Robert Fuchs wurde 1847 in Frauental an der Laßnitz in der österreichischen Steiermark geboren. Als Kind lernte er Flöte, Violine, Klavier und Orgel bei seinem Schwager, dem Schulmeister Martin Bischof, und ließ sich später – wie einst Schubert – in Graz zum Lehrer ausbilden. 1865 zog er nach Wien, wo er seinen Lebensunterhalt als Lehrer, Korrepetitor und Organist bestritt, während er unter Felix Otto Dessoff am Konservatorium Komposition studierte. Seinen ersten großen Erfolg als Komponist erzielte er 1874 mit der ersten seiner fünf Serenaden. Im folgenden Jahr wurde er zum Professor für Harmonielehre am Konservatorium ernannt und zum Dirigenten des Orchesters der Gesellschaft der Musikfreunde. 1886 erhielt er von der Jury der Wiener Musikfreunde den Beethoven-Preis für seine Sinfonie in C-Dur, ein Werk, dessen sich in der Folge Dirigenten wie Nikisch, Schalk, Richter und Weingartner annahmen. Weniger erfolgreich war die Oper »Die Königsbraut«, die 1889 an der Hofoper aufgeführt und von Hanslick gegeißelt wurde.
Dieses Bild des jugendlichen Fuchs entstammt der ihm von seiner Heimatstadt dargebrachten Würdigung.
Seinen fünf Serenaden verdankt er den Spitznamen »Serenaden-Fuchs«, obwohl seine Kammer- und Klaviermusik die klassischen Traditionen der Wiener Schule mit bemerkenswerter Effektivität fortsetzt. Fuchs war stark von der Musik Schuberts beeinflußt, ein Komponist, dessen Gesamtausgabe im Verlag Breitkopf & Härtel durch seinen älteren Bruder mitherausgegeben wurde. Er verbindet lyrische Begabung mit einem soliden Verständnis der harmonischen und kontrapunktischen Technik und setzt in jeder Hinsicht eine Tradition fort, die – in anderen Händen – im frühen zwanzigsten Jahrhundert verschiedene Verzerrungen erdulden mußte. Der Vergleich mit Brahms ist unvermeidlich, da Fuchs mit dem gleichen musikalischen Akzent spricht.
Einiges von der Qualität der Musik von Fuchs wird in der ersten seiner beiden Cello-Sonaten, op. 29 in d-Moll (1881 veröffentlicht) deutlich, ein Werk, das die sofortige Zustimmung Brahms - in der Regel ein strenger Kritiker seiner Zeitgenossen - gewann. Die Affinität mit Brahms zeigt sich im dramatischen ersten Satz der Sonate. Der gleiche Geist erscheint im zart kapriziösen Scherzo und dessen kontrastierenden Trio. Die tief empfundene langsame Bewegung wird durch ein abschließendes Allegro gekrönt, mit der überquellenden Fröhlichkeit der steirischen Landschaft und zunächst ganz im Geiste von Schubert.
Robert Fuchs, 1926
Das zweite der drei Werke, die Fuchs für Cello und Klavier schrieb, ist ein Satz von sieben Phantasiestücken, Opus 78, ein Gegenstück zu späteren Kompositionen mit dem gleichen Titel für Violine und Klavier bzw. (1927) für Viola und Klavier. (Daneben entstanden zu verschiedenen Zeiten Phantasiestücke für Klavier Solo.) Das erste Cello-Stück, leicht humorvoll und skurril, führt zu einem zarten und nostalgisch lyrischen zweiten Stück. Mit dem Klavier beginnt das lebendige dritte Stück, in der Art eines schnellen Ländlers, der sich nach kurzer Atempause in einen kontrastierenden Mittelteil verwandelt. Das vierte Stück atmet die Luft des Klavierlieds und wird von einem Menuett in Form einer spätromantischen Duosonate gefolgt. Das sechste Stück bringt die letzten Stücke Schumanns zu Bewußtsein, oder auch die herbstlichen Farben des späten Brahms. Das letzte Stück bemüht sich, die in die Komposition eingeflossene Melancholie wieder zu zerstreuen.
Die zweite Cello-Sonate, in es-Moll, Op. 83, wurde 1908 veröffentlicht, bleibt aber spürbar in der gleichen Welt wie die ein Vierteljahrhundert zuvor geschriebene Erste. Dies ist noch immer das Wien Brahms, ohne Anzeichen jener musikalischen Revolutionen, die anderswo bereits stattgefunden hatten. Der erste Satz ist wieder von lyrischer Intensität, mit an Brahms erinnernden Klaviertexturen und Rhythmen, und mit einer feinen Balance des musikalischen Interesses an den beiden Instrumenten. Der langsame Satz hat wieder einen Hauch von herbstlicher Lyrik und wird von einem Finalsatz gefolgt, der seine klaren Momente von Brahmsscher Virtuosität besitzt (insbesondere im Klavierpart, dessen Textur und gelegentliche Bravour das Spiel des Cellos durchkreuzt).
Quelle: Eigene Übersetzung der englischen »music notes« von Keith Anderson im Booklet
CD 1 Track 4 - Cellosonate d-Moll op 29 - IV. Allegro non troppo ma giocoso
TRACKLIST Robert FUCHS (1847-1927) Cello Sonata No. 1 in D Minor, Op. 29 (01) Molto moderato (10:50) (02) Scherzo: Allegro (3:59) (03) Adagio (2:48) (04) Allegro non troppo ma giocoso (6:53) Phantasiestücke, Op. 78 (05) Etwas bewegt. Launig (3:41) (06) Ruhig und äusserst zart (4:24) (07) Lebhaft (5:08) (08) Ruhig und gesangvoll (4:47) (09) Anmutig bewegt (Menuett) (3:15) (10) Etwas langsam, sehr innig (4:53) (11) Lebhaft bewegt (1:44) Cello Sonata No. 2 in E Flat Minor, Op. 83 (12) Allegro moderato assai (8:57) (13) Adagio con sentimento (5:50) (14) Allegro vivace (4:53) Playing Time: 72'31" Mark Drobinsky, Cello Daniel Blumenthal, Piano Recorded at Clara-Wieck Auditorium in Heidelberg, from 23rd to 25th March, 1992. Producer / Engineer: Martin Sauer Music Notes: Keith Anderson Cover Painting by Jakob Alt © 1992
Jakob Alt: Der Dachstein im Salzkammergut vom Vorderen Gosausee
Vater und Sohn
Jakob Alt (1789-1872) & Rudolf Alt (1812-1905)
Der 1789 in Frankfurt am Main geborene Landschaftsmaler, Zeichner und Lithograf Jakob Alt erhielt seinen ersten Kunstunterricht in seiner Vaterstadt. Seit 1811 studierte Jakob Alt an der Wiener Akademie die Historienmalerei und bildete sich auf vielen Reisen in die österreichischen Donau- und Alpengegenden selbst als Landschaftsmaler aus. Zweimal, in den Jahren 1828 und 1833, bereiste er Oberitalien und hielt sich auch einige Zeit in Rom auf. In späteren Jahren arbeitete Alt hauptsächlich als Aquarellist (Ansichten von Rom für Kaiser Ferdinand I.) und lieferte einen großen Teil der Vorlagen für das von Adolf Friedrich Kunike lithografierte und herausgegebene Sammelwerk »264 Donau-Ansichten nach dem Laufe des Donaustromes« (Wien 1820-1826), und eine Reihe weiterer Ansichtenfolgen, unter anderem die »Malerische Donaureise von Engelharts-Zell bis Wien«.
Er unterrichtete seinen 1812 geborenen Sohn Rudolf, der schon als Kind des Vaters Lithografien kolorierte. Während und nach seiner akademischen Ausbildung begleitete der Sohn den Vater auf seinen Malerreisen, und in der Folge wurde deren künstlerische Zusammenarbeit so eng, dass es oft nicht möglich ist, in den mit »Jakob Alt« signierten Werken die einzelnen Hände zu scheiden. In späteren Jahren wurde Rudolf Alt berühmter und geschätzter als sein Vater, der daraufhin selbst nur mehr mit »Alt« signierte. 1897 – damals hatte er schon die Wiener Secession mitbegründet – wurde Rudolf in den Adelsstand erhoben und durfte sich »Ritter von Alt« nennen.
Jakob Alt, Entwurf zu »Der Dachstein im Salzkammergut vom Vorderen Gosausee«
Es ist nur konsequent, daß die im Frühjahr 2010 von der Wiener Albertina präsentierte Ausstellung von Aquarellen »Im Auftrag des Kaisers« unter dem Titel »Jakob und Rudolf von Alt« stand. (Wobei aber auch Werke von Eduard Gurk und Leander Russ gezeigt wurden.) Im Auftrag von Kaiser Ferdinand I. entstanden zwischen 1830 und 1849 annähernd 300 Stadt- und Landschaftsansichten, die die Schönheiten des Österreichischen Kaiserreiches und der angrenzenden Länder dokumentieren sollten. Für diese Ansichten hat sich in der Kunstgeschichte der Ausdruck »Guckkastenserie« eingebürgert. Es gibt zwar keine Entstehungsgeschichte zur Serie der Guckkastenblätter und keinerlei Aufzeichnungen über den Verwendungszweck und die Absichten, die hinter dem Projekt standen.
Aber die Bezeichnung „Guckkastenblätter“ wurde durch die Interpretation von Berichten Ludwig Hevesis, des wichtigsten Biografen Rudolfs, geprägt. Diesen zufolge soll Kaiser Ferdinand I. für die Betrachtung der Aquarelle einen Kasten mit einem Hohlspiegel verwendet haben, an dessen Rückseite die Blätter eingeschoben und von hinten beleuchtet wurden. Eine derartige Vorgehensweise kann man sich für die auf Schloss Konopiště bei Prag verwahrten Werke der Serie gut vorstellen, denn sie weisen große Lichtschäden und starken Farbabrieb auf. Die Blätter im Besitz der Albertina und der Nationalbibliothek zeichnen sich jedoch durch erstaunliche Farbfrische und unversehrte Schönheit aus. Die Verwendung in einem Guckkasten, die ja immer vielfache Manipulation bedeutet, ist daher unwahrscheinlich.
November 2005, Sonderausstellung zum 100. Todestag von Rudolf Alt in der Albertina
Die »Teamarbeit« von Jakob und Rudolf Alt zieht sich durch die gesamte Guckkastenserie. Alle Blätter sind von Jakob – der Auftragnehmer des Hofes war – signiert. Tatsache ist jedoch, daß von den rund 170 Werken der Alts 46 Rudolf geschaffen hat. Dies wurde 1892 in einem Protokoll festgehalten. Die gesamte Guckkastenserie umfaßte über 300 großformatige und bildhaft ausgeführte Aquarelle, wovon heute noch 281 nachweisbar sind. Sie sind im Besitz der Albertina (227), im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (24) und auf Schloss Konopiště bei Prag (30).
Eines der für den »Guckkasten« ausgewählten Motive ist »Der Dachstein im Salzkammergut vom Vorderen Gosausee« von Jakob Alt, zu dem auch der Entwurf in der Albertina aufgewahrt wird. Entwurf und Ausführung wurden im November 2005 in einer Sonderausstellung zum 100. Todestag von Rudolf Alt nebeneinander präsentiert. Während der Bach unverändert rauscht, und der Dachstein unverrückbar in den Himmel ragt, haben die Bauern zwischen den beiden Fassungen die Kühe in den Stall getrieben und den Wanderrucksack geschultert. Und so erscheinen sie auch auf dem Cover von Robert Fuchs` Cellosonaten.
QuellenCD Info and Scans (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 22 MB
Spärlich nur fließen im Netzwerk zu Jakob die nutzbaren Quellen.
Hurtig befüllt ich den Krug, schöpfte von hier wie auch dort
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Unpack x127.rar and read the file "Download Links.txt" for links to the Flac+Cue+Log Files [72'31"] 3 parts 266 MB
Reposted on December 6, 2014
1 Kommentar:
A gem! Thank you very much
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