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8. November 2019

George Gershwin: Rhapsody in Blue

Mit "Rhapsody in Blue" wollte George Gershwin den Amerikanern musikalisch eine eigene nationale Identität verleihen. Und mithilfe der Musik auch alle ethnischen und kulturellen Barrieren überwinden. Nicht zuletzt begründete der Komponist mit der "Rhapsody" auch seinen eigenen Weltruhm. Am 12. Februar 1924 wurde das Stück uraufgeführt.

"Das erste Solo in der Klarinette - das ist ein Aufruf." So beschreibt der Pianist Denis Matsuev den Beginn der "Rhapsody in Blue". Der signalhafte Aufstieg in der Klarinette fesselt die Zuhörer auf Anhieb. Bei der Uraufführung der "Rhapsody" in der New Yorker Aeolien Hall tobte das Publikum. Das Konzert vom 12. Februar 1924 schrieb Geschichte. George Gershwin hatte den Amerikanern ein Stück echte amerikanische Musik geschrieben. In ihr spiegelt sich auch das Leben im Schmelztiegel New York wieder, findet Denis Matsuev: "Das erste Thema assoziiere ich mit Amerika. Ich sehe gleich New York, die Freiheitsstatue, Manhattan, Jazzclubs, Birdland, Bluenotes, Jazz. Das ist ein Symbol von New York, von Amerika. Und alle anderen Themen, die es da gibt, sind mit fröhlichen Motiven verbunden. Es ist die Rhapsodie der Freude, die Rhapsodie des Glücks. Sie ist so optimistisch, so lebensbejahend."

Zunächst wollte Gershwin sie "American Rhapsody" nennen. Der Vorschlag "Rhapsody in Blue" kam von seinem Bruder Ira, mit dem er viel als Textdichter zusammenarbeitete. Der Name spielt auf die "Blue Notes" an, ein wichtiges Merkmal der Jazzmusik. Gershwin baut sie in seine Musik ebenso ein wie die für den Blues so charakteristischen, swingenden Rhythmen. Jazz steht für Freiheit. Kein Wunder, dass Gershwin sich für die Form der Rhapsodie entschied. Denn sie enthält kein vorgegebenes Schema, der Komponist ist total frei. "Mir gefällt der rhapsodische Stil, er ist so frei und lässt der Interpretation viel Raum", sagt Denis Matsuev. "Die 'Rhapsody in Blue‘ ist das Symbol für amerikanische Kultur und amerikanische klassische Musik, die mit Jazz vermischt ist. Jeder kennt die 'Rhapsody in Blue': sie ist Popmusik, Jazz und klassische Musik in einem - einfach alles und das ist genial."

George Gershwin (1898-1937)
In Auftrag gegeben hatte die "Rhapsody in Blue" der Bandleader Paul Whiteman. Er führte mit seinem Orchester gerne Stücke im Jazz-Stil auf, auch wenn sich diese Musik doch deutlich von dem originalen Jazz der Afroamerikaner unterschied. Whiteman schwebte eine Synthese von europäischer Kunstmusik und afroamerikanischem Jazz vor. Als er Gershwin um ein entsprechendes Stück für Klavier und Orchester bat, zögerte der Komponist. Gershwin hatte bisher vor allem Musik für Musicals geschrieben. Jazz hingegen war für ihn musikalisches Neuland. Whiteman half der Entscheidung nach, indem er Gershwins neue Komposition, von der noch keine Note existierte, kurzerhand in der Zeitung ankündigte – zusammen mit dem Datum der Uraufführung. Gershwin blieb keine Wahl. Innerhalb von drei Wochen schrieb er seine "Rhapsody in Blue".

"Eine Mischung. Natürlich ist es vorrangig klassische Musik. Gershwin gehört zu den klassischen amerikanischen Komponisten. Er ist eine Legende. Aber die 'Rhapsody' zählt ebenso zu den Jazz-Standardstücken. Ich spiele oft meine selbst komponierte Improvisation darüber. Beim echten Jazz schreibt man die Noten ja nicht auf. Jazz entsteht spontan. Natürlich kann man Jazz auch nach Noten spielen. Aber dann ist es kein echter Jazz. Die Rhapsody in Blue ist ein toller Jazz-Standard, ein fantastisches Thema. Aber erst wenn man darüber improvisiert, ist es wirklich Jazz."

Die "Rhapsody in Blue" enthält drei große Kadenzen für das Klavier. Bei der Uraufführung spielte Gershwin selbst den Solopart. Die Orchestrierung stammt nicht von ihm, sondern von Whitemans Arrangeur Ferde Grofé. Im Orchester spielen auch Instrumente mit, die man sonst eher in einer Big Band findet, wie beispielsweise das Saxophon. Einige Themen spielt das Orchester auch allein – ohne Klavier. Wie beispielsweise das lyrische Thema, das ein wenig an Rachmaninow erinnert.

Die Uraufführung der "Rhapsody in Blue" war ein großer Erfolg. Rachmaninow saß damals übrigens auch im Publikum. Bis heute hat die "Rhapsody" nichts von ihrer Faszination verloren. Denis Matsuev hat sie bereits mehr als 100 Mal im Konzert gespielt. Für ihn ist die Coda am Schluss immer wieder ein Höhepunkt: "Beim Schlussthema in der Coda kommt der Vulkan zum Ausbruch. Das kommt bei Publikum sehr gut an."

Quelle: Susanna Felix, am 12.02.2019 in BR Klassik

George Gershwin am Klavier

TRACKLIST

George Gershwin 
(1898-1937)

Rhapsody In Blue & Other Works


[1] Rhapsody in Blue (Originalfassung)      13:45
    Orchestrierung: Grofé
    Klavier: Wayne Marshall
    City of London Sinfonia
    
    Klavierkonzert F-Dur                    
[2] I.   Allegro                            14:00
[3] II.  Adagio - Andante con moto          13:11
    Trompete: Howard Snell
[4] III. Allegro agitato                     7:07
    Klavier: Daniel Blumenthal
    
[5] Ein Amerikaner in Paris                 18:39
    English Chamber Orchestra
    Stuart Bedford
    
[6] Cuban Overture                           9:44
    Saint Louis Symphony Orchestra
    Felix Slatkin
    
                        Gesamte Spieldauer: 76:36               
(P) 1997 
(C) 2003            


Ovid: Diana und Aktäon

Rembrandt: Das Bad der Diana mit Aktäon und Kallisto, um 1635,
Öl auf Leinwand, 168 x 93 cm, Museum Wasserburg Anholt
Publius Ovidius NasoMetamorphosen
Metamorphoseon LibriLiber Tertius, 138 - 252
AktäonDie Göttin im Bade
Prima nepos inter tot res tibi, Cadme, secundas
causa fuit luctus, alienaque cornua fronti
addita vosque canes satiatae sanguine erili.
at bene si quaeras, Fortunae crimen in illo,
non scelus invenies: quod enim scelus error habebat?

Mons erat infectus variarum caede ferarum:
iamque dies medius rerum contraxerat umbras
et sol ex aequo meta distabat utraque,
cum iuvenis placido per devia lustra vagantes
participes operum conpellat Hyantius ore:

‘lina madent‚ comites‚ ferrumque cruore ferarum,
fortunamque dies habuit satis; altera lucem
cum croceis invecta rotis Aurora reducet,
propositum repetemus opus; nunc Phoebus utraque
distat idem terra finditque vaporibus arva.
sistite opus praesens nodosaque tollite lina!’
iussa viri faciunt intermittuntque laborem.

Vallis erat piceis et acuta densa cupressu,
nomine Gargaphie, succinctae sacra Dianae,
cuius in extremo est antrum nemorale recessu,
arte laboratum nulla: simulaverat artem
ingenio natura suo; nam pumice vivo
et levibus tofis nativum duxerat arcum.
fons sonat a dextra tenui perlucidus unda,
margine gramineo patulos succinctus hiatus.
hic dea silvarum venatu fessa solebat
virgineos artus liquido perfundere rore.
quo postquam subiit, nympharum tradidit uni
armigerae iaculum pharetramque arcusque retentos;
altera depositae subiecit bracchia pallae,
vincla duae pedibus demunt; nam doctior illis
Ismenis Crocale sparsos per colla capillos
conligit in nodum, quamvis erat ipsa solutis.
excipiunt laticem Nepheleque Hyaleque Rhanisque
et Psecas et Phiale funduntque capacibus urnis.
Inmitten von so viel Glück gab dein Enkel dir, Kadmos, den
ersten Grund zur Trauer, dazu das fremde Geweih, das ihm auf
die Stirn gesetzt wurde, und ihr Hunde, gesättigt am Blut des
Gebieters. Doch erwägt man es wohl, dann findet man dabei nur Fortunas
Schuld, keinen Frevel, denn welche Sünde war’s, sich zu verirren?

Der Berg war schon gerötet vom Blut verschiedenen Wildes,
schon hatte die Mitte des Tages die Schatten der Dinge zusammen-
gezogen und die Sonne war gleich weit entfernt von beiden Enden
ihrer Bahn, als der böotische Jüngling den im Dickicht umher-
streifenden Gefährten des Weidwerks mit freundlicher Stimme zurief:

»Netze und Eisen triefen vom Blut der Tiere, ihr Freunde; Glück genug
brachte der Tag. Morgen, wenn auf ihrem safranfarbenen Wagen Aurora
wieder das Licht bringt, gehen wir, wie beschlossen, aufs Neue ans Werk.
Jetzt aber, da Phöbus von Morgen- und Abendland gleich weit entfernt ist
und durch seine Glut den Boden rissig werden läßt, macht eurem jetzigen
Tun ein Ende und holt die geknoteten Netze!«
Die Männer befolgen das Gebot und stellen die Arbeit ein.

Da war ein Tal, von Fichten und spitzen Zypressen beschattet,
Gargaphie mit Namen, der Diana im kurzen Jagdgewand
heilig. Im entlegensten Dickicht des Waldes ist dort eine Höhle,
nicht künstlich geschaffen: künstliche Bildung täuschte die ein-
fallsreiche Natur vor, denn sie hatte aus unbehauenem Bimsstein
und leichtem Tuff ein gewachsenes Gewölbe gebildet. Zur
Rechten rieselt eine Quelle, nicht reich an Wasser, aber ganz klar,
deren breites Becken ein Rasenrand einfaßt. Hier pflegte die
Göttin der Wälder, von der Jagd ermüdet, ihre jungfräulichen
Glieder mit schimmernden Tropfen zu netzen. Sobald sie dahin
gelangte, übergab sie ihrer Waffenträgerin, einer der Nymphen,
Spieß und Köcher samt dem entspannten Bogen. Eine andere
fing mit den Armen das abgeworfne Gewand auf, zwei lösen die
Riemen am Fuß, während, geschickter als jene, Krokale, die
Tochter des Ismenos, das den Nacken umwallende Haar in
einen Knoten faßt — sie selbst trägt es allerdings offen. Nephele
aber und Hyale und Rhyanis und Psekas und Phiale schöpfen
das Naß und gießen es dann aus weiten Gefäßen.

Tizian: Diana und Actäon, 1556-1559,
Öl auf Leinwand, 184 x 202 cm, National Galleries of Scottland
Dumque ibi perluitur solita Titania lympha,
ecce nepos Cadmi dilata parte laborum
per nemus ignotum non certis passibus errans
pervenit in lucum: sic illum fata ferebant.
qui simul intravit rorantia fontibus antra,
sicut erant‚ viso nudae sua pectora nymphae
percussere viro subitisque ululatibus omne
inplevere nemus circumfusaeque Dianam
corporibus texere suis; tamen altior illis
ipsa dea est colloque tenus supereminet omnis.
qui color infectis adversi solis ab ictu
nubibus esse solet aut purpureae aurorae,
is fuit in vultu visae sine veste Dianae.
quae, quamquam comitum turba stipata suarum,
in latus obliquum tamen adstitit oraque retro
flexit et, ut vellet promptas habuisse sagittas,
quas habuit, sic hausit aquas vultumque virilem
perfudit spargensque comas ultricibus undis
addidit haec cladis praenuntia verba futurae:
‘nunc tibi me posito visam velamine narres,
si poteris narrare, licet.’ nec plura minata
dat sparso capiti vivacis cornua cervi,
dat spatium collo summasque cacuminat aures,
cum pedibusque manus‚ cum longis bracchia mutat
cruribus et velat maculoso vellere corpus.
additus et pavor est. fugit Autonoeius heros
et se tam celerem cursu miratur in ipso.
ut vero vultus et cornua vidit in unda‚
‘me miserum!’ dicturus erat: vox nulla secuta est.
ingemuit: vox illa fuit, lacrimaeque per ora
non sua fluxerunt; mens tantum pristina mansit.
quid faciat? repetatne domum et regalia tecta
an lateat silvis? timor hoc, pudor inpedit illud.
Diana erfrischt sich eben im vertrauten Bad, doch siehe, der
Enkel des Kadmos — er hat zum Teil sein Tagwerk verschoben
und durchstreift ungewissen Schritts den unbekannten Wald —
gerät in jenen Hain! So wollte es sein Verhängnis. Sobald er die
Grotte betrat, die die Quelle befeuchtet, schlugen die
Nymphen, nackt wie sie waren, beim Anblick des Mannes
sich an die Brust, erfüllten zugleich mit kläglichem Schreien
den ganzen Wald, umringten Diana und deckten sie mit
ihren Leibern. Allein, höher gewachsen als sie ist die Göttin
selbst; um Haupteslänge überragt sie alle.
Die Röte, die Wolken färbt im Licht der Abendsonne oder der
purpurnen Aurora, die überzog Dianas Antlitz, weil man ohne
Gewand sie erblickte. So dicht sie auch die Schar ihrer
Gefährtinnen umringte, drehte sich sich doch zur Seite und
wandte das Gesicht ab. Wie gerne hätte sie nun die Pfeile zur
Hand gehabt, die sie hatte! So aber schöpfte sie Wasser und
spritzte es dem Mann ins Angesicht, und während sie auch
sein Haar mit dem rächenden Naß netzte, fügte sie
folgende Worte hinzu, Vorboten künftigen Unheils: »Jetzt
magst du erzählen, daß du mich ohne Schleier gesehn hast, wenn
du’s noch erzählen kannstl« Ohne weiter zu drohen, gibt sie sei-
nem feuchten Haupt das Geweih des langlebenden Hirsches,
gibt Länge dem Hals und läßt die Ohren ganz oben sich spitzen,
verwandelt die Hände in Füße, in schlanke Läufe die Arme und
hüllt in geflecktes Fell seinen Leib. Furchtsamkeit bekam er
dazu. Es flieht Aktäon, der Held, und daß er so flink ist, wun-
dert ihn eben beim Lauf. Als er im Spiegel des Wassers sein
Gesicht und das Geweih erblickte, wollte er »Ich Unseligerl«
rufen, doch es folgte kein Wort, er stöhnte nur. Das war nun
seine Stimme, und Tränen strömten über die Züge, die nicht die
seinen waren; nur Empfindung blieb ihm wie früher. Was soll er
tun? Soll er nach Hause, zur Königsburg sich begeben oder sich
bergen im Wald? Dies verbietet die Furcht und jenes die Scham.

Tizian: Der Tod des Actäon, 1559-1575,
Öl auf Leinwand, 178 x 198 cm, National Gallery, London
Dum dubitat, videre canes; primique, Melampus
Ichnobatesque sagax latratu signa dedere,
Gnosius Ichnobates, Spartana gente Melampus.
inde ruunt alii rapida velocius aura,
Pamphagus et Dorceus et Oribasus, Arcades omnes,
Nebrophonusque valens et trux cum Laelape Theron
et pedibus Pterelas et naribus utilis Agre,
Hylaeusque ferox nuper percussus ab apro
deque lupo concepta Nape pecudesque secuta
Poemenis et natis comitata Harpyia duobus,
et substricta gerens Sicyonius ilia Ladon,
et Dromas et Canache Sticteque et Tigris et Alce
et niveis Leucon et villis Asbolus atris
praevalidusque Lacon et cursu fortis Aello
et Thous et Cyprio velox cum fratre Lycisce
et nigram medio frontem distinctus ab albo
Harpalos et Melaneus hirsutaque corpore Lachne
et patre Dictaeo, sed matre Laconide nati
Labros et Agriodus et acutae vocis Hylactor
quosque referre mora est. ea turba cupidine praedae
per rupes scopulosque adituque carentia saxa,
quaque est difficilis quaque est via nulla, sequuntur.
ille fugit: per quae fuerat loca saepe secutus,
heu, famulos fugit ipse suos! clamare libebat
‘Actaeon ego sum, dominum cognoscite vestrum!’
verba animo desunt; resonat latratibus aether.

Prima Melanchaetes in tergo vulnera fecit,
proxima Therodamas, Oresitrophus haesit in armo
(tardius exierant, sed per compendia montis
anticipata via est); dominum retinentibus illis,
cetera turba coit confertque in corpore dentes.
iam loca vulneribus desunt; gemit ille, sonumque‚
etsi non hominis, quem non tamen edere possit
cervus‚ habet maestisque replet iuga nota querellis
et genibus pronis supplex similisque roganti
circumfert tacitos tamquam sua bracchia vultus.
at comites rapidum solitis hortatibus agmen
ignari instigant oculisque Actaeona quaerunt
et velut absentem certatim Actaeona clamant
(ad nomen caput ille refert) et abesse queruntur,
nec capere oblatae segnem spectacula praedae.
vellet abesse quidem, sed adest: velletque videre,
non etiam sentire canum fera facta suorum.
undique circumstant, mersisque in corpore rostris
dilacerant falsi dominum sub imagine cervi.

Nec nisi finita per plurima vulnera vita
ira pharetratae fertur satiata Dianae.
Während er noch schwankte, erblickten ihn seine Hunde, und
als erste gaben bellend Schwarzfuß Laut und Spürnase mit der
feinen Witterung. Spürnase stammte aus Kreta, Schwarzfuß war
von spartanischer Rasse. Gleich stürmen, schnell wie der Wind,
noch andre herbei: Allesfresser, Scharfauge, Bergsteiger — Arka-
dier alle —, Hirschkalbwürger, der starke, und mit Windsbraut
der schreckliche Hetzer, Flügelschlag, gut als Renner wie Fangab
als Spürhund, Waldmann, der wilde, vom Eber kürzlich ver-
wundet, Försterin — von einem Wolfe gezeugt —, und Hirtin, die
Schafen einst folgte, von zwei Jungen begleitet Harpyie, mit
schmächtigen Weichen Ladon aus Sikyon, Läufer und Kläffer
und Schecke und Tiger und Kraftvoll, dann mit hellen Zotteln
Schneeweißchen, Kohlschwarz mit dunklen, Spartakus, bären-
stark, Wirbelwind, unermüdlich im Laufe, Blitz und die schnelle
Wölfin mit ihrem Bruder aus Zypern, Packan mit dem weißen
Fleck mitten auf der schwarzen Stirn, Finsterling auch und
Flock, ganz struppig am Leibe, und — der Vater ein Kreter, die
Mutter aus Sparta — Meerwolf und Reißzahn und Blaff mit seiner
durchdringenden Stimme, dazu andere, deren Erwähnung
nur aufhält. Dieser Schwarm folgt voller Gier nach Beute über
Berg und Tal und Klippen und unzugängliche Felsen, da wo der
Weg beschwerlich ist und da, wo es keinen mehr gibt. Aktäon
flieht durch Gelände, durch das er so oft den Spuren des Wilds
gefolgt war. Ach, er flieht vor den eigenen Helfern! Gern wollte
er rufen: »Aktäon bin ich, erkennt doch euren Herrn!« Doch dem
Wünsche fehlen die Worte, es widerhallt vom Bellen der Äther.

Zuerst verletzte ihn Schwarzhaar im Rücken, dann Wildfang,
Bergbursche biß sich am Bug fest. Die waren später losgerannt,
doch hatten sie im Bergwald den Weg abgekürzt und Vorsprung
gewonnen. Während diese ihren Herrn festhalten, sammelt sich
die übrige Meute und gräbt ihm die Zähne in den Leib; schon fehlt es
an Raum für neue Wunden. Aktäon seufzt — der Laut, den er ausstößt,
ist zwar nicht menschlich, doch so, wie ein Hirsch nie schreien könnte
— und erfüllt mit Wehklagen das bekannte Gebirge, sinkt vorwärts auf
die Knie nieder, gleich einem, der demütig um Schutz fleht, und läßt
seine Blicke schweifen, als wären es bittende Hände. Aber seine Gefährten
treiben die rasende Meute mit den üblichen Rufen ahnungslos
an, halten Ausschau nach Aktäon, und, als wäre er fern, rufen sie
um die Wette Aktäon. Er wendet bei seinem Namen das Haupt.
Sie klagen, daß er nicht da sei, daß er, verspätet, das Schauspiel
des Fanges nicht mit ihnen teile. Da wünscht er zwar, fern zu
sein, doch er ist da! Er möchte nur sehen, nicht spüren das wilde
Treiben der eigenen Hunde! Von allen Seiten umdrängen sie ihn,
schlagen ihr scharfes Gebiß in seinen Leib und zerreißen ihren
Herrn in der trügerischen Erscheinung eines Hirsches.

Erst, als unter zahllosen Wunden sein Leben endete, war, so
sagt man, der Zorn der köchertragenden Diana gestillt.

Pieter van Liesebetten: Diana und Actäon, 1656-1660,
Kupferstich nach Tizian aus der Folge "Theatrum Pictorium", 21 x 31 cm.
Quelle: Ovid: Metamorphosen. Lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Gerhard Fink. Albatros, Mannheim 2010. ISBN 978-3-491-96280-4. Seiten 128-135


In der Kammermusikkammer ist gelegentlich auch Platz für großes Orchester:

Sergei Rachmaninow: Klavierkonzerte (Peter Rösel, Berliner Sinfonie-Orchester, Kurt Sanderling). | Italienische Dichter des Mittelalters, übertragen von Karl Vossler. 

Franz Liszt: Klavierkonzerte Nr. 1 & 2, Totentanz, Ungarische Fantasie. | Historisch-Musische Anagrammatik von Helmut Kracke, und Bilder von Minimax. "Am Anfang war auch Schnabel nur / Das Ende einer Nabelschnur."

Chopin: Klavierkonzerte Nr. 1 und 2 (Alexis Weissenberg, 1967), | Erwin Panofsky: Interpretatio Christiana: "Antoninus Pius wurde in St. Peter verwandelt, Herkules zur Fortitudo, Phaedra zur Jungfrau Maria".

Mozart / Mendelssohn: Violinkonzerte mit Jascha Heifetz. | Fritz von Herzmanovsky-Orlando: Maskenspiel der Genien: "Es ist eine traurige, aber unbestreitbare Tatsache, daß die Welt dem Phänomen Österreich mit tiefem Unwissen gegenübersteht."



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6. August 2018

Franz Lachner: Septett - Robert Fuchs: Klarinettenquintett

Franz Lachner: Septett Es-Dur

Unter den frühen Kammermusiken, die Lachner an der Seite Schuberts in seinen Wiener Jugendjahren komponierte, ragt eines durch seine Besetzung und Ausdehnung besonders hervor: das Septett in Es-Dur. Beim Durchblättern der Partitur kommt einem sogleich Schuberts großes Oktett in F-Dur in den Sinn. Tatsächlich wurden beide Werke gewissermaßen Seite an Seite 1824 in Wien geschrieben.

Auch ohne dieses Kompositionsjahr zu kennen, wäre dem Lachnerschen Septett ohne weiteres anzuhören, dass es in Wien im Umkreis des Schubertschen Oktetts entstand. Letzteres wurde bekanntlich für den Grafen Troyer, den Haushofmeister des Erzherzogs Rudolph geschrieben, der ein begeisterter Klarinettist und Interpret des Septetts von Ludwig van Beethoven war. Er bestellte bei Schubert ein Gegenstück zu diesem Urbild aller Septette. Offensichtlich aus dem gleichen Impetus heraus schuf auch Lachner sein Septett.

Der Bayer Lachner hatte 1823 als Organist der lutherischen Kirche in Wien Aufnahme gefunden und sich rasch mit dem sechs Jahre älteren Schubert angefreundet. In dessen letzten Lebensjahren wich er kaum von seiner Seite. Nachweislich stellte Lachner sein Gartenhaus auf der Wiener Landstraße für die Uraufführungen von Kammermusikwerken seines Freundes zur Verfügung, darunter für die Premiere des Oktetts. Man kann sich leicht vorstellen, dass daneben auch Lachner selbst sein Septett vorstellte, ja, dass die beiden sogar Hand in Hand entstanden. Denn die Freunde tauschten “Arbeiten im Entwurfe aus”, um sie gegenseitig zu begutachten. Sie berieten sich insbesondere über Fragen der Instrumentation und der Form in der Instrumentalmusik, alles Dinge, die man an einem Oktett bzw. Septett ideal studieren konnte.

Beide Freunde hatten sich dazu entschlossen, die Besetzung des großen Vorbilds, also des Beethoven-Septetts, zu variieren. Schubert fügte in seinem Oktett bekanntlich eine zweite Geige hinzu. Lachner blieb zwar bei der Septettgröße und bei Beethovens Gegenüberstellung von drei Bläsern und vier Streichern, ersetzte aber das Fagott durch eine Flöte, wodurch der Klang in seinem Bläsertrio – Flöte, Klarinette und Horn – licht, hell und brillant wird. Dem stehen jeweils eine Geige, Bratsche, Cello und Bass gegenüber.

Im Aufbau zeigt Lachners Septett genügend Parallelen zum Oktett des Freundes. Auch sein erster Satz beginnt mit einer langsamen Einleitung, Andante maestoso, aus feierlichen punktierten Rhythmen der Streicher und lyrischen Bläsersoli.

Franz Lachner,
Lithographie von Andreas Staub, um 1835
Das erste Allegro stellt gleich im Hauptthema Klarinette und Flöte als die heimlichen Solisten den Streichern gegenüber. Das jubelnde Thema der beiden Holzbläser aus Sechzehntelschleifer und gebrochenem Dreiklang wandert in der Folge beständig durch die Stimmen. Es wird auf sinfonische Weise gesteigert. Offenbar hatte auch Lachner – wie sein Freund Schubert – im Sinn, sich mit seinem Septett “den Weg zur großen Sinfonie zu bahnen”. Weite Modulationen, lyrisch ausgebreitete Klangflächen im typischen Schubert-Ton und virtuose Soli der Klarinette lösen einander beständig ab. Der Herausgeber des Septetts, Franz Beyer, musste in diesem Satz übrigens knapp 70 Takte rekonstruieren, da sie in der Partitur fehlen. Mithilfe der vorhandenen Stimmen von Violine, Viola und Horn und der analogen Stellen in der zweiten Hälfte des Satzes war die Lücke jedoch leicht zu schließen.

Zwei Tanzsätze umrahmen – ähnlich wie in Schuberts Oktett – den langsamen Satz. Zunächst hört man ein Menuett, das im Hauptteil eher wie ein Ländler für die Klarinette, ein Stück Wiener Tanzbodenmusik, daherkommt. Zwei nicht minder volkstümliche Trios folgen: ein Cellosolo in As-Dur und ein von kessen Staccati begleitetes Solo für das Horn in Es, beide im Ländlerrhythmus gehalten.

Das Andante steht – wie in Schuberts Oktett und Forellenquintett – in Variationenform. Dabei hat Lachner vom Duktus eines langsamen Marsches höchst originellen Gebrauch gemacht. Eine ruhige, lang gezogene C-Dur-Melodie der Bläser wird zu Beginn von einem Marschrhythmus der Streicher grundiert, der im weiteren Verlauf immer mehr an Bedeutung gewinnt, während das Thema immer stärker variiert wird. Orchestrale Klangeffekte und Schubertsche Modulationen durchziehen diesen höchst originellen, am Ende im Pianissimo verklingenden Satz.

In scharfem Kontrast zum lichten C-Dur dieses Satzes folgt ein quasi Beethovensches Scherzo in c-Moll, das uns daran erinnert, dass noch der junge Lachner und Schubert im Schatten des “Titans” Beethoven komponierten. Sein übermächtiges Vorbild ist in diesem Satz omnipräsent.

Das Finale, Allegro moderato, dagegen verbindet die schlichte Melodik bayerisch-österreichischer Volksweisen mit dem nimmermüden Tanzschritt eines Perpetuum mobile im Sechsachteltakt und der ausladenden Sonatenrondoform, wie man sie auch so oft bei Schubert findet.

Insgesamt zählt das Lachnerseptett zu den originellsten Wiener Kammermusikstücken aus der reifen Zeit um Schubert.

Quelle: Kammermusikführer – Villa Musica Rheinland-Pfalz

Franz Lachner (links) mit Franz Schubert und
Eduard von Bauernfeld beim Heurigen
(Moritz von Schwind, 1862)
Robert Fuchs: Quintett für Klarinette und Streichquartett Es-Dur, op. 102

“Fuchs ist ein famoser Musiker. So fein und so gewandt, so reizvoll erfunden ist alles, man hat immer seine Freude daran!” Selten hat Johannes Brahms einen Kollegen so uneingeschränkt gelobt, selten eine so deutliche Nähe zu seiner eigenen Musik verspürt wie im Falle von Robert Fuchs.

Wenn man die Lebens- und Schaffensdaten der beiden miteinander vergleicht, fällt auf, dass sich die Wiener Karriere von Fuchs in etwa parallel zur Etablierung des 14 Jahre älteren Hamburgers in der K.u.K. Metropole abspielte. Fuchs als Brahms-Epigonen zu bezeichnen, ist deshalb historisch falsch. Sie haben parallel gewirkt, wobei der Jüngere in seiner Bescheidenheit, seiner unprätentiösen Ästhetik und dem schieren Können Brahms so nahe kam wie kaum ein anderer. Dass es in den Werken von Fuchs so seltsam “brahminisch” zugeht, hängt mit dieser Wahlverwandtschaft zusammen. Es war schlicht Sympathie - menschlich wie künstlerisch -, welche die beiden Wahlwiener miteinander verband, und Brahms hat dies in seinen Briefen auch Dritten gegenüber zur Genüge bekundet. So hat er etwa an der Entstehung der Fuchs-Oper Die Königsbraut 1888 regen Anteil genommen - nicht zuletzt deshalb, weil er seine eigenen Opernpläne damals noch nicht ad acta gelegt hatte. Dass dem Werk des Freundes kein Erfolg beschieden war, hat er ehrlich bedauert. Auch den Sinfoniker Fuchs hat er nie als Konkurrenten empfunden. Beide fanden eine gemeinsame Wurzel in Franz Schubert, dessen Musik in der ihren aufgehoben erscheint.

In die Annalen der Wiener Musikgeschichte ist Robert Fuchs freilich weder als Brahmsfreund noch als Schubertverehrer eingegangen. Sein Schaffen wird gewöhnlich unter zwei anderen Schlagworten subsumiert. Einerseits gilt er als der “Serenaden-Fuchs”, weil er in Wien der Gattung der Orchesterserenade und diese wiederum ihm zum Durchbruch verhalf; andererseits war er der Lehrer so prominenter Schüler wie Gustav Mahler, Hugo Wolf, Arnold Schönberg, Franz Schreker und Alexander von Zemlinsky. Sie alle gingen durch seinen Unterricht in den Fächern Harmonielehre und Kontrapunkt am Wiener Konservatorium ,- zu ihrem Vor-, nicht Nachteil. Auch hier kann man, wie bei seiner Freundschaft mit Brahms, von einer wechselseitigen Anerkennung und Beeinflussung sprechen, die den Spätwerken von Fuchs eine Aura von Mahler und frühem Schönberg verleiht.

Eine weitere Eigenart des Robert Fuchs war seine Anhänglichkeit an die steirische Heimat. Er wurde am 15. Februar 1847 in Frauenthal im Sulmtal geboren, und zwar als 13. Kind eines keineswegs wohlhabenden Schullehrers, Organisten und Komponisten - eine sozusagen grundsteirische Familie. Was ihnen an materiellen Gütern abging, das ersetzten sie durch die Musik. So fand der kleine Robert in seinem Schwager in St. Peter im Sulmtal einen eifrigen musikalischen Lehrmeister. Mit 16 trat er in die Fußstapfen seines fünf Jahre älteren Bruders Johann Nepomuk, der in Graz als Komponist und Leiter des Akademischen Gesangsvereins sein Glück gemacht hatte, und ging in die steirische Hauptstadt. Während er den Präparandenkurs zum Lehramt absolvierte - daher seine später so erfolgreiche Didaktik -, perfektionierte er sich musikalisch beim Domorganisten Carl Seydler.

Robert Fuchs
1865 zog es ihn dann doch weiter nach Wien, wo er Desoff-Schüler wurde und nach nur zwei Jahren am Konservatorium eine h-Moll-Sinfonie (seine “Nullte”) als Abschlussarbeit vorlegte, die von den Philharmonikern in Teilen aufgeführt und mit einer Silbermedaille ausgezeichnet wurde. 1874 begann er mit der Serie seiner fünf Orchesterserenaden, seinem größten Erfolg zu Lebzeiten. Die Uraufführung der ersten Serenade Opus 9 wurde für ihn zum Durchbruch beim Wiener Publikum, dem er erst viel später seine beiden ersten Sinfonien folgen ließ. Er schrieb sie erst, nachdem Brahms seinen sinfonischen Zyklus bereits beendet hatte: 1886 und 1887. Die Dritte ließ weitere zwei Jahrzehnte auf sich warten (1907) und fand erst in einer Aufführung unter Felix Weingartner breitere Anerkennung, die 1923 zum 75. Gebustag des Komponisten erklang. Er starb 5 Jahre später, wenige Tage nach den Feiern zu seinem 80. und – so wird berichtet – aus Erschöpfung über dieselben.

Im Schatten der Orchesterwerke schuf Fuchs in 50 Jahren kompositorischer Tätigkeit in Wien ein umfangreiches Chor-, Lied- und Kammermusikschaffen. Letzteres umfasst 20 Opera in den Genres der Zeit: neben dem Klarinettenquintett diverse Streich- und Klavierquartette, zwei Cellosonaten und sechs Violinsonaten.

Das Klarinettenquintett steht ganz am Ende dieser Serie. Fuchs schrieb es Anfang 1917, im Vorfeld seines 70. Geburtstags, der ebenso aufwendig musikalisch gefeiert wurde wie die beiden folgenden runden. Zum Festkonzert-Programm in Wien gehörte die Uraufführung des Klarinettenquintetts im März 1917, die von Presse und Publikum einhellig gefeiert wurde. Avantgardistische Maßstäbe legte man an den Altmeister aus der Brahmsära nicht an, und so hörte auch der Kritiker der Neuen Presse aus dem Quintett nur “den Duft frischer Frühlingsblumen” heraus.

Reminiszenzen an das Klarinettenquintett von Brahms aus dem Jahre 1891 müssen Fuchs schon bei der Komposition begleitet haben. Brahms hatte mit seinem h-Moll-Quintett, op. 115, sein letztes größeres Kammermusikstück komponiert, und so drängt sich auch beim Hören des Fuchs-Quintetts der Eindruck eines kammermusikalischen “Schwanengesangs” auf. Zu schön, zu rund und selig beschwingt kommt diese Musik für das Jahr 1917 daher, um nicht auch wehmütiger Nachgesang auf die entschwundene Epoche der Brahmszeit zu sein.

Robert Fuchs
Dabei ist Fuchs dem Vorbild des Brahmsquintetts in Tonart und Form scheinbar ausgewichen: Der erste Satz greift zwar im schwingenden Dreiermetrum auf diverse Brahms-Opera zurück (op. 78, 111, 115), doch die Tonart Es-Dur suggeriert leichte, lichte Helle, wo sich Brahms in grüblerischem h-Moll verstrickt. Die drei Themen des Satzes sind wunderbar aufeinander abgestimmt: Über einem erwartungsvoll gespannten rhythmischen Klanggrund der Streicher singt die Klarinette ein Thema aus gebrochenem Durdreiklang und empfindsamer Vorhaltswendung. Nachher taucht die erste Violine mit diesem Thema in einen pastosen Brahmsklang aus satten Streicherakkorden und Klarinetten-Arpeggi ein. Die Überleitung wirkt straussisch kapriziös, nimmt dann aber doch eine typische Brahmswendung nach Moll. Die Idee, das Seitenthema ganz unbestimmt vor sich hin modulieren zu lassen, bis es sich in einem Fanfarenmotiv sammelt, ist ein reizvoller Einfall des “Serenaden-Fuchs”. In der Durchführung wechselt die brahmsische Verarbeitung des Hauptthemas mit Intermezzi über das Fanfarenmotiv ab. Wie dabei der Klang pastos und schwelgend sich auslebt in satten Mittellagen, das wäre selbst einem Robert Fuchs ohne das Klarinettenquintett von Brahms wohl kaum eingefallen.

Das Scherzo steht anders als im Brahmsquintett an zweiter Stelle, und es gewinnt einen ganz eigenständigen Charakter durch sein chevalreskes Thema, das sich allmählich in wienerischen Plauderton verstrickt. Ein träumerisches Trio der Streicher unterbricht diese Genreszene.

Im Andante konnte Fuchs Reminiszenzen an das herrliche Adagio des Brahmsquintetts wohl kaum vermeiden. Trotz eigenständiger Melodik schwingt sich der Satz zu jener leicht ungarisch gefärbten Wehmut auf, die Brahms so unnachahmlich einfing, und auch die pastose Fülle der Klangfarben, bei der die Streicher die Klarinette oft genug in die Mitte nehmen, ist dem klangsatten Vorbild des berühmten Kollegen abgelauscht. Es wirkt fast so, als habe Fuchs nach 26 Jahren den herrlichen Abschiedsgesang seines verstorbenen Freundes noch einmal aufgreifen und in ein fremd gewordenes Jahrhundert hineinsingen wollen.

Das Finale war seine letzte Verneigung vor dem Freund: Variationen wie im Finale des Opus 115. Das Variationenthema ist hier jedoch den Streichern anvertraut, und es ist so stark mit Chromatik durchsetzt, dass es schon deutlich der Strauss-Reger-Epoche angehört. In diese Richtung einer gleichsam vagierenden Jahrhundertwende-Musik gehen auch die Variationen mit ihren raumgreifenden Dialogen zwischen Klarinette und Streichern, die in einer effektvollen Coda gipfeln. Man darf der englischen Klarinettistin Thea King Recht geben, die meinte, dass Fuchs hier “the flavours of the young Mahler, Strauss and Schönberg” angenommen habe.

Quelle: Kammermusikführer – Villa Musica Rheinland-Pfalz


Track 4: Lachner: Septet in E Flat Major - IV. Scherzo. Allegro vivace, quasi presto


TRACKLIST

Franz LACHNER (1803-1890)

Septet in E Flat Major (completed by Franz Beyer)

1 Andante maestoso                        (11:07)
2 Menuetto                                 (7:32)
3 Andante                                  (6:33)
4 Scherzo. Allegro Vivace, quasi presto    (7:00)
5 Finale. Allegro moderato                 (8:20)

Robert FUCHS (1847-1927)

Clarinet Quintet in E Flat Major Op. 102

6 Allegro molto moderato                  (11:11)
7 Allegro scherzando                       (6:21)
8 Andante sostenuto                        (7:01)
9 Allegretto grazioso                     (10:27)

                                   Total: (75:45)

Ensemble Villa Musica

Jean Claude Gerard, Flute
Ulf Rodenhäuser, Clarinet
Ernö Sebestyen, Albert Boesen. Violins
Enrique Santiago, Viola 
Marie-Luise Neunecker, Horn
Martin Ostertag. Cello
Wolfgang Güttler, Double Bass


Recorded at Tonstudio van Geest in Heidelberg from
26th September to 4th October. 1988.
Producer: Günter Appenheimer

Cover: View of Grinzing and Vienna (Painting by Balthasar Wigard).

(P)+(C) 1989 


LIEBE


Navid Kermanis ungläubiges Staunen über Rembrandts Lazarus

Rembrandt (1606-1669): Die Auferweckung des Lazarus. Um 1630.
Öl auf Holz, 96,4 x 81,3 cm. Los Angeles County Museum of Art.
Nicht zu sagen, ob Jesus Augen und Mund vor Entsetzen oder bloß vor Anspannung aufreißt, die ausgebreitete Hand abwehrend oder gebietend hochhält. Nicht zu sagen, ob Marias Staunen verzückt oder panisch ist, ihre Hand zum offenen Grab geht oder den Bruder von sich abhält. Nicht zu sagen, ob Martha wirklich zurückweicht, so schemenhaft nur ist sie in der unteren linken Ecke zu erkennen. Nicht zu sagen, was in den Köpfen der drei Männer vorgeht, die auf den wiedererweckten Lazarus starren, ganz hinten womöglich der Apostel Petrus. Nicht zu sagen, ob Lazarus lächelt, wie mühsam und müde auch immer, oder eher Nein! schreit, ich will nicht. Rembrandt hat das offengelassen; hat nicht gedeutet und schon gar nicht gewertet. Aber er hat die Anstrengung kenntlich gemacht, die seelische und ebenso die körperliche Belastung Jesu, der nicht entspannt ein Wort spricht wie bei den anderen Malern, vielmehr «mit lauter Stimme» ins Grab ruft, was im Lutherdeutsch «schreien» oder «kreischen» meint, der «ergrimmt» ist und gerade noch geweint hat und voraussieht, daß die Hohenpriester ihn spätestens jetzt fürchten und zum Tode verurteilen werden, da sie seine Macht erkennen. Rembrandt hat die beiden Schwestern nicht fromm und dankbar die Hände zum Himmel heben lassen, sondern Maria ein fassungsloses Staunen, Martha die Andeutung eines Zurückweichens verliehen niemand ist hier froh, auch nicht die drei Männer, nicht einmal Petrus. Vor allem aber hat Rembrandt radikal mit seinen Vorgängern gebrochen, die Lazarus einen wohlgeformten Körper gemalt haben. Bei ihm trägt der Erweckte deutliche Züge der Verwesung und phosphoresziert auch noch leichenhaft grün.

Man muß sich klarmachen, daß niemand, der an die Auferstehung glaubt, in dieser Welt wiedergeboren werden möchte. Jesus selbst, der Lazarus mehr als andere Menschen «lieb hat», was im Lutherdeutsch eine Steigerung der Liebe ist, Jesus ist sich bewußt, daß er dem verstorbenen Freund keinen Dienst erweist, indem er ihn ins Leben zurückruft. Es geht Jesus um die Jünger «auf daß ihr glaubet» und die Umstehenden «daß sie glauben». Ja, anfangs, als die Nachricht von der Erkrankung des Lazarus eintrifft, stellt Jesus sogar klar, daß es im Kern um ihn selbst geht: «daß der Sohn Gottes dadurch geehrt werde». Denn er sieht richtig voraus, daß Lazarus sterben und dessen Erweckung den Anlaß liefern wird, Jesus selbst zu kreuzigen nichts anderes als Jesu Auferstehung ist schließlich mit «Verherrlichung» gemeint. Dem entspricht, daß Jesus seinen Gang nach Bethanien als Rückkehr nach Jerusalem versteht — «laßt uns wieder nach Judäa ziehen» —‚ ihn mit dem Zeitenlauf in Verbindung bringt «sind nicht des Tages zwölf Stunden?» und Thomas die anderen Jünger auffordert: «Laßt uns mitziehen, daß wir mit ihm sterben!» Dem entspricht zumal das Weinen, das sehr bemerkenswerte, wohl auch heftige Weinen Jesu in Bethanien, das oft als Trauer um Lazarus gelesen wird, doch weshalb sollte Jesus den Tod desjenigen betrauern, den er gleich wiedererweckt?

Hippolyt und andere Kirchenväter deuteten Jesu Tränen daher keineswegs als Trauer über den Tod des Freundes, sondern im Gegenteil als Betrübnis über dessen Wiederkehr ins Leben. Anders gesagt: Jesus gehen «die Augen über», weil er seinen Freund, den besonders geliebten Lazarus, ins Elend dieser Welt zurückzwingen muß, um selbst getötet zu werden und auferstehen zu können. Und tatsächlich gibt es, kaum beachtet, eine entscheidende Pause während der Totenerweckung, als die Grabplatte abgehoben wird: «Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast», sagt Jesus, als er die Leiche sieht. Erst danach ruft, nein, schreit und kreischt er und zwar «um des Volks willen‚ das umhersteht, sage ich's, daß sie glauben, du habest mich gesandt» Lazarus aus dem Grab heraus. Das heißt, der Dank, erhört worden zu sein, geht der leiblichen Auferweckung voraus, ist zeitlich und sprachlich von ihr getrennt. Der Dank scheint sich also auf etwas anderes zu beziehen. Aber worauf?

Ich gehe nochmals an den Anfang der Geschichte in Johannes II: «Unser Freund schläft», sagt Jesus, da er hört, daß Lazarus in Bethanien krank liegt. «Herr, schläft er, so wird's besser mit ihm», erwidern die Jünger, die meinen, Jesus spreche vom leiblichen Schlaf. Jesus jedoch klärt sie auf, daß Lazarus gestorben ist: «Ich gehe hin, daß ich ihn aufwecke.» Weil man das Ende der Geschichte schon kennt, setzt man voraus, daß Jesus hier ankündigt, Lazarus in die irdische Existenz zurückzurufen. Tatsächlich könnte mit aufwecken genausogut noch Erweckung im Sinne von Auferstehung gemeint sein. Jesus selbst sagt, als ihm vor Bethanien Martha entgegenkommt, die Schwester des Lazarus, der schon vier Tage im Grab liegt: «Dein Bruder soll auferstehen.» Worauf Martha sich nicht einmal wundert: «Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird in der Auferstehung am Jüngsten Tage.» Und Jesus bestätigt, was Martha sagt: «Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe; und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben.» Hier geht es deutlich um das ewige Leben - «ob er gleich stürbe» —, nicht um die Fortsetzung oder Wiederaufnahme der zeitlich begrenzten irdischen Existenz: «Glaubst du das?» Worauf Martha, eine einfache Frau und nicht etwa einer der männlichen Jünger, das Bekenntnis der neuen Gemeinde spricht: «Ja, ich glaube, daß du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.» Der Dank, erhört worden zu sein, muß sich auf die eigentliche und eigentlich doch ewige Auferstehung beziehen. Die nachfolgende, leibliche Wiederbelebung des Lazarus ist da nur die Illustrierung, daß durch Jesus die Toten auferstehen, ein äußeres Zeichen für die Ungläubigen und Unsicheren, wohlgemerkt nicht für den armen Lazarus selbst.

Oder gehen Jesus die Augen deshalb über, weil er bei der Ankunft in Bethanien noch gar nicht daran denkt, Lazarus ins Leben zurückzurufen, also seinen Freund tatsächlich vermißt und noch nicht damit rechnet, ihn bald wiederzuhaben? «Siehe, wie hat er ihn so liebgehabt», haben selbst die Juden, die ihm so sehr mißtrauen, Mitgefühl mit ihm. Aber da nun einige unter ihnen Jesus provozieren, indem sie ihm vorhalten, den Tod des Freundes nicht verhindert zu haben, geht er zum Grab und verlangt, daß der Stein abgehoben werde. «Herr, er stinkt schon», will ihn Martha noch abhalten und erinnert: «Denn er ist vier Tage gelegen.» Doch Jesus mahnt Martha, an ihn zu glauben - an ihn also, der die Auferstehung und das Leben ist —, und läßt den Stein entfernen. Nachdem Jesus seine Augen emporgehoben und Gott gedankt hat, fährt er um des Volkes willen fort, damit es ihn als Gesandten anerkenne, und weckt den Verstorbenen auf. Worauf Lazarus aus dem Grab tritt, die Hände und Füße mit Tüchern verbunden, sein Gesicht sicher nicht zufällig von einem Schweißtuch verhüllt. Rembrandt freilich läßt das Schweißtuch fort und liefert so eine Erklärung für Jesu seltsame Reaktion. Denn statt den Freund, den er so betrauert hat, zu umarmen oder auch nur zu begrüßen, sagt Jesus nur: «Löset ihn auf und lasset ihn gehen» wohin?

Natürlich fragt man sich oder frage vielleicht nur ich mich, was für ein Leben das noch sein könnte, das Lazarus gerade wiedergewonnen hat, die Haut schon vermodert, das Fleisch eingefallen oder gar von Würmern angefressen, aasig riechend und also ein Schrecken für alle Leute, um von der seelischen Zersetzung gar nicht zu reden, dieser Schock, als Gerechter in Gottes Frieden zu ruhen, der ewig sein soll, und dann doch wieder in den Körper zurückversetzt zu werden, der nicht mehr bloß gebrechlich ist, sondern bereits fault? Und Jesus weiß doch schon, daß er selbst getötet wird, sehr bald und auf grausamste Weise, er weiß, daß Lazarus dann umgekehrt um ihn trauert, hat Lazarus bei der Salbung sogar bei sich, die die Passion einleitet wie kann ein Freund das einem Freunde antun? Oder tut er es ihm an, gerade weil Lazarus sein Freund ist, so wie auch ein Mann seine Frau, eine Frau ihren Mann oder Eltern ihre Kinder, deren Tod sie betrauern, ins Leben zurückschreien und -kreischen möchten, ob sie an die Auferstehung glauben oder nicht? Auch ich wünsche mir, spreche den Wunsch in eingestandener Selbstsucht gelegentlich aus, so Gott will vor meiner Frau und zumal vor unseren Kindern zu sterben, damit mir nicht die Augen an ihrem Grab übergehen. Nur Jesu Liebe übersteigt menschliches Maß. Lazarus hingegen hat er so liebgehabt. Nicht zu sagen, ob der Freund lächelt, wie mühsam und müde auch immer, oder eher Nein! schreit, ich will nicht.

Quelle: Navid Kermani: Ungläubiges Staunen. Über das Christentum. C.H.Beck, München 2015, edition C.H.Beck Paperback, ISBN 978 3 406 71469 6. Seite 27 bis 31.



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Musik für 58 Musiker, uraufgeführt am 11. Oktober 1992 (Musikprotokoll Graz). | Armageddon, die apokalyptische Schlacht am Ende der Zeiten zwischen Gut und Böse.



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8. September 2014

Musik aus dem Rembrandthaus


Vor zwei Jahren habe ich im Shop des Museums »Het Rembrandthuis« in Amsterdam diese beiden CDs erworben, die – wie ich vermute – inzwischen nicht mehr angeboten werden. Da Museumsbesucher in der Regel mehr an T-Shirts und Porzellan interessiert sind, sind die beiden Silberscheiben wohl in kleiner Auflage erschienen, und daher Raritäten.

Die CD mit Rembrandts »Flötenspieler« (1642) auf dem Cover enthält Musik bekannter Barockmeister, die ich zum überwiegenden Teil bereits in der Kammermusikkammer vorgestellt habe: Johann Joseph Fux erschien hier in einer Aufnahme durch den Concentus musicus von 1970, Heinrich Ignaz Franz Bibers »Missa Salisburgensis« in einer Aufführung durch Reinhard Goebels Musica Antiqua Köln. Biagio Marini ist hier durch sein Opus 1, die »Affetti musicali«, vertreten.

Die zweite CD, mit der hübschen Kachel (ca. 1650) aus dem »Nederlands Tegelmuseum« beschildert, präsentiert holländische Komponisten des 17. Jahrhunderts, die bei uns weniger bis gar nicht bekannt sind. Daher feiern Johann Schop, Jacob van Eyck, Nicolaus à Kempis, Hendrik Anders und Servaes de Koninck heute ihre Galapremiere in der KMK.

CD 1, Track 20: Heinrich Ignaz Franz Biber: Sonata Jucunda


TRACKLIST

Museum HET REMBRANDTHUIS
Music from the time of Rembrandt

Johann Joseph Fux [1660-1741]: 
Ouverture in d minor 
 1. Ouverture                             06:27 
 2. Menuet                                01:16
 3. Aria                                  01:22
 4. Fuga / Lentement                      02:14 
 5. Gigue                                 01:44
 6. Aria                                  01:56

Heinrich Ignaz Franz Biber [1644-1704]: 
Sonatae tam aris quam aulis servientes 
 7. Sonata a cinque                       04:50
 8. Sonata a cinque                       05:58

Tarquinio Merula [1594/5-1665]: 
 9. Ciaconna a 4                          03:21
10. Ballo detto Pollicio                  02:43 

Biagio Marini [1597-1665]: 
11. Passacalio a 4                        07:48

Johann Joseph Fux [1660-1741]: 
12. Rondeau 7 in C major                  03:58

Heinrich Ignaz Franz Biber [1644-1704]: 
Partia VII 
13. Praeludium                            02:06
14. Allamande                             01:09
15. Sarabande                             02:34
16. Gigue                                 02:46 
17. Aria                                  02:12
18. Trezza                                00:42
19. Arietta variata                       06:45

Heinrich Ignaz Franz Biber [1644-1704]:   
20. Sonata Jucunda                        06:59

Speeldur / Total time:                    60:09

COMBATTIMENTO CONSORT AMSTERDAM
Jan Willem de Vriend 

Museum Het Rembrandthuis, Jodenbreestraat 4, 1011 NK Amsterdam
http://www.rembrandthuis.nl/
Front conver: The flute player, 1642. Etching and drypoint, 
State III (4), 116 x 143 mm.

CD 2, Track 9: Johann Schop: Lachrime pavan


TRACKLIST

17th Century Dutch Tile & Music

01. Johann Schop: Sine titulo                            05:47
02. Anoniem: Courante, Sarabande en Canari Suedoise      02:56
03. Johann Schop: Nobel-Man                              02:36
04. Anoniem: Feltstuck van den Comoran in Ungarn         01:42
05. Johann Schop: Ballet                                 03:17
06. Nicolaes a Kempis: De lustelycke mey                 05:41
07. Jacob Van Eijk: Engels nachtegaaltje                 06:25
08. Jacob Van Eijk: Postillon                            02:14
09. Johann Schop: Lachrime pavan                         06:56
10. Nicolaes a Kempis: Symphonia prima                   04:01
11. David Petersen: ut "Speelstukken": Praeludium XII    01:55
12. Philippus van Wichel: Sonata prima                   02:58
13. Hendrik Anders: Gigue Grotesque                      00:46
14. Servaas de Konink: Drinklied                         01:18
15. Servaas de Konink: Sonate - largo - allegro - adagio 04:20
16. Henrik Anders: Gaillarde                             00:31
17. Servaas de Konink: Drinklied                         01:09
18. Henrik Anders: Bourree                               00:40
19. Henrik Anders: Phantasie                             03:11

                                 Speelduur / Total time: 58:30

Zusammenstellung: Antoinette Lohmann

Musiker: 
Antoinette Lohmann (1st violin, kit, discant-viol)
Arjen de Graaf (2nd violin, tambourine)
Anneke Boeke (recorders)
Rene Schiffer (viol, violoncello)
Jan Hollestelle (violone)
Vaughan Schlepp (harpsichord, organ, hurdygurdy)
Jane Gower (dulcian)
Paul Hermans (cimbalom)
Elly van Munster (theorbo)
Ton van Dort (percussion)
Harry van der Kamp (bass)
Dorethee Wortelboer (dancer)

Distributed by Holland Gallery Museums Gifts, info@museumgifts.nl
Front cover: Artist with easel. Tile, apx. 1650, Collection Dutch
Tile Museum

Rembrandt's Radierungen


Rembrandt: Christus lehrend ("Das Hundertguldenblatt"), ca. 1643-49,
Radierung, Kaltnadel und Grabstichel, 278 x 388 mm.
Neben seinem umfangreichen Œuvre aus Gemälden und Zeichnungen fertigte Rembrandt van Rijn auch etwa 290 Radierungen an. Seine Meisterschaft auf diesem Gebiet ist über jeden Zweifel erhaben, und er gilt generell als einer der herausragendsten - wenn nicht sogar als der beste - Radierer aller Zeiten. Bereits zu seinen Lebzeiten erwarb sich Rembrandt vor allem aufgrund seiner grafischen Arbeiten einen Namen, da diese reproduziert werden konnten und deshalb wesentlich weiter verbreitet waren als seine Gemälde oder Zeichnungen. Rembrandts freie Linienführung, die Verwendung eines einzigartigen tiefen Schwarz in vielen seiner Radierungen und seine meisterhafte Anwendung der Kaltnadeltechnik wurden bereits von seinen Zeitgenossen hoch geschätzt, und seine Arbeiten waren ein beliebtes Objekt vieler Grafiksammler.

Was Rembrandt betraf, so waren die Radierungen keineswegs nur eine Nebenbeschäftigung, und seine Drucke können daher nicht einfach als minderwertiges Nebenprodukt seiner Gemälde gewertet werden, nur weil diese heute wesentlich berühmter sind. Fast während seines gesamten Berufslebens nahm Rembrandt seine grafischen Arbeiten sehr ernst - bereits während der frühen Künstlerjahre in seiner Geburtsstadt Leiden, aber auch auf dem Höhepunkt seines Schaffens als erfolgreicher Maler in Amsterdam. Erst gegen Ende seines Lebens griff er seltener zur Radiernadel.

Rembrandt: Die Beschneidung im Tempel (Gersaint 48),
ca. 1626. Radierung, Zustand II (2), 214 x 160 mm.
Zu Rembrandts frühesten grafischen Werken gehören zwei Illustrationen von Szenen aus dem Neuen Testament, die ungefähr aus der Zeit um 1625/26 stammen (Gersaint 48). Die Ausführung wirkt noch etwas steif, und auch die Linienführung erscheint leicht unbeholfen, weshalb einige Experten die Echtheit der Werke anzweifeln. Die frühesten von Rembrandt datierten Drucke zeigen als Datumsangabe das Jahr 1628. Dabei handelt es sich um kleine Bildnisse seiner Mutter, bei denen seine professionelle Führung der Radiernadel jedoch bereits deutlich zum Ausdruck kommt - eine freie, skizzenhafte Linienführung und eine Schraffur, die eindrucksvolle Licht- und Schatteneffekte erzeugt. Studien wie diese, die Brustbilder oder Köpfe alter Leute zeigen, sind typisch für Rembrands frühes grafisches Werk. Aus der gleichen Schaffensperiode in Leiden stammen auch viele großartige Selbstbildnisse. Bei diesen Studien ging es ihm weniger um eine Ähnlichkeit mit dem lebenden Modell als vielmehr darum, verschiedene Stimmungen und Gefühle auszudrücken wie etwa Glück, Erstaunen, Ernst, Furcht und andere Gemütszustände.

Seit dem Jahr 1631, also noch vor seinem Umzug von Leiden nach Amsterdam, arbeitete Rembrandt eine Zeitlang mit dem Leidener Kupferstecher Jan van Vliet zusammen. Die imposantesten Ergebnisse dieser Partnerschaft - zwei Szenen aus dem Neuen Testament - beeindrucken besonders durch ihre ausgefeilte Bearbeitung, wobei allerdings ein Teil der spontanen Ausstrahlung der frühesten Werke verloren gegangen ist. Die Schraffur ist gleichmäßiger, und die Szenen besitzen fast die Präzision und Detaildarstellung eines Stichs. Während dieser Zeit schuf Van Vliet darüber hinaus Reproduktionen von Gemälden Rembrandts - eine Geschäftsidee, die bereits Rubens praktiziert hatte, indem er seine Gemälde von einer Vielzahl von Kupferstechern als Drucke reproduzieren ließ, so dass sie in ganz Europa bekannt wurden. Daher liegt die Annahme nahe, dass der junge und ehrgeizige Rembrandt seinem berühmten Künstlerkollegen aus Antwerpen nacheifern wollte.

Rembrandt: Die Verkündigung an die Hirten, 1634, Radierung,
Grabstichel und Kaltnadel, Zustand III (3), 262 x 218 mm
Die Zusammenarbeit mit Van Vliet endete im Jahre 1635, und Rembrandt, inzwischen ein erfolgreicher Künstler in der blühenden Handelsmetropole Amsterdam, nahm erneut seine Tätigkeit als echter peintre-graveur auf, der sowohl für die Gestaltung als auch für die Erstellung seiner Drucke verantwortlich zeichnete. Seine Radierung Die Verkündigung an die Hirten aus dem Jahr 1634 dokumentiert seine Meisterschaft in dieser Technik: Hier stellt Rembrandt unter Beweis, dass er das Spiel aus Licht und Schatten perfekt beherrscht. Das strahlende Licht der geisterhaften Erscheinung im oberen linken Bildbereich bildet einen deutlichen Kontrast zur Dunkelheit der tiefschwarzen Nacht, so dass durch die Verwendung des Lichts, durch die Komposition und die Darstellung der Figuren ein barockes Drama voller Bewegung und Emotionen entstand.

Während Rembrandt bei seinen frühen Werken einfach nur die Radiernadel und gelegentlich auch den Grabstichel verwendete, setzte er bei dieser Radierung aucb die Kaltnadel ein, auf die er immer häufiger zurückgriff. Dies zeigt sich vor allem in seinem Werk Christus lehrend ('Das Hundertguldenblatt'), an dem er in Abständen über einen langen Zeitraum immer wieder arbeitete - möglicherweise in der Zeit zwischen 1643 und 1649 - und das in mehrfacher Hinsicht als das grafische Gegenstück zu seinem Gemälde Die Nachtwache betrachtet werden kann. Die Radierung ist außerordentlich vielseitig, nicht nur im Hinblick auf die Technik - eine Kombination von Radierung, Kaltnadel und Grabstichel -, sondern auch bezüglich der Linienführung. Dichte, regelmäßige Schraffurflächcn wechseln sich ab mit individuelleren, geschwungenen Linien. Die Figuren in der linken hellen Bildhälfte sind mit knappen, aber sehr prägnanten Strichen wiedergegeben, wohingegen die Personen in der rechten Bildhälfte mit einer wesentlich feineren Linienführung dargestellt wurden.

Rembrandt: Adam und Eva (Der Sündenfall), 1638.
 Radierung, Zustand II (2), 162 x 116 mm.
Auch die Details dieser Radierung, die auf einer Kombination von Ereignissen aus Kapitel 19 des Matthäus-Evangeliums basieren, zeichnen sich durch eine erstaunliche Vielfalt aus. Wir sehen eine große Menge an Zuschauern - junge und alte Menschen, Arme und Reiche, die auf Christus' Lehren mit einer Fülle von Emotionen und Gemütszuständen reagieren: Vertrauen, Verwunderung, Ehrfurcht, Erstaunen, aber auch Gleichgültigkeit, Abscheu und Unglaube. Die Gesichtsausdrücke wirken lebendig, und manche Gesten muten fast schon dramatisch an. Dennoch erscheint die gesamte Stimmung in dieser Radierung weniger ekstatisch und deutlich gedämpfter als in Die Verkündigung an die Hirten, einer Radierung aus dem Jahre 1634. In der späteren Radierung bildet der in der Mitte stehende Christus einen ruhigen Fokus, und der geschickte Einsatz des Lichts erzeugt tonale Nuancen und verleiht der komplexen Komposition eine einheitliche Ausstrahlung.

Ebenso wie andere große Vertreter der Kunst der Radierung - wie etwa Albrecht Dürer, Lucas van Leyden und Hendrick Goltzius - stellte auch Rembrandt seine größten künstlerischen Fähigkeiten bei der Wiedergabe biblischer Szenen unter Beweis, insbesondere bei Themen aus dem Neuen Testament. Gerade diese biblischen Darstellungen aus dem Neuen Testament markieren den Beginn seiner Karriere als Radierer und zeigen die wichtigsten Innovationsphasen auf; vor allem bei Rembrandts Anwendung der Kaltnadeltechnik. Die drei Kreuze und Christus dem Volke vorgestellt sind wunderbare Beispiele für seine vollendeten Fähigkeiten: Die beiden Drucke enthalten zahlreiche skizzenhaft angelegte Figuren, samtige Linien und tonale Effekte. Rembrandt zeichnete diese Kompositionen mit der Kaltnadel direkt auf die Kupferplatte und nutzte dadurch die gesamte Gestaltungsvielfalt dieser Technik.

Rembrandt: Die Landschaft mit den drei Bäumen, 1643. Radierung,
Kaltnadel und Grabstichel. Einziger Zustand, 213 x 279 mm
Die fünfziger Jahre des siebzehnten Jahrhunderts, also die Periode, in der diese Drucke entstanden, werden manchmal auch als die "experimentelle Phase" in Rembrandts grafischer Entwicklung bezeichnet, da er sowohl mit dem Radierverfahren als auch mit der Drucktechnik experimentierte und durch den geschickten Einsatz von Plattenton und exotischen Papiersorten eine größere Tonalität erzielte. Obwohl die biblischen Darstellungen die größte Gruppe in Rembrandts grafischem Œuvre bilden, beschränkte er sich keineswegs auf dieses Sujet: Sein Werk umfasst Arbeiten aus buchstäblich jeder anderen künstlerischen Kategorie - Landschaftsdarstellungen, Portraits, Genreszene, Aktstudien, Allegorien und sogar Stillleben. Auch in diesen Bereichen schuf er Meisterwerke von unübertroffener Vielfalt. Bei seinen Landschaftsradierungen beispielsweise erzeugte er mit Hilfe verschiedener Techniken herausragende Werke - von der schlichten Radierung Die Brücke von Six, einem Paradebeispiel für seine ökonomische, subtile und offene Linienführung, bis hin zu dem eindrucksvollen, dramatischen Werk Die Landschaft mit den drei Bäumen, mit der dichten Schraffur und der malerischen Clair-obscur-Wirkung. Es ist wirklich bemerkenswert, dass diese stilistisch so unterschiedlichen Meisterwerke innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne entstanden.

Rembrandts Portraits zeichnen sich häufig durch eine große Detailgenauigkeit und eine sorgfältige Wiedergabe der portraitierten Personen aus. In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich von den Studien seiner häufig exotisch gekleideten Modelle, da hierbei der Schwerpunkt auf typischen, allgemeingültigen Gesichtsausdrücken liegt und weniger auf der Darstellung individueller Personen. Diese Variation zwischen Portrait und Typus findet sich auch in den vielen Radierungen, für die der Künstler selbst Modell stand. Auch Rembrandts Genrestudien sind weniger ein Abbild seines tatsächlichen Umfelds als vielmehr Wiedergaben typischer Alltagsszenen. Einige Werke treiben ihren Spott mit dem schamlosen Verhalten mancher Menschen, während andere unser Mitleid erregen - Figuren, die sich trotz ihrer Armut eine gewisse Würde bewahrt haben.

Rembrandt: Die drei Kreuze, 1653, Kaltnadel und Grabstichel, 385 x 450 mm 
Obwohl Rembrandts zahlreiche Studien von Bettlern und Straßenfiguren nicht anhand lebender Personen entstanden, sondern auf den Arbeiten anderer Künstler basierten, zeichnen sie sich durch ihre außerordentlich wirklichkeitsgetreue Wiedergabe aus. Auch bei seinen Aktstudien zeigt Rembrandt den menschlichen Körper mit all seinen Mängeln und Unvollkommenheiten und bildet damit einen starken Kontrast zum klassischen Schönheitsideal, bei dem körperliche Perfektion und makellose Proportionen von größter Bedeutung sind. Rembrandts Radierung Adam und Eva (Der Sündenfall) ist hierfür ein typisches Beispiel. Im Gegensatz zur damaligen traditionellen Darstellung gibt Rembrandt Adam und Eva nicht als junges, attraktives Paar wieder, sondern als ältere Menschen, deren Körper bereits die ersten Anzeichen des Alters zeigen. Rembrandts Aktstudien riefen sowohl Bewunderung als auch heftige Kritik hervor, da sein kompromissloser Realismus nicht jedermanns Geschmack traf.

Dennoch erfreuten sich seine Radierungen bei Kennern und Sammlern stets großer Beliebtheit, und man schätzte den Künstler nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Deutschland, Frankreich und weiter entfernten Ländern. In seinem letzten Lebensjahr ging beispielsweise eine große Anzahl seiner Radierungen an einen Sammler in Italien. Obwohl Rembrandt nach 1661 (abgesehen von einer einzigen Ausnahme) keine neuen Radierungen mehr anfertigte, wurden von seinen alten Werken bis ins 20.Jahrhundert hinein noch Drucke hergestellt - wie die turbulente Geschichte von Rembrandts Kupferplatten zeigt.

Rembrandt: Christus dem Volke vorgestellt, 1655,
Kaltnadel, Zustand V (8) 358 x 455 mm  
Rembrandts Radierungen nehmen eine einzigartige Stellung in der Geschichte der grafischen Künste ein. Während sie in vielerlei Hinsicht unvergleichlich sind, brechen sie dennoch nicht mit der damaligen Tradition. Im Gegenteil: Rembrandt war mit den Werken seiner Vorgänger und Zeitgenossen wohl vertraut, und hinsichtlich Komposition und Bildsprache zeigen viele seiner Radierungen den Einfluss namhafter Meister der grafischen Künste, wie etwa Lucas van Leyden, Albrecht Dürer, Annibale Carracci, aber auch weniger berühmter Künstler wie Sebald Beham, Maarten van Heemskerck und Antonio Tempesta. Doch genau dieser "Dialog mit der Vergangenheit" und seine Bereitschaft, von den Arbeiten seiner Kollegen zu lernen, trugen erheblich zu Rembrandts Originalität bei. Da er die Werke nie einfach gedankenlos kopierte, gelang es ihm immer, sie zu verbessern und in eigenständige, unvergleichliche Kompositionen zu verwandeln.

In stilistischer Hinsicht jedoch gibt es nichts, was sich mit Rembrandts grafischem Werk vergleichen ließe: Für seine freie, flüssige Linienführung und seine meisterhafte Verwendung von Helldunkeleffekten existieren einfach keine vorangegangenen Beispiele. Und dies gilt umso mehr für seine experimentelle Vorgehensweise beim eigentlichen Radierverfahren. Kein Künstler vor ihm hatte die technischen Möglichkeiten dieses Fachs je so umfassend und vielfältig ausgeschöpft. Daher schrieb Rembrandts Zeitgenosse, der Chronist John Evelyn mit Fug und Recht über "den unvergleichlichen Reinbrand, dessen Radierungen und Stiche von einem außergewöhnlichen Geist zeugen".

Quelle: Rembrandts Radierungen. In: Eva Ornstein-Van Slooten und Marijke Holtrop: Das Rembrandthaus. Katalog der Radierungen Rembrandts. Waanders Uitgevers, Zwolle, 2008. ISBN 978-90-400-8511-6. Seite 9 und 10

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23. September 2013

Pierre Boulez – Franco Evangelisti: La Nuova Musica Volume 10

»Erst aufbauen und dann demolieren«

Pierre Boulez im Gespräch (28. August 2009)

Herr Boulez, Sie sind ein Exponent des 20. Jahrhunderts, des Jahrhunderts der Moderne und Postmoderne, der Atonalität, der Zwölftonmusik, der seriellen Musik und des Brüchigwerdens von alldem. Was bedeutet für Sie heute, schon aus einigem Abstand, dieses 20. Jahrhundert?

Wenn ich über mich und meine Entwicklung spreche, dann geht es ja vor allem um die zweite Hälfte des Jahrhunderts, die Zeit nach 1945. Das war zunächst eine Zeit des Neuanfangs. Wir orientierten uns an der Schönbergschule und ihrer strengen Disziplin. Aber wir wollten mehr König sein als der König, also weiteten wir die serielle Methodik noch viel mehr aus. Das konnte nicht immer so weitergehen, und so kam es wieder zum Pendelschlag in die andere Richtung. Anscheinend war es notwendig für uns, eine Ordnung aufzubauen, um sie dann nach einiger Zeit wieder zu demolieren.

Das ist eine nachträgliche Einschätzung, kann keinesfalls von Anfang an Programm gewesen sein. Die seriellen Musiker gebärdeten sich damals doch sehr dogmatisch.

In Darmstadt - diese Stadt mit ihren Ferienkursen im Sommer wird ja immer mit der seriellen Musik identifiziert - gab es überhaupt kein einheitliches Dogma. Das wird oft behauptet, stimmt aber nicht. Darmstadt war ein Treffpunkt! Ein Treffpunkt von ganz verschiedenen Leuten aus Deutschland, Frankreich, Italien, England; allmählich kamen auch Osteuropäer dazu, aus Polen, Ungarn und so weiter. Stockhausen sagte dort etwas ganz anderes als Kagel. Und erst Luigi Nono mit seiner politischen Ästhetik!

In Darmstadt wurde viel theoretisiert, analysiert, wurden viele brandneue Partituren studiert.

Dabei spielten natürlich die Stücke von Schönberg, Berg und Webern, die im Konzertbetrieb kaum vorkamen, eine besondere Rolle. Bei Schönberg kam ich nach und nach auch auf Sachen, die mich störten, zum Beispiel Ungelenkheiten der Harmonisierung im Zusammenhang mit der Zwölftontechnik oder auch, allgemeiner gesagt, die Neigung, ein revolutionäres Vokabular, eine neue Gestik, auf herkömmliche Formtypen anzuwenden.

Schönberg war eben ein konservativer Revolutionär.

Solche Unstimmigkeiten gab es bei Anton Webern nicht, mit dem wir uns dann immer intensiver beschäftigten und der für das serielle Denken immer wichtiger wurde.

Und wie war es damals mit Alban Berg?

Berg war ein Nostalgiker. Zugleich wollte er ein ganz gehorsamer Schönbergschüler sein, doch insgeheim… (macht eine Handbewegung des Ausweichens von einer eingeschlagenen Richtung) Berg wollte alles: das große romantische Pathos und die von Schönbergs Lehrmeinung beglaubigte und vielfach abgesicherte Konstruktion.

Zurück zum Demolieren. Hat der Auflösungsprozess der streng seriellen Musik für Sie auch damit zu tun, dass Sie zu dirigieren begannen und dadurch gewissermaßen einen weiteren Blick auf das Musikrepertoire, die Musikgeschichte, bekamen?

Pierre Boulez
Ich war ein Spätentwickler, und zum Dirigieren kam ich erst Ende der fünfziger Jahre, da war ich schon fast Mitte dreißig. Damals gab es nur zwei Dirigenten, die sich um die Schönbergschule und die serielle Musik kümmerten - Hans Rosbaud und Hermann Scherchen. Ich wurde Dirigent, weil ich es für notwendig hielt, dass diese Werke aufgeführt wurden. Ich tat es als Komponist für mich und meine Kollegen. Und weil ich es konnte, wurde ich immer wieder gefragt. Nach und nach dirigierte ich auch anderes.

Sie wurden einer der berühmtesten und international gefragtesten Dirigenten unserer Zeit, zu einem Dirigenten neuen Typs, sachlich und uneitel. Sie haben damit sicherlich auch eine weitere Dirigentengeneration beeinflusst.

Wenn man ein Werk dirigiert, dann kennt man es genau. Und von daher wurden mir bald auch Schwächen und Absurditäten des seriellen Komponierens klar. Zum Beispiel ist es unsinnig, außer der Tonhöhe, Tondauer, Tonlage auch noch die Dynamik seriell organisieren zu wollen; die Stärke, in dem ein Ton erklingt, ist eine Kategorie der Wahrnehmung und lässt sich nicht in einer Reihe fixieren.

Der Dirigent als Praktiker hat dann also auch dem Komponisten neue Impulse gegeben. Als ich kürzlich Ihre "Notations" mit den Berliner Philharmonikern hörte, kam mir der Gedanke, dass Sie etwas von der Berlioz´schen Poetik revitalisiert haben: eine enorme Orchestervirtuosität, Klangbrillanz …

Klang und musikalisches Vokabular lassen sich nicht trennen, und da das Vokabular bei Berlioz doch viel begrenzter ist, berufe ich mich lieber auf Wagner. Er ist für mich ganz wichtig geworden.

Den Wagner-Fortsetzer Debussy haben Sie viel dirigiert, kaum hingegen einen anderen Komponisten "nach Wagner": Richard Strauss.

Es gab Pläne mit Wieland Wagner in den sechziger Jahren; besonders "Elektra" hätte mich interessiert. Nach dem frühen Tod Wagners ist es dazu nicht gekommen.

Der thematische Einstieg unseres Gesprächs war das 20. Jahrhundert, beenden wir es also mit dem einundzwanzigsten. Gibt es jüngere Komponisten, die Sie aufmerksamer beobachten und die vielleicht sogar für Ihr eigenes Komponieren bedeutsam sind?

Ich habe mich zu jeder Zeit gerne mit den Partituren auch jüngerer Komponisten beschäftigt. Vieles habe ich dann auch mehrfach und an verschiedenen Orten aufgeführt. Immer befasse ich mich mit einem Stück genau und analytisch und identifiziere mich in einem gewissen Maße damit, nehme also nicht bloß eine generöse Haltung "von oben herab" an. Die jungen Komponisten heute haben es leichter als wir damals, weil sie sich keiner rigiden Ordnung zu unterwerfen brauchen …

… andererseits haben sie es auch viel schwerer, weil es keinen bestimmbaren Diskurs mehr gibt, auf den man sich beziehen könnte, und weil sie mit jedem Werk wieder von vorne anfangen müssen.

Sie haben mir meinen Satz in der Mitte durchgeschnitten. Genau das wollte ich sagen.

Quelle: Hans-Klaus Jungheinrich: Erst aufbauen und dann demolieren. Interview mit Pierre Boulez, veröffentlicht in der Frankfurter Rundschau vom 28. August 2009


»Wer moderne Musik ablehnt, ist unkultiviert«
Interview mit der Zeit vom 3. April 2010


SPRENGT DIE OPERNHÄUSER IN DIE LUFT!
SPIEGEL-Gespräch mit Pierre Boulez vom 29.September 1967

Track 1: Pierre Boulez: Sonatine pour flute et piano


TRACKLIST

LA NUOVA MUSICA VOLUME 10

PIERRE BOULEZ 
(* 1925)

(1) SONATINE POUR FLUTE ET PIANO          (12.04)
Flauto: Severino Gazzelloni 
Piano: Frederick Rzewski 
Venezia: 14-4-1961 

(2) PREMIÈRE SONATE POUR PIANO             (9.17)
Piano: Frederick Rzewski 
Firenze: 22-3-1961 

(3) LIVRE POUR QUATUOR                    (24.52)
Quatuor Parrenin 
Roma: 2-10-1962 

(4) POLYPHONIE X (1a parte)               (15.39) 
Orchestra della RAI 
Direttore: Bruno Maderna 
Napoli: 11-6-1953 

FRANCO EVANGELISTI 
(1926-1980)

(5) PROPORZIONI PER FLAUTO SOLO            (3.59)
Flauto: Severino Gazzelloni 
Venezia: 14-4-1961 

(6) ALEATORIO PER QUARTETTO D'ARCHI        (4.56)
Quatuor Parrenin 
Roma: 2-10-1962 

(7) ORDINI PER 16 STRUMENTI                (4.27)
Gruppo Nuova Consonanza 
Direttore: Daniele Paris 
Venezia: 7-9-1970 

                             TEMPO TOTALE (75.39) 

Track 6: Franco Evangelisti: Aleatorio per quartetto d'archi


Franco Evangelisti
Franco Evangelisti

Komponist, Improvisationsmusiker und Musiktheoretiker

Evangelistis Werk als Komponist umfasst, wenn von den Kollektivimprovisationen abgesehen wird, nur etwas mehr als ein Dutzend Kompositionen. Obgleich seine Musik in ihrer eindringlichen, nervös und doch geheimnisvoll wirkenden Klanglichkeit, sowie in der ausgreifenden Verwendung elektronischer Einspielungen (vor allem in der »Schachtel« für Musiktheater und in den daraus stammenden »Cinque strutture«) nichts von ihrer künstlerischen Aktualität eingebüßt hat, war sie bis vor wenigen Jahren im Konzertleben kaum präsent.

Als radikaler Anhänger des Serialismus stand Evangelisti zunehmend dem von ihm als restaurativ bewerteten postseriellen Komponieren mit Skepsis gegenüber. Er entschloss sich daher 1962, die Kompositionstätigkeit zugunsten einer eher wissenschaftlichen Arbeit an einem System der »syntaktischen und klanglichen Neugestaltung« aufzugeben.

Die Konzertgesellschaft Nuova Consonanza war bereits 1961 in Rom gegründet worden, die gleichnamige Improvisationsgruppe hingegen erst 1964. Die Mitglieder dieser Gruppe waren neben Evangelisti (Piano), Mario Bertoncini (Schlagzeug und Piano), Ennio Morricone (Trompete), Walter Branchi (Kontrabass), John Heinman (Posaune, Cello), Roland Kayn (Vibraphon, Marimbaphon, Hammondorgel) und Egisto Macchi (Schlagzeug, Celesta). Die Musiker waren allesamt Komponisten, die durch ihr Zusammenspiel ihren musikalischen Horizont erweitern wollten und bewusst die Doppelfunktion als Komponist und Interpreten wahrnahmen. Die Ensemblemitglieder hingen der Utopie einer spontanen Komposition während eines experimentellen Musizierens nach. Ohne Hierarchien und formale Grenzen entstanden einige der wildesten und lyrischsten Aufnahmen der Nachkriegsavantgarde.

Erstmals in der Musikgeschichte bedeutete Aufführung nicht mehr die Interpretation einer als Notentext vorliegenden Komposition, sondern die Komponisten improvisierten nach zuvor bestimmten Regeln, wobei sie als einzige Begrenzung ihrer Freiheit das temperierte System akzeptierten, von der sie sich gerade die Erweiterung ihrer Ausdrucksmöglichkeiten versprachen. Dem diente auch die Beachtung eines Regelsystems für die Diskussion und nachfolgende Realisierung von Improvisation innerhalb der Gruppe im Interesse eines Zusammenspiels, »bei dem keiner den anderen überflügelt, so kann eine gemeinsame Sprache gefunden werden, die dann Ausdruck der Gruppe selbst ist oder wird«.

Insbesondere Franco Evangelisti hat die Grundlinien dieser Klangaktionen auch theoretisch fixiert; er sah das Ensemble als Ausweg aus dem etablierten Musikbetrieb mit Auftragswerken, abgenutzten Kommunikationsformen und Arbeitsteilungen. Zentrale Vorschrift war das Prinzip der Ökonomie der kompositorisch-improvisierenden Arbeit. Fundament ist jedoch das Zuhören und Hören-Lernen. Das Wesen der Improvisation liegt nach Evangelisti nämlich in der »Fähigkeit des Anhörens der eigenen Fehler und der Fehler der anderen und in der unmittelbaren Reaktion, sich entsprechend zu korrigieren, also in der Verteilung der individuellen Energie im Dienste der gemeinsamen Idee.«

Improvisation im Sinne Evangelistis bezog von Anfang an wie in seinen Kompositionen auch elektronische Klänge und ihre Medien mit ein, war also keineswegs nur ein anachronistisches Improvisieren mit traditionell instrumentalen oder vokalen Mitteln. Gegenüber den Werken des Autors Evangelisti, der danach fast endgültig schwieg, um an einem Buch unter dem Titel »Vom Schweigen zu einer neuen Klangwelt« zu arbeiten, ist nun ein Kollektiv, zu dem auch Evangelisti zählen kann, der Autor. Solch beredtes Schweigen war jedoch ein Kennzeichen (oder auch Makel?) der experimentellen Musik insgesamt und aktuell seit den 60er Jahren und nur um den Preis der Lüge zu eliminieren. Daher wäre Evangelisti zuzustimmen: seine »Kunst der Improvisation ist faszinierend … und führt zu einer inneren und äußeren Spannung, die … in der nicht mehr schriftlich fixierten Musik die einzige heute noch mögliche Magie ist.«

Zusammengestellt aus zwei verschiedenen Quellen (deren Wässer sich mit denen der Wikipedia vermischen)

Alois Riegl


Alois Riegl, ca. 1890
»Wir sehen in einer Zimmerecke um einen Tisch fünf Regenten als Halbfiguren sitzen; dahinter an der Wand steht ein Diener. Einer in der Mitte ist der Sprecher; es ist offenbar der Obmann, der sich die übrigen subordiniert. ... Die Beisitzer haben aber sämtlich den Blick nach der Seite des Beschauers, d.h. einer Partei, gerichtet ... und beobachten dieselbe mit größter Spannung, unter leichter Beimischung von Selbstgefühl ... Diese Auffassung in Rembrandts Staalmeesters, die gewissermaßen den Endpunkt der national holländischen Entwicklung bilden, läßt nun keinen Zweifel mehr übrig, warum der Meister von Anbeginn die Subordination und die innere Einheit in sein Kunstproblem aufgenommen hatte ... indem diese Gegensätze ... derart gewählt waren, daß sie sich wechselseitig aufhoben, wurde schließlich durch das romanische Hilfsmittel der Subordination und inneren Einheit nichts anderes angestrebt als das allgemeine Ziel alles holländischen Kunstwollens: die Koordination nach innen und außen.«

Diese Bildbeschreibung und ihr monologischer Tonfall, der um Begriffe und Ausdrucksweisen ringt, die in dem einzelnen Kunstwerk zugleich einem weitergefaßten, mit ihm zusammenhängenden künstlerischen Unbewußten gerecht würden, besitzt kaum ein Gegenstück in den neueren Schriften über Kunst.

Warum? Weil der Autor sich dabei ständig selbst befragt und - die zitierte Stelle verläuft nämlich über zweieinhalb Buchseiten - das Gewonnene sofort wieder in Zweifel zieht. Es handelt sich um die vielleicht rätselhafteste Gestalt der modernen Kunstkritik und ‒wissenschaft überhaupt, die denn auch heute wieder in den romanischen und angelsächsischen Ländern als ebenso wichtig gilt wie etwa Freud für die Psychologie oder Schönberg für die Musik, um Alois Riegl also, den entscheidenden Neuerer der Kunstbetrachtung in der an sich schon reichhaltigen Szenerie der Wiener Jahrhundertwende.

Alois Riegl wurde 1858 in Linz geboren (war also um zwei Jahre jünger als Freud) und kam erst nach einer abgeschlossenen Ausbildung als Historiker zur Kunst. Dann aber leitete er, neben der Tätigkeit als Privatdozent an der Universität, von 1886 bis 1897 in Wien die Textilsammlung des Museums für Kunst und Industrie, des heutigen Museums für angewandte Kunst. Diese Verbindung von Praxis und Forschung, die auch andere Leistungen der Wiener Jahrhundertwende trug, aktivierte bei ihm in der Folge die seine Schriften auszeichnende Eigenschaft, trotz der Vergangenheitsbezogenheit seiner Studien bedeutsam gerade für das Verständnis jener Kunst gewesen zu sein, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erst entstand.

1893 veröffentlichte er sein erstes grundlegendes Werk, »Stilfragen«, Grundlagen zu einer Geschichte der Ornamentik von der Frühgeschichte bis zum Islam. Dabei führte er einen neuen Begriff ein, der in der Folge sein Markenzeichen wurde, das »Kunstwollen«, ein unabhängig von Freud gewonnenes kunsthistorisches Gegenstück zum Freudschen Begriff des »Unbewußten«, das die Einheit eines Epochenstils oder des Lebenswerks eines Künstlers aus einer unbewußten Kunstabsicht erklärt, die alle Stil- oder Werkfacetten bestimmt, und, daraus resultierend, bereits die vier Neuerungen Riegls andeutet: Erstens fallen die Grenzen und die Wertehierarchie zwischen der reinen und der angewandten Kunst, da beide nun als Äußerungen des gleichen Kunstwollens einer Epoche erscheinen; zweitens fällt die Hierarchie zwischen klassischen und nichtklassischen Kunstepochen, da sie so gesehen verschiedene, aber gleichwertige Kunstabsichten formulieren; drittens werden Kunstwerke und Kunstentwicklungen aus einer inneren Kraft erklärbar, aus dem Konflikt des künstlerischen Wunsches mit den Formproblemen; und viertens erscheint das Kunstwerk als eine Wunscherfüllung, mit der Funktion und dem Zweck als Widerständen, an denen es sich verwirklicht, wie bei Freud der Traum.

Rembrandt van Rijn: 'De Staalmeesters' (Die Vorsteher der Tuchmacherzunft),
Öl auf Leinwand, 1662, 191,5 x 279 cm, Rijksmuseum Amsterdam
Riegls Hauptwerke entstanden nach seiner Berufung an die Universität im Jahr 1897. Sein Buch über die »Spätrömische Kunstindustrie« von 1901 brachte zunächst den Zeitgenossen erstmals einen nichtklassischen Stil nahe. Darauf folgte schon 1902 »Das Holländische Gruppenporträt«, aus dem das obige Zitat stammt. Es vollzog einerseits die Aufwertung eines bis dahin als unbedeutend eingeschätzten Themas, des Gruppenporträts als der häufigsten Kunstäußerung der niederländischen Republiken des 16. und 17. Jahrhunderts. Gleichzeitig wurde das Werk grundlegend für ein Verständnis der modernen Kunst überhaupt. Denn mit der von Riegl bei den kleinen Meistern wie bei Rembrandt wahrgenommenen gemeinsamen Kunstabsicht, in den Gruppenporträts die Freiheit und Gleichheit der Individuen in den Vereinen der damaligen holländischen Republiken zu verbildlichen, fand man sich auf ein neues, in der klassischen Kunst der Renaissance noch nicht gegebenes Darstellungsmittel der Holländer hingewiesen, auf die »Beiordnung der Bildteile nach innen und außen« (ihre »Koordination« nach Riegl gegenüber der »Subordination«, der Unterordnung in der klassischen Kunst).

Dieses Darstellungsmittel kehrte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, im Alterswerk Cézannes und Gauguins, in den Anfängen des Fauvismus und den Vorstadien des Kubismus und Futurismus, massiv wieder, bevor es als serielles und postserielles Prinzip zum bestimmenden Element aller Richtungen der Gegenwartskunst bis zur Postconceptual Art wurde. Riegl gelang das Höchste, was einem Kritiker vorschweben mag: eine Kunst zu erschließen, die erst entsteht, während sein Buch, das in dieser Hinsicht mehrere dutzend Gruppenporträts monomanisch durchforstet, für die junge Generation zudem die bildnerisch ausgeformte expressionistische Auffassung vorwegnahm.

Riegl baute sein Werk noch mit dem Buch über den »modernen Denkmalkultus« von 1903 und einer Wiederaufwertung des Barock (die 1908 erschien) aus, starb jedoch schon 1905 an Krebs. Dennoch aber setzte sich seine Wirkung zunächst ungebrochen fort. So über den Kunstkritiker Wilhelm Worringer, der in seinem Buch »Abstraktion und Einfühlung« (1908) Riegls Gedanken zur ersten Theorie der Abstraktion ausformte und sie an Kandinsky weitergab. Dann über den Schweizer Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin und über die breite Riegl-Diskussion in den zwanziger Jahren, etwa bei Walter Benjamin und Panofsky, später bei Werner Hofmann. Die »Wiener Schule der Kunstgeschichte«, die Riegl neben Franz Wickhoff und Max Dvorak begründet hatte, entwickelte sich zwar in der Folge zu einer kunsthistorischen Orthodoxie zurück, doch ist es nun seit etwa fünfzehn Jahren die Diskussion über die Postmoderne, die Riegl neuerlich zu einem Hauptstreitgegenstand macht. Darin treten die Anti-Nietzscheaner, darunter Jean Clair, als neue Riegl-Gegner auf (vor allem gegen die von Riegls »Kunstwollen« sanktionierte Wahlfreiheit des modernen Künstlers). Die Neo-Nietzscheaner dagegen sehen in Riegls kritischer Methode, in seinen von Systematisierungsansprüchen freien Begriffsfindungen und in der Verstreuung der Themen und Gegenstände ihren eigenen Denkstil vorgebildet.

So etwa ist das wohl grundlegende Buch der nachkonzeptuellen Kunstkritik, jenes des Philosophen Gilles Deleuze über Francis Bacon von 1981, auf Riegls »Historischer Grammatik der bildenden Künste« von 1897/98 aufgebaut. Und auch das bislang letzte Beispiel eines über Malerei schreibenden Philosophen, das Buch von Bernard-Henri Levy, einem der bekanntesten französischen »Neuen Philosophen« der siebziger und achtziger Jahre, über den Amerikaner Frank Stella, erhellt die Wirkung Riegls. Es zeigt indirekt, worauf Riegls damalige wie heutige Aktualität beruht, nämlich auf der Direktheit, mit der er sich einem Krisengefühl der Gegenwart stellt.

Quelle: Robert Fleck, in: Deleuze schickt mich in die Bibliothek. Über Bücher und Menschen. Seite 213-217. (Fundus-Bücher, 190). Philo Fine Arts, Hamburg, 2010. ISBN 978-3-86572-586-8.



Alois Riegl: Zur Entstehung der altchristlichen Basilika


Benigno Bossi nach Ennemond Alexandre Petitot:
Schäferin im antikischen Stil, Radierung, weiß gehöht
 aus der Folge 'Mascarade à la Grecque', 1771,
 289 x 202 mm, Herzog Anton Ulrich-Museum
 Braunschweig
[…] Daß die christliche Basilika zur Zeit ihrer Entstehung (etwa im 3. Jahrhundert n. Chr.) nicht außerhalb aller Beziehungen zu der gleichzeitigen Baukunst im römischen Reiche überhaupt - sei es der profanen, sei es der heidnisch-sakralen - gedacht werden könne, ergab sich schon aus den Säulenhallen und den halbrunden Nischen, die beiden Gebieten in so hervorragendem und charakteristischem Maße gemeinsam gewesen sind. Man schloß daraus von Anbeginn ganz richtig, daß die Christen in dem Augenblicke, da es die Schaffung eines den spezifischen Anforderungen ihres Kultus entsprechenden Gotteshauses galt, nicht auf die Erfindung neuer, bis dahin nicht dagewesener Typen ausgegangen wären, sondern sich der bereitstehenden Formen der damaligen Baukunst des römischen Weltreiches bedient hätten. […]

Vor allem haben wir uns den praktischen Zweck klarzumachen, dem die christliche Basilika zu dienen hatte; denn wenn der Zweck auch nicht, wie die Kunstmaterialisten gemeint hatten, das Schöne mechanisch hervorbringt, so liefert er doch den äußeren Anstoß, daß das Schöne ins Leben trete und bedingt dadurch wenigstens teilweise seine Erscheinung. Will man nun dasjenige rein erfassen, was am Kunstwerke auf Rechnung des Kunstwollens zu setzen ist, so muß man das durch den praktischen Zweck bedingte daran von der Gesamterscheinung abzuziehen wissen; darum muß der praktische Zweck, dem das christliche Kulthaus zu dienen hatte, noch vor Beginn der künstlerischen Untersuchung reinlich ausgemacht werden.

Dabei darf von den Verhältnissen der primitiven Zeit, die noch von eschatologischen Erwartungen erfüllt gewesen war und die man vielleicht am zutreffendsten als die kommunistische bezeichnen darf, gänzlich abgesehen werden. Die Vorbedingungen für die Ausbildung eines allgemein verbindlichen Gotteshaustypus waren bei den Christen erst von dem Augenblicke an gegeben, als sie sich auf einen dauernden Aufenthalt in dieser irdischen Welt bis zu ihrem unbekannten Ende einzurichten begannen, was aus verschiedenen Gründen kaum vor der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. anzunehmen ist. Dieser Umschwung hat zugleich auch eine innere Folge für den Kultus mit sich gebracht, die, wie sofort gezeigt werden soll, von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die allgemeine Gestaltung des Gotteshauses werden mußte.

Das christliche Kulthaus, wie es sich ungefähr seit dem Ende des 2. Jahrhunderts allmählich herausgebildet haben mochte, war gedacht als die Stätte, an welcher die Gemeinde an der erlösenden Wirkung des von den Priestern dargebrachten Meßopfers teilnahm. Und zwar sollte dieser Akt zwischen geschlossenen Wänden vor sich gehen: nicht aus Heimlichkeitstrieb, sondern sozusagen aus einem Reinlichkeitsbedürfnis, denn es sollte niemand Zeuge des Opfers sein, der nicht innerlich dazu vorbereitet war, selbst nicht der flüchtigste Zuschauer aus der Ferne. Das Opfer hatte gegenüber denjenigen der polytheistischen Kulte eine durchaus mystische Bedeutung, wie sie auch den gleichzeitigen heidnischen Mithrasopfern und anderen zukam; und es lag ganz im Sinne dieses Mysteriums, daß der einzelne Gläubige, wenngleich er von der leiblichen Beteiligung am Opfer niemals ausgeschlossen blieb, doch auch dann der erlösenden Gnaden desselben teilhaftig wurde, wenn das Opfer lediglich vom Priester als dem geistlichen Oberhaupt der Gemeinde dargebracht wurde und er - der Gläubige - bloß der Darbringung im selben, nach außen abgeschlossenen Raume mit entsprechender innerer Andacht anwohnte.

Christoph Jamnitzer: Zwerg auf einer phantastischen Kuh, Radierung,
 aus 'Neuw Groteßken Buch', Nürnberg 1610, 185 x 264 mm,
Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig
Diese Auffassung hat aber erst von der Konstituierung einer Kirche an Platz zu greifen begonnen, während in der kommunistischen Zeit die leibliche Anteilnahme am Opfer (seine Darbringung und seine Entgegennahme) für jeden Gläubigen obligatorisch gewesen war. Mit der also geänderten Auffassung mußte auch die Stellung des Priesters, dessen Funktion in der kommunistischen Zeit gewissermaßen diejenige eines - wenn das allerdings nicht ganz zureichende Wort gestattet ist - geschäftlichen Vermittlers gewesen war, gegenüber der Gemeinde eine viel ausgezeichnetere und respektheischendere werden als ehedem. Das christliche Kulthaus erforderte hiernach einen Raum, in welchem das Opfer durch die Priester dargebracht wurde und einen zweiten, mit dem ersten zusammenhängenden, aber andererseits doch respektvoll davon getrennten Raum für die Versammlung der Gemeinde, beide Räume jedoch durch geschlossene Wände geschützt vor der Zeugenschaft Unberufener, die nicht zur Gemeinde gehörten oder der Teilnahme an de Gnaden des Opfers unwürdig waren.

Den einen der beiden Räume, denjenigen, in dem sich das Mysterium vollzieht, mit Opferaltar und Priesterschaft, bildet die halbzylindrische, ursprünglich fensterlose und mit einer Halbkuppel überwölbte Apsis. Sie ist nichts anderes als die Hälfte einer Rotunde mit Rundkuppel und somit ein Erzeugnis des Zentralbaues, das für die Baukunst der römischen Kaiserzeit vielleicht das am meisten charakteristische Baumotiv geworden ist. Es scheint nun einschaltungsweise notwendig, sich Sinn und Bedeutung des römischen Zentralbaues (dessen vermutlichen hellenistischen Vorläufer wir zu wenig kennen, um darüber Bestimmteres sagen zu können) klarzumachen.

Der Zentralbau ist ein Resultat der Emanzipation der Tiefendimension in der antiken Kunst. Diese Emanzipation verrät sich nicht allein in der äußeren Form der Dinge, deren tastbare Außenflächen sich nun in auffallender, durch starke Lichter und Schatten markierter Weise gegen den Beschauer vor- oder von ihm zurückwölben dürfen, sondern auch in der Zulassung des freien Luftraums als einer ästhetischen Potenz, und darin beruht ihre eigentliche, epochemachende Bedeutung. Jetzt erst, nachdem die klassische Phase der Entwicklung überwunden war, begann man den Innenraum als ein künstlerisches Element zu betrachten; von diesem Augenblicke an kann erst von einer eigentlichen monumentalen Raumkunst die Rede sein.

Die Lösung des Problems aber, einen Ausgleich zwischen dem unfaßbaren, unendlichen, formlosen Tiefraum einerseits und der begrenzten, tastbaren, mehr oder minder symmetrisch geschlossenen Form andererseits herzustellen, lag im Zentralbau. Betritt man z. B. das Innere des römischen Pantheon, dann fühlt man sofort, daß die in der Ebene nicht zu messende und daher störende Tiefe seines Raumes ungefähr gleich ist der in der Ebene meßbaren Breite und Höhe; und die Rundkuppel, welche, dem gleichen Radius folgend, alle unbehaglichen Winkel ausgleicht, vollendet den Eindruck der Sicherheit im Beschauer. Man empfindet die äußere, tastbare, geschlossene Form auch im Innenraum und vergißt den unmeßbaren Freiraum über dem Eindruck der ihn begrenzenden festen Form. Die Grundlage des Zentralbaues bildet wie jene der klassischen Kunst die Symmetrie, aber nicht mehr die Symmetrie der Ebene, sondern jene des Raumes, die man seit Semper als Eurhythmie zu bezeichnen pflegt.


Enea Vico: Kanne mit einem Griff in Gestalt eines Hundes,
 Kupferstich, 1543, aus einer Folge von antiken Vasen,
 265 x 197 mm, Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig
Der Zentralbau ist nun der ausgesprochene Monumentalbau der Römer geworden. Das beweist schon der Umstand, daß die Monumente par excellence, die Grabmäler wenigstens der Vornehmsten, seit dem Ausgange der republikanischen Zeit als Zentralbauten aufgeführt wurden. Aber das sind Male, das heißt gewissermaßen Werke der Skulptur, die sich bloß nach außen als geschlossene, tastbare und dabei allerdings eurhythmisch gewölbte Formen darstellen sollten. Doch auch den Innenräumen, sobald sie durch gewölbte Zentralbauten hergestellt waren, wohnte eine monumentale Bedeutung inne. Eine solche kam in der antiken Welt jeder sakralen Funktion zu und solcher gab es eine Fülle, da ja das ganze antike Leben vom sakralen Wesen durchdrungen war.

Auch Räumen von nichtmonumentaler Bestimmung und daher von einfacher, nutzbaulicher Anlage wurden mit Vorliebe Teilräume angefügt, denen man irgendeine sakrale Bedeutung beilegen mochte und auf Grund dessen das beliebte Kunstmotiv des geformten Freiraumes verlieh; in vielen Fällen mag dann selbst das künstlerische Bedürfnis die eigentliche Veranlassung gegeben haben und die sakrale Bedeutung dafür nur der Vorwand gewesen sein. Solche angefügte Zentralräume erhielten nun naturgemäß nicht die vollständige, sondern bloß die halbierte Zentralform: das war die halbrunde Nische mit Halbkuppel darüber.

So versteht man, daß die Altchristen dem Innenraume, der durch das Mysterium selbst und durch die Anwesenheit der Vermittler des Mysteriums ausgezeichnet war, im Sinne der damaligen Auffassung von der Bedeutung der Architekturformen gar keine andere Gestalt geben konnten als jene eines Zentralbaues, und weil die Anfügung eines zweiten damit kommunizierenden Raumes vorausgesetzt war, diejenige eines halbierten Zentralbaues: der Apsis.

Der zweite Raum war gedacht als Versammlungsraum der Gemeinde. Die Bestimmung war jener des Mysterienraumes gegenüber entschieden eine untergeordnete. Die Gläubigen hatten ja mit dem Mysterium selbst in der Regel unmittelbar nichts mehr zu tun; hätte man den für sie bestimmten Raum ebenfalls als monumentalen ausgezeichnet, so wäre dadurch der Vorrang des Mysterienraumes verwischt worden. Der Raum für die Gläubigen sollte daher behandelt werden wie die gewöhnlichen Versammlungsräume damaliger Zeit: Räume zum Zirkulieren von Menschen, zum Kommen und Gehen, ohne alle monumentale Geschlossenheit. Solche Räume waren die Säulenhallen.

Die antike Halle (porticus) bildete einen Gang, der womöglich nach allen Seiten, mindestens aber an einer Seite, mit einer Säulenreihe durchbrochen war. Es lag ihr der Gedanke zugrunde, einen begrenzten Raum zur Versammlung und zum Zirkulieren von Menschen zu schaffen und doch nicht den Eindruck eines geschlossenen Innenraumes aufkommen zu lassen. Was das Auge sehen sollte, waren lediglich die Säulen: das ist begrenzte, tastbare, stoffliche Individuen, die im freien Raume gleich Reliefgebilden auf ebenem Grunde standen und den Freiraum in seiner Existenz ebenso zurückdrängten und künstlerisch unsichtbar machten wie das Relief den Grund, über den es sich erhebt. Daß nun diese Hallen auch in der römischen Kaiserzeit den gewissermaßen ordinären Typus für Versammlungsräume gebildet haben, lehrt am besten die Marktbasilika.

François de Cuvilliés: Blatt aus der Folge 'Livre
 Nouveau de Morceaux de fantaisie', Kupferstich,
 um 1740, Österreichisches Museum für
 angewandte Kunst Wien
Die römische Marktbasilika war in der Grundanlage nichts anderes als eine Komposition von vier Säulenhallen, die sich nach einem gemeinsamen oblongen Hofe öffneten. Das künstlerische Element der Basilika bildeten im Innern die Säulenreihen, d. h. tastbare, begrenzte und stoffliche Formen in rhythmischer Wiederholung. Aus Gründen, über die uns die Alten keine Aufklärung hinterlassen haben, wurde der dem ursprünglichen Gedanken nach offene Hof überdeckt. Die Kunstmaterialisten hätten sich für die Erklärung dieser folgenschweren Neuerung wahrscheinlich mit einem Momente praktischer Zweckmäßigkeit begnügt, das darin lag, den Versammlungsraum zu Sommers- und Winterszeit und zu jeder Witterung behaglich zu erhalten. Ein solcher äußerer Grund dürfte wohl auch mitgespielt haben; aber es lief gewiß eine künstlerische Erwägung mindestens parallel mit jener praktischen.

Es liegt nahe zu denken, daß jener zunehmende Drang nach räumlicher Abschließung, wie er sich in der Pflege des Zentralbaues ausprägt, sich auch im Nutzbau bemerkbar gemacht hat. Die Mittelmeervölker, die zur klassischen Zeit überall gleichsam den ebenen Grund des freien Raumes als notwendige Folie für die in ästhetischem Sinne allein gültigen, tastbaren Individuen gesucht hatten, begannen allmählich ein Bedürfnis der Abschließung in einem beschränkten Bezirke zu empfinden; oder ganz platt gesprochen: sie fühlten sich dadurch geniert, daß unberufene Zuschauer von alle Seiten (auch von oben) in ihren Wandel in den Markthallen hereinblicken könnten und schlossen darum nicht allein die äußeren Seiten der Halle mit gemauerten Wänden, sondern auch den Hof nach oben hin ab, was schon des erforderlichen Lichtes halber mit einer Überhöhung der Hallenmauern über den Säulen verbunden sein mußte.

Daß damit der Hof tatsächlich aufhörte, ein offener zu sein, und daß mit dieser, wenn auch zunächst bloß latenten Einführung eines geschlossenen, von Säulenhallen umgebenen Innenraumes der Ausgangspunkt für eine neue, auf wesentlich unklassischen Voraussetzungen aufgebaute Entwicklung gegeben war, wird niemand leugnen wollen. Aber diejenigen, die die Neuerung (wohl schon in hellenistische Zeit) eingeführt haben, dachten nicht an die Konsequenzen, die wir heute so deutlich zu überschauen imstande sind. Für die Römer der Kaiserzeit war die Decke des Hofes eine provisorische, denn sie ist, soviel wir wissen, nicht ein einziges Mal in der monumentalen Wölbungsform und nicht einmal in unvergänglichem Material ausgeführt worden, sondern stets als flacher, hölzerner Dachstuhl.

Jetzt werden wir auch verstehen, warum die Altchristen ihrem der Apsis vorgelegten Versammlungsraume die Form der drei-(oder mehr-)schiffigen Langhäuser gegeben haben. Der obligatorische Typus für solche Räume waren eben die Säulenhallen, und es lag für die Altchristen kein Grund vor, davon abzugehen. Daß sie den dazwischengelegenen Hof überdeckten, war ihnen geradezu zur Notwendigkeit gemacht, da ja ihr Kultus die Abschließung nach außen zwingend forderte. Der Hinwegfall der Säulenhallen an den Schmalseiten, durch welchen sich die altchristliche Basilika so auffallend von der Marktbasilika unterscheidet, ist durchaus einleuchtend. Zwischen Mysterienraum und Gemeinderaum durfte keine unmittelbare Verbindung herrschen, und der Mysterienraum mußte sich darum gewissermaßen selbständig ins Freie, d. i. nach dem (gedeckten) Hofe, öffnen. An der entgegengesetzten Schmalseite hingegen hätten die Säulen wohl stehenbleiben können, und das ist auch nachweislich da und dort geschehen; aber es ist ganz natürlich, daß jene Hallen, die zu dem Mysterium hinleiteten, nun weitaus den Vorzug gewannen und infolgedessen für eine Querhalle am Eingange kein rechter Sinn vorhanden blieb.

Frans Huys nach Cornelis Floris: Groteske Maske,
 Kupferstich, 1551, 162 x 146 mm, Herzog Anton
Ulrich-Museum Braunschweig
Damit erscheint allerdings ein Richtungsmoment zugegeben, das schon in der Marktbasilika latent vorhanden, nun in der christlichen Basilika in verstärktem Maße sich geltend gemacht hat. Aber das muß auf das Entschiedenste bestritten werden, daß dieses Richtungsmoment sich in einem mit perspektivischen Absichten komponierten Mittelschiffe ausgesprochen hätte: es gelangte künstlerisch einzig und allein in der Korridorform der Seitenschiffe und in deren überragender Länge gegenüber der Breite zum Ausdrucke. Auch hier müssen wir uns hüten, die künstlerischen Absichten, die spätere Zeiten mit der Basilika zu verwirklichen unternommen haben, schon den Altchristen zuzuschreiben.

Aus dieser Betrachtung ergibt sich, daß das konstitutive Element des Langhauses ursprünglich bloß die beiden Seitenschiffe gebildet haben. Damit soll natürlich durchaus nicht gesagt sein, daß die Gläubigen nicht auch ins Mittelschiff heraustraten, wie ja gewiß auch in den Atrien, die ganz zweifellos einen offenen Hof zwischen vier Säulenhallen besessen haben, die Gemeindemitglieder ebensogut diesen Hof wie die Hallen selbst betreten haben werden. Aber wenigstens für einen Teil des Mittelschiffes - begreiflichermaßen für jenen, der dem Altare zunächst lag (Schola cantorum) - war der Zutritt der Menge nachgewiesenermaßen ausgeschlossen. Das künstlerische Element der altchristlichen Basilika bildeten noch immer hauptsächlich die Säulen.

Nicht der perspektivische Blick vom Mittelschiffe aus gegen die Apsis, sondern der gerade Draufblick von einem Seitenschiffe aus quer über den überdeckten Hof hin nach der Front des andern Seitenschiffes mit ihren Säulenreihen und Malereien an der Wand darüber war es, der die künstlerische Wirkung des Langhauses in der altchristlichen Basilika bedingte. Nicht eine einzige unter den zahllosen altchristlichen Basiliken, die wir im Orient und Okzident überkommen oder doch in Resten erhalten haben, hat eine Wölbung oder auch nur eine Kassettendecke aus Stein aufzuweisen: ausnahmslos ist es die vom künstlerischen Standpunkt provisorische Abdeckung mit einem hölzernen Dachstuhl (mit oder ohne Vertäfelung) gewesen, die von der Halbkuppel des monumentalen Mysterienraumes so bedeutungsvoll absticht. […]

Was an der im vorstehenden entwickelten Anschauung von der Entstehung der altchristlichen Basilika und insbesondere ihres Langhauses vielen auf den ersten Blick befremdlich erscheinen dürfte, ist die Absetzung des Mittelschiffs vom Range eines Hauptschiffs. Denn das eigentlich Vorhandene sind gemäß dieser Anschauung die beiden Seitenschiffe; das Mittelschiff ist bloß gleichsam Reliefgrund, architektonisch gefaßt ein Nichts, ein formloser, leerer Raum und nur provisorisch überdeckt. Wir sind heute auf Grund unserer eigenen Kultusgewohnheiten derart gewöhnt, das Mittelschiff als den eigentlichen Kirchenraum, die Seitenschiffe hingegen bloß als Zugänge zu den Seitenkapellen zu fassen, daß uns für das umgekehrte Verhältnis zunächst alles Verständnis fehlt. Wir versammeln uns während des Meßopfers im Mittelschiff, wir wollen den Blick auf den Hauptaltar und den zelebrierenden Priester stets frei haben, und selbst während wir im Gebetbuche lesen, leben wir in dem beruhigenden Bewußtsein, in jedem Augenblicke die Phase der Opferhandlung durch einen Vorblick feststellen zu können. Und da sollten die Altchristen sich hauptsächlich in den Seitenschiffen gedrängt haben, so daß fast nur diejenigen, die unter den Arkaden standen, die Darbringung des Meßopfers mit ihren Augen zu schauen vermochten!

Albrecht Dürer nach Leonardo da Vinci:
 Knoten mit oblongem Schild (ohne Monogramm)
Was nun zunächst die den Kultus betreffende Seite dieses Einwandes betrifft, so wird durch den Umstand, daß die orientalische Christenheit bis zum heutigen Tage vom Altar und Priester durch die Ikonostasiswand getrennt ist, zur Evidenz bewiesen, daß der ungehinderte Blick auf Altar und Priester kein unbedingtes Erfordernis des christlichen Kultus gebildet hat; und dem Mysteriencharakter, der die Erlösung mehr auf die innere Andacht als auf äußere, sinnliche Wahrnehmungen basiert, scheint diese Erkenntnis sehr wohl zu entsprechen. Ferner bezeugen die Emporen, die ja auch nichts anderes sind als Seitenschiffe, daß gerade diese nach moderner Vorstellung untergeordneten Räume zum Aufenthalte der Gläubigen bestimmt gewesen sind. Daß die Emporen namentlich für Aufnahme der Angehörigen des einen Geschlechtes zu dienen hatten, macht mindestens sehr wahrscheinlich, daß auch mit den beiden Seitenhallen des Erdgeschosses ursprünglich und lange Zeit die Trennung der zwei Geschlechter verbunden gewesen ist.

Uns interessiert aber hier hauptsächlich die künstlerische Seite der Frage. Wir genießen heute bewußt oder unbewußt, aber mit vollen Zügen die Raumwirkung des Mittelschiffs als eines geschlossenen Raumganzen und seine perspektivische Wirkung, indem es unseren Blick nach dem Hauptaltar als Zielpunkt hinleitet. Es scheint uns ganz selbstverständlich, daß auch die Altchristen bereits die gleiche Wirkung gesucht und genossen hätten. Einer historischen Prüfung vermag aber diese vorgefaßte Meinung in keiner Weise standzuhalten. […]

Die Emanzipation des Mittelschiffes von der untergeordneten Funktion der Folie oder des Reliefgrundes beginnt mit dem Momente, wo die Schola cantorum in dasselbe von der Apsis her vorrückt; sie steigert sich mit jener Anfüllung durch Altäre, wie sie am Bauriß von St. Gallen begegnet und in der Doppelchörigkeit wohl ihre Höhe erreicht. Aber im vollen Sinne als geschlossener Innenraum wurde das Mittelschiff erst von dem Augenblicke an empfunden, als es überwölbt wurde: die Wölbung ist ja nichts anderes als der monumentale Ausdruck für jene Wandlung in der Auffassung des christlichen Kulthauses. Der Gemeinderaum gewinnt nun monumentale Bedeutung gleich dem von Anbeginn gewölbten Altarraum. Das Mittel ist ganz verwandt demjenigen, das die Römer zu ähnlichen Zwecken angewendet haben: die Zerlegung des Langraumes in quadratische Räume mit Kreuzgewölben, die zwischen Zentralraum und Richtungsraum die Mitte einhalten. Ausgesprochene Richtung kennt das Mittelalter bloß nach der Höhe, nicht nach der Länge. Die Gotik steigert stetig die Bedeutung des Mittelschiffes und verrät schon unverkennbar die Neigung, die Seitenschiffe zu Kapellenreihen zu degradieren. In aller Form ist dann diese Folgerung von der Barockkunst gezogen worden: die römische Barockkirche kennt nur mehr einen einzigen geschlossenen und gewölbten Saal mit Altarraum als perspektivischen Abschluß; die Seitenschiffe sind verschwunden und an ihre Stelle Kapellen getreten, ähnlich wie schon in den römischen Thermensälen. Es ist nicht zufällig, daß Michelangelo einen solchen Saal zur Kirche Sa. Maria degli Angeli eingerichtet hat; aber die Kreuzgewölbe haben seine Schüler in den von ihnen gebauten Kirchen durch das in einseitiger Richtung verlaufende Tonnengewölbe ersetzt. […]

Quelle: Alois Riegl: Zur Entstehung der altchristlichen Basilika (1903). In: Alois Riegl: Gesammelte Aufsätze. (Klassische Texte der Wiener Schule der Kunstgeschichte: Abt. 1, Bd. 5) WUV-Univ.Verl. Wien, 1996, ISBN 3-85114-261-6. Seite 89-107, gekürzt zitiert

Die Abbildungen in diesem Artikel stammen aus der Ausstellung »Ornament – Ausblick auf die Moderne. Ornamentgrafik von Dürer bis Piranesi« (02.06.2012 bis 06.01.2013, Kunstmuseum Wolfsburg)


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