunzehnjährige befand sich zu jener Zeit in der Krise, die bald darauf seine Rückkehr in die oberpfälzische Heimat, nach Weiden, veranlaßte. Spätromantische Klangfülle, Vollgriffigkeit und ein durchgehendes Appassionato bestimmen das Gepräge der dreisätzigen Sonate. Dennoch sollte man bei aller Jugendlichkeit, die das kraftvolle Werk kennzeichnet, doch schon jene Merkmale heraushören, die auf Künftiges Verweisen, wie z.B. die harmonischen Kühnheiten des Adagio con gran affetto oder die spritzige Thematik des Finale. Als dieses op. 5 entstand, schrieb Debussy „L’apres-midi d’un faune“.

Sechs Jahre später, 1898, als Strauss sein „Heldenleben“ vollendete, befaßte sich Reger mit seiner zweiten Violoncello-Sonate, mit op. 28 in g-moll. Dieses Hugo Becker (1863-1941) dedizierte Werk, dessen Entstehungszeit nach dem c-moll-Klavierquintett und zwischen den ersten großen Orgelwerken zu Beginn der zweiten Weidener Periode ihm den bestimmenden Platz in der Entwicklung des Reger-Stils anweist, ist von Reger selbst als „schwer“ bezeichnet worden: „Es ist ein Werk“, schreibt er 1901 an Georg Stolz, „das langes Studium braucht, ehe es klar wird.“ Gegenüber op. 5, bei dem der erste Satz durch die motivisch gebundene Geschlossenheit auffällt, ist an diesem op. 28 als wesentlich das Fortschreiten zu der Planmäßigkeit und Ökonomik Regerscher Form zu betrachten. Der scherzose Charakter des Prestissimo assai, des zweiten Satzes, trägt bereits alle Züge Regerschen Humors mit seinem abrupten Wechsel der Dynamik zur Schau, während in den drei übrigen Sätzen das breite Ausschwingen der in Themenverwandtschaft verbundenen Melodik besonders charakteristisch erscheint.

Von der F-Dur-Sonate op. 78, der dritten Sonate, schrieb Reger 1904 in einem Brief an Karl Straube: „Das Werk ist bis jetzt das Beste, was ich überhaupt auf dem Gebiet der Kammermusik geschrieben habe.“ Die Sonate gehört der kampferfüllten Münchener Zeit an und steht in unmittelbarer Nähe zu den Bach-Variationen op. 81. Die Wesensverwandtschaft mit den beiden vorausgehenden Sonaten ist immer noch erkennbar. Aber die Schreibweise hat in zunehmendem Maße den Regerschen Ductus angenommen, der das Große und Geschlossene der viersätzigen Form aus einer überraschenden Summe von Kleinteilen entwickelt. Der Charakter ist durch leidenschaftliche, hier und da von einer gewissen Düsternis gekennzeichneten Vehemenz bestimmt. Aber schon im Vivacissimo mit seinem kontrastierenden Meno mosso-Mittelteil zeigt sich die bereits im Prestissimo assai von op. 28 unverkennbare scherzose-Manier Regers, und im anmutigen Andante con variazioni wird die Erinnerung wachgerufen, daß der Weg zu den Hiller-Variationen op. 100 nicht mehr weit sein sollte. Dem Werk, das Reger mit Becker zur Uraufführung brachte, war ein voller Erfolg beschieden.

Max Reger am Flügel; Bleistiftzeichnung nach einem Foto, E. Hoenisch, 1910
Es ist interessant zu verfolgen, wie sich den Violoncello-Sonaten, ganz im Gegensatz etwa zu den Violinsonaten oder Quartetten, von den Orgelwerken ganz zu schweigen, die Entfaltung der Regerschen Eigenart zuerst in den Scherze-Sätzen vollzog. Nachdem sich Reger nun nach der dritten Sonate in op. 79e mit „Kompositionen für Cello“ befaßt hatte, kam er erst 1910 wieder zu einer großformatigen Beschäftigung mit dem Violoncello. Das war im Jahr von Strawinskys „Feuervogel“. In Regers vierter und letzter Violoncello-Sonate, op. 116 in a-moll, deren Widmung den Namen Julius Klengels (1859-1933) trägt, ist nunmehr auch innerhalb seiner cellistischen Kompositionen jene „komplette“ Regersprache erreicht, die, wie gesagt, in Werken anderer Art längst erreicht war.

Wieder ist das nicht so betitelte Scherzo, der Presto-Satz, als diesbezüglicher Mittelpunkt anzusehen. Aber gerade auch in den anderen drei Sätzen, insbesondere dem Allegretto con grazia-Finale, ist die zur Einheit verbundene Vielfalt von weit ausladender Melodieführung und gedanklicher Tiefe, von elegantem Spiel und formaler Strenge, wie sie für den Reger-Stil, vornehmlich in der Klavier- und Kammermusik, charakteristisch erscheint, in vollem Ausgleich gewonnen. Das von Bejahung erfullte Werk unterscheidet sich gerade in dieser Hinsicht von den drei anderen Sonaten und bestätigt in diesem Sinne die Tatsache, daß den Sonaten für Violoncello innerhalb des Gesammtschaffens Regers besondere Bedeutung zukommt.

Reger hat sich, wie schon bemerkt, in der Öffentlichkeit kaum zu den Problemen geäußert, die seine Zeit bewegten. Die Einladung, eine Monographie über die Kammermusik und ihre Zukunft zu schreiben, lehnte er, wie er l904 zu Straube bemerkte, mit der Begründung ab, „daß da alles ästhetisches Geplänkle Unsinn ist, daß die Zukunft der Kammermusik lediglich allein von den wenigen führenden Geistern, die schaffen, gegeben wird! Und was würde es denn nützen, wenn ich den Leuten sagen würde, daß die heutige moderne Richtung der Kammermusik niemals zum Segen gereichen kann! Mag da prophezeien, wer da will! Ich schaffe!“

Quelle: Erich Valentin, im Booklet [gekürzt]

Die Abbildungen von Max Reger stammen aus dem Max-Reger-Portal  der Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung


TRACKLIST


MAX REGER 
(1873 - 1916)

 
DIE SONATEN FÜR VIOLONCELLO UND KLAVIER

 
CD 1                                              44:07

Sonate f-moll op. 5

1 I.   Allegro maestoso ma appassionato            9:03
2 II.  Adagio con gran affetto                     8:21
3 III. Finale:Allegro (un poco scherzando)         6:04

Sonate g-moll op. 28

4 I.   Agitato                                     7:29
5 II.  Prestississimo assai                        2:56
6 III. Intermezzo (poco sostenuto quasi adagio)    4:05
7 IV.  Allegretto grazioso                         5:40


CD 2                                              55:27

Sonate F-Dur op. 78

1 I.   Allegro con brio                            9:40
2 II.  Vivacissimo                                 3:30
3 III. Andante con variazioni                      7:58
4 IV.  Allegro vivace                              6:37

Sonate a-moll op. 116

5 I.   Allegro moderato                            9:04
6 II.  Presto                                      3:51
7 III. Largo                                       6:26
8 IV.  Allegreno con grazia                        7:50


Ludwig Hoelscher - Violoncello
Karl Heinz Lautner - Klavier

Studioaufnahme 1974 im Tonstudio Bauer, Ludwigsburg
Remastering: Teije van Geest, Sandhausen
Produktion: Rudolf Bayer

ADD (P) 1992


Umberto Eco

Reflexionen über Bibliophilie

Es ist eines, über Bibliophilie vor Bibliophilen zu sprechen, und etwas anderes, darüber mit sozusagen normalen Leuten zu reden. Die wahre Crux eines Sammlers kostbarer Bücher ist: wenn er Renaissance-Gemälde oder chinesisches Porzellan sammeln würde, könnte er sie im Wohnzimmer ausstellen, und alle Besucher wären begeistert. Der Bibliophile dagegen weiß nie, wem er seine Schätze zeigen soll: Die Nichtbibliophilen werfen einen zerstreuten Blick auf sie und begreifen nicht, wieso ein dreihundert Jahre altes Duodezbändchen mit vergilbten Seiten den Stolz dessen darstellen kann, der das letzte auf dem freien Markt erhältliche Exemplar ergattert hat; und die anderen Bibliophilen lassen oft Anflüge von Neid erkennen (auch sie hätten das Bändchen gern und ärgern sich) oder von Verachtung (sie glauben, noch seltenere Sachen in ihrer Bibliothek zu haben, oder sie sammeln andere Bücher — wer Architekturbücher aus der Renaissance sammelt, kann gegenüber der kostbarsten existierenden Kollektion von Rosenkreuzer-Pamphleten des frühen siebzehnten Jahrhunderts gleichgültig bleiben). […]

"Der Bibliophile dagegen weiß nie, wem er seine Schätze zeigen soll."
Was ist Bibliophilie?

Bibliophilie ist zwar Liebe zu Büchern, aber nicht unbedingt wegen ihres Inhalts. Gewiß gibt es Bibliophile, die nach Themen sammeln und die Bücher, die sie akkumulieren, auch lesen. Aber um viele Bücher zu lesen genügt es, eine Leseratte zu sein. Nein, der Bibliophile achtet zwar auf den Inhalt, aber er will das Objekt haben, und zwar möglichst das erste, das aus der Druckerpresse kommt. Das kann so weit gehen, daß manche Bibliophile — die ich nicht billige, aber verstehe — bei noch unaufgeschnittenen Büchern die Seiten nicht aufschneiden, um das eben erworbene Objekt nicht zu beschädigen. Ein seltenes Buch aufzuschneiden wäre für sie, wie wenn ein Uhrensammler die Gehäuse der Uhren aufbrechen würde, um das Räderwerk zu studieren.

Leseratten oder Forscher lieben es, in zeitgenössischen Büchern Stellen anzustreichen, auch weil sie dann Jahre später durch eine bestimmte Art von Unterstreichung, eine Randnotiz, einen Wechsel zwischen Schwarz- und Rotstift an eine Lektüreerfahrung erinnert werden. Ich besitze eine Ausgabe der Philosophie au Moyen Age von Etienne Gilson aus den fünfziger Jahren, die mich seit den Tagen meiner Doktorarbeit begleitet. Das Papier war damals sehr schlecht, das Buch zerbröselt beinahe, wenn man es berührt oder die Seiten umzublättern versucht. Wäre es für mich nur ein Arbeitsmittel, dann brauchte ich mir bloß eine Neuausgabe zu besorgen, die es preiswert zu kaufen gibt. Ich könnte sogar zwei Tage damit verbringen, alle Hervorhebungen zu übertragen, mitsamt den verschiedenen Farben und dem Stil meiner Randnotizen, der sich im Laufe der Jahre und der erneuten Lektüren geändert hat. Aber ich könnte es nicht über mich bringen, dieses Exemplar wegzuwerfen, das mich mit seiner altersschwachen Gebrechlichkeit an meine Studienjahre und die folgenden erinnert und somit Teil meiner Erinnerungen bleibt.

Musaeum Hermeticum, 1678, Frankfurt,
bei Herman Sande. Illustrationen von Matthaeus Merian.
Darf man in seltenen Büchern etwas unter- oder anstreichen, sei’s auch nur ganz leicht am Rande? Theoretisch muß ein perfektes Exemplar, wenn es nicht unaufgeschnitten ist, breite weiße Ränder haben, auf knackigen Seiten, die unter den Fingern rascheln. Aber einmal habe ich einen Paracelsus erworben, der aus antiquarischer Sicht keinen großen Wert darstellte, denn es war nur ein einzelner Band der Erstausgabe der Opera omnia von Huser, 1589-1591. Was ist ein einzelner Band einer Gesamtausgabe wert? Aber in zeitgenössisches Halbleder gebunden, mit aufgesetzten Bünden am Rücken, gleichmäßiger mittlerer Bräunung und handschriftlicher Signatur auf dem Titelblatt, ist der ganze Band voll von Unterstreichungen in Rot und Schwarz und zeitgenössischen Randnotizen mit Überschriften in roten Kapitälchen und lateinischen Zusammenfassungen des deutschen Textes. Das Ganze ist wunderschön anzusehen, die Anmerkungen verschmelzen mit dem gedruckten Text, und so blättere ich oft darin mit dem Vergnügen, das geistige Abenteuer desjenigen nachzuerleben, der es mit seinem handschriftlichen Zeugnis signiert hat. […]

Ein ausgehendes Gut

Das Problem ist: auch unabhängig vom Biblioklasmus ist das antiquarische Buch eine Ware, die zwangsläufig immer seltener wird. Nehmen wir ein Beispiel. Wer von seinen Eltern ein Louis-XV-Möbel, ein Gemälde aus der Schule von Ferrara oder ein Perlenhalsband geerbt hat, kann beschließen, es zu verkaufen. Davon lebt der Antiquitätenmarkt. Und dasselbe kann man tun, wenn der Herr Papa ein Dutzend Bücher aus dem achtzehnten Jahrhundert versammelt hat, womit sich erklärt, warum die Innenausstatter an den Bücherständen in Mailand und anderswo Fénelons Aventures de Télémaques in diversen Editionen erwerben können, so daß der erfahrene Bibliophile weiß, wenn er in der Wohnung eines einigermaßen wohlhabenden Mitbürgers diese Abenteuer des Telemach neben ein paar Philosophietraktätchen der Aufklärungszeit im Regal stehen sieht, daß sein Gastgeber ein Parvenü ist, der sich die Bücher meterweise vom Innenarchitekten hat auswählen lassen.

Étienne Gilson: La Philosophie au moyen Age.
Ähnlich kann man sich Ecos Exemplar vorstellen.
Wenn aber der Herr Papa ein richtiger Sammler war, dann wird er die Bücher nicht aufs Geratewohl erworben, sondern sich eine thematische Sammlung angelegt haben, und da er zu Lebzeiten nicht gewollt haben wird, daß sie verschwindet, wird er sie testamentarisch einer öffentlichen Institution vermacht haben. Oder die Erben werden angesichts einer kompletten Sammlung nicht so dumm sein, sie an die Bouquinisten zu verscherbeln, sondern werden sie renommierten Auktionshäusern wie Christie’s oder Sotheby’s anvertrauen. Daraufhin wird die Sammlung von einer amerikanischen Bibliothek oder einer japanischen Bank ersteigert und nie wieder deren Räume verlassen. Dies erklärt, warum die Preise antiquarischer Bücher, zumal wenn es Sammlungen sind, schneller steigen als die Preise alter Möbel oder Juwelen. Der Tag wird kommen, da es für alten Schmuck, barocke Möbel und Renaissancegemälde noch einen Markt gibt, während alte Bücher unveräußerliche Gegenstände geworden sind.

Die Bibliothek

Der Bücherliebhaber sammelt Bücher, um eine Bibliothek zu haben. Das klingt selbstverständlich, aber die Bibliothek ist nicht eine Summe von Büchern, sondern ein lebendiger Organismus mit eigenem Leben. Eine häusliche Bibliothek ist nicht nur ein Ort, an dem Bücher gesammelt werden, sie ist auch ein Ort, der sie für uns liest. Wie ich das meine? Nun, ich denke, jedem von uns, der eine gewisse Anzahl von Büchern besitzt, ist es widerfahren, sich jahrelang Gewissensbisse gemacht zu haben, weil er einige Bücher noch nicht gelesen hatte, die ihn jahrelang vorwurfsvoll vom Regal herab ansahen, als wollten sie ihn an seine Unterlassungssünde erinnern. Um so mehr geschieht dies bei einer Bibliothek antiquarischer Bücher, die manchmal auf Latein oder in gänzlich unbekannten Sprachen geschrieben sind (bedenken wir, daß es Bibliophile gibt, die schöne Einbände sammeln und daher auch mal ein Buch in koptischer Sprache erwerben können). Außerdem kann ein schönes altes Buch auch sehr langweilig sein. Ich glaube, jeder Liebhaber hätte gern die vier Bände des Oedipus Aegytiacus von Athanasius Kircher, deren Illustrationen faszinierend sind, aber nur wenigen wird es gelingen, den quälend komplizierten Text zu lesen.

Paracelsus: Opera omnia, von Huser, 1589-1591.
Eco besaß nur einen einzelnen Band der Erstausgabe.
Ab und zu kommt es jedoch vor, daß wir eines dieser vernachlässigten Bücher zur Hand nehmen, darin herumzulesen beginnen und entdecken, daß wir schon fast alles kennen, was darin steht. Für dieses sonderbare Phänomen, das sicherlich viele bezeugen können, gibt es nur drei vernünftige Erklärungen. Erstens: Im Lauf der Jahre hat sich durch die verschiedenen Berührungen, wenn wir das Buch umgestellt, abgestaubt oder auch bloß ein Stück zur Seite geschoben haben, um ein anderes besser herausziehen zu können, etwas von seinem Inhalt über unsere Fingerkuppen in unser Hirn übertragen, wir haben es also gewissermaßen taktil gelesen, als ob es in Blindenschrift gedruckt wäre. Ich […] glaube nicht an paranormale Phänomene, aber in diesem Fall doch, auch weil ich das Phänomen gar nicht für paranormal halte. Im Gegenteil, es ist völlig normal und wird von der Alltagserfahrung bestätigt.

Zweite Erklärung: Es stimmt gar nicht, daß wir das fragliche Buch nie gelesen haben. Jedesmal, wenn wir es abstaubten oder verschoben, haben wir einen kurzen Blick darauf geworfen, es irgendwo aufgeschlagen, etwas in der Graphik, in der Konsistenz des Papiers, in der Farbe hat uns von einer Epoche, von einem bestimmten Ambiente gesprochen, und so haben wir nach und nach einen großen Teil davon absorbiert.

Dritte Erklärung: Im Lauf der Jahre haben wir andere Bücher gelesen, in denen von diesem die Rede war, so daß wir, ohne es uns bewußtzumachen, gelernt haben, was es zu sagen hatte (sei’s daß es sich um ein berühmtes Buch handelte, von dem alle gesprochen haben, oder um ein banales, dessen Ideen so gewöhnlich sind, daß wir sie fortwährend anderswo gefunden haben).

Fénelons Aventures de Télémaques,
die seinen Besitzer als Parvenü denunzieren.
In Wahrheit glaube ich, daß alle drei Erklärungen richtig sind. Alle diese Elemente »gerinnen« gemeinsam auf mirakulöse Weise und wirken zusammen, um uns jene Seiten vertraut zu machen, die wir, strenggenommen, nie gelesen haben.

Natürlich ist der Bibliophile, auch und besonders derjenige, der zeitgenössische Bücher sammelt, der Heimtücke dessen ausgesetzt, der in seine Wohnung kommt, die vielen Regale sieht und ausruft: »So viele Bücher! Haben Sie die alle gelesen?« Die Alltagserfahrung sagt uns, daß diese Frage auch von Personen mit mehr als befriedigendem Intelligenzquotienten gestellt wird. Auf diese Zudringlichkeit gibt es meines Wissens drei Standardantworten. Die erste blockiert den Besucher und bricht jede weitere Beziehung ab, nämlich: »Gar keins hab ich davon gelesen, wozu würde ich sie sonst hierbehalten?« Allerdings entschädigt sie den Zudringlichen dadurch, daß sie sein Überlegenheitsgefühl hervorkitzelt, und ich sehe nicht ein, wieso man ihm diesen Gefallen tun soll.

Die zweite Antwort stürzt den Impertinenten in einen Zustand tiefster Unterlegenheit‚ denn sie lautet: »Nicht bloß die, mein Herr, nicht bloß die!«

Die dritte ist eine Variation der zweiten, und ich benutze sie dann, wenn ich will, daß der Besucher in eine Schreckensstarre verfällt: »Nein«, sage ich, »das sind die, die ich bis Ende nächster Woche lesen muß, die anderen habe ich in der Uni.« Da meine Mailänder Bibliothek etwa dreißigtausend Bände umfaßt, ist der Unselige nur noch darauf bedacht, den Moment des Abschieds durch Verweis auf jähe Verpflichtungen vorzuverlegen.

"...daß es Bibliophile gibt, die schöne Einbände sammeln
 und daher auch mal ein Buch in koptischer Sprache erwerben"
Was der Unselige nicht weiß, ist, daß die Bibliothek nicht nur ein Ort der Erinnerung ist, wo wir aufbewahren, was wir gelesen haben, sondern der Ort des universalen Gedächtnisses, wo wir eines Tages, im schicksalhaften Moment, auch das finden können, was andere vor uns gelesen haben.

Ein Depot oder Reservoir, in dem sich am Ende alles vermengt und vermischt und einen Schwindel erzeugt, einen Cocktail von Bildungszitaten, aber was macht das schon? Hier eine Probe des virtuellen Inhalts einer Bibliothek: Monsieurs les anglais je me suis couché de bonne heure. Tu quoque alea! Licht, mehr Licht über alles. Hier wird Italien geschaffen, oder man tötet einen toten Mann. Soldat, der davonkommt, in Gefangenschaft bist du fein raus. Fratelli d’Italia, ancora uno sforzo. Der Pflug, der die Scholle furcht, ist gut für ein anderes Mal. Italien ist erledigt, aber es ergibt sich nicht. Willkommen sei uns der Mai, wir werden im Schatten kämpfen. Drei Frauen treten rings um mein Herz ohne Wind. Der Nebel nieselt die stachligen Hügel hinauf. Von den Alpen bis zu den Pyramiden zog er in den Krieg und band sich den Helm fest. Frisch sind meine Worte am Abend durch jene vier groben Dutzendscherzchen. Immer frei auf goldenen Schwingen. Guido, ich wünschte, daß sich der Himmel entfärbte. Ich erkannte das Zittern, die Waffen, die Lieben. Frisch und klar ist die Nacht und der Kapitän. Ich erleuchte mich, frommer Ochse. Um fünf Uhr nachmittags befand ich mich in einem dunklen Wald. Im September gehen wir dahin, wo die Zitronen blühen. Auf geht’s zum lustigen Jagen: dies sind die Gascogner Kadetten. Tintarella di luna dimmi che fai. Gräfin, was ist das Leben: drei Käuzchen auf dem Vertiko.

Diese Frage kann Eco dreifach parieren. In diesem Fall vielleicht doch nicht.
Bibliophilie und Sammlerleidenschaft

Diese Art von Vertrauen in ein universales Depot des Wissens, das uns verfügbar bleibt, erklärt, warum sich der Bibliophile weniger um das Lesen als um das Akkumulieren bemüht. Insofern riskiert er, ein Sammler zu werden. Ich möchte jedoch den Unterschied zwischen Sammlern und Bibliophilen betonen. Die Sammler wollen alles haben, was man zu einem bestimmten Thema versammeln kann, und sie interessieren sich nicht so sehr für die Eigenart der einzelnen Stücke, sondern für die Vollständigkeit der Sammlung. Sie neigen dazu, aufs Tempo zu drücken. Der Bibliophile hofft, auch wenn er über ein bestimmtes Thema arbeitet, daß die Sammlerei niemals endet, daß es immer noch etwas zu suchen gibt. Und manchmal kann er sich auch in ein schönes Buch verlieben, das nichts mit seinem Thema zu tun hat.

Die Sammlerleidenschaft ist eine vielleicht jahrtausendealte Passion, schon die römischen Patrizier sammelten griechische Antiquitäten (auch falsche), und die kleinen Jungen von heute sammeln Plastikfiguren. Sammeln ist eine Art und Weise, sich eine Vergangenheit wiederanzueignen, die uns entschwindet. Aber was für eine Vergangenheit? Wer das Monatsjournal von Christie’s aufschlägt, sieht, daß Auktionen veranstaltet werden, bei denen für Hunderttausende Dollar pro Stück nicht nur Gemälde, Juwelen und Möbel verkauft werden, sondern auch »Memorabilia« wie ein paar Socken des Herzogs von Windsor. Sei’s drum, die Reichen sind eben verrückt. Aber die Armen nicht?

"Das alles sind respektable Leidenschaften, keine Frage"
In einer einzigen Nummer der Zeitschrift Collezionare habe ich einmal entdeckt, wie viele Ausstellungen oder Märkte für Sammlerobjekte es gibt. Gefragt oder angeboten werden (zusammen mit Büchern, Drucken, Briefmarken, Oldtimermodellen, Puppen, Uhren, Freimaurerobjekten, Postkarten, Bronzefiguren) auch Aufkleber und Fahrkarten, Banknoten und Minischecks, Schlüssel, Colaflaschen, Rasierklingen, Ausweise und Diplome. Eine Sektion betrifft nur mignonettes, das sind kleine Likör- oder Parfumfläschchen, auch leere. Einer tauscht 150 Parfumfläschchen gegen ungebrauchte italienische Briefmarken — man würde nun meinen, aus dem neunzehnten Jahrhundert, aus dem Kirchenstaat, aber nein, von 1978 bis 1988. Schließlich eine schöne Annonce in der Sektion Kartons und Tüten: »Suche Obstkartons. Kaufe Zuckertüten, auch volle.« Ein anderer sucht Orangenkartons von Moro Tarocco, wieder ein anderer Papierservietten aus Bars. Das alles sind respektable Leidenschaften, keine Frage, aber mich packt die Angst vor dieser zukünftigen Vergangenheit, die rings um uns konsumiert wird, das Erdnußdöschen, das ich (womöglich noch voll) im Zug liegenlasse, das gebrauchte Nescafétütchen, das im Mülleimer landet, zusammen mit Kippen und Zigarettenschachteln und leeren, ausgerissenen Streichholzbriefen (den wahren). Ich komme mir vor wie ein Vandale, ein Kalif, der die Bibliothek von Alexandria in Brand steckt. Wie schafft man es, die Archäologie von morgen so zu zerstreuen?

Ars memorandi. Ein Bildrätsel zum Matthäus-Evangelium
 [mit Lösung].
Manchmal fallen Bibliophilie und Sammlerleidenschaft zusammen. Ich habe Dr. Moris Young kennengelernt, inzwischen ein reizender Neunzigjähriger, der als gutverdienender Augenarzt sein Leben damit verbracht hat, gemeinsam mit seiner Frau zu sammeln. Er hat vielerlei Dinge gesammelt, von Artikeln für Taschenspieler bis zu Büchern über militärische Codes. Wenn eine Sammlung komplett war, verlor er jedes Interesse an ihr und verkaufte alles, um eine neue Sammlung zu beginnen. Seine umfang- und erfolgreichste Sammlung war die über das Gedächtnis. Deswegen hatte ich ihn aufgesucht, denn die neugegründete Universität von San Marino wollte ihre Bibliothek mit einem Fundus erlesener Seltenheit arrondieren und hatte von einem New Yorker Antiquar erfahren, daß Young seine Sammlung alter Bücher über Mnemotechniken verkaufen wollte. Ich wußte von ihrer Existenz, denn wer artes memoriae sammelt, kennt den Young-Katalog, eine Fundgrube für Nachrichten über alle Bücher dieser Gattung. Ich besuchte Young und entdeckte, daß er einen beachtlichen Fundus an Schriften über die Kunst des Erinnerns besaß, eine Handschrift, viele Inkunabeln, die Hauptwerke des sechzehnten, siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Aber zugleich begriff ich, warum er die Sammlung verkaufen wollte: Er wußte nicht mehr, wohin damit, obwohl er über eine zweite Wohnung verfügte, die dem Magazin eines Trödlers glich, er fand keinen Platz mehr für all das, was er, zusammen mit den seltenen Büchern, über das Gedächtnis gesammelt hatte.

Funes el memorioso
Er besaß alle Bücher, die in den letzten zweihundert Jahren darüber veröffentlicht worden waren, von Psychologen, Experten für Künstliche Intelligenz, Neurologen und Philosophen. Er besaß ein riesiges Arsenal von Spielen, die mit dem Gedächtnis zu tun hatten, und andere Memorabilia, bis hin zu Täßchen mit der Aufschrift Remember me, dazu Manuskripte und Briefe von Gedächtnisforschern. Als ein wahrer Funes el memorioso der Memoria hatte er alles zusammengetragen, was irgendwie an das Gedächtnis erinnern konnte. Inzwischen fehlte ihm nichts mehr, und so verkaufte er. Wie jeder gute Bibliophile verkaufte er an eine kulturelle Institution, damit sein Erbe nicht in alle Winde zerstob, sondern unveräußerlich wurde. Doch er war so wenig ein Bibliomane, daß er sich inzwischen leicht davon trennen konnte.

Der Bibliophile und das Ende des Buches

Den Bibliophilen schreckt weder das Internet noch die CD-ROM, noch das E-Book. Im Internet findet er heute die Antiquariatskataloge, auf CD-ROM die Werke, die ein Privatmann nur schwer zu Hause haben könnte, wie die 221 Foliobände der Patrologia Latina von Migne, in einem E-Book könnte er leicht die gewünschten Bibliographien und Kataloge mit sich herumtragen, so daß er ein kostbares Repertoire immer bei sich hätte, besonders wenn er eine Ausstellungsmesse für antiquarische Bücher besucht. Im übrigen vertraut er darauf, daß selbst wenn die Bücher verschwinden würden, sich der Wert seiner Sammlung verdoppeln, was sage ich, verzehnfachen würde. Also, pereat mundus!

"Was für ein schönes und praktisches Ding ist ein Buch!"
Aber der Bibliophile weiß auch, daß das Buch noch ein langes Leben hat, und das wird ihm gerade dann klar, wenn er liebenden Blickes seine eigenen Regale mustert. Wären all diese Informationen, die er da akkumuliert hat, seit den Zeiten Gutenbergs auf einem Magnetband aufgezeichnet worden, hätten sie dann wohl zwei-, drei-, vier-, fünfhundert, fünfhundertfünfzig Jahre überdauern können? Und wären dann mitsamt den Inhalten der Werke auch die Spuren derer überliefert worden, die sie vor unserer Zeit berührt, aufgeschlagen, mit Anmerkungen versehen, herumgestoßen und oft mit dreckigen Fingern beschmutzt haben? Und könnte man sich in eine Diskette verlieben, so wie man sich in eine feste weiße Buchseite verlieben kann, die unter den Fingern knackt und knistert, als wäre sie gerade aus der Druckerpresse gekommen?

Was für ein schönes und praktisches Ding ist ein Buch! Es läßt sich überall in die Hand nehmen, auch im Bett, auch in einem Boot, auch dort, wo es keine Steckdosen gibt, auch wenn alle Batterien leer sind, es erträgt Anstreichungen und Eselsohren, man kann es auf den Boden fallen oder aufgeschlagen auf die Brust oder auf die Knie sinken lassen, wenn einen der Schlaf überkommt, es paßt in die Jackentasche, es kann angestoßen werden, es registriert die Intensität, die Beharrlichkeit oder die Regelmäßigkeit unserer Lektüre, es erinnert uns daran (wenn es zu frisch und unberührt aussieht), daß wir es noch nicht gelesen haben …

Das Format des Buches wird durch unsere Anatomie bestimmt. Es kann sehr große Bücher geben, aber die haben meistens dokumentarische oder dekorative Funktion. Das Standardbuch darf nicht kleiner als eine Zigarettenschachtel und nicht größer als eine Zeitung im Tabloid-Format sein. Seine Größe ist abhängig von den Dimensionen unserer Hand, und diese haben sich - zumindest bisher - trotz Bill Gates nicht geändert.

Die Umkehrung: Der Tisch als Bücherstapel.
Eine Funktion des Bibliophilen besteht auch darin, jenseits der persönlichen Befriedigung seiner privaten Wünsche Zeugnis über die Vergangenheit und die Zukunft des Buches abzulegen. Ich erinnere an die erste Buchmesse in Turin, auf der man eine große Abteilung für antiquarische Bücher reserviert hatte (danach scheint diese schöne Gewohnheit verlorengegangen zu sein). Schulkinder kamen zu Besuch auf die Messe, und ich habe manche von ihnen vor den Vitrinen kleben sehen, wo sie zum ersten Mal entdeckten, was ein richtiges Buch ist, nicht so ein Heftchen am Bahnhofskiosk, sondern ein Buch mit allen Attributen am richtigen Fleck. Sie erinnerten mich an den Barbaren bei Borges, der zum ersten Mal jenes Meisterwerk der menschlichen Kunst sieht, das eine Stadt ist. Er fiel vor Ravenna auf die Knie und wurde Römer. Mir würde es genügen, wenn die Kinder aus Turin wenigstens ein erhebendes Gefühl mit nach Hause nahmen, vielleicht einen wohltätigen Wurmstich.

Ach ja, ich vergaß, zur Leidenschaft des Bibliophilen gehören auch die Wurmstiche. Nicht alle vermindern den Wert eines Buches. Einige wirken, wenn sie nicht den Text affizieren, wie zarte Klöppelspitzen. Ich gestehe hier, ich liebe auch diese. Natürlich bekunde ich gegenüber dem Antiquar, der mir das Buch verkauft, Mißfallen und Abscheu, um den Preis zu drücken. Aber ich sage es offen, aus Liebe zu einem schönen Buch ist man bereit zu jeder Gemeinheit.

Quelle: Umberto Eco: Die Kunst des Bücherliebens. (Übersetzt von Burkhart Kroeber). Carl Hanser Verlag, München 2009. ISBN 978-3-446-23293-8. Zitiert wurden die Seiten 30, 32-33, 43-53


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1 Kommentar:

zvillano hat gesagt…

Hallo Freund, wie geht es dir? Ich bin Sebastián aus Mexiko (bevor Verwalter von "Música Iberoamericana"), vor einige Monate, habe Ich ein neuenmusik blog gemacht, Es heißt also "La Fonoteca de Iberoamérica"

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Ich will dir es empfehlen, bis gleich!!^^

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