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16. Dezember 2019

Karl Amadeus Hartmann: Die Klavierwerke

Die sechs erhaltenen Kompositionen für Klavier solo, die neben einer Reihe von Solowerken für Violine sowie einigen Ensemblewerken und dem satirischen Wachsfigurenkabinett zum Frühwerk Karl Amadeus Hartmanns gehören, sind in einem von ihm eigenhändig zusammengestellten Werkkatalog aus dem Jahr 1950 nicht enthalten. Der Komponist bezeichnete die frühen Solowerke wie auch die übrigen in der Zeit von 1927 bis 1932 entstandenen Kammermusikwerke als nicht „wesentlich“, sondern erwähnte lediglich seine beiden Streichquartette als gültige Arbeiten. Obwohl Hartmann stets mit Behauptungen wie „Alle meine damaligen Kompositionen vernichtete ich später“ sein Frühwerk zu verschweigen versuchte und sogar die radikale Vernichtung früher Werke glaubhaft machen wollte, indem er erklärte: „Ich habe meine beiden Klaviersonaten verbrannt, da ich nicht mehr zu ihnen stehen konnte“, sind einige frühe Arbeiten erhalten oder wieder aufgefunden. Während Hartmanns Frau Elisabeth von einem „Stapel von Kammermusiknoten“ berichtete, der unberührt — aber auch unvernichtet — „jahrelang in der Wohnung lag“, dokumentierte Hans Moldenhauer, dass Hartmann „die Archive als geeigneten Aufbewahrungsort gerade für seine Frühwerke, die er erst nach seinem Tod veröffentlicht wissen wollte, erachtete.“

Der Grund für diese Negierung des Frühwerks zu Lebzeiten ist neben der selbstkritischen Haltung des Komponisten und dem reifenden künstlerischen Urteilsvermögen sein wachsendes Selbstverständnis als Symphoniker. Dazu kommt, dass sich Hartmann sowohl der Gefahr einer einseitigen Bewertung anhand früher und teils provozierend gestalteter Werke als auch der Einordnung als politischer Komponist und „Bekenntnismusiker“ entziehen wollte, indem er jeden möglichen Hinweis auf politische Bezugnahmen oder die Subsumierung seines künstlerischen Schaffens unter entsprechender Kategorisierung zu vermeiden versuchte. Hartmann war daran gelegen, seine Überzeugung von der Notwendigkeit einer liberalen und humanen Welt ohne Einschränkungen oder gar politische Positionsbestimmung künstlerisch umzusetzen und im Werk zu verdichten.

Einzig die Sonate „27. April 1945“ als in mehrfacher Hinsicht exponiertes Werk galt zu Hartmanns Lebzeiten als unvernichtet; jedoch bemühte sich der Komponist, Aufführungen selbst dieser Klaviersonate zu verhindern, wie er 1957 in einem Brief an Fritz Büchtger deutlich machte: „Nun ist dieses Stück ein Jugendwerk von mir, zu dem ich überhaupt nicht mehr stehe und deshalb möchte ich die Klaviersonate auf gar keinen Fall in München aufgeführt wissen.“

Die frühen Arbeiten für Klavier solo stellen keine geschlossene Einheit dar, sondern sind in drei Gruppen zu unterteilen:

Die in den Jahren 1927 während des Musikstudiums an der Akademie für Tonkunst in München entstandenen frühesten erhaltenen Werke Suite I und II für Klavier solo, daneben die Jazz-Toccata und —Fuge aus dem Jahr 1928, die Sonatine aus dem Jahr 1931 und die 1. Sonate (1932), die hinsichtlich ihres Umfangs wie ihrer Bezeichnung als eigenständig konzipierte Klavierwerke zu betrachten und dennoch der frühen kammermusikalischen Arbeit mit ihrer Erprobung stilistischer Elemente und formaler Mittel zuzurechnen sind und schließlich die mit ihrer besonderen Entstehungsgeschichte als einzelnes Werk existierende Sonate 27. April 1945, die weit nach der Hinwendung Hartmanns an die symphonische Besetzung entstanden ist.

Karl Amadeus Hartmann (1905-1963)
Suite I und II für Klavier solo

In den frühen Suiten für Klavier solo setzte sich Hartmann mit traditionellen Kompositionsmitteln auseinander; die Erprobung individueller Motive im historischen Kontext dokumentiert noch den Studiencharakter der während der Kompositionsausbildung verfassten Werke, verweist jedoch gleichzeitig auf die früh erarbeiteten stilistischen Ziele, die Hartmann innerhalb der konzis gefassten Einzelsätze der Suiten bereits formuliert: Er wollte „ein Stück absoluten Lebens darstellen — Wahrheit, die Freude bereitet und mit Trauer verbunden ist". Dieser Wunsch findet mit der reliefartigen Kontrastierung kontemplativer Momente und eruptiver Ausbrüche - etwa mit „Sehr langsam“ im 1. und dem „Sehr lebhaft (sehr roh)“ des folgenden 2. Satzes der Suite I - Eingang schon in das frühe Werk. In Anlehnung an die Klavierkompositionen der Zeitgenossen - zu nennen ist Hindemith mit einer Vielzahl kurzer Klavierwerke‚ aber auch Bartók mit ähnlich kompakten Stücken im Mikrokosmos — erarbeitete sich Hartmann nicht nur traditionelle Satzformen und erforschte die dramatische Architektur innerhalb der oft nur wenig über 20 Takte langen Einzelsätze mit expressiven, oft zentral angelegten Höhepunkten in A-B-A-Form‚ sondern er experimentierte mit bitonalen Strukturen und ungeraden metrischen und synkopierten Motiven.

Hartmann schrieb die Suite I „Zur Erinnerung an einen Mittwoch in der Ludwigstraße“, in der sich im Odeon sein damaliger Ausbildungsort befand. Weitere Auskünfte hinsichtlich dieser Widmung sind unbekannt — jedoch sprechen sie für die lebensfrohe Haltung Hartmanns und seine Fähigkeit der Kontemplation‚ die sich bereits hier in hochsensiblen Strukturen und Formen zeigt. Bemerkenswert dabei ist der frühe Ansatz eines expressiven Stils, der sich im späteren symphonischen Schaffen in den groß angelegten Adagio-Sätzen wiederfindet, aber bereits im 1. Satz der Suite I zu erkennen ist: Das in der Unterstimme (T. 9 und 10 des 1. Satzes) verwendete Motiv der fallenden großen Sexte mit sich anschließender kleiner Sekunde gerät bei der Wiederverwendung in der 1. Symphonie und in Friede Anno 48 mit entsprechender Textierung zum Symbol von Trauer und Betroffenheit.

Die Tendenz, traditionelle Stilmittel zu entdecken, zu verarbeiten, zu transformieren und mit innovativen Elementen zu konfrontieren, wechselte sich ab mit einer herausfordernden „enfant terrible“-Haltung, die mit der Faszination an den motorischen Impulsen der neuen Sachlichkeit in Ostinatofiguren deutlich wird, sich in ungeraden Metren und Angaben wie „sehr roh“ manifestiert und sich bis zum swinging „Jazz“ des Finalsatzes der Suite II mit seinem locked hand-Stil entwickelte.

Karl Amadeus Hartmann (1905-1963)
Jazz-Toccata und -Fuge

Dieses dissonante und provozierende Werk, eine bereits im Titel postulierte Verbindung zwischen barocker Fonn und neuen Klängen, könnte zum Zerwürfnls zwischen Hartmann und seinen Lehrern geführt haben: Der konservative Kompositionslehrer Joseph Haas, der später auch mit Hartmanns besorgter Schwiegermutter über das fragliche Talent seines Schülers gesprochen hat (und dies nie abstritt), war offensichtlich einer Unzahl von Entwürfen des jungen Hartmann ausgesetzt und vertrat die zutreffende Ansicht, dass sich sein Schüler zu sehr an Hindemith und Strawinsky orientiere. Offensichtlich äußerte Haas seine Bedenken auch im Unterricht deutlich und verärgerte seinen Studenten mit abfälligen Bemerkungen über neue Musik, was dazu führte, dass Hartmann ihm voller Zorn einen Schlüsselbund vor die Füße warf; später hat er dies wie folgt beschrieben: „Als ich jedoch der Akademie eigene Arbeiten vorlegen mußte, sah ich voraus, daß diese keinen Anklang finden würden, behelligte die Professoren erst gar nicht damit und ließ die Tür getrost hinter mit zufallen.“

Die „polternde“ Toccata, die zunächst das Solo eines Jazzbasses nachahmt, um dann nach einigen fast perkussiven Einwürfen eine Melodiestimme vorzubereiten, enthält im weiteren Verlauf eine Vielzahl von Ideen zur Gestaltung: kontrastreiche dynamische Wechselm verspielte Spiegelfiguren, kanonische Führungen, „trompetenhafte“ Quartparallelen und Cakewalk-Rhythmen ergeben einen dichten Satz mit zahlreichen thematischen Episoden, die den Satz fast überladen und daher folgerichtig als plötzliche Auflösung in einem ironischen A-Dur-Akkord enden, nicht ohne zuvor mit einem ‚BACH-Zitat’ dem Großmeister der gewählten Formenstruktur spöttisch-liebevolle Reverenz zu erweisen. Die Fuge ist „Markant: im schnellen Jazztempo“ zu spielen und enthält mit Dux und Comes zunächst alle traditionellen Merkmale, gewinnt jedoch im weiteren Verlauf durch rhythmisch komplexe und dynamisch ausgreifende Passagen individuelle Gestalt, die in einem „Charleston“ gipfelt, der „Mit aller Macht!" zu spielen ist und sogar die perkussive Behandlung des Instrumentes mit dem Hinweis „Pedal hörbar aufheben“ einschließt. Auch dieser Satz endet mit einem Dur-Akkord, der das vorangegangene Geflecht abrupt und gleichzeitig augenzwinkernd löst. Die damals gewagte Art der Gestaltung, die in Anlehnung an Hindemiths Aufforderung nach der Behandlung des Klaviers „wie ein Schlagzeug“ entstanden ist, steht für einen unbedingten Wunsch nach Befreiung von Konventionen, spiegelt die ‚roaring twenties‘ in den Großstädten mit ihren Jazzbezügen - und ist als vertonte Provokation gleichzeitig ein Dokument des Zeitgeists, das die Mixtur traditioneller Formen mit neuen Klängen in virtuoser Weise behandelt.

Karl Amadeus Hartmann (1905-1963)
Sonatine

Die im Ttel Sonatine verwendete Diminutivform der dreisätzigen Arbeit nimmt Bezug auf die zeittypische kurze Faktur, die bei vielen Zeitgenossen Hartmanns vorbildhaft geprägt und in der Reduzierung als ‚Befreiung‘ von langen und ausgreifenden spätromantischen Sätzen zu verstehen ist. Dennoch ist das Werk durch die Verwendung verschiedener thematischer Bereiche in Relation zur Form ‚überladen‘; es enthält überdies einen wesentlichen ‚stilistischen Bruch‘, der durch zwei im Ausdruck völlig unterschiedliche Teile entsteht und den für Hartmann charakteristischen Kontrast zwischen sachlich—dissonantem und expressiv-kontemplativem Charakter exponiert. Mit der direkten Gegenüberstellung der beiden Eigenarten und im Hinblick auf die Motivik nimmt das Werk eine Schlüsselrolle im Werkkatalog Hartmanns ein: Die Mittel der in einem schroffen Stil gefassten Sachlichkeit im ersten Teil weichen in der zweiten Hälfte des Werks einer Tonsprache, die in expressiver und lamentohafter Gestik einen deutlichen Kontrast bildet und die vorangegangene Passage fast persönlich reflektiert. Zentrales Motiv des ersten Teils ist eine Fünfachtelgruppe, die durch die Sekundkombination stark dissonant wird und — von vielfachen Taktwechseln und differierenden metrischen Einheiten unterstützt — einen ,zerrissen-impulsiven’ Eindruck erzeugt. Mit dem neuen Teilabschnitt „sehr breit, ausdrucksvoll“ beginnt der Expressiv-Charakter, der einen stilistischen Bruch innerhalb der kurzen Sonatine herbeiführt. Die Expressivität wird verstärkt durch Anklänge an das von Hartmann auch in weiteren Werken — etwa im 1. Streichquartett oder in der Oper Simplicius — verwendete Lied Elijahu ha-navi. Hinzu kommen melismenartige Figuren und der für Hartmanns Gesamtwerk charakteristische Sekundfall; damit werden die Spezifika jüdischer Musik noch bekräftigt und gleichzeitig Hartmanns Faszination an der Vielfalt der Möglichkeiten des Einsatzes jüdischer Melodieelemente dokumentiert. Die Verwendung jüdischer Motive kann noch nicht als unmittelbare Bezugnahme auf die drohende Verfolgung und systematische Ermordung des jüdischen Volks gewertet werden, sondern ist zunächst die unmittelbare Folge der vielfachen Besuche Hartmanns bei der im Jahr 1928 in München gastierenden Theatergruppe „Habimah“, deren ausdrucksstarke Vorstellungen ihn so tief beeindruckt haben, dass er zeitlebens begeistert von den Auftritten der Schauspieler berichtete. Insbesondere die quasi improvisierten kleinschrittigen Intervalle und Melismen der Theatermusik wirkten auf den Komponisten so nachhaltig, dass sie fester Bestandteil seines späteren Werks wurden. Die Sonatine ist das künstlerische ‚Ergebnis‘ der vorangegangenen kompositorischen Arbeit mit jazzähnlichen Elementen, ‚sachlichen‘ Merkmalen und ‚bewährter‘ Motivik, angereichert mit neuen Eindrücken aus der jüdischen Theaterwelt; das Werk dokumentiert mit seinem Espressivogehalt eine deutlich gereifte Stilsicherheit des Komponisten und zugleich die Tendenz zur raumgreifenden Ausweitung mit symphonischen Zügen: extreme Lagen, perkussive Elemente, rhythmische Figuren und melodische Linien lassen die Charakteristik eines Klavierauszugs erkennen, der nur der Instrumentierung für großes Orchester harrt.

Karl Amadeus Hartmann (1905-1963)
Sonate I

Hartmanns Sonate I für Klavier solo ist das Ergebnis der Erprobungszeit eigener Mittel; das Streben nach direkter Gestaltung eines (‚subjektiven‘) Ausdrucks geht mit den aktuellen konstruktiv-sachlichen Kompositionstechniken der Zeitgenossen eine charakteristische Verbindung ein.

Die Eingangsmotivik des 1. Satzes wird auch im 1936 entstandenen Friede Anno 48 (und dementsprechend in der verkürzten Neufassung Lamento von 1955) wieder verwendet. Somit ist nicht nur die bewusste Vernichtung des gesamten Frühwerks widerlegt, sondern die Bedeutung der frühesten Kompositionen im Hinblick auf den Einsatz expressiver Elemente im späten Schaffen dokumentiert. Besonders deutlich setzt Hartmann im weiteren Verlauf des 1. Satzes als konstruktives Element noch einmal bitonale Strukturen ein, die aus der Kombination zweier tonaler Stimmen entstehen. Mit einer zunächst annähernd ‚volkstümlichen‘ Anlage der Oberstimme bei vergleichsweise einfacher Rhythmisierung und der Ergänzung tonaler Ostinatofiguren als Begleitung erzielt Hartmann eine Art Sprachduktus, mit Hilfe dessen er seine Vorstellung eines „Kunstwerke mit einer Aussage“ auf individuelle Weise realisiert.

Bemerkenswert ist im kontrastierenden langsamen 2. Satz, dem eine einfache A-B-A-Form zugrunde liegt, dass im Beginn des B-Teils der Tritonus als Außenintervall die Motivik dominiert; die Tritonusmotivik dient der Spannungssteigerung und findet sich im Gesamtwerk Hartmanns immer wieder an exponierter Stelle. Auch die konsequent eingesetzten großen Septimen, die hintereinander gereiht als Einschübe den Verlauf unterbrechen, jedoch nicht entspannen, dienen der zusätzlichen espressivo-Dichte des Satzes. Mit der „attacca subito“-Anweisung folgt der Finalsalz, der in der Gestaltung des Eingangsmotivs deutliche Parallelen zum Allegro barbaro von Bartók aufweist. Hier greift Hartmann noch einmal auf die Motorik der 1920er Jahre zurück, verlangt gar „maschinell ausspielen“ im dreifachen Fortissimo und „sehr hart“ im angedeuteten Marsch, der wie Tonfolgen im 2. Salz der Sonatine an seine Tanzsuite für Bläserquintett aus 1931 erinnert.

Die vorläufig letzte Arbeit für Klavier solo enthält vlele Merkmale zeitgenössischer Kompositionsästhetik mit ihren provozierenden Elementen der „Neuen Sachlichkeit“ und ihrer Definition, die den „linken ,veristischen‘ Flügel“ entgegen der klassizistischen Bewegung konservativer Kräfte als Bewegung versteht und „durch eine ,Verneinung der Kunst‘ das ‚wahre Gesicht unserer Zeit‘ zeigt“, verweist aber — zusammen mit den etwa zeitgleich entstandenen Werken für Ensemble und Orchester — auf die fortgeschrittene Reife Hartmanns bei der Motivgestaltung und die folgende Abkehr vom provokativen Stil.

Karl Amadeus Hartmann, Gabrielle Dumaine und Olivier Messiaen
 beim 4. Konzert im Rahmen der Konzertreihe „musica viva“ am 31. Januar 1952
Sonate für Klavier solo „27. April 1945“

Hartmanns letztes Werk für Klavier ist eng mit seiner Biografie verbunden und nimmt direkten Bezug auf die Umstände der letzten Kriegstage. Die Sonate wird damit zu einem beispiellosen Dokument der Betroffenheit und der Verzweiflung: Im Haus der Schwiegereltern in Kempfenhausen am Starnberger See, in das sich Hartmann mit seiner Frau Elisabeth und seinem damals zehnjährigen Sohn Richard zum Schutz vor Bombenangriffen zurückgezogen hatte, wurde der Komponist Zeuge eines der letzten grausamen Ereignisse des nationalsozialistischen Regimes. Um die Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau der Befreiung durch die Alliierten zu entziehen, wurden sie in nächtlichen Märschen zum Weg in die Alpen gezwungen. Die durch Folter und Grausamkeit gequälten und völlig ausgezehrten Menschen — diejenigen unter ihnen, die aus Erschöpfung zusammenbrachen, wurden von den brutalen Aufsehern sofort erschossen — zogen am Wohnhaus der Familie Hartmann vorbei; die Schüsse waren deutlich zu hören.

Ein verzweifelter kam an das Haus, um Nahrungsmittel zu erbitten. Der Schock dieses Anblicks und der endgültigen Gewähr, dass nicht nur Kriegsereignisse, sondern vor allem ideologische Verirrungen und Wahnsinn zu Greueltaten und Mord führten, veranlasste Hartmann dazu, seiner tief empfundenen Betroffenheit in Tönen Ausdruck zu geben: „Am 27. und 28. April 1945 schleppte sich ein Menschenstrom von Dachauer ‚Schutzhäftlingen‘ an uns vorüber — unendlich war der Strom — unendlich war das Elend — unendlich war das Leid -“.

Er berichtete dann auch seinem Bruder Adolf, mit dem er sich in fortdauernder Korrespondenz über alle Ereignisse austauschte, in einem Brief vom 4. Juni 1945: „In den 12 Jahren der Nazi habe ich nichts schrecklicheres gesehen wie dies. (…) Dies Bild des Schreckens, dies Bild des Grauens ist nicht zu schildern".

Die Sonate, von deren 4. Satz zwei verschiedene Fassungen existieren, enthält einige Zitate, motivische Merkmale und Reminiszenzen, die mit der Entstehungsgeschichte eng zusammenhängen: Im 1. Satz ist nach der melismatischen Ausgestaltung der ersten Takte, die hier eindeutig als Solidaritätserklärung an das verfolgte jüdische Volk, aber auch mit dem Trauerton als Ausdruck des fast unerträglichen Zustands zu deuten ist, immer wieder ein tonales Motiv (aus sog. Hornquinten) zu hören, das der Interpret Benedikt Koehlen selbst als Anspielung auf die Sonate op. 81a Das Lebewohl (Les Adieux) von Beethoven versteht. In Hartmanns Sonate erzeugt dieses Motiv eine sehr eigene Stimmung, ein Abschied — vielleicht von der Unterdrückung und der Grausamkeit, ein „Lebewohl“ für die Überlebenden, aber auch die tragische Gewissheit, den Getöteten ein letztes „Les Adieux“ zu vermitteln. Das verdeckte Zitat des Liedrefrains aus der „Internationalen“, „Völker hört die Signale“ im mit „Scherzo“ überschriebenen 2. Satz, ist Ausdruck der Hoffnung, im dreifachen Forte, „con fuoco e con passione" wird es zum Aufschrei und appelliert an den in der Situation nur imaginären Hörer und dennoch an die gesamte Menschheit wie eine Beschwörung, die Zukunft besser und menschlicher zu gestalten. Hartmanns unerschütterlicher Glaube an eine bessere Zukunft, die zumindest in nachfolgenden Generationen möglich sein sollte, vermischt sich mit der lange bereits bestehenden Sympathie für die sozialistische Idee, für die die „Internationale“ das Erkennungszeichen ist.

Karl Amadeus und Elisabeth Hartmann, 1948.
Der 3. Satz, „Marcia funebre“, enthält das leicht verfremdete Liedzitat „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“. Dieses Lied‚ auch ein wesentliches Symbol der sozialistischen Bewegung, kann im Zusammenhang mit dem Häftlingszug nicht als politischer Kampfappell, sondern muss als Zeichen spontanen Mitgefühls verstanden werden. Den gefolterten Insassen des Konzentrationslagers Dachau wollte der zeitlebens hochsensible Hartmann keine politischen Richtlinien mitgeben, sondern den Überlebenden einen wörtlich zu verstehenden Wunsch übermitteln und gleichzeitig seine Solidarität zeigen: „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit, Brüder, zum Lichte empor“ kann nur als inniger Wunsch ausgelegt werden, nicht jedoch als Dokument politischer Positionsbestimmung - in dieser leidvollen Situation. Auch im 4. Satz greift Hartmann auf präexistentes Liedgut zurück und paraphrasiert das Lied „Partisanen vom Amur“ als Zeichen seiner Verbundenheit mit den Häftlingen; der Zug der Partisanen‚ der in der von Ernst Busch geschaffenen deutschen Fassung des Lieds auf eine russische volkstümliche Melodie beschrieben wird, greift die Bewegung des Häftlingsstromes auf.

Hartmann unterbricht jedoch mit der Spielanweisung „herunter stürzen!“ und darauf folgenden entrückten „dolce“-Passagen die marschmäßige Kampfstimmung bewusst und leitet damit erneut einen Reflexionsprozess ein, den er selbst durchlebt hat und auf diese Weise dem imaginären Hörer mitteilen wollte. Reflexion als ständiges Hinterfragen wendete Hartmann in zweifacher Hinsicht an: Als Künstler unterzog er sich und seine Kompositionen einer fortwährenden kritischen Betrachtung, die dazu führte, dass er bereits im Frühwerk einen eigenen ästhetischen Stil erarbeitete und im Schaffen nach 1945 viele seiner Orchesterwerke einer Revision unterzogen hat, um sie hinsichtlich der Wirkung und des Gehalts zu optimieren, während er als Mensch zeitlebens von sozialistischen Idealen im Sinne einer allumfassenden Humanität und Freiheit geprägt war, die jedoch in ihrer parteilich organisierten und zur Staatsform ernannten Umsetzung nach 1945 seinen Überzeugungen nicht mehr standhielten.

Karl Amadeus Hartmann hat seine gelebte Überzeugung von Freiheit und Humanität niemals geopfert, sondern in seinem gesamten Schaffen künstlerisch verdichtet und erlebbar gemacht. Die Stationen dieses konsequenten künstlerischen Weges sind von der ersten Suite für Klavier solo bis zum letzten unvollendeten Werk, der Gesangsszene, in aller Eindeutigkeit zu erkennen.

Quelle: Christoph Brehler, im Booklet


TRACKLIST

Karl Amadeus Hartmann
(1905-1963)

Das Klavierwerk

    Kleine Suite I (c. 1924-26)          [06:39]
01. I.   Sehr langsam                    [02:26]
02. II.  Sehr lebhaft (sehr roh)         [01:00]
03. III. Fließend                        [00:58]
04. IV.  Breit und zart                  [01:29]
05. V.   Äußerst lebhaft                 [00:45]

    Kleine Suite II (c. 1924-26)         [08:19]
06. I.   Lebhaft                         [00:59]
07. II.  Sehr langsam, zart              [03:25]
08. III. Fließend                        [02:22]
09. IV.  Jazz                            [01:32]

    Jazz-Toccata und -Fuge (1927-8)      [08:05]
10. Toccata                              [04:43]
11. Fuge                                 [03:22]

12. Sonatine (1931)                      [07:03]
    
    Erste Sonate (1932)                  [10:38]
13. I.   Toccata                         [03:14]
14. II.  Langsamer Tanz                  [04:39]
15. III. Finale                          [03:47]

    Sonate '27 April 1945' (1945)        [30:01]
16. I.   Bewegt                          [03:52]
17. II.  Presto assai                    [04:05]
18. III. Marcia funebre                  [09:28]
19. IV.  (2. Version) Allegro risoluto   [06:47]
20. V.   (1. Version) Allegro furioso    [05:45]

                             Total Time: [70:43]
Benedikt Koehlen, Piano 

Aufnahmeort / recorded at: Tonstudio Mechernich-Floisdorf
Aufnahmedaten / recording dates: 02.-03.08.2004 / 25.-26.02.2005
Toningenieur / recording engineer: Manfred Dahlhaus
Aufnahmeleitung / recording director. Joachim Krist
(C)+(P) 2006


Götz Aly:

Linker Antisemitismus

November 1969: Bombe im Jüdischen Gemeindehaus Berlin [Quelle]
Da sich die Neue Linke auf diese Weise von den nationalsozialistischen Verbrechen abwandte, hatte sie es nicht weit, um aus denselben Gründen der Schuldabwehr die Distanz zu Israel und zu den jüdischen Deutschen zu suchen. Auch das geschah nicht ohne Übergänge, konnte sich als Desinteresse äußern oder militante Formen annehmen. Wie die Umfragen im Sommer 1967 zeigen, waren die Studenten noch mehrheitlich proisraelisch eingestellt. Seit 1959 gab die Deutsch-Israelische Studiengruppe an der Freien Universität die Zeitschrift DIS-kussion heraus, getragen von vielen SDS-Mitgliedern.

Am Abend des 6. Juni, unmittelbar nach dem Beginn des Sechstagekriegs und mitten in der Erregung um den Tod Ohnesorgs, demonstrierten 1000 Berliner Schüler und Studenten auf dem Berliner Kurfürstendamm unter der Parole »Unser Herz schlägt für Israel«; an die 300 meldeten sich bei der Jüdischen Gemeinde spontan für den zivilen Einsatz in Israel. Ähnliches geschah in Frankfurt. Am selben Tag sprach Professor Weischedel verständnisvoll zu den Studenten. Er klagte die Staatsgewalt an und beklagte die Leisetreterei seiner Kollegen. Mitten in der Rede kam er auf den Krieg im Nahen Osten zu sprechen. Sicherlich, so führte er aus, sei es schwierig, Recht und Unrecht in diesem Konflikt genau zu unterscheiden, doch ergreife er dennoch Partei; er umriss einen noch bestehenden Konsens: »Ich habe es selber erlebt, wie schon einmal eine Vernichtungsaktion gegen die Juden unternommen wurde. Viele meiner Freunde sind damals umgekommen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass nun ein weiteres Mal an diesem Volk das Verbrechen des Völkermordes verübt werden soll. [...] Ich kann nicht anders, als meine volle Sympathie diesem kleinen Volk in seinem Kampf um seine Existenz zuzuwenden.«

In demselben Ton kommentierte Ulrike Meinhof in konkret: »Vorbehaltlos« beschwor sie die Sympathie der europäischen Linken für Israel, »die nicht vergessen wird, dass ihre jüdischen Mitbürger verfolgt wurden«, gerade die Linke müsse den Arabern »den Verzicht auf Israel, die Bereitschaft zur Koexistenz mit Israel abverlangen«. Meinhof mahnte ihre Gesinnungsfreunde, nicht dem »pro- und antiisraelischen Freund-Feind-Denken« zu erliegen und ähnlich wie im Hinblick auf Polen alles für die Aussöhnung mit Israel zu tun.

Diese gemeinsame Überzeugung der Linken zerfiel in den folgenden Wochen und Monaten zusehends. Anfang Juli 1967 veranstaltete der Frankfurter SDS ein Wochenendseminar zum Thema »Israel«. Noch differenzierten die Beteiligten in ihrer Resolution »zwischen unseren Gefühlen zu Israel« und der »rationalen Analyse der Position des Staates Israel«. Allerdings verwandten die Autoren den Begriff »Philosemitismus« bereits in diffamierender Weise und begannen unter tätiger Beihilfe von Wolfgang Abendroth Ägypten als »im Wesentlichen progressive republikanische Militärdiktatur« anzusehen.

Das Jüdische Gemeindehaus in der West-Berliner Fasanenstraße
Die Vordenker des revolutionären SDS wussten schon 1967 eines genau: Israel verdankte seine Existenz angeblich dem »amerikanischen Imperialismus und jüdischen Kapitalisten«; der Sechstagekrieg im Juni 1967 »beseitigte« für sie »den letzten Zweifel« am »reaktionären Charakter« seiner führenden Politiker. Anerkennung verdiente demnach das »Existenzrecht der in Palästina lebenden Juden«‚ nicht jedoch das »zionistische Staatsgebilde«. Zur deutschen Judenfeindschaft, Gewalt- und Vernichtungspolitik fiel den SDS-Strategen 1967 ein, die Juden seien nicht von Deutschen, sondern »durch den Faschismus aus Europa vertrieben und von vielen westlichen Ländern abgewiesen« worden und dann in Palästina »eingedrungen«. Der Frankfurter Literaturwissenschaftler Martin Stern sah sich im Sommersemester 1968 »als ›Fachidiot‹‚ als Schweizer Staatsbürger und Träger eines jüdischen Namens [...] systematisch diffamiert«. Die Studenten sprengten sein Seminar zur expressionistischen Dichtung mit der Begründung, Stern betreibe »metaphysische Literaturmauschelei« und sei »von keinem Furz sozialer Wirklichkeit je erreicht« worden.

Am 9. November 1969 tickte im Westberliner Jüdischen Gemeindehaus eine Brandbombe mit erheblicher Sprengkraft. Sie versagte, weil die Drahtverbindung zwischen Wecker, Batterie und Zünder nicht funktionierte. Eingestellt war der Wecker genau auf den Zeitpunkt der Gedenkveranstaltung zum Judenpogrom von 1938. Am folgenden Morgen fand eine Putzfrau die Höllenmaschine. Lange blieb unklar, wer den Anschlag ausgeheckt hatte. 35 Jahre später klärte Wolfgang Kraushaar den Fall auf. Er sichtete die Urkunden der Ermittlungsbehörden, die zeitgenössischen linken Flugschriften und die einschlägigen Erkenntnisse des Staatssicherheitsdienstes der DDR. Vor allem aber gelang es ihm, wichtige Beteiligte zum Sprechen zu bewegen, insbesondere den Bombenleger selbst: den 1947 geborenen Albert Fichter. Er stammt aus einer schwäbischen Arztfamilie und schloss sich 1968/69 der Gruppe um Dieter Kunzelmann in Berlin an, die sich bald Tupamaros West-Berlin nannte. Fichter gehörte also zu einer derjenigen hyperradikalen Frontorganisationen, die sich nach dem Attentat auf Rudi Dutschke in immer rascherer Folge aus der Mitte der Achtundsechziger-Bewegung bildeten. Fichter blieb lange verschwunden; dank Kraushaars Energie bat er im Sommer 2004 die »Berliner Jüdische Gemeinde für diese üble Tat um Vergebung«.

Wolfgang Abendroth (1906-1985)
Er beging sie unter der geistigen Anleitung von Kunzelmann, von dem er sagt, er habe schon damals immer »auf die ›Scheißjuden‹ geflucht«. Kunzelmann hatte im Oktober 1969 ein Ausbildungslager palästinensischer Terroristen besucht, dort nach eigenem Bekunden »genau gelernt, wie man Zeitbomben herstellt«‚ und war Anfang November nach Berlin zurückgekehrt. Der misslungene Anschlag fügte sich in die unter den Achtundsechziger-Aktivisten und -Mitläufern rasch verfestigte Logik vom »antiimperialistischen Befreiungskampf der Völker«.

Wohin diese Logik schon geführt hatte, zeigte sich genau sechs Monate vor dem Anschlagsversuch‚ als der erste, gerade eben akkreditierte israelische Botschafter in der Bundesrepublik, Asher Ben-Natan, am 9. Juni 1969 an der Universität Frankfurt zum Thema »Frieden in Nahost« sprechen sollte. Eingeladen hatte ihn der Bundesverband Jüdischer Studenten in Deutschland. Der phonstarke, linksradikale Teil der Zuhörer begrüßte den Botschafter mit der Parole »Ha, ha, ha — Al Fatah ist da«. Als Ben-Natan begann, den Staat Israel und dessen Politik zu verteidigen, wurde das Mikrophonkabel durchschnitten, und es ertönte der Ruf »Zionisten raus aus Deutschland«.

Zwei Tage nach dem Frankfurter Krawall sollte Ben-Natan in Hamburg sprechen. Dort kündigte der AStA an: »Der Herrenmensch Asher Ben-Natan wird in Hamburg nicht reden.« Der anonyme Verfasser des Aufrufs zeigte sich als einer jener autoritär-antiautoritären Rechthaber, die sich für damalige Verhältnisse gründlich mit der NS-Zeit beschäftigten und die so gewonnenen Erkenntnisse dann mit einem kleinen Trick ins Antisemitische verkehrten: Demnach verstand es Ben-Natan »virtuos«, den »ins ›Positive‹ verbogenen Antisemitismus« der Bonner Politiker »für die herrschende Klasse Israels auszunutzen«.

Als Begründung führte der Hamburger Großinterpret an: »Die Blitzsieger von 1940 können sich ohne Schwierigkeiten mit den Blitzsiegern von 1967 identifizieren; die Herrenmenschen des Dritten Reiches betrachten mit Genugtuung die rassistische Politik der Dayan-Meir-Clique gegen arabische ›Untermenschen‹.« In seiner Presseerklärung nahm der SDS-Bundesvorstand am 18. Juni zu den Vorfällen Stellung. Er bezeichnete die Al Fatah als »berechtigte sozial-revolutionäre Organisation« und den »Zionisten Ben-Natan« als Vertreter einer »rassistischen« und »autoritären« Ideologie. Von dieser »weichen« Linie grenzte sich die SDS-Gruppe Heidelberg scharf ab: Nach Meinung der dortigen Revolutionäre galt es, statt der kompromisslerischen Fatah die Demokratische Volksfront zur Befreiung Palästinas zu unterstützen, weil nur sie eine wirklich »revolutionäre Politik zur Organisation des Volkskrieges in Palästina« betreibe. Zum linken Ressentiment gegen Israel fügte sich die Schwärmerei für die militante Black-Power-Bewegung in den USA. Stokely Charmichael vertrat im Hinblick auf Israel die Auffassung: »Wir müssen auf der Seite der Araber stehen. Punkt. Punkt. Punkt.«

Dieter Kunzelmann (1939-2018) auf dem Fahndungsplakat von 1970
Für das bemerkenswert abweisende Selbstverständnis der Neuen Linken gegenüber Israel spricht ein Detail: Der Republikanische Club in Westberlin‚ dem vorzugsweise ältere Intellektuelle unterschiedlicher Couleur angehörten‚ hatte den 9. November 1969 als Tag für die Podiumsdiskussion zum Thema »Palästina — ein neues Vietnam?« ausgesucht. Selbst wer diese Frage mit Ja beantwortete oder nur für berechtigt hielt, musste sie nicht ausgerechnet am Jahrestag der Pogromnacht von 1938 als die einzige diskutable Frage aufwerfen. Erklärbar wird das nur, wenn man den linken Antisemitismus in Deutschland, und in diesem Fall kann die DDR einbezogen werden, als Form der Schuldübertragung auf die Opfer der deutschen Rassen- und Vernichtungspolitik interpretiert.

Während dieser Veranstaltung verteilte eine Angehörige der linken Szene im Republikanischen Club das Bekenner-Flugblatt zu dem misslungenen, aber noch nicht bekannten Anschlag auf das Jüdische Gemeindehaus. Die Überschrift lautete »Shalom — Napalm«. Auch darin zeigte sich die auf Schuldabwehr und Schuldübertragung gerichtete Tendenz des linken Antisemitismus. Der Begriff Napalm stand für das Verbrennen wehrloser Frauen, Kinder und Greise.

Alles für die palästinensische Revolution

Nach dem fehlgeschlagenen Attentat vom 9. November 1969 veröffentlichte das Palästina-Komitee des Frankfurter SDS eine Erklärung. Sie analysierte den zionistischen Staatsgedanken so: »Die endgültige Etablierung dieses Staates konnte allerdings erst auf dem Hintergrund der Erfahrung des Faschismus (der Erhöhung der Zahl der Einwanderer und der politischen Scheinlegitimierung eines Judenstaates) erfolgen.« Israel sei »selber ein rassistischer Staat«, und die Zionisten dort würden »die durch die Barbarei des Faschismus erzeugten Schuldgefühle, die in der BRD in einen positiven Rassismus in Gestalt des Philosemitismus umgeschlagen« seien, für ihre Zwecke nutzen. Im Übrigen verurteilten die Verfasser den Anschlag, weil ihn die in Deutschland lebenden Juden nur »vor dem Hintergrund ihrer Verfolgung und Vernichtung als Juden« begreifen könnten. Der Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit beobachtete »eine zunehmende Aggressivität einzelner rechts- und linksradikaler Gruppen gegenüber den in der Bundesrepublik lebenden jüdischen Mitbürgern und Israelis«.

Dieter Kunzelmanns "Brief aus Amman", veröffentlicht in agit 883 am 27.11.1969 [Quelle]
Am 27./28. Dezember 1969 tagte der »Erste Internationale Solidaritätskongress mit dem palästinensischen Volk« in Algier. Der SDS schickte eine fünfköpfige Delegation, darunter Udo Knapp, Wolfgang Schwiedrzik, Inge Presser und offenbar nur zufällig Joschka Fischer. 34 Jahre später, 2001, machte die Reise dem damaligen Außenminister Fischer zu schaffen. Knapp und Schwiedrzik meldeten sich öffentlich zu Wort, und Knapp behauptete, sie hätten sich seinerzeit von den martialischen Auftritten und dem »blanken Hass auf alle Israelis« angewidert gefühlt und »die Konferenz so oft wie möglich verlassen«. Der zeitgenössische Bericht des Verfassungsschutzes lautet anders. Demzufolge kritisierten die SDS-Delegierten in Algier die offizielle propalästinensische Resolution des Kongresses als »revisionistisch«. Alternativ dazu brachten sie eine Gegenresolution ein. Nachdem diese abgelehnt worden war, verließen sie die Versammlung »unter Protest«.

Offensichtlich basierte der Verfassungsschutzbericht auf einer Darstellung des Mitreisenden Schwiedrzik, veröffentlicht in der Roten Presse Korrespondenz. Seinen Artikel versah Schwierdrzik mit der Überschrift »Zwei Beispiele revisionistischer Praxis. Der Palästina-Kongress in Algier«. Demnach hatte die Generalunion Palästinensischer Studenten den Bundesvorstand des SDS im Namen der Al Fatah eingeladen, aber keine genauen Auskünfte über den geplanten Verlauf gegeben. Schwiedrzik beklagte sich über den hermetischen Charakter der »Kongresszeremonien« und teilte mit: »Der Versuch der westdeutschen und der Westberliner Delegation, mit einer Gegenresolution gegen die zur Akklamation vorgelegten Resolutionen die politische Diskussion im Plenum zu erzwingen, wurde vom Tagungspräsidium ohne Diskussion souverän hinwegmanipuliert.« Deshalb »zog die westdeutsche Delegation aus dem Plenum aus« und verließ das »prinzipienlose Spektakel«.

Solange die Alternativresolution der SDS-Delegierten nicht vorliegt oder von den Algier-Reisenden herausgegeben wird, gibt es keinen Grund, den Beteuerungen zum Schutz Fischers zu glauben. Nach dem Schwiedrzik-Bericht hatten sich die deutschen Delegierten gegen »revisionistische Phrasen« gewandt, weil sie befürchteten, die benachbarten arabischen Staaten Israels könnten »durch Umarmungstaktiken […] die palästinensische Revolution unter Kontrolle bringen«.

In einem in der Berliner Untergrundzeitschrift Agit 883 im April 1970 veröffentlichten »Brief aus Amman« kommentierte Kunzelmann den am 12. Februar 1970 gescheiterten palästinensischen Versuch zur Entführung einer El-Al-Maschine auf dem Flughafen München-Riem. Dabei war der Holocaust-Überlebende Arie Katzenstein aus Lübeck tödlich und die Schauspielerin Hanna Maron lebensgefährlich verletzt worden. Kunzelmann schrieb dazu: Solche »verzweifelten Todeskommandos« seien »durch besser organisierte, zielgerichtetere Kommandos zu ersetzen, die von uns selbst durchgeführt werden und damit besser vermittelt werden können«. Was immer Kunzelmann damit meinte. Jedenfalls hatte sich einen Tag nach der gescheiterten Flugzeugentführung ein Brandanschlag auf das jüdische Alters- und Fremdenheim in München ereignet. Sieben Menschen erstickten und verbrannten in den Flammen. Aufgeklärt wurde das schwere Verbrechen bis heute nicht.

Als »Faschist« beschimpft. Israels Botschafter Asher Ben-Natan am
 9. Juni 1969 bei einer Veranstaltung in Frankfurt a. M.
In diesem Zusammenhang erscheint eine Presseerklärung, die der SDS in Frankfurt drei Tage nach der Münchner Mordtat herausgab, von Interesse. Darin werden der Brandanschlag »und alle ähnlichen terroristischen Anschläge auf die jüdische Gemeinde und ihre Institutionen« verurteilt. Entsetzt über die Folgen der eigenen Agitation und offenbar von der Vorstellung geleitet, dass Angehörige der Neuen Linken in das Verbrechen verwickelt sein könnten, stellte der SDS klar: »Derartige antisemitische Aktionen sind kein Mittel im Kampf gegen den Zionismus.« Der SDS kämpfe gegen den Zionismus »und seinen politischen Ausdruck Israel, nicht gegen die Juden«. Die geplante Demonstration zum Besuch des israelischen Außenministers Abba Eban sagte der SDS ab.

Auch wer damals, wie zum Beispiel ich, niemals ein Fatah-Tuch trug oder an einer anti-israelischen Demonstration teilgenommen hat, las die Untergrundzeitung Agit 883 doch sehr gern und verdrängte wesentliche Teile des Gelesenen später. Bis zur Lektüre des aufklärenden Buchs von Wolfgang Kraushaar über die Bombe im Jüdischen Gemeindehaus im Jahr 2005 hatte ich alle Details vergessen, selbst die Tatsache, dass es überhaupt einen solchen Bombenanschlag gegeben hatte. Der Spiritus Rector der Aktion, Dieter Kunzelmann, galt innerhalb der Berliner Linken, dann auch als Abgeordneter der Alternativen Liste im Berliner Abgeordnetenhaus, lange Zeit als ein zwar übergeschnappter Subversiver, aber in seiner Authentizität akzeptabler, in seiner entschlossenen Antibürgerlichkeit bewundernswerter Kampfgenosse. Seine Texte las ich 1969 bestimmt, hatte aber aus meinem Gedächtnis getilgt, wie er damals zum »Kampf gegen die heilige Kuh Israel« aufrief, wie er die erste Nachkriegsgeneration immer wieder dazu aufforderte, zugunsten propalästinensischer Solidarität endlich den »Judenknacks« zu überwinden.

Im Juni 1969 berichtete Theodor W Adorno in »äußerster Depression« seinem Freund Herbert Marcuse, wie »man in Frankfurt den israelischen Botschafter niedergebrüllt hat«‚ und fügte für den Protestmentor Marcuse an: »Du müsstest nur einmal in die manisch erstarrten Augen derer sehen, die, womöglich unter Berufung auf uns selbst, ihre Wut gegen uns kehren.« Ernst Fraenkel bemerkte zur Judengegnerschaft in der Bundesrepublik, auf der rechten politischen Seite trete sie nicht in Erscheinung, wohl aber auf der linken, und es sei erschüttemd, »mit welcher Inbrunst die ahnungslosen Jünglinge und Jungfrauen [...] ihre proarabischen Sprüche herunterleiern«.

Eine Attacke auf Thedor W. Adorno im Hörsaal VI
der Frankfurter Universität. [Der Spiegel. Heft 18 / 1969]
Am 7. Dezember 1970 kniete Willy Brandt vor dem Warschauer Ghettodenkmal; 1973 reiste er als erster deutscher Bundeskanzler nach Israel. Das markierte entscheidende Veränderungen in der deutschen Außenpolitik. Die neuen Linken interessierten sich dafür nicht. Die beiden in Berlin damals bestehenden linksradikalen Blätter, die Rote Presse Korrespondenz und Agit 883 erwähnten den Kniefall Brandts nicht. Einerseits prognostizierten sie in den Ausgaben jener Tage für die nahe Zukunft »eine faschistische Diktatur« in den USA, andererseits gaben sie die für die unmittelbare Gegenwart nützliche Parole aus, »Lernt vom Nikolaus, räumt das Kaufhaus aus«.

Noch in den Achtzigerjahren war die taz-Redaktion im Hinblick auf Israel tief gespalten. 1991, während des ersten Irakkriegs, hielt der grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele die irakischen Raketenangriffe auf Israel für »die logische, fast zwingende Konsequenz der Politik Israels«. 1995 rechnete die Grüne Antje Vollmer mit Marcel Reich-Ranicki ab — nicht mit dessen Urteil über einzelne Bücher, sondern mit dessen Art, wie er »seine Ansicht hinaustrompetet«. Sie bezeichnete den Literaturkritiker als »eine der sieben Plagen‚ die wir vermutlich verdient haben«, warf ihm »medialen Kannibalismus« vor, kennzeichnete ihn als »Enthemmten« und »Hysteriker«. Wo man vor 1945 vom Zersetzer gesprochen hätte, sprach Vollmer 1992 vom »neuen Barbaren«‚ der »dunkle Kräfte« mobilisiere, statt diese zu bannen. Sie empfahl, »den Großmogul« Reich-Ranicki endlich der Lächerlichkeit preiszugeben: »Dann kann und wird er keine Bücher mehr zerreißen, dann macht er es wahrscheinlich wie Rumpelstilzchen und zerreißt am Ende vor Wut sich selber.« Die Überschrift lautete »Das Ende der Unschuld«. Die Ausdrucksformen des Schuldabwehr-Antisemitismus sind vielfältig.

Quelle: Götz Aly: Unser Kampf. 1968 - ein irritierter Blick zurück. S. Fischer, Frankfurt/Main, 2008, ISBN 978-3-10-000421-5. Ausgezogen wurde das Kapitel »Vergangenheitsfurcht und ›Judenknacks‹«, Seiten 159 bis 168


Klavier Solo in der Kammermusikkammer

Francis Poulenc: Klavierwerke | Lukian: Das Gastmahl oder die Lapithen.

Gabriel Fauré: Die Klaviermusik (4 CDs) | Arthur Schopenhauer: Über die Freiheit des Willens.

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Erik Satie: Klavierwerke | Mark Rothko: Die Seagram Murals (inzwischen im Kawamura Memorial Museum of Art, Chiba-Ken, Japan).



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23. Dezember 2015

J. S. Bach: Die Französischen Suiten (Glenn Gould, 1971 bis 1973)

Studiert man das Nachlassverzeichnis von Johann Sebastian Bach, so wird verständlich, warum er das Spiel auf Tasteninstrumenten wie kein anderer Meister im 18. Jahrhundert prägte: In der dreistöckigen Leipziger Kantorenwohnung standen fünf Cembali, zwei “Lautenclaviere” und ein Clavichord. Vater und Mutter Bach, die musikalischen Töchter und Söhne konnten, wann immer sie wollten, an Tasteninstrumenten üben. Der Vater bekielte und stimmte die Instrumente selbst und gab den Söhnen sowie Studenten der Leipziger Universität Unterricht; die Kantorenwohnung glich einem “Taubenschlag” (Carl Philipp Emanuel Bach), und der Alltag der Bache muss von einem fast permanenten Cembalorauschen begleitet worden sein - es sei denn, Frau “Mume” Anna Magdalena missbrauchte eines der Cembali als Wickeltisch.

Die sogenannten “Französischen Suiten” lassen uns einen Blick in diesen von Musik durchtränkten Alltag werfen: Bach schrieb die ersten fünf dieser Suites pour le Clavecin in ein Notenbuch, das er 1722 für seine zweite Frau Anna Magdalena anlegte. Bei ihrer Heirat 1721 war sie eine hochbezahlte Hofsängerin und sehr gute Cembalistin. Erst die Übersiedlung nach Leipzig 1723 zwang sie, ihren Beruf der Familie zu opfern - manche Musikerin heute wird nachvollziehen können, was das bedeutet. Die beiden Notenbücher, die ihr Mann für sie anlegte, sind liebevolle Huldigungen an die Cembalistin.

Das Autograph der 5. Französischen Suite legt von der Entstehung dieser clavieristischen Ehegaben beredtes Zeugnis ab. Mitten im wunderbaren Fluss der Allemande hat Bach die Niederschrift unterbrochen – wer weiß, welcher Familienzwist ihn ablenkte. Der Einheit dieses aus Sechzehnteln wunderbar dicht gewebten Gebildes tat die Störung keinen Abbruch. Im zweistimmigen Kontrapunkt der Courante hat er die Geläufigkeit seiner Frau auf die Probe gestellt, in der Sarabande ihre Kenntnis der Agréments geprüft, jener französischen Verzierungen, auf deren Ausführung Bach größten Wert legte. Gavotte und Bourrée, zwei Genrestücke von großem melodischem Reiz und voller witziger Details der Stimmführung, bilden auch graphisch eine Einheit. Vor die fugierte Gigue (mit Umkehrung des Themas im zweiten Teil) hat Bach eine Loure gesetzt, einen von schweren Akzenten geprägten Tanz, der gleichwohl wie ein galanter Gesang wirkt.

Quelle: Villa Musica

Suite No 5, BWV 816, III. Sarabande
aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena [Quelle: Bach Digital]

Track 28: French Suite No.5 in G major, BWV 816 III. Sarabande


TRACKLIST

Johann Sebastian Bach (1685-1750)       

The French Suites

Glenn Gould, piano

Suite No. 1 in D minor, BWV 812    
01 I.    Allemande                      1'31    
02 II.   Courante                       1'03           
03 III.  Sarabande                      2'50         
04 IV.   Menuett I                      1'12            
05 V.    Menuett II                     2'28         
06 VI.   Gigue                          2'07                 
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 16/11/1972)    

Suite No. 2 in C minor, BWV 813                  
07 I.    Allemande                      2'35   
08 II.   Courante                       1'08          
09 III.  Sarabande                      2'16          
10 IV.   Air                            0'54           
11 V.    Menuett                        0'50              
12 VI.   Gigue                          1'41
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 5/11/1972)      

Suite No. 3 in B minor, BWV 814      
13 I.    Allemande                      1'34      
14 II.   Courante                       1'10 
15 III.  Sarabande                      1'39
16 IV.   Menuett - Trio                 2'01
17 V.    Anglaise                       0'49   
18 VI.   Gigue                          1'39  
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 12/12/1972; 17/02/1973)  

Suite No. 4 in E-flat major, BWV 815     
19 I.    Allemande                      1'09   
20 II.   Courante                       1'08
21 III.  Sarabande                      2'09
22 IV.   Menuett (BWV 815a)             0'56         
23 V.    Gavotte                        0'45         
24 VI.   Air                            1'04         
25 VII.  Gigue                          1'53         
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 17/2/1973)           
      
Suite No. 5 in G major, BWV 816           
26 I.    Allemande                      1'47   
27 II.   Courante                       1'16   
28 III.  Sarabande                      2'52         
29 IV.   Gavotte                        0'40         
30 V.    Bourrée                        0'48         
31 VI.   Loure                          1'07         
32 VII.  Gigue                          2'25         
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 27/2 & 23/5/1971)          
      
Suite No. 6 in E major, BWV 817     
33 I.    Allemande                      1'33   
34 II.   Courante                       1'00   
35 III.  Sarabande                      2'38   
36 IV.   Gavotte                        0'36   
37 V.    Polonaise                      0'54   
38 VI.   Menuett                        0'47   
39 VII.  Bourrée                        0'58   
40 VIII. Gigue                          2'03   
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 13/3 & 23/5/1971)     

(P) 2002
Glenn Gould Anniversary Edition

Track 40: French Suite No.6 in E major, BWV 817 VIII. Gigue


Dem Kanzler gnade Gott



Jan van Eyck: Die Madonna des Kanzlers Nicolas Rolin, um 1437

Jan van Eyck: Die Madonna des Kanzlers Nicolaus Rolin.
Um 1435, Öl auf Holz, 65 × 62,3 cm, Musée du Louvre. [Quelle]
Er war von niederer Herkunft, brachte es dank Schläue und Skrupellosigkeit zum Kanzler des Fürstentums Burgund. Unter seinem harten Regiment gedieh es zur europäischen Großmacht. Sein Seelenheil suchte Nicolas Rolin durch Mildtätigkeit und demonstrative Marienverehrung zu sichern. Daß sich Demut und Hoffart dabei die Waage hielten, beweist das Porträt (66 X 62 cm), das im Pariser Louvre hängt.

Mit gefalteten Händen kniet ein älterer Mann im Gebetsstuhl vor der Jungfrau Maria. Ein schwebender Engel hält eine goldene Krone über das Haupt der Himmelskönigin, auf deren Schoß das Christkind thront. Es trägt als Zeichen seiner Herrschaft einen Reichsapfel aus Kristall in der einen Hand und erteilt mit der anderen dem Knieenden seinen Segen. Das Licht der untergehenden Sonne beleuchtet diese fromme, ans Jenseits gemahnende Szene. Sie gehört zum Typus der mittelalterlichen Stifterbilder.

Doch es fehlt auch nicht an diesseitigem, irdischem Glanz: Das Gewand des Mannes, aus Goldbrokat angefertigt und mit Nerz abgesetzt, schimmert noch prunkvoller als der rote Mantel der Madonna. Ort des Geschehens ist ein hochgelegener, prächtiger Palast. Die Fensterbögen geben den Blick frei auf fernes Gebirge, einen Fluß und die Gebäude einer Stadt - auf die Reichtümer dieser Welt.

Jan van Eycks um 1437 gemaltes Werk, das heute im Louvre hängt, unterscheidet sich von den frommen Darstellungen des Mittelalters in mehreren Details, Sie verweisen auf den Anbruch einer neuen Zeit und sagen zugleich etwas aus über die Person des Auftraggebers: Dem Betenden steht nicht, wie sonst üblich, ein Heiliger als Mittler zur Seite. Er kniet allein, auf einer Ebene und in gleicher Größe wie die Muttergottes. Statt sich klein und demütig am unteren Rande zu ducken, nimmt er die linke Bildhälfte ein.

Für den Mann, der hier kniet, zählte stets das Weltliche mehr als das Religiöse. Und er hatte Grund zum Stolz: Nicolas Rolin (1376 bis 1462) war der Kanzler im Fürstentum Burgund und hatte, so der zeitgenössische Chronist Georges Chastellain, seinen Herzog, Philipp den Guten, zum ruhmreichsten Herrscher der Erde gemacht.

Rolin erweiterte während seiner fast 40jährigen Amtszeit Burgund auf den sechsfachen Umfang der ursprünglichen französischen Provinz gleichen Namens und schuf damit eine gefürchtete europäische Großmacht. Den Grundstein zu diesem Staat hatte 1384 eine Fürstenhochzeit gelegt: Die Braut war die Erbin von Flandern, der Bräutigam brachte neben Provinz und Freigrafschaft Burgund ein beachtliches politisches Geschick mit, und seine beiden Nachfolger profitierten vom Niedergang Frankreichs, das im Verlauf des Hundertjährigen Krieges von den Engländern verwüstet und besetzt wurde. Sie bauten ein Reich, das von der Schweizer Grenze bis zur Nordsee, von Dijon bis Brügge reichte. Aus dieser Vereinigung eines aristokratischen französischen Herrschergeschlechts mit den fleißigen flandrischen und niederländischen Städten entwickelte sich eine höfische-bürgerliche Mischkultur von großem Raffinement.

Dem dritten Herzog, Philipp dem Guten (1419 bis 1467), dienten zur selben Zeit der Burgunder Rolin als Kanzler und der Niederländer Jan van Eyck (um 1370 bis 1441) als geschätzter Hofmaler. Beide kamen aus dem Bürgertum. Die Hauptaufgabe des auf Lebenszeit angestellten van Eyck war es, »Malereien nach Wunsch und Willen des Herzogs auszuführen«. Leider ist von diesen höfischen Auftragswerken kein einziges auf uns gekommen. Erhalten sind dagegen, neben mehreren Altarbildern, einige Gemälde, auf denen der Maler seine Mitbürger festgehalten hat, etwa einen Goldschmied, den italienischen Bankier Arnolfini oder Nicolas Rolin. Der Künstler genoß eine Sonderstellung bei Hofe, wurde gelegentlich auch mit vertraulichen politischen Missionen betraut. Dabei kam er auch mit dem Kanzler zusammen, der, so Chastellain, »über alles die Aufsicht hatte«.

Ein schlauer Kopf, der keine Güte kennt

Wenige Jahre nach van Eyck hat ein anderer niederländischer Künstler Nicolas Rolin porträtiert. Rogier van der Weyden (um 1400 bis 1464) malte ihn auf einem Altarbild als wohltätigen Stifter des Hospitals für bedürftige Kranke im burgundischen Beaune. Noch heute bezieht dieses Hospiz seine Einkünfte aus den Weinbergen, die Rolin ihm seinerzeit schenkte. Wohl nicht zufällig erscheinen auf van Eycks Bild steinerne Weinranken an den Fensterbögen und grüne Weinberge in der Landschaft hinter dem Kanzler.

Der etwa Sechzigjährige blickt ernst und verschlossen. »Es gab keinen großen Fürsten«, so ein Zeitgenosse, »der ihn nicht fürchtete.« Dabei war der 1376 in Autun geborene Rolin ein Emporkömmling »von geringer Herkunft«.Daß er ausgerechnet an einem hocharistokratischen, etikette-versessenen Hof Karriere machte, verdankte er nicht zuletzt den sprichwörtlichen Eigenschaften der burgundischen Bauern: Zähigkeit, Schlauheit und, vor allem, Sinn für die Realitäten. »Er war sehr weise ... , was die Welt betrifft«, sagt der Chronist. »Er erntete immer auf Erden.«

Rolins Talente erregten 1419 die Aufmerksamkeit des jungen, durch die Ermordung seines Vaters plötzlich an die Macht gekommenen Herzogs Philipp von Burgund. Drei Jahre später war er Kanzler. »Er pflegte alles ganz allein zu regieren«, berichtet Chastellain, alles »durch seine Hände laufen zu lassen, sei es nun Krieg, Frieden oder Finanzangelegenheiten«. Der Kanzler nützte seine Machtfülle, um den Besitz Burgunds zu mehren, durch Erbe, Heirat oder Länderkauf. So gelang ihm 1421 die Angliederung der Markgrafschaft Namur, 1426 von Hennegau, Friesland, Seeland und 1443 der Herzogtümer Luxemburg und Geldern.

Doch bildete dieses Reich Großburgund ein uneinheitliches, auch geografisch unzusammenhängendes Staatswesen. Zusammengehalten wurde es nur durch die Person des Herzogs und durch die Klugheit seines Kanzlers, der sich Zentralisierung und Konsolidierung zur Lebensaufgabe machte. Rolin vereinheitlichte Verwaltung und Justiz und beschnitt die Privilegien des Adels ebenso wie die Rechte der Städte, besonders auf finanziellem Gebiet. Denn die Geldbedürfnisse des prunkliebenden Herzogs Philipp waren enorm, und der Kanzler befriedigte sie durch das Eintreiben immer neuer Abgaben. Rebellionen der niederländischen Kommunen gegen die Steuerlast wurden erbarmungslos niedergeschlagen.

Rolin war der wichtigste, aber auch der meistgehaßte Mann im Reich, nicht zuletzt wegen seiner Habgier. Er verstand es, von den fürstlichen Einkünften einen Teil in die eigene Tasche zu leiten, und nahm skrupellos Bestechungsgelder an. Röntgenaufnahmen zeigen, daß van Eyck ihn ursprünglich mit einer großen Geldbörse dargestellt hat. Über die Gründe, die den Künstler bewogen, sie zu übermalen, läßt sich spekulieren.

Hände zum Beten und zum Raffen

Auf dem Schemel liegt ein Stundenbuch - auch van Eyck soll Miniaturen gemalt haben für solche Manuskripte, die immer mehr zu kostbaren Sammlerobjekten wurden. Aufgezeichnet waren darin stets die für die verschiedenen Stunden des Tages vorgeschriebenen Gebete. Der Text der beiden aufgeschlagenen Seiten ist nicht zu entziffern, mit Ausnahme des Initials D.

Des Kanzlers darübergefaltete Hände sind weiß und gepflegt. Wie hart sie zugreifen konnten, wenn es galt, saumselige Schuldner oder aufsässige Städte zu züchtigen, zeigt eine Bemerkung des französischen Königs Ludwig XI. Er meinte zur wohltätigen Stiftung Rolins in Beaune: »Es ist nur gut, daß einer, der zu Lebzeiten so viele zu Armen gemacht hat, ihnen nach seinem Tode eine Herberge bietet.« In einer für die Zeit durchaus nicht unüblichen kaufmännischen Transaktion versuchte der alternde Rolin sein Seelenheil mit spektakulärer Mildtätigkeit zu erkaufen. Der Handel ist schriftlich belegt in der Gründungsurkunde des Hospizes von 1443.

Vielleicht soll auch van Eycks Bild das Andenken an ein besonderes Ereignis in Rolins Leben festhalten. Es fällt zeitlich fast zusammen mit einem Höhepunkt in seiner Karriere, dem Abschluß des Vertrages von Arras. Mit diesem politischen Meisterwerk vollzog er 1435 eine totale Umkehrung der Allianzen, beendete den blutigen Bürgerkrieg zwischen Großburgund und Frankreich und erzwang darüber hinaus vom französischen König Sühne für ein längst geschehenen, aber nicht vergessenen Mord.

Der Burgunderherzog Johann Ohnefurcht war 1419 unter bis heute nicht geklärten Umständen auf einer Brücke vom französischen Thronfolger oder dessen Freunden umgebracht worden. Daraufhin hatte Burgund im Hundertjährigen Krieg offen Partei für die englischen Eroberer ergriffen und ihnen geholfen, Frankreich zu besetzen. Doch nach Jahren der Demütigung regte sich in dem geschlagenen Land plötzlich nationaler Widerstand unter der Führung von Johanna von Orleans. Sie ließ den französischen Thronfolger zum König Karl VII. krönen und vertrieb mit seinen Truppen die Engländer.

Wenn Burgund sich nicht plötzlich auf der Verliererseite wiederfinden wollte, mußte es für eine Umkehrung seiner Allianzen sorgen, ohne dabei das Gesicht zu verlieren. Rolin verstand es, dieser Kehrtwendung den Anschein eines burgundischen Triumphes zu geben: Er rief in Arras eine allgemeine Friedenskonferenz zusammen und sagte sich dann unter dem Beifall der Anwesenden von den ihr ferngebliebenen Engländern los. Frankreichs König trat einige strategisch wichtige Grenzstädte an Philipp den Guten ab, leistete feierlich Abbitte für den Mord an dessen Vater und mußte aufsehenerregende Sühneaktionen versprechen.

Von dem Mädchen aber, das die Voraussetzungen für diesen Vertrag geschaffen hatte, sprach keiner mehr, auch nicht der eigene König, dem sie zur Krone verholfen hatte. Sie war von den Engländern verbrannt worden. Die Burgunder hatten Johanna von Orleans gefangengenommen und für eine horrende Summe an die Engländer verkauft. Ein Teil des Geldes ist sicher in die Hände des Kanzlers gelangt.

Ein großes Reich auf einen Blick

Zu den von Rolin ausgehandelten Sühneleistungen der Franzosen gehörte die Errichtung eines Kreuzes am Tatort des Mordes, der Brücke von Montereau. Ein solches Kreuz ist auch auf der Brücke in der Landschaft zu erkennen, die den Hintergrund von van Eycks Gemälde bildet. Das Kreuz spricht dafür, daß das Bild an den Vertrag von Arras erinnern soll.

Bisher sind alle Versuche gescheitert, diese so detailgetreu ausgeführte und von über 2000 Figuren belebte Landschaft zu lokalisieren. Man hat in der Stadt zu beiden Seiten des breiten Flusses einmal Gent erkannt, dann Brügge, Genf, Lyon, Autun, Prag, Lüttich, Maastricht und Utrecht. Offensichtlich handelt es sich dabei nicht um die realistische Wiedergabe einer bestimmten Gegend, sondern um eine Synthese verschiedener Reiseeindrücke. Der Blick reicht weithin von den Ebenen der Niederländer bis hin zu den schneebedeckten Alpen.

Nur einige Details lassen sich identifizieren, zum Beispiel der Turm des Utrechter Domes oder die Lütticher Sankt-Lambert-Kathedrale. Doch hätte das damalige Lüttich mit Sicherheit erheblich mehr Holzbauten und Strohdächer gezeigt als van Eycks prächtige Stadt mit ihren großen Gebäuden aus Stein und den zahllosen Türmen. Sie bietet, in eine harmonische Landschaft eingebettet, den angemessenen Hintergrund für ein repräsentatives Kanzlerporträt ebenso wie für ein frommes Andachtsbild.

Man kann darin das etwas geschönte Abbild der reichen Städte Großburgunds sehen, die Rolin verwaltete, oder aber einen höheren, geistlichen Ort, »das glückselige Jerusalem«, die »Civitas Dei«, den göttlichen Staat, das Reich der Himmelskönigin.

Auch der kleine Garten mit seinen Rosen, Lilien und prächtigen Pfauen, zu dem sich die Halle öffnet, läßt sich zweifach interpretieren: Als Anspielung auf Rolins luxuriösen Besitz oder als »Hortus conclusus«, das »beschlossene Gärtlein«, ein im Mittelalter gebräuchliches Sinnbild der Heiligen Jungfrau. Selbst die in Stein gemeißelten biblischen Szenen auf den Säulenkapitellen lassen verschiedene Interpretationen zu.

Dieser mehrdeutige, »verhüllte Symbolismus« ist vom Maler gewollt. Van Eyck wurde nicht nur von seinem Herzog geschätzt »wegen der hervorragenden Arbeit, die er in seinem Fach geleistet« hat. Er galt auch als sehr gelehrter Mann mit humanistischer Bildung und Sinn für subtile Verrätselungen. Er brachte verschlüsselte griechische oder lateinische Inschriften auf den Rahmen seiner Werke an und versteckte auf anderen Gemälden Selbstbildnisse, sozusagen als Signaturen. Es scheint deshalb nicht unwahrscheinlich, daß er auch hier sich selbst und seinen Bruder Hubert in den beiden Gestalten dargestellt hat, die sich im Garten über die Festungsmauer beugen.

Direkter Weg zu Unserer Lieben Frau

Als hoher Gast hat sich in des Kanzlers Halle die Heilige Jungfrau bescheiden auf einem Kissen niedergelassen. Mit ihrem Leib dient sie dem Christuskind als Thron, eine sanfte Erscheinung, trotz des königlichen Purpurmantels und der Krone. Von ihr darf der betende Sünder Verständnis und Vergebung erhoffen.

Als anmutige junge Frau wie hier findet sich die Himmelskönigin auf acht der erhaltenen Werke van Eycks. »Sie ist strahlender als die Sonne«, hat er auf den Rahmen eines dieser Bilder geschrieben, »und übertrifft weit das Sternenheer«.

Dieses Zitat aus dem biblischen »Buch der Weisheit« steht auch im Marienoffizium, der Sammlung von Gebeten an die Heilige Jungfrau, die Nicolas Rolin vor sich aufgeschlagen hat. Den Menschen des 15. Jahrhunderts, die diese Gebete täglich sprachen, waren die biblischen Vergleiche und blumigen Metaphern des Marienlobs geläuflg - so sehr, daß sie beim Betrachten des Gemäldes mühelos die Bruchstücke der biblischen Texte vervollständigen konnten, die auf dem Mantelsaum der Rolin-Madonna in goldenen Lettern zu entziffern sind: Texte zum Ruhme der Jungfrau, »erhöht wie die Zeder im Libanon« und der von Gott erschaffenen, herrlichen Welt.

Sich die Jungfrau gnädig zu stimmen, war Kanzler Rolin sein Leben lang bemüht. Er stiftete 1461 in seinem Testament der Kirche »Unserer Lieben Frau« zu Autun eine silberne, über sieben Kilo schwere Statue der Madonna nebst einer »goldenen, in La-Motte-Les-Arras angefertigten Krone«. Vielleicht ist der fein ziselierte, mit Edelsteinen verzierte Kopfschmuck, der auf van Eycks Bild von einem Engel dargebracht wird, eine Anspielung auf diese geplante Spende, vielleicht wurde aber Rolins Geschenk erst nach dem Bild-Entwurf des Malers ausgeführt, der sich als Hofkünstler auf Gebrauchskunst verstehen mußte.

Zahlreiche Urkunden belegen die Wohltaten, die der Kanzler Unserer Lieben Frau zu Autun erwies: Er ließ die Kirche erneuern und verschönern, versah sie mit reihen Stiftungen. Durch einen privaten Gang konnte er sich, über eine Gasse hinweg, von seinem Haus aus direkt zur Andacht dorthin begeben. In dieser Kirche war er getauft worden, dort wollte Rolin auch begraben werden.

Van Eycks Gemälde hing ursprünglich als Gedenktafel - nicht als Altarbild - in der Kapelle, wo für alle Zeiten - so bestimmte es die Stiftung des Kanzlers - täglich eine Messe für sein Seelenheil gelesen werden sollte. Zeugnis der wahren Frömmigkeit oder nur kluge Vorsichtsmaßnahme eines Mannes, von dem ein Zeitgenosse sagte: »Er wurde, zeitlich zu sprechen, als einer der weisen Männer des Reichs angesehen: doch was das Geistliche angeht, so schweige ich darüber.«

Rolins politisches Lebenswerk, der Staat Großburgund, brach wenige Jahre nach seinem Tode auseinander, ruiniert durch den Übermut des letzten Herzogs, Karls des Kühnen. Weil die Geschichte stets von den Siegern geschrieben wird, ist der Kanzler, einer der größten Staatsmänner des 15. Jahrhunderts, den man als Reichsgründer und als Diener seines Fürsten mit Bismarck vergleichen könnte, heute so gut wie vergessen.

Die Erinnerung an ihn lebt allein in seiner mildtätigen Stiftung, dem Beauner Hospiz, weiter - und in den zwei Kunstwerken, die er mit sicherem Geschmack bei den beiden besten Malern seiner Zeit in Auftrag gab.

Quelle: Rose-Marie und Rainer Hagen: Bildbefragungen. Alte Meister im Detail. Taschen, Köln 1994, ISBN 3-8228-9611-X, Seite 14 bis 19

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Noch einmal Historisch (1933-36): Der Wohltemperierte Edwin Fischer. Zugabe: Robert Howlett porträtiert Isambard Kingdom Brunel.

Der Spiegel als Zeuge: Jan van Eycks Hochzeitsbild von Giovanni Arnolfini. Und Guillaume Dufay sagt den guten Weinen Adieu.


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15. Dezember 2015

J. S. Bach: Die Englischen Suiten (Glenn Gould, 1971 bis 1976)

Vielleicht rührt die Bezeichnung von einem englischen Auftraggeber; gleichwohl ist nach wie vor ungeklärt, warum die Suiten "englische" heißen. Ihrer Form nach folgen sie (wie auch die kleineren "französischen" Schwestern und die Partiten) weitgehend dem traditionellen französischen Tanzsuiten-Typus. Zu ihm gehören die ruhig schreitende Allemande, die fließende Courante, die gravitätische Sarabande und einer Gigue als flotter 6/8-Kehraus, wobei Bach ein gewichtiges Präludium voranstellte und meist noch eine Bourrée einfügte. Auch wenn hier keine Perücke mehr ihr Bein hebt: Bachs Zyklen sind sein Beitrag zur Gesellschaftsmusik der Zeit - allerdings auf höchst stilisiertem Niveau, ästhetisch wie technisch-kontrapunktisch.

Glenn Gould konzentriert sich ganz auf letzteres. Er gebärdet sich wie ein aseptisch sezierender Gerichtsmediziner, der in Hast und gleichzeitig äußerster Konzentration motivische Details und polyphon-kontrapunktische Verwicklungen offenlegt. Dass gerade diese scheinbare "Kälte" einen ästhetisch eigenen Reiz entfaltet, ist das Geheimnis von Goulds Außenseitertums

Quelle: Christoph Braun: im Rondo Klassik Magazin

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit wurde mit großem Nachdruck vertreten, dass die sogenannten Englischen Suiten von Johann Sebastian Bach in den Zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts komponiert worden wären - vielleicht sogar nach den Französischen Suiten, jedenfalls aber in den Jahren, in denen sich Bach am Hof von Köthen aufhielt, der letzten Station bevor er in Leipzig als Thomaskantor angestellt wurde. Natürlich erkannte man stilistische Unterschiede zwischen den beiden Suiten-Sammlungen. Deshalb wurde mitunter auch an der Richtigkeit dieser Schlussfolgerung gezweifelt. Andererseits glaubte man, dass die formal streng aufgebauten Englischen Suiten besser ins Raster der späteren Werke des Leipziger Kantors passen als die kürzeren und eigenwilligeren Französischen Suiten.

Nach beinahe fünfzig Jahren wissenschaftlicher Forschung insbesondere hinsichtlich der Fragen, welche Musik Bach gekannt haben musste, mit welcher er sich selbst ausbildete und welche er kopierte, hat sich unser Bild wesentlich verändert. Übrigens sind es nicht allein die Noten, die uns die Richtung weisen: Auch die Art der Handschriften, Bachs eigene Handschrift (die Art, wie er Vorzeichen und Schlüssel notierte) und die seiner Schüler, außerdem die Quellen, die er in handschriftlicher Kopie oder im Druck vorliegen hatte, sowie Anmerkungen von Bachs Zeitgenossen und insbesondere seiner Kinder haben die moderne Wissenschaft bei ihrer Spurensuche unterstützt. So werden Bachs Englische Suiten inzwischen beinahe ein Jahrzehnt früher eingeordnet, nicht nach Köthen, sondern nach Weimar, also vor das Jahr 1717.

Es ist allgemein bekannt, dass Bach außergewöhnlich lernbegierig war. Sicherlich in den ersten 25 Jahren seiner Laufbahn, bis er sich einmal in Leipzig niedergelassen hatte, studierte und kopierte er nach Herzenslust eine umfangreiche Sammlung italienischer, französischer, englischer, niederländischer und deutscher Werke. So brachte Prinz Johann Ernst nach einer Reise in die Niederlande aus Amsterdam verschiedene Werke mit nach Weimar, die dort bei Estienne Roger im Druck erschienen waren. Darunter befanden sich wahrscheinlich die Estro Armonico von Antonio Vivaldi (herausgegeben 1711) und sechs Cembalosuiten von Charles Dieupart (herausgegeben 1701). Der Einfluss beider Komponisten lässt sich in den Englischen Suiten wahrnehmen, der Vivaldis insbesondere in den Präludien (höchstens mit Ausnahme des Präludiums der Ersten Suite), der Dieuparts in den darauf folgenden Tänzen.

Die Bezeichnung Englische Suiten stellt uns noch immer vor ein Rätsel. Dieser Titel muss bereits zu Bachs Lebzeiten eingeführt worden sein. Die am häufigsten zitierte Quelle ist eine Notiz von Johann Christian Bach auf der Titelseite der Ersten Suite (BWV 806): „Fait pour les Anglois“. Das könnte suggerieren, Bach habe die Suiten für einen wohlhabenden Engländer geschrieben. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich der Beiname daher erklärt, dass Bach bei diesen Suiten die Notationsweise älterer englischer Vorbilder benutzte. Es geht also nicht um den Stil der Musik, sondern um die Notationstechnik mit einem Violin- und Bassschlüssel, die dem Notensystem anstelle eines Sopran- und Basschlüssels - wie in der deutschen Notation - vorangestellt wurden.

Glenn Gould
In stilistischer Hinsicht sind die Englischen Suiten eigentlich vor allem französische Suiten, d.h. eine Serie von Tänzen (eine Allemande, eine Courante, eine Sarabande, nach Wahl eine Bourrée, eine Gavotte, ein Menuett oder ein Passepied und meistens zu Schluss eine Gigue), denen ein Präludium vorangeht. Daher auch Bachs eigene Benennung: „Suites avec Prélude“. Aber die Präludien weisen keinen französischen Stil auf, mit einer langsamen, nicht selten auch aufwendigen Einleitung und anschließend viel kontrapunktischem Feuerwerk, sondern den italienischen Stil: straff, brillant, konzertant. Die eleganten Tänze enthalten mitunter Varianten und Doubles. Dabei kam Bach seine phänomenale Beherrschung der musikalischen Umspielung zugute.

Ein verwirrender Aspekt bei der richtigen Datierung der Englischen Suiten ist sicherlich die stilistische Einheit des größeren Teils der Suiten. Diese wird nicht zuletzt auch durch die den vielen französischen Tänzen (ebenso wie den Französischen Suiten und den Partiten für Cembalo, auch bekannt als Deutsche Suiten) eigene Tonwiederholung zu Beginn eines beinahe jeden Teils, sowie durch bestimmte innerhalb einer Suite regelmäßig wiederkehrende harmonische Verbindungen hervorgerufen. In den nun also viel früher datierten Englischen Suiten sind Bachs harmonische Einfälle und Wendungen gleichermaßen überraschend und gewagt wie spannend und effektvoll.

Nicht weniger auffallend sind schließlich die in unseren Ohren so modern klingenden Musettes, wie in der Bourrée I alternativement und der Bourrée II in der Zweiten Suite, der Gavotte I alternativement und hauptsächlich der Gavotte II ou la Musette in der Dritten Suite, sowie vor allem der Gavotte I und II in der Sechsten Suite. Insbesondere die zuletzt genannten Gavotte I und II greifen voraus auf die spätere galante Musik der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Im Gegensatz zu den Französischen Suiten, die für das intime Klavichord bestimmt zu sein scheinen, wurden die Englischen Suiten zweifelsohne für das Cembalo komponiert. Besonders die festlichen Präludien - wir müssen ab und zu an das berühmte Italienische Konzert denken - sind zu „groß“ angelegt, um auf einem Klavichord zu ihrem Recht zu kommen. Dies gilt sicherlich auch für die rauschend-virtuose Gigue in der Sechsten Suite. Wenn Bach diese Werke tatsächlich in etwa seinem dreißigsten Lebensjahr zu Papier gebracht haben sollte, dann können wir nur erkennen, dass er sich gerade in den Englischen Suiten sehr schnell auf einem Niveau bewegte, auf dem er seine Vorbilder hinter sich ließ.

Oben wurde bereits auf Bachs gekonnte Kunst der Verzierung in diesen Suiten hingewiesen. Wer die Noten beim Zuhören nicht zur Hand hat, wird zum Beispiel beide Doubles, die sich an die Courantes der Ersten Suite anschließen, miteinander vergleichen können. Aber auch die Sarabanden aus der Zweiten, Dritten und Sechsten Suite mit den wunderbaren Umspielungen in den folgenden variierten Versionen, die in der Zweiten und Dritten Suite als Les agréments de la même Sarabande angekündigt werden und in der Sechsten Suite einfach als Double. Viele bereichernde Verzierungen in der Form von Trillern, Vorschlägen, Mordenten und Ähnlichem (Bach hat sie für seinen ältesten Sohn Wilhelm Friedemann sorgfältig in einem Klavierbüchlein aufgeschrieben und ausgearbeitet) machen die oft doch schon sehr komplexe Musik zu einem farbenfrohen, üppigen Barockteppich, der auch auf einem modernen Klavier ganz zu seinem Recht kommt.

Quelle: Leo Samama, 2000 (Übersetzung: „WortWechsel“)


CD 1, Track 11: Suite No. 2 in A minor, BWV 807. I. Prélude


TRACKLIST

Johann Sebastian Bach: English Suites

Glenn Gould, Piano


CD 1                                        52:00

English Suite No. 1 in A Major, BWV 806

01 I.    Prélude                            02:45  
02 II.   Allemande                          02:10
03 III.  Courante I                         01:47  
04 IV.   Courante II                        02:11  
05 V.    Double I                           02:06  
06 VI.   Double II                          01:59  
07 VII.  Sarabande                          04:07  
08 VIII. Bourrée I                          01:16  
09 IX.   Bourrée II (with da capo I)        02:14  
10 X.    Gigue                              02:01
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 11/3 + 4/11/1973)
   
English Suite No. 2 in A minor, BWV 807 

11 I.    Prélude                            04:31  
12 II.   Allemande                          01:34  
13 III.  Courante                           01:12  
14 IV.   Sarabande - Les agréments de
         la même Sarabande                  03:03  
15 V.    Bourrée I                          01:26  
16 VI.   Bourrée II (with da capo I)        02:00  
17 VII.  Gigue                              02:17
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 23/5/1971)
 
English Suite No. 3 in G minor, BWV 808
 
18 I.    Prélude                            02:53  
19 II.   Allemande                          01:44  
20 III.  Courante                           01:20  
21 IV.   Sarabande - Les agrements de 
         la même Sarabande                  03:19  
22 V.    Gavotte I                          00:50 
23 VI.   Gavotte II (ou la Musette) 
         (with da capo I)                   01:10
24 VII.  Gigue                              01:52
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 21 + 22/6/1974)


CD 2                                        59:46

English Suite No. 4 in F Major, BWV 809

01 I.    Prélude                            04:25
02 II.   Allemande                          02:46
03 III.  Courante                           00:54  
04 IV.   Sarabande                          03:01
05 V.    Menuett I                          01:20
06 VI.   Menuett II (with da capo I)        01:57
07 VII.  Gigue                              02:15
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 14 + 15/12/1974; 23 + 24/5/1976)

English Suite No. 5 in E minor, BWV 810 
 
08 I.    Prélude                            04:43
09 II.   Allemande                          02:58
10 III.  Courante                           01:51
11 IV.   Sarabande                          01:59
12 V.    Passepied I (en Rondeau)           01:06
13 VI.   Passepied II (with da capo I)      01:37
14 VII.  Gigue                              02:04
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 14 + 15/12/1974; 23 + 24/5/1976)

English Suite No. 6 in D minor, BWV 811 

15 I.    Prélude                            08:25
16 II.   Allemande                          03:11
17 III.  Courante                           02:46
18 IV.   Sarabande                          03:07
19 V.    Double                             02:15
20 VI.   Gavotte I                          01:34
21 VII.  Gavotte II (with da capo I)        02:19
22 VIII. Gigue                              02:56
(Recording: Eaton's Auditorium, Toronto, Canada, 10 + 11/10/1975; 23 + 24/5/1976)
 
Glenn Gould Anniversary Edition
(C) + (P) 2002

CD 2, Track 22: Suite No. 6 in D minor, BWV 811. VIII. Gigue



Bin ich links?


Das politische Spektrum


Bin ich links? Ich habe es nie herausgefunden. Mir ist das unangenehm, weil die Zuordnung wichtig zu sein scheint; sie gilt als Teil der persönlichen Identität. Nicht zuletzt suggeriert sie, dass meine politischen Meinungen auf einer wohlumrissenen Fundamentalüberzeugung beruhen.

Die Amsterdamer Universität entwickelte zur letzten Bundestagswahl einen Test, in dem man seine politischen Positionen auf ihre Passung zu Parteien testen konnte. Das Ergebnis war in meinem Fall ein großer Kreis, in dem sich fast alle deutschen Parteien fanden; die Software erklärte lapidar, ein so großer Kreis bedeute, dass meine politischen Positionen nicht kohärent seien. Aha, dachte ich mir, also sind die Parteiprogramme tatsächlich im Sinne der Amsterdamer Wissenschaft kohärent, und ich kann diese Kohärenz bloß nicht erkennen?

Vermutlich bin ich von einer pathologischen Sehstörung betroffen. Denn andere wissen, ob sie links sind. Vielen ist klar, dass das grüne Wahlprogramm links ist. Mir scheint das seltsam. Leider erklären die Amsterdamer Forscher nicht, was links ist und welche semantische oder logische Struktur die Parteiprogramme im Innersten zusammenhält. Auch Wikipedia und Wörterbücher erhellen wenig. Immerhin erfährt man in Streitschriften der (vermutlich linken) Rosa-Luxemburg-Stiftung, dass es gerade für die Linke immer wieder ein Problem ist, genau zu sagen, was links ist.

Ein guter Ausgangspunkt für die Analyse sind sicher nicht die politischen Entscheidungen und Wahlprogramme der Parteien. Die britische Labour Party und die deutsche SPD beschlossen eine immense Deregulierung der Finanzmärkte - aber linke Politik sollte, so heißt es doch immer, mehr Staat fördern und fordern? Die FDP steht für Freiheit, sofern die Freiheit anderer nicht beeinträchtigt wird - im Europawahlkampf trat aber nur die FDP gegen das Rauchverbot in Gaststätten ein, obwohl ausgerechnet hier doch die Freiheit der einen massiv leidet, wenn die anderen rauchen. Die CDU soll rechts und konservativ sein, also irgendetwas bewahren - aber kaum eine Partei vollführt so oft so radikale Richtungswechsel und baut ständig alles um. Die Grünen sind ein unerschöpfliches Rätsel. Denn sie haben ein ausdrücklich konservatives Credo: »Natur bewahren!« Es ist schwierig, den Unterschied zur CDU zu finden. Auf eine kurze Gleichung gebracht, sind für die CDU Eheverträge und für die Grünen der Christopher Street Day ein Produkt der Natur. Mir sind die Grünen hier sicherlich sympathischer, aber die Natur ist für beide schlicht politische Verhandlungsmasse.

Versuche, das politische Spektrum zu analysieren, gibt es zahlreiche. Ich muss nicht bei null anfangen. Der Einfachheit halber stelle ich mich zu Beginn sofort auf den Standpunkt, dass wir ein Dreieck haben: »links«, »rechts« und »liberal«. (Für einige Linke sind Rechte und Liberale nicht zu unterscheiden.) Es gibt zwei Grundtheorien. Die einen sagen, dass die drei Ecken für jeweils eine bestimmte (konsistente) politische Ideologie stehen; die anderen meinen, dass sie psychologische Dispositionen bezeichnen. Ich will bereits verraten, was das Ergebnis meiner Überlegungen ist. Mir scheinen nämlich beide etablierten Beschreibungen ungeeignet. Meine These lautet kurz: Die drei Positionen im politischen Dreieck sind weder politisch-ideologisch noch individuell-psychologisch, sondern sie bezeichnen eine psychosoziale Grundannahme. Konkret: Die drei Positionen sagen, was jemand darüber denkt, wie Menschen sich zueinander verhalten, wenn sie von sich aus Gruppen bilden.

Politische Ideologie

Ich beginne kurz mit der politischen Ideologie. Dieser zufolge ist die Rechte »konservativ«. Aber was hieße das? Wenn die französische Rechte des 19. Jahrhunderts die Wiederherstellung der Monarchie fordert, bewahrt sie nicht, sondern stürzt um. Wenn die frisch gegründeten amerikanischen Republikaner (schließlich unter Abraham Lincoln) gegen die Sklaverei ins Feld ziehen, bricht der Sezessionskrieg aus, der eine der wichtigsten Zäsuren in der Geschichte der Vereinigten Staaten werden sollte. Ja, man will grundlegende Werte wahren und schützen. Aber was grundlegende Werte sind, kann sich für die Rechte jeden Tag ändern.

Die Linke verlangt die Herstellung von Gleichheit. So betont sie gerne selbst. Die Konsequenz aus diesem Anliegen ist, dass sie zunächst Gruppen identifizieren muss, die (noch) ungleich sind. Beispielweise die Arbeiterklasse. Oder die Bäuerinnen mit Migrationshintergrund. Im Zuge der vielfältigen Maßnahmen zur Herstellung von Gleichheit wird aber die Ungleichheit nie beseitigt. Meist wird, wie das historische Beispiel lehrt, der zuvor unterdrückten Gruppe nicht nur Bevorzugung gewährt, sondern man lässt die Gruppe leiden, die man für privilegiert hält. Ob man der Arbeiterklasse oder der Bourgeoisie angehört, kann man sich in diesem Modell so wenig aussuchen wie die eigene Hautfarbe: Man bleibt, was man ist, und man muss mit den Konsequenzen leben. Welche Gruppe welche Vorzüge und welche Nachteile genießen darf, entscheiden allein die Funktionäre der Linken. Wer unterdrückt ist, bestimmen nicht die Unterdrückten, sondern allein die Partei. Dass sich aus solch perfekter Kontingenz der Kriterien für Benachteiligung kein konsistentes politisches Programm herleiten lässt, leuchtet ohne weiteres Nachdenken ein.

Die Liberalen feiern die Freiheit. Sie sagen zwar, dass die Freiheit des Einzelnen dort ende, wo die Freiheit eines Anderen berührt sei. So ist Freiheit nie grenzenlos. Das scheint fürs Erste reflektiert. Das Problem aber ist, dass aus der Aussage, dass jeder machen könne, was er wolle, keinerlei politisches Programm folgt. Wenn alle Leute die staatlich gelenkte Planwirtschaft wollen, wieso sollten sie nicht die Freiheit besitzen, genau das als Ideal zu verwirklichen? Umgekehrt lässt sich zwar historisch gut beschreiben, weshalb heutige liberale Parteien sich für den Kapitalismus einsetzen; aber logisch zwingend ist es nicht. Ja, immer dann, wenn aus Freiheit ein konkretes politisches Programm wird, können Liberale nicht erklären, wieso die von ihnen akruell propagierte Freiheit nun die »eigentliche« ist.

Diese drei Selbstbeschreibungen befriedigen nicht. Denn sie dienen nicht dazu, politische Konflikte zu entscheiden. Ob die Renten für Mütter steigen sollen oder nicht, lässt sich nicht über solche Leerformeln bestimmen. Will man die Rechte für Mütter bewahren? Will man Mütter endlich gleich behandeln? Will man die Freiheit der Mütter stärken, die sich endlich ohne Druck für Kinder entscheiden können? Die Antworten darauf werden nicht von den Ideologien programmiert. Man kann mit Niklas Luhmann von »Kontingenzformeln« sprechen. Ihr wichtigster Zweck ist die Selbstbindung der Gruppenmitglieder. Einen nach außen gerichteten operativen Wert haben die Formeln indessen nicht.

Psychologie

Wenn die Ideologie nicht recht hilft, kann man die drei Ecken des politischen Dreiecks vielleicht psychologisch deuten. Auch dazu gibt es viele Versuche, aber sie fokussieren meist nur den Gegensatz zwischen »links« und »rechts«. Demnach ist ein linker Mensch antiautoritär und revolutionär veranlagt; er hinterfragt die Herrschaftsverhältnisse und kämpft gegen die Mächtigen, die zu Unrecht Macht haben. Der rechte Charakrer dagegen unterwirft sich mit Begeisterung seinem Führer und kann ohnehin nicht anders denn zu gehorchen.

Ganz durchgesetzt haben sich diese psychologischen Erklärungsmuster nie. Denn sie definieren Stereotype, die im Einzelfall kaum zutreffen und außerdem faktisch einen Ideallinken konstruieren. Vor allem aber lassen sie sich nicht auf die tatsächlichen politischen Verhaltensweisen abbilden. Ja, die Linke propagiert die Revolution. Aber nur, solange sich die Revolution nicht gegen sie selbst richtet. Lenin hat in der Idee des Berufsrevolutionärs diesen scheinbaren Widerspruch dialektisch gelöst. Wenn die Linke an der Macht ist, wird Gehorsam verlangt und geleistet. Ja, die Rechte kratzt ungern am Bild des Staatschefs, der Nation und all dieser wunderschönen Erfindungen. Doch sind die konservativen Revolutionäre ja nicht wirklich die Ausnahme - denken wir noch einmal an Lincoln, denken wir an Charles de Gaulle. Der Witz ist, dass Linke selbst dann, wenn sie die absolute Erstarrung dekretieren, sich als Revolutionäre inszenieren (Fidel Castro), und dass Rechte auch dann noch Wert auf ihre Prinzipienfestigkeit legen, wenn sie alles umstürzen (Adolf Hitler).

Spektrum menschlicher Beziehungen

Der Charme der psychologischen Beschreibung liegt darin, dass sie uns nahebringt, warum Menschen sich selbst als »links« bezeichnen - und nicht nur ihre Positionen. Und ganz ohne ideologischen Unterbau kann man die drei politischen Ecken auch nicht beschreiben, denn in vielen konkreten historischen Situationen ist es leicht zu sagen, was »links« sein müsste. Vielleicht wird in der Verbindung beider Ansätze klarer, was dieses Dreieck beschreibt.

Meine Vermutung ist, dass die drei Ecken Haltungen dazu bezeichnen, wie sich die Selbstorganisation der Gesellschaft vollzieht. Jede der Grundhaltungen entspricht einer wohlumrissenen Annahme darüber, welche gesellschaftliche Ordnung unweigerlich den politischen Prozessen zugrunde liegt. Da es sich um fundamentale Überzeugungen über die Ordnung selbst handelt, sind die Grundhaltungen auch nicht verhandelbar. Und weil sie die Grundlage der Ordnungsprozesse selbst betrifft, bilden die Menschen gleicher Grundhaltung leicht ein »politisches Milieu«: Wenn man eine gemeinsame Ursprache hat, auf deren Grundlage sich überhaupt über Optionen einer Politik sprechen lässt, versteht man sich, selbst wenn über konkrete Ziele, Werte oder Mittel Uneinigkeit herrscht.

Die linke Grundhaltung besteht im Glauben daran, dass die Gesellschaft (als Gemeinschaft) zusammengehört. Die Ebene ist gleichgültig: Das Gemeinschaftsgefühl kann sich unter allen Menschen, unter allen Volksangehörigen und unter allen Kiezbewohnern einstellen. Das ist in etwa das, was die Linke unter »Solidarität« versteht, ein Schlüsselwort linken Denkens, das für die anderen beiden Grundhaltungen immer völlig opak bleibt. Gruppen sind für die Linke immer abstrakt, insofern ihre Mitglieder durch bestimmte Kennzeichen definiert sind: Arbeiter, Schwule und Frauen.

Da die Gemeinschaft selbst im Vordergrund steht, können die Annahmen über die Organisation innerhalb der Gemeinschaft divergieren. So ist für die linke Grundhaltung der charismatische Führer möglich; genauso kann man aber auch auf anarchistische Strukturen setzen. Wenn man aber ein Oberhaupt akzeptiert, dann muss dieses Oberhaupt die Macht erkämpft haben. Denn als links kann nicht gelten, dass jemand »von Natur aus« zum Führen berechtigt ist. Innerhalb der Gemeinschaft sind zunächst nämlich alle insofern gleich, als sie derselben Gemeinschaft und Gruppe angehören. Deswegen sind linke Führer oft charismatisch. Sie müssen ihre eigene Gemeinschaft dazu bewegen können, in ihnen sowohl den Inbegriff der Gruppenidentität zu sehen als auch jemanden, der jenseits der Gruppenidentität herausragt. Darin steckt ein operatives Problem, das letztlich begründet, warum sich Linke so ostentativ mit Gleichheit und Gerechtigkeit befassen. Ich komme darauf zurück. Die paradoxe Anforderung an die Führung ist außerdem offenkundig der Grund dafür, dass die Linke so oft grandiose Politiker hervorbringt, die sie selbst nach kurzer Zeit brutal wieder absägt.

Die Linke hat daher einen starken Hang zum globalen und grundsätzlichen Denken: Es geht um den Menschen an und für sich, die Grundrechte, absolute Ungerechtigkeiten und so weiter. Die Linke übersieht lokale Bindungen, hält Pflichten zwischen Einzelpersonen (also Verträge) für irrelevant und sucht die Meinungsbildung in der großen Masse. Das macht auch die Grausamkeit des Umgangs zwischen linken Politikern aus: Man kann jede Absprache mit einem Genossen für die gute Sache opfern; ein Ehrenwort gilt als Machttechnik der Rechten und als in sich schon korrupt. Mithin heißt das auch, dass die Linke kein Vertrauen hat - weder in die Leute in den eigenen Reihen noch letztlich in die Bevölkerung, die allzu oft irrt und sich gegen sinnvolle Politik entscheidet. Links zu sein bedeutet: Ständig gegen die Irrtümer der anderen zu kämpfen - und bereit zu sein, die eigenen Irrtümer anzuerkennen, wenn man unter der Guillotine liegt, die die anderen Linken aufgestellt haben. Stalin ist bis zum letzten Atemzug links geblieben. Ob man als Märtyrer oder Häretiker stirbt, entscheidet sich ausschließlich danach, welche politische Gruppierung den Henker bestellt hat. Deswegen sind intellektuell oder gar professoral veranlagte Menschen auch oft links; hier darf man gegen die Irrtümer der anderen kämpfen, ohne dass man gegen die Meinungen anderer antreten muss. Und so kann sich der Marxismus gar als wissenschaftlich verstehen.

Die rechte Grundhaltung vertraut darauf, dass jeder seinen Ort in der Gesellschaft hat und ihn ausfüllen sollte. Der Ort kann auch eine »Führungsposition« sein. Die Rechte glaubt mithin an die Existenz natürlicher Eliten. Hier trifft Norberto Bobbio (in seinem Buch Rechts und Links von 1994) ins Schwarze, wenn er der Rechten ein Denken in Hierarchien vorwirft; aber aus Sicht der Rechten sind die Menschen am unteren Ende der Hierarchie eben auch am richtigen Platz; und vor allem sind sie besonders glücklich, wenn sie dort bleiben. Die Hierarchie drückt nicht aus, dass ein einzelner Mensch besser oder schlechter ist. Diese Unterscheidung versteht die Rechte nur bei moralischen Verfehlungen; in der Politik ist der Führer genauso »gut« wie der kleine Mann in der Fabrik.

Der Ort in der Gesellschaft ist vor allem durch bestimmte Bindungen an andere, nahestehende Menschen angezeigt. Es. gibt also keine Verbindung unter allen Menschen. Sondern in der rechten Grundhaltung sind meist Gruppen in dem Sinne konkret, dass sich die Mitglieder namentlich aufzählen ließen: die Gemeindemitglieder, die Kollegen in der Abteilung und die Familienangehörigen. Weil diese Bande einerseits als natürlich angesehen werden, andererseits aber faktisch verletzlich sind, verteidigt sie die Rechte mit aller Nachdrücklichkeit. An Solidarität glaubt sie nicht, nur an das Einstehen derjenigen, die einem tatsächlich durch die Bande verpflichtet sind.

Die Rechte ist selten konservativ in dem Sinne, dass sie tatsächlich etwas bewahren will oder an Traditionen wirklich hängt. Sie geht eher von einer vorgängigen sozialen Ordnung aus, die in jedem Moment aber gestört erscheint; die Rechte möchte die Balance wiederherstellen. Als Symbol für diese Ordnung taugen ganz unterschiedliche Ideen. Gott ist besonders beliebt, weil er die Natürlichkeit der Ordnung garantiert, am Ende der Zeiten die linken Chaoten bestrafen wird und außerdem der elitäre Führer schlechthin ist; aus diesem Grunde sind rechte Parteien in Europa oft auch christliche. Andere Symbole sind jedoch denkbar; der Nationalsozialismus hat die Genetik an die Stelle Gottes gesetzt (sie ist natürlich, selektiert die Schwachen aus und garantiert die Führung der biologisch Starken). Was die Rechte bewahren will, ist Ordnung, aber eine wirklich ordentliche Ordnung hat nie bestanden. Das Festhalten an Traditionen ist nur das Festhalten an den zarten Spuren solcher Ordnung. Kommt ein massives neues Ordnungsversprechen, werden Traditionen gerne auch von Anhängern der Rechten sofort und rückstandslos entsorgt. Diese Bereitschaft hat der Nationalsozialismus erbarmungslos ausgenutzt. Erst als sich zeigte, dass gerade er zu Chaos führte, regte sich auch konservativer Widerstand gegen das Regime.

Der Liberalismus ist eine Grundhalrung, die von radikaler Lokalität in der Gesellschaft ausgeht: Es zählen nur die konkreten Bindungen, die ein Individuum mit anderen Individuen eingeht. Deswegen sind Verträge so wichtig im liberalen Denken; deswegen ist Privatautonomie ein so hohes Gut. Das heißt auch, dass für Liberale Solidarität eine völlig unverständliche Idee ist: Wieso sollte man sich mit wildfremden Menschen verbunden fühlen? Und überhaupt: Was meint Solidarisieren? Liberale rätseln bei diesen Fragen und finden keine Antwort. Verträge müssen ausgehandelt werden. So steht für die liberale Grundhaltung das Aushandeln im Mittelpunkt aller gesellschaftlichen Prozesse. Ein Vertrag wird geschlossen, wenn alle Parteien Vorteile im Abschluss sehen. Damit glaubt der Liberalismus an Win-Win-Situation und Wertschöpfung. Er ist nicht an Gewinnmaximierung interessiert, wie seine Gegner insinuieren, sondern geht davon aus, dass immer gemeinsamer Gewinn möglich und erreichbar ist. Deswegen vertrauen Liberale auch immer auf Wirtschaftswachstum und sorgen sich nicht sehr um Ressourcen; aus ihrer Sicht kann niemand so verrückt sein, notwendige endliche Ressourcen unwiederbringlich aufzubrauchen, und deswegen kann das auch aktuell nicht passieren. Der Grundgedanke zeugt von Vertrauen in den einzelnen Menschen.

Weil alle Bindungen auszuhandeln sind, hadern Liberale immer mit Führungen und Eliten. Sie halten sie für kontingente Nebeneffekte von Abstimmungsprozessen. Innerhalb des Liberalismus ist die Strömung des Anarchismus stark. Sie fordert die Abschaffung jeder Form der (politischen) Macht einzelner über andere. In der politischen Theorie ist der Liberalismus daher immer für die Beschränkung der Macht von Amtsträgern gewesen; die Idee von checks and balances ist zutiefst liberal, verlangt sie doch ein Aushandeln sogar zwischen den Staatsorganen. Die lokale Sicht auf Gesellschaft führt jedoch auch zu einer starken Indifferenz gegenüber nichtpolitischen Eliten - ganz zu schweigen von denen, die der Elite gar nicht angehören. Aus liberaler Sicht kann ein einzelner Unternehmer Milliarden verdienen, ohne dass das »ungerecht« wäre. Wieso sollte man Menschen davon abhalten, einer Einzelperson Geld zu geben, wenn sie das wollen? Doch diese Haltung speist sich nicht aus der Idee von Freiheit, sondern aus dem Fehlen einer globalen Perspektive.

Mit Blick auf staatliche Steuerung ist der Liberalismus den beiden anderen Haltungen völlig entgegengesetzt. Regulierungen und Gesetze sind nämlich aus liberaler Perspektive nur dann willkommen, wenn sie als Spielregeln dienen, die die lokalen Vereinbarungen der Individuen erleichtern. Da jedoch die Gesamtgesellschaft aus liberaler Sicht nur ein fiktives Konstrukt ist, unberechenbar und unbeobachtbar, mag sie Regulierungen nicht, die darauf abzielen, die Gesellschaft zu formen. Umgekehrt steuern die Linke und die Rechte gerne die Gesellschaft: die Linke, um die Gesellschaft endlich zur Gemeinschaft zu machen, und die Rechte, um der Gesellschaft wieder die Ordnung aufzuzwingen, deren Fehlen zu beklagen ist. (Aus der jeweiligen Binnenperspektive liest es sich freilich anders: Die Linke will den Mitgliedern der Gemeinschaft dabei helfen, die natürliche Solidarität untereinander auszubilden und sich zu »emanzipieren«, und die Rechte erleichtert den Menschen die Rückkehr zur ersehnten und lange vermissten Ordnung.) Da beide Anliegen im politischen Alltagsgeschäft schwer auseinanderzuhalten sind, neigen Links-Rechts-Koalitionen zu umfangreichen Regulierungen, die in die letzte Ecke des Schlafzimmers kriechen.

Liberale Regierungen hingegen haben kein klares Programm. Dass eine Regierungsbeteiiigung von Liberalen so blass bleibt, liegt in ihrer Grundhaltung begründet. Liberale denken nämlich, dass man die Spielregeln festlegen kann, ohne den Ausgang des Spiels zu beeinflussen. Sie glauben an natürliche Gleichgewichte, die man im Interesse aller Menschen nicht stören sollte (der "freie Markt« ist eines solcher Gleichgewichte). Wenn Liberale naiv auf die Abstraktion von Regeln und Resultaten vertrauen, dann lassen sie sich von gewieften Linken oder Rechten übertölpeln, die in den detaillierten, kleingedruckten Ausführungsbestimmungen ihre konkreten Ziele durchsetzen. Und wenn vereinzelte Liberale doch um die Unmöglichkeit der Abstraktion wissen, können sie sich ebenfalls nicht politisch durchsetzen. Denn politische »Inhalte« gibt es im Liberalismus nicht. Und so gibt es auch kein Ziel, auf das Liberale sich untereinander einigen könnten. Und so bleibt eine liberale Regierungsbeteiligung meist ohne spürbare Folgen.

Die Krux mit dem Wettbewerb

Die Kontingenzformeln »Gleichheit«, »Freiheit« und »Werte« mögen keine realpolitischen Konsequenzen zeitigen. Doch sie alle zielen in ein semantisches und politisches Feld, in dem es sehr handfest wird: nämlich auf die Frage, wer kämpfen darf oder muss, wer bestimmt, wer im Kampf stärker und wer schwächer ist, nach welchen Regeln Kämpfe auszutragen sind, wo der Kampf verboten ist und wer ein solches Verbot durchsetzt. Der Kampf kann viele Gestalten haben: der »Klassenkampf«, der »Wettbewerb« in der Wirtschaft, der politische Kampf um Stimmen und der tägliche Kampf des Einzelnen ums Überleben.

Die Linke ist, wie ich kurz angedeutet habe, vom Gedanken an Wettbewerb besessen. Sie liebt und hasst ihn zugleich. Und sie sieht ihn überall. Sie liebt ihn, weil sie daran glaubt, dass sich die Besseren gegen die Schlechteren durchsetzen werden. Denn nur auf der Achse gut / schlecht legitimiert sich Führung. Dabei setzt sich als der Bessere durch, wer besser argumentiert, die besseren ethischen Positionen vertritt - oder körperlich der Stärkere ist. Die Geschichte der Linken ist daher geprägt von einer eigentümlichen Liebe zum Sport und zum athletischen Wettkampf; ähnlich schätzt sie die agonale Debattenkultur, die Verlierer und Sieger kennt. Führen darf nur, wer sich gegen alle Widerstände durchsetzt. Sie kennt die Opfer dieses Kampfes in ihren eigenen Reihen und bewahrt die Erinnerung an die Märtyrer; Leo Trotzki ist eine der leicht erhältlichen Heiligenfiguren.

Zugleich hasst die Linke deshalb den Wettbewerb in der kapitalistischen Wirtschaft. Sie geht davon aus, dass der kleine Arbeiter als das schwächste Glied in der Kette »verliert«; sie vermutet, dass es dereinst den großen Sieger gibt, den einen internationalen Konzern, der alles beherrscht und den kapitalistischen Wettkampf am Ende der Zeiten besteht. Dagegen wendet sie sich mit aller Gewalt. Wettbewerb ist aus linker Sicht ein guter und nötiger gesellschaftlicher Zeitvertreib für die Elite, der sich die linken Aktivisten und Politiker selbst zurechnen. Aber diese Elite bestimmt sich aus dem Sieg im Kampf, nicht aus einer höheren Ordnung.

Diejenigen, die den beständigen Kampf um die Führung nicht bestehen können, genießen daher das uneingeschränkte Schutzversprechen der Linken. Sie kämpft dafür, dass nicht alle kämpfen müssen. Dieses Versprechen verbirgt sich hinter der Leerformel von der Gleichheit. Weil die Linke überall Krieg und Opfer sieht, verfolgt sie das politische Ziel, den ständigen Kampf zu beenden oder so viele wie möglich davon zu verschonen. Weil die Linke das Kämpfen selbst nicht lassen kann und weil man schon in jeder kleinsten wirtschaftlichen Transaktion böse Mächte wittert, versucht man, die eigene Fixierung auf den Wettbewerb zu externalisieren. In einer faszinierenden Verkehrung der tatsächlichen Kausalitäten (bestes Beispiel: der Klassenkampf) geht die Linke davon aus, dass die Ungerechtigkeiten die Ursache für Kämpfe sind. Dass die Massen in Wahrheit immer wieder alles an Ungemach und Grausamkeit duldsam hinnehmen, kann sich die Linke nie erklären. Das politische Ziel der Gleichheit verdeckt den eigentlichen Wunsch: die eigene obsessive Kampflust nicht sich selbst anlasten zu müssen.

Die Rechte empfindet Wettbewerb immer als Störung. Sie arrangiert sich mit dem Wirtschaftsliberalismus nur insoweit, als sie anerkennt, dass der Wettbewerb die Ordnung der Gesellschaft aufrechterhält. Aber eine tiefe Sympathie für Markt und Wettbewerb besitzt die Rechte nicht. Manche der US- und kapitalismuskritischen Slogans des Nationalsozialismus könnten heute im Parteiprogramm der Linkspartei stehen, ohne dass es jemandem auffiele. Ganz im Gegenteil favorisiert die Rechte die bedingungslose Anerkennung dessen, wovon man wissen soll, dass es gut ist und daher auch gut bleibt. Man kauft das bewährte Produkt, man wählt die bewährte Kanzlerin, man streicht das Haus in der bewährten Farbe an. Im Sport soll die eigene Mannschaft siegen; die Bande sind fest. Der sportliche Wettkampf ist dezidiert Freizeitunterhaltung, ein wenig zugelassener Wettbewerb in den engen Grenzen des Fernsehbildschirms, den man auch wieder ausschalten kann.

In der Geschichte der Rechten sind die Sympathien für parlamentarische politische Systeme dementsprechend lange gering ausgeprägt gewesen: Wieso soll der Fürst nicht einfach durchsetzen können, was richtig ist? Und wozu dieses Gerede und Geschrei? Erst als die Rechte im Laufe des letzten Jahrhunderts merkte, dass Parlamente Revolutionen verhindern, den Wettbewerb um die besten Ideen ins Klein-Klein der Ausschussarbeit verlagern und Veränderungen arg verlangsamen, hat sie ihren lieben Frieden mit diesen merkwürdigen Debattierklubs gemacht. Leidenschaftliche Parlamentarier sind in Europa in der Rechten natürlich trotzdem selten geblieben. Dem Wettbewerb weicht die Rechte auf diese Weise aus.

Für den Liberalismus existiert zunächst Kooperation. Er geht davon aus, dass Menschen miteinander Verträge schließen, damit alle Parteien davon Vorteile haben. Das heißt, die liberale Grundhaltung vermutet, dass sich im Kleinen immer Zusammenarbeit anbietet - und Wettbewerb ausbleibt. Umgekehrt mutmaßt der Liberalismus, dass - wieder im Kleinen und lokal - jeder denjenigen Partner sucht, der ihm die meisten Vorteile bietet. Auf diese Art entsteht Wettbewerb im Wirtschaftsleben, der aus Sicht der Liberalen immer nur lokal entschieden wird, und das heißt am Ende immer: vom Kunden. Wettbewerb hat so für Liberale wenig mit Wirtschaft zu tun; und vor allem ist Wettbewerb immer eher ein freundliches Balgen unter Gleichgesinnten. Die Angst vor Wettbewerb kann der Liberalismus daher kaum nachvollziehen. Es ist der kleine Mann, der Arbeiter, die Familie am Existenzminimum, die aus liberaler Sicht vom Wettbewerb am meisten profitieren. Wer unter ihm leidet, sind die Unternehmer, die ihre Existenz für die Gesellschaft riskieren und daher einen besonderen Schutz verdienen. Deswegen propagieren liberale Parteien gewöhnlich Unterstützung für den Mittelstand; hier sehen sie die Garantien für eine gerechte Gesellschaft; hier sehen sie das große existenzielle Risiko. Tatsächlich assoziiert der Liberalismus den Wettbewerb vor allem mit der Wirtschaft; denn »Wettbewerb« ist für ihn ein Terminus technicus der Ökonomie und weckt bei Liberalen keine Assoziationen mit Kampf oder Verlust.

Jede Grundhaltung hat ihre Blindstellen; und sie verteidigt diese bis aufs Äußerste, denn sonst müsste sie sich in Frage stellen. Die Linke muss ständig leugnen, dass sie die große Mehrheit der Gesellschaft infantilisiert und als betreuungsbedürftig ansieht; sie muss vor sich selbst verbergen, dass gerade sie es ist, die den ständigen Wettbewerb aller gegen alle propagiert. Die Rechte will nicht einsehen, dass sie, indem sie den täglichen Kampf schlicht leugnet, gerade die kleinen Leute, die ihn bestehen müssen, immer wieder ans Messer liefert. Der Liberalismus schließlich muss völlig ausblenden, dass der Wettbewerb in der Wirtschaft den kleinen Arbeiter und den Arbeitslosen niederreißt; denn der Arbeitsmarkt kennt keine gleiche Verhandlungsstärke der Vertragspartner. Man sieht das immer wieder daran, dass Liberale den besonderen Schutz von Arbeitnehmern und von Mietern für bedenklich und störend halten; für sie ist einfach undenkbar, dass jemand einen Arbeits- oder Mietvertrag unterschriebe, von dem er nicht selbst profitiert. Ohnehin muss der Liberalismus die Fähigkeit des einzelnen Individuums idealisieren, sich über die idealen Vertragspartner zu informieren. Dass er die effektive Macht großer Konzerne und reicher Lobbyisten übersehen muss, ist eine der lästigsten Konsequenzen.

Die Qual der Wahl

Wenn jemand im politischen Dreieck zu verorten ist, artikuliert er politische Positionen. Das heißt, dass es kein Zufall ist, dass ich eher über liberale, rechte und linke Politiker spreche als über die Anhänger- und Wählerschaft von Parteien. Dennoch bezieht sich das Dreieck nicht allein auf eine »Elite«, sondern auf alle, die politische Ideen im Rahmen des Dreiecks artikulieren - ob nun am Stammtisch, in den öffentlichen Medien oder als Parteimitglied.

Weil die drei politischen Grundhaltungen kein Wahlprogramm und erst recht keine konkrete Politik diktieren, entstehen in Parteien alle paar Jahre frische Ideen und Vorhaben. Neue Gesichter erscheinen auf Webseiten und im Fernsehen. Aktuelle Herausforderungen verlangen eine neue Agenda. Wenn sich in den Grundhaltungen lediglich Annahmen zur Selbstorganisation der Gesellschaft entfalten, so bleiben sie hinreichend abstrakt, dass man sie am Wahltag ignorieren kann. Dann gibt man seine Stimme den besseren Vorhaben oder den überzeugenderen Politikern. Die programmatische Diffusität der drei Gtundhaltungen garantiert die Anpassungsfähigkeit der Parteien; und sie stellt zugleich sicher, dass nie alle Parteien dieselben Inhalte propagieren werden.

Und für all diejenigen, die nur schwache oder sogar überhaupt keine Annahmen zur Selbstorganisation haben, bedeutet das, dass sie sich ohnehin jedes Mal ganz neu entscheiden müssen. Das politische Spektrum hat somit gar nicht den Zweck, für programmatische Kohärenz zu sorgen. Sondern es ermöglicht in Demokratien die Ausbildung halbwegs stabiler Organisationen - nämlich der Parteien -, die ein kontingentes politisches Programm zumindest für den Moment fixieren. Ohne das Spektrum gäbe es schließlich keine richtigen Parteien, sondern nur Klientelverbände wie die Tierschutzpartei und ansonsten nur Einzelpersonen, die man in Ämter wählen könnte. Und zwischen Einzelkandidaten zu wählen, brächte kein Mehr an Schlüssigkeit. Welches Individuum hat schon völlig kohärente politische Auffassungen? Und überhaupt: Wem würde mehr Kohärenz in der Politik eigentlich nützen?

Quelle: Remigius Bunia: Bin ich links? Das politische Spektrum. In: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, 68. Jahrgang, August 2014, Heft 783, Seite 678-687

REMIGIUS BUNIA, geb. 1977, Juniorprofessor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin. 2013 ist Romantischer Rationalismus. Zu Wissenschaft, Politik und Religion bei Novalis erschienen.

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Wieso sollte ich den anderen nicht auch empfehlen! Ich finde schließlich beide großartig.

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