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2. Januar 2017

Louis Spohr: Streichquintett op. 144, Sextett op. 140, Potpourri op. 22

Mit einem Œuvre, das alle wichtigen Gattungen der deutschen Frühromantik umfasst. galt Louis Spohr als einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit. Er wurde in Braunschweig geboren, wo er schon als Jugendlicher im Hoforchester spielte und sich zu einem der führenden deutschen Geiger seiner Zeit entwickelte. Wichtige Posten bekleidete er in Gotha (1805-1812), Wien (1813-1815), Frankfurt am Main (1817-1819) und schließlich in Kassel (1822-1857). In der übrigen Zeit unternahm er zahlreiche Konzertreisen - unter anderem nach St. Petersburg, Italien und Paris sowie (sechsmal) nach England. Als Dirigent war er wesentlich daran beteiligt, dass der Taktstock regelmäßig benutzt wurde. Überdies war er ein bekannter Lehrer: Rund zweihundert Geiger, Dirigenten und Komponisten hat er ausgebildet.

In Spohrs Musik verbinden sich romantische und klassische Tendenzen. Erstere spiegeln sich in der harmonischen Sprache und instrumentalen Textur, letztere in der formalen Anlage der Werke - und eben diese Seite seiner musikalischen Persönlichkeit spielte bei dem späteren Popularitätsverlust eine Rolle: Sie muss denen, die unter den berauschenden Klängen eines Wagner, Tschaikowsky und Richard Strauss aufwuchsen, altmodisch erschienen sein.

Das Potpourri op. 22 ist für ein Quintett aus Solovioline und Streichquartett geschrieben und bildet daher eine ebenso passende wie attraktive Ergänzung der […] Kollektion Spohrscher Streichquintette. Das Stück stammt aus dem Jahre 1807. Spohr war damals 23 Jahre alt und sowohl als reisender Violinvirtuose wie als Orchesterleiter am Fürstenhof von Gotha tätig. Für seine Reisen komponierte Spohr nicht nur Violinkonzerte und kürzere Stücke mit Orchesterbegleitung, sondern auch solche Stücke, die sich für Salons und kleinere Zentren eigneten. die über kein Orchester verfÜgten. Das Werk war lange ein Favorit des Komponisten, der davon später eine Orchesterfassung herstellte. die er 1820 in London und 1821 in Paris spielte.

Nach einer langsamen Einleitung, in der sich Spohrs expressiver Stil voll entfaltet, wird ein russisches Volkslied vorgestellt, dem drei dekorative Variationen folgen. Über eine Modulationspassage wird eine zweite Melodie erreicht - nichts anderes als Là ci darem la mano (Reich mir die Hand, mein Leben) aus der Oper Don Giovanni seines großen Helden Mozart. Auch dieses Thema wird variiert, bevor in der Coda die russische Weise wiederkehrt.

Sein sechstes Streichquintett komponierte Spohr im Jahre 1845, das siebte entstand im Oktober und November 1850. Dazwischen schrieb er im März und April 1848 sein einziges Streichsextett C-dur Op. 140, das sich hier […] trefflich einfügen lässt - zumal es eines der schönsten Werke des Komponisten ist. Spohr war der erste Musiker von Rang, der sich seit Boccherini (1776) mit dieser Besetzung aus je zwei Violinen, Bratschen und Violoncelli auseinandersetzte, und sein Versuch entzündete ein neues Interesse an dem Medium: Brahms schuf seine beiden Meisterwerke, und bald folgte eine Reihe weiterer wichtiger Komponisten dem Beispiel der zwei deutschen Meister.

Eine gewisse Färbung verdanken sowohl das Sextett als auch das Quintett Spohrs Reaktion auf die Revolution von 1848, aus der ja jenes vereinte und demokratische Deutschland zu entstehen schien, das der Komponist so lange ersehnt hatte: Das Sextett wartet mit spontaner Begeisterung darauf, dass sich die Hoffnungen erfüllen, und das Quintett spiegelt die eher deprimierende Zeit, in der die repressiven Kräfte erneut die Oberhand gewannen. Tatsächlich gab es eine Art familiärer Überlieferung, wonach Spohrs Sextett den Uberschwang der Ereignisse von 1848 ausgedrückt habe.

Louis Spohr
So liest man in den Kapiteln, die Spohrs Selbstbiographie hinzufügt wurden: »In solch gehobener Stimmung schrieb denn auch Spohr sein Sextett für 2 Violinen, 2 Violen und 2 Violoncell […], bei dessen Eintragung in sein Compositionsverzeichniß er die Worte hinzufügte: 'Geschrieben im März und April zur Zeit der glorreichen Volksrevolution zur Wiedererweckung der Freiheit. Einheit und Größe Deutschlands.' Und diese Composition, so reich an lebensfrischen Melodien, an wahrhaft ätherischem Wohlklang, wie kaum irgend ein anderes Werk von Spohr, giebt ein redendes Zeugniß über den Zustand seines Innern, indem sie, über die Stürme der Gegenwart sich freudig erhebend, nur Friede, Hoffnung und reinste Harmonie verkündet, so wie er diese schon im Geiste aus kurzen Kämpfen emporblühen sah.«.

Ein spezifisches Programm für dieses Werk hat Spohr nirgends festgehalten. Gleichwohl hat man ein solches zu entdecken versucht. In seiner wichtigen Studie über Spohrs Kammermusik bemerkt Hans Glenewinkel 1912, es sei das während des gesamten ersten Satzes häufig auftretende Trillermotiv ein Ausdruck der teils zurückhaltenden, teils aber auch ungestüm hervorbrechenden Freude, wohingegen der elegische Unterton der Coda wie eine prophetische Vision wirke, derzufolge der Geist der Freiheit noch einmal werde in Schlaf und Traum versinken müssen, bevor er endgültig wieder hervorkommt. Glenewinkel betont weiterhin, dass sich Spohr bei der Verzahnung von Scherzo und Finale bewusst entschied, Beethovens fünfte Symphonie nachzuahmen. Und allein die Tatsache, dass das Werk in diesem Kontext gegenwärtig ist, spricht dafür, dass es nicht verfehlt ist, das Ideal der politischen Freiheit als Inspiration für das Sextett anzunehmen.

Das warme und ausgedehnte erste Thema des Kopfsatzes (Allegro moderato) weist auf Brahms hin. Für den Zusammenhalt sorgt das Trillermotiv, das immer und immer wieder bei den verschiedenen Themen auftaucht. In der Durchführung, in der Elemente beider Hauptthemen sich in eine neue Melodie verwandeln, spielt eine untergeordnete Trillerfigur eine herausragende Rolle. Das Larghetto in F-dur zeigt eine hymnenartige Festlichkeit, und einen wirkungsvollen Kontrast bietet der Nebengedanke mit seinem besonderen rhythmischen Reiz. Das erste Scherzo (Moderato) in a-moll wechselt mit einem wunderbar klangvollen A-dur-Abschnitt (con grazia), in dem Spohr die erste Geige und das erste Cello in Oktaven gehen lässt. Nach einer Pause beginnt mit der aufsteigenden Oktave vom Anfang des Scherzos das freudvolle C-dur-Finale (Presto). Die untergeordnete Trillerfigur aus der Durchführung des ersten Satzes ist jetzt ins Hauptthema des Schluss-Satzes integriert. Das Scherzo und der A-dur-Abschnitt werden wiederholt, bevor das Finale erneut losstürmt - nur, um in der Coda überraschenderweise mit einem weiteren Auftreten des Scherzos aufzuwarten. Einige Prestissimo-Takte bringen das Sextett zu einem enthusiastischen Abschluss.

Spohrs unmittelbare Begeisterung über die Geschehnisse des Jahres 1848 hielt nicht lange an. Schon bald schlugen die Reaktionäre zu, und Ende 1849 hatten sie die Kontrolle zurückerobert. In diesem Jahr lehnte Spohr eine Einladung aus Breslau mit der Begründung ab, er könne »in einer Stadt, wo der Belagerungszustand proklamirt und die in der Nationalversammlung festgestellten deutschen Grundrechte aufgehoben seien, doch nicht frei athmen, viel weniger aber musiciren.«

Im Sommer 1850 - nachdem das Kriegsrecht aufgehoben worden war - holte er den Besuch schließlich nach, wobei er das Sextett aufführte (vielleicht als Ausdruck dafür, dass er immer noch an die Grundsätze der Revolution glaubte). Die Breslauer Zeitung berichtete, »dass der Meister in seinem jetzigen Alter [66] alle diese Vorzüge noch besitzt, dass er mit der Energie und dem Feuer eines Jünglings spielt und die größten Schwierigkeiten mit einer Kraft und Keckheit herausschleudert, die in Erstaunen setzen, das ist abnorm und sonst noch nicht dagewesen.«.

Louis Spohr als Geiger
Wie auch immer, der Kasseler Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte das Jahr 1848 nicht vergessen. Er war zu einer Verfassung gezwungen worden, hatte die neue deutsche Nationalflagge über seiner Stadt wehen sehen und sich in der Öffentlichkeit mit der Nationalkokarde am Hut gezeigt. Noch schmerzhafter erlebte er, dass sein eigener Kapellmeister Spohr Revolutionslieder dirigierte und er selbst - der Gipfel der Schmach - sich genötigt sah, Spohr um die Aufführung eines populären patriotischen Gesangs zu bitten. 1850 hatte der Autokrat jedoch seine Macht wiedererlangt: Im September war das Kriegsrecht verhängt worden, und im Dezember - einige Wochen nachdem Spohr sein siebtes Quintett g-moll op. 144 vollendet hatte - marschierten 4.000 preußische Soldaten in Kassel ein, um das harte Durchgreifen zu unterstützen.

Spohr schrieb einem Freund: »Unsere Lage ist jetzt wahrlich eine Verzweiflungsvolle! Die Feigheit des preußischen Ministeriums hat uns mit dem ganzen übrigen Deutschland um die errungene Freiheit gebracht und leider ist keine Aussicht, dass die jetzige Generation eine zweite und dann hoffentlich erfolgreichere Erhebung der deutschen Nation erleben werde.- Wäre ich nicht zu alt, ich wanderte nach dem freien Amerika aus.«.

Ein Gefühl der Melancholie und innern Unruhe durchzieht weite Strecken des Quintetts und beherrscht den ersten Satz (Allegro moderato). Selbst das warmherzig-lyrische zweite Thema, die Koloraturverzierungen der ersten Violine und der Dur-Schluss vermögen diesen Eindruck nicht zu zerstreuen. Im nachfolgenden Larghetto wechselt das noble E-dur-Hauptthema gleichfalls mit unruhigen Abschnitten, die sich dreimal auf die einleitende Melodie melden - als kehrte man auf einem Lichtstrahl heim. Der synkopierte Beginn des g-moll-Menuetts, das erneut die Grundstimmung des Werkes unterstreicht, ist wieder nicht weit von Brahms entfernt. Als Gegengewicht fungiert das Trio in G-dur, das allerdings auch in die Molltonalität der Coda hineingezogen wird. In dem barcaroleartigen Finale (Allegro) löst sich das vorherige Geschehen in einem entspannten G-dur auf. Doch auch hier klingt die Musik mild im Vergleich zu dem Optimismus, den der Schluss des Sextetts verbreitet.

Der Fürst konnte sich bald an Spohr rächen. Am Neujahrstag 1851 kamen zur Verstärkung der Preußen auch bayerische Truppen nach Kassel, und je zehn Soldaten wurden in jedem von "aufrührerischen" Elementen bewohnten Haus einquartiert. Spohrs alter Schwiegervater musste dieses Ungemach erdulden, und den Komponisten bewahrte nur sein großer internationaler Ruhm vor derselben Behandlung. Gleichwohl kam er nicht ungestraft davon, denn die zehn ihm zugeteilten Soldaten wurden in einem Gasthaus untergebracht, und Spohr hatte die Rechnung dafür zu zahlen! Nach einer Reihe weiterer boshafter Aktionen seitens des Fürsten wurde Spohr im November 1857 kurzerhand pensioniert und sogar am Kontakt zu seinem alten Orchester gehindert. Der Fürst verfolgte Spohr sogar noch über den Tod hinaus: Nachdem Spohr am 22. Oktober 1859 gestorben war, wollte das Hoforchester 1861 am Grabe des Komponisten eine Gedächtnisfeier zu dessen Tod veranstalten, die aber verboten wurde.

Die Historie hat für Spohr jedoch eine posthume Rache ersonnen: Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam Lady Mayer im Zuge ihrer Recherchen für ein Buch über Spohr nach Kassel, das 1943 schwer zerbombt worden war. Sie berichtete: »Durch einen seltsamen Winkelzug des Schicksals ist Spohrs Denkmal unberührt von der Zerstörung, die vom Himmel fiel. Seine hohe Figur mit dem Taktstock in der Hand und der Geige unterm Arm erhebt sich gegenüber dem zerstörten Palast seines Herrn und Peinigers; ein Symbol dcr unsterblichen Kunst, der er in seinem Leben so edel gedient hat.«

Quelle: Keith Warsop (Deutsche Fassung: Cris Posslac), im Booklet

Eduard Gaertner (1801-77): Blick auf das Kronprinzenpalais und das Königliche Schloss von der Neuen Wache aus,
 1849, Öl auf Leinwand, 57,5 x 117 cm, Hamburger Kunsthalle. [Quelle: Zeno]
TRACKLIST

Louis SPOHR 
(1784-1859) 

Complete String Quintets ° 4 

Quintet No. 7 in G minor, Op. 144 (1850) a,c    32:01
[1] Allegro moderato                       12:23
[2] Larghetto                               5:30
[3] Menuetto                                6:53
[4] Finale: Allegro                         7:14

Sextet in C major, Op. 140 (1848) a,c,d         23:57
[5] Allegro moderato                        9:50
[6] Larghetto                               4:46
[7] Scherzo: Moderato - Finale: Presto      9:21

[8] Potpourri, Op. 22 (1807) a,b                13:30

                                  Playing Time: 69:20
New Haydn Quartet (a): 
János Horváth, 1st Violin ° Péter Sérosi, 2nd Violin 
György Porzsolt, Viola ° Gábor Magyar, Cello 

Attila Falvay, Violin (b) 
Sándor Papp, 2nd Viola (c) 
Tamás Varga, 2nd Cello (d) 

Recorded at the Unitarian Church, Budapest, from 4th to 7th March, 1996 
Producer: Ibolya Tóth ° Engineer: János Bohus

Cover Painting: Eduard Gaertner (1801-77): Blick auf das Kronprinzenpalais 
und das Königliche Schloss von der Neuen Wache aus, 1849, Hamburger Kunsthalle. 

(C) 2006 

Wider den umweltpolitischen Utopismus


Erste Internationale Friedenskonferenz, Den Haag, Mai bis Juni 1899
Am 12. Dezember 2015 endete der Weltklimagipfel in Paris mit einem internationalen Abkommen. 195 Staaten verpflichteten sich, Maßnahmen gegen die Erderwärmung zu treffen. Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks sprach von einem historischen Tag: Die Weltgemeinschaft habe soeben Geschichte geschrieben. Wir schaffen das! - Von Deutschland aus betrachtet, müsste man variieren: Wir schaffen auch das. Oder, wie es vor einigen Jahren auf den Zügen in Baden-Württemberg zu lesen war: Wir können alles.

Und woher nehmen wir die Zuversicht? Doch nicht einfach aus der Luft. Sondern: Weil »wir«, »die Weltgemeinschaft«, schon einmal etwas Ähnliches geschafft haben. Das war in Montreal 1987. Naturwissenschaftler hatten herausgefunden, dass bestimmte Stoffe, insbesondere bestimmte fluorierte und chlorierte Kohlenwasserstoffe, die stratosphärische Ozonschicht zerstören, die uns vor UV-Strahlen schützt. Diese Substanzen wurden als Treibgase in Sprühdosen, aber auch als Betriebsstoffe in Kühlschränken und anderswo eingesetzt. Ihre Produktion wurde schrittweise reduziert. Seither sinkt die Konzentration von FCKW in der Atmosphäre. Und seither glauben viele: Was damals möglich war, dass nämlich die Weltgemeinschaft eine Warnung der Wissenschaft vor einer globalen Katastrophe ernst nahm und praktische, wirksame Maßnahmen ergriff, das ist auch künftig möglich.

Ich fürchte aber, die Analogie zwischen der Konferenz in Paris und der Konferenz von Montreal ist wenig brauchbar. FCKW sind vollsynthetische Stoffe, die in den 1980er Jahren international von sehr wenigen Herstellern in Hochtechnologieländern in kleinen Mengen produziert wurden. Seit der ersten industriellen Herstellung der FCKW in den 1930er Jahren bis in die 1990er Jahre hinein waren weltweit überhaupt nur um die 20 Millionen Tonnen dieser Substanzgruppe produziert worden. In Deutschland gab es lediglich vier oder fünf Hersteller, die alle auf alternative Stoffe ausweichen konnten. Die Emission von Kohlendioxid, das kein synthetischer Schadstoff ist, beträgt hingegen jedes Jahr mehr als das Tausendfache davon, vermutlich noch deutlich mehr, Tendenz steigend.

Zar Nikolaus II. von Rußland (1868-1918)
CO₂ ist nicht etwa ein vermeidbares Nebenprodukt von Verbrennungsprozessen, sondern deren Hauptprodukt. Es ist thermochemisch betrachtet der eigentliche Grund jeden Feuers: Erdöl, Kohle, Holz verbrennen, um CO₂ zu bilden. Vielfach gibt es gar keine Alternative zur CO₂-Emission, etwa bei der Herstellung von Zement, Stahl oder auch Kunstdünger. Selbst wenn man das Atmen außer Acht lässt (durch das jeder Mensch pro Minute etwa 0,3 Liter CO₂ erzeugt), bläst nahezu jeder Einzelne täglich beträchtliche Mengen Kohlendioxid in die Luft, einfach indem er ein »normales« menschliches Leben führt, durch Kochen, Backen oder das Bereiten von warmem Wasser, durch Heizen, Kühlen, Autofahren, durch nahezu alle Arten handwerklicher und erst recht industrieller Produktion.

Besonders große CO₂-Emissionen entstehen bei einem hoch technisierten Lebensstil, wie ihn viele Menschen in Europa, den Vereinigten Staaten und anderen Industrieländern führen. Doch es gibt auch andere Quellen. Ein bedeutender Teil der menschlichen Nutztiere etwa erzeugt Methan, ein noch klimawirksameres Gas als CO₂.

Folgenlose Beschlüsse

Der Hinweis auf Montreal führt also auf die falsche Fährte. Weitaus besser vergleichen lässt sich der Pariser Klimagipfel mit der Friedenskonferenz von Den Haag im Jahr 1899. Auch da ging es um ein schwerwiegendes Problem, dessen Dringlichkeit wissenschaftlich untermauert war, das alle Staaten gleichermaßen anging und deshalb nach einer globalen Lösung verlangte.

Die Haager Konferenz wurde von Nikolaus II., dem letzten russischen Zaren, einberufen, den ein tiefschürfendes, heute weitgehend vergessenes Werk in Unruhe versetzt hatte. Der Krieg lautete sein Titel, Autor war Jan Bloch, ein polnischer Volkswirt und Unternehmer. In sechs Bänden hatte Bloch eine Kritik der militärischen Vernunft vorgelegt, die streng systematisch mit einer Analyse des Schusses begann, weil mit einem Schuss jeder Krieg beginnt und mit dem »letzten Schuss« auch endet.

Im Zentrum seiner Überlegungen stand die Frage, wie die technologischen Innovationen seiner Zeit die Kriegsführung verändern würden. Seit den 1880er Jahren hatten neue, vollsynthetische Substanzen wie Nitrozellulose (Schießbaumwolle), Nitroglyzerin, Pikrinsäure und andere das bislang gängige Schwarzpulver als Treib- und Sprengstoff von Schusswaffen abgelöst. Sie waren chemisch so optimiert, dass bei einer Zündung nur noch Gas und Hitze entstanden, aber keine weiteren Nebenprodukte.

Jan Gotlib Bloch (1836-1902)
Die Folge dieser Schlüsselinnovation war eine gewaltige Effizienzsteigerung. Die Schüsse hatten eine viel höhere Reichweite und Durchschlagskraft, die Schützen wiederum konnten nicht mehr so leicht gesehen werden, weil der verräterische Rauch, der die Schlachtfelder noch beim Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 überlagert hatte, fehlte. Zudem konnte die Schussfrequenz erhöht werden, was unter anderem die Konstruktion des Maschinengewehrs ermöglichte.

Bloch folgerte aus dieser Entwicklung, dass militärische Angriffe künftig immer riskanter werden würden, weil schon wenige Verteidiger selbst unter zahlenmäßig weit überlegenen Angreifern ein Blutbad anrichten könnten. Künftige Kriege ließen sich nicht mehr rasch entscheiden, sie würden sich vielmehr nach anfänglicher Dynamik in langen und verlustreichen Schlachten festfressen. Die aufgrund der neuen Schusstechnologie wahrscheinlichen Stellungsschlachten würden gewaltige, bislang ungekannte Opferzahlen fordern und wären zudem äußerst kostspielig, was wiederum zu wirtschaftlichen Krisen führen werde. In der Folge wären politische Revolutionen unausweichlich, die das Ende der bestehenden Machtverhältnisse bedeuten könnten. Weil damit aber der Schaden jeden Nutzen auch für die Sieger überwog, habe der Krieg als Mittel der Politik ausgedient.

Blochs Scharfsinn kümmerte die damaligen Militärs wenig - was galt ihnen schon ein jüdischer Zivilist -, aber er beeindruckte den jungen Zaren, der sich die Sache von Bloch in mehreren persönlichen Unterredungen erläutern ließ. Überzeugt von der Triftigkeit der Argumentation, entschloss sich der Zar, mit seinen europäischen und internationalen Kollegen nach neuen, friedlichen Lösungen für Konflikte zu suchen und die Rüstung zu begrenzen, um die absehbare Katastrophe zu vermeiden. Nach dem Vorschlag Blochs sollte ein Internationales Schiedsgericht geschaffen werden, das Streitfälle schlichten sollte. Dessen Einrichtung wurde 1907, bei der zweiten Auflage der Den Haager Friedenskonferenz auch tatsächlich beschlossen; es besteht, wenig bekannt und wenig erfolgreich, als Ständiger Schiedshof in Den Haag bis heute.

Sitz des ständigen Schiedshofs:
Der Friedenspalast ("Vredespaleis"), Den Haag.
Blochs Alarmruf mobilisierte damals auch große NGOs, wie wir heute sagen würden. Bürgerliche Friedensinitiativen begleiteten die Tagung, bedeutende Intellektuelle wie Bertha von Suttner waren in Den Haag vor Ort und kommentierten das Geschehen. Reiche Unternehmer spendeten große Summen für die gute Sache, der amerikanische Unternehmer Andrew Carnegie etwa stiftete den Haager Friedenspalast, der 1913 feierlich eröffnet wurde.

Ein Jahr später entbrannte der Erste Weltkrieg, dessen Verlauf sämtliche Vorhersagen Blochs bestätigen sollte. Und das, obwohl beide Haager Konferenzen mit vielversprechenden gemeinsamen Beschlüssen zu Ende gegangen waren, die die Welt hatten aufatmen lassen. Hinter den Kulissen war von der darin beschworenen Einmütigkeit und Kooperationsbereitschaft allerdings von Anfang an wenig zu spüren gewesen. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. etwa, ein Vetter des Zaren, schrieb diesem zwar ein Telegramm, in dem er die »Liebe zur Menschheit« des Herrschers pries, notierte aber handschriftlich an den Rand einer Vorlage in der bei ihm üblichen Drastik: »Ich scheiße auf die ganzen Beschlüsse.« »Die Konferenzkomödie«, so eine andere Randnotiz, »mache ich mit, aber den Degen behalte ich zum Walzer an der Seite.« So dachten viele Akteure.

Überforderung

Ganz ähnlich dürften auch manche, vielleicht gerade die wichtigsten Repräsentanten der 2015 in Paris anwesenden Nationen im Geheimen gedacht haben. Sicher nicht die Vertreter der deutschen Bundesregierung. Aber ist ernsthaft zu erwarten, dass Länder wie China, Indien, Russland, Saudi-Arabien, Katar, Kuweit, Iran oder Irak wirklich CO₂-frei werden oder auch nur ihre Emissionen deutlich mindern wollen?

Indien etwa kündigte erst kürzlich an, seine Kohleproduktion bis 2020 auf jährlich 1,5 Milliarden Tonnen verdoppeln zu wollen (was rund 4 Milliarden Tonnen CO₂ entspricht). Im November 2015 stellte sich heraus, dass China in den Jahren 2011 bis 2013 jährlich rund 900 Millionen Tonnen mehr CO₂ produziert hat als offiziell angenommen. Das allein entspricht der jährlichen CO₂-Emission in Deutschland. Ohnehin sollen die chinesischen CO₂-Emissionen, die rund das Zehnfache der deutschen betragen, erst 2030 sinken, bis dahin werden sie nach den derzeitigen Plänen weiter steigen. Chinas Anteil an den weltweiten CO₂-Emissionen liegt schon heute bei über 25 Prozent, Deutschlands Anteil bei 2,5 Prozent. Zwei Drittel der in China erzeugten Energie kommt aus der Kohle, und daran wird sich auch, trotz chinesischer Pläne für neue Kernkraftwerke und den Ausbau erneuerbarer Energien, in den nächsten fünfzehn Jahren nichts ändern.

Andrew Carnegie (1835-1919)
Es gibt überdies nicht wenige Länder, die in der globalen Erwärmung eher eine Chance als ein großes Risiko sehen, weil durch das Schmelzen des Eises zum Beispiel Lagerstätten leichter zugänglich werden, die land- oder forstwirtschaftliche Produktivität erhöht wird oder nützliche Schifffahrtswege entstehen. Hans Joachim Schellnhuber, der Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, berichtet in seinem Buch Selbstverbrennung (2015), der russische Präsident Putin habe ihm gegenüber im September 2003 erklärt, man sehe dem Klimawandel in Russland entspannt entgegen, da er höhere Agrarerträge sichern könne und mehr Spielraum für Zobelexporte in die westliche Welt.

Der Klimawandel kommt

Glaubt man US-Präsident Obama, so sind wir die letzte Generation, die den Klimawandel noch verhindern könnte. Das ist Zweckoptimismus. Die letzte Generation, die tatsächlich noch wirksame Maßnahmen hätte ergreifen können, lebte zur Zeit der Haager Konferenzen. 1904 betrugen die weltweiten Emissionen bereits rund ein Zehntel der heutigen. Doch im Gegensatz zu heute wäre eine politische Lösung damals noch möglich gewesen.

Für etwa 80 Prozent der globalen erwärmungswirksamen Kohlenstoffdioxidemissionen waren nämlich lediglich drei Staaten verantwortlich, die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Deutschland (das damalige Deutsche Reich). Diese drei politischen Akteure hätten das Problem mit Aussicht auf Erfolg angehen können - hätten sie es denn auf ihrer politischen Agenda gehabt. Doch damals erkannte noch nicht einmal Svante Arrhenius (1859-1927), der Chemie-Nobelpreisträger, dem es 1895 gelungen war, den menschgemachten Treibhauseffekt erstmals aus chemischen und physikalischen Überlegungen eindeutig abzuleiten, dass hier überhaupt ein Problem vorlag. Ganz im Gegenteil: »Durch Einwirkung des erhöhten Kohlensäuregehaltes der Luft«, schrieb Arrhenius 1907, »hoffen wir uns allmählich Zeiten mit gleichmäßigeren und besseren klimatischen Verhältnissen zu nähern, besonders in den kälteren Teilen der Erde; Zeiten, da die Erde um das Vielfache erhöhte Ernten zu tragen vermag zum Nutzen des rasch anwachsenden Menschengeschlechts.«

Hans Joachim Schellnhuber (* 1950),
 Klimaforscher
Mittlerweile hat uns die Forschung die negativen Folgen der globalen Erwärmung bewusst gemacht. Allerdings sind seither auch über einhundert Jahre ungebremster Kohlendioxidemission vergangen. Es reicht also längst nicht mehr, weniger neues CO₂ in die Atmosphäre zu blasen, das darin bereits befindliche CO₂ müsste auch herausgeholt werden. Wer soll das tun? Alle Anstrengungen eifrigster internationaler Klimadiplomatie - der Pariser Klimagipfel war immerhin schon der 21. - haben es bisher ja noch nicht einmal vermocht, die CO₂-Konzentration der Atmosphäre zu stabilisieren, geschweige denn zu verringern.

Dabei wurden schon 1988 auf der Weltklimakonferenz in Toronto konkrete Ziele formuliert. Damals hieß es: Bis 2005 müssen die CO₂-Emissionen um 20 Prozent sinken. Nicht einmal dieses äußerst bescheidene Ziel wurde erreicht. Der mittlere jährliche CO₂-Anstieg lag in den Jahren zwischen 2001 und 2010 sogar 30 Prozent über dem mittleren jährlichen Anstieg der 1980er Jahre.

Auf die vage Hoffnung, die Klimaforscher könnten sich mit ihren Projektionen und Prognosen trotz aller Gründlichkeit geirrt haben, sollte man besser nicht setzen. Zum Klimawandel wird nun schon seit Jahrzehnten weltweit mit hoher Intensität geforscht, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass die Ergebnisse nicht grundsätzlich zutreffend wären. Der menschgemachte Klimawandel wird sich also weiter entfalten, allenfalls eine für den Menschen noch größere Katastrophe könnte ihn aufhalten.

Die globale Erwärmung kann nicht von Deutschland, sie kann nicht von Europa, sie könnte nur innerhalb eines starken Weltstaats wirksam bekämpft werden. Die Voraussetzungen, die für eine wirksame Klimapolitik fehlen, sind also nicht technische, sondern politische. Alle Klimakonferenzen - und es werden noch viele folgen - müssen wirkungslos bleiben, so viele Abkommen sie auch produzieren mögen, weil sie zwar Minderungsziele beschließen, deren Umsetzung aber nicht durchsetzen können. Selbst wenn drastische Folgen, die der Klimawandel vielleicht schon innerhalb der nächsten zwanzig Jahre zeitigen wird, die Handlungsbereitschaft erhöhen, dürfte sich daran nichts ändern.

Svante August Arrhenius (1859-1927)
Das aber bedeutet: Die globalen CO₂-Emissionen werden auch in den nächsten zehn Jahren nicht signifikant sinken. Was die einen sparen, werden die anderen umso ungehemmter in die Luft blasen, weil sie keinen unmittelbaren Schaden, wohl aber einen erheblichen, wenn auch kurzfristigen Nutzen davon haben. Wir sollten den Mut aufbringen, diese Wahrheit anzuerkennen. Und wir sollten daraus Schlüsse für unsere Umweltpolitik ziehen.

Umweltzerstörung durch Umweltschutz

Besonders dringend wäre zu fragen, welche konkreten Ziele wir uns eigentlich mit der sogenannten Energiewende setzen: Wollen wir Energie sparen? Das ist immer richtig, ist aber nicht gerade ein neues Ziel. Wollen wir aus der Kernkraft aussteigen? Das ist möglich, steht aber der Bekämpfung des globalen Klimawandels diametral entgegen, weil Atomkraftwerke einen CO₂-freien Basisprozess haben. Kernkraftwerke abzuschalten, um erneuerbare Energien an ihre Stelle zu setzen, bringt atompolitisch viel, aber klimapolitisch nichts. Oder soll die Energiewende der deutschen Bekämpfung des globalen Klimawandels dienen? Das hätte nur dann Sinn, wenn sehr bald auch alle anderen Staaten unserem Beispiel folgten oder es vielmehr überträfen. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass das geschehen wird.

Utopische Zielsetzungen bringen als Kompensation Pseudoziele hervor, die handfest wirken und deren Erreichen als Erfolg gefeiert werden kann. Das eigentliche Ziel, den CO₂-Gehalt der Atmosphäre zu stabilisieren oder möglichst zu senken, ist bisher nicht erreicht worden, wie ein einziger Blick auf die Keeling-Kurve, die berühmteste Messreihe unserer Zeit, zeigt, und wird auch im nächsten Jahrzehnt - sofern, wie gesagt, keine Katastrophen eintreten - nicht erreicht werden. Also erklärt man kurzerhand die Mittel zum eigentlichen Ziel und zeigt stolz auf Beschlüsse, auf Windräder, Photovoltaik und anderes Gerät. So belegt man dann den »Erfolg« deutscher Klimapolitik. Doch wir wollten nicht einen Gerätepark durch den anderen ersetzen, wir wollten die CO₂-Konzentration der Atmosphäre senken, um so die globale Erwärmung von der Ursache her zu bekämpfen.

Eine andere Strategie besteht darin, die globale Situation auszublenden und nur auf die lokale zu schauen. Und bei der lokalen Situation wählt man wiederum einen passenden, noch kleineren Ausschnitt, den man dann so darstellt, als sei er das Ganze. So jubelt man in Deutschland darüber, dass die erneuerbaren Energien schon jetzt 33 Prozent des Stromverbrauchs decken. Vom Primärenergieverbrauch, also von der Gesamtmenge der verbrauchten Energie, von der Strom nur einen Teil ausmacht, hört man hingegen wenig. Das ist auch kein Wunder. Denn der wird hierzulande auch heute noch zu 80 Prozent aus Öl, Erdgas und Kohle gedeckt, die erneuerbaren Energien haben hier einen Anteil von derzeit 12 Prozent, den Rest bilden Kernbrennstoffe.

Die Keeling-Kurve mit den Messwerten des atmosphärischen
Gehalts an Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre,
gemessen am Mauna Loa
Und inwieweit verändert dieser Bruchteil eines Bruchteils die globale CO₂-Konzentration? Unser Anteil am globalen Kohlenstoffdioxidproblem ist heute, anders als 1904, so gering, dass unsere bisherigen Bemühungen in der globalen Messkurve unsichtbar sind, weil sie außerhalb der Messgenauigkeit liegen. Was wir nicht emittieren, emittieren andere, die unsere Schwerindustrie übernehmen und uns gern mit günstigen, CO₂-intensiven Produkten beliefern.

Aber könnte man nicht argumentieren, die deutschen Bemühungen um zunehmende »Dekarbonisierung«, also den Ersatz fossiler Grundstoffe und Energieträger durch erneuerbare, hätten doch immerhin Wert als Werbebotschaft und verursachten überdies keinen Schaden? Es entsteht aber Schaden! Und zwar, und das ist das Bittere daran, ausgerechnet Umweltschaden. Beim Kampf für die globale Umwelt wird die lokale geopfert. Umweltsoziologen sprechen von innerökologischen Konflikten, Naturschützer präsentieren die Beispiele.

Eine lokale Schadensbilanz

Wasserkraft etwa ist grundlastfähig und CO₂-neutral, schädigt aber Ökosysteme und lässt Flussfischpopulationen verschwinden. Windräder tragen zur Dezimierung seltener Vogelarten bei, weil immer wieder Tiere mit den 240 Stundenkilometer schnellen Rotorblättern kollidieren. Zudem gibt es Beispiele, dass Rotmilane gezielt verfolgt werden, um Hindernisse für Windkraftprojekte zu beseitigen. Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz von 2000 wurde der Anbau von Energiepflanzen auf deutschen Äckern gefördert. Das hat drastische und langfristige Folgen für Natur und Landschaft in Deutschland. 2012 wurden auf 21 Prozent der deutschen Ackerfläche Energiepflanzen angebaut, die besonders viele Pestizide und starken Kunstdüngereinsatz erfordern. Die Zunahme von Anbauflächen für Energiepflanzen (insbesondere Mais) hat zwangsläufig den Rückgang anderer landwirtschaftlicher Lebensräume zur Folge, etwa Brachen oder Stilllegungsflächen und Grünland.

Charles David Keeling (1928-2005)
Durch giftige Gärflüssigkeit, die undichten »Bio«-Reaktoren entweicht, werden regelmäßig Grundwasser und Fließgewässer verseucht, im Jahr 2010 gab es durch neuerrichtete Biogasanlagen allein in Bayern rund 100 Gewässerverunreinigungen, von denen zehn zu Fischsterben führten. Ginge es nicht um »Bio«-Reaktoren und angeblich »Grüne« Energie, sondern um Chemiewerke, so hätten solche Zahlen längst Greenpeace auf den Plan gerufen. Doch wenn es um erneuerbare Energien geht, haben viele Umweltverbände eine lokale Sehschwäche.

Oder schauen wir zu unseren Nachbarn: Rund 2000 große und kleine Wasserkraftwerke sind zwischen Slowenien und Albanien derzeit geplant, sie werden dort nichterneuerbare Wildflusslandschaften vernichten und nichterneuerbare Arten vertreiben oder eliminieren, um anschließend erneuerbaren, CO₂-freien »Ökostrom« zu produzieren - und gerne auch in Nachbarländer zu exportieren. Wir müssen achtgeben, dass unsere Versuche, die Wirtschaft zu dekarbonisieren, nicht zur fortschreitenden Denaturierung der Welt beitragen.

Der Naturschutz ist bislang, und das ist die Meinung vieler Naturschützer, der Verlierer der Energiewende. Diese hat zu einer vielerorts drastischen Technisierung der Landschaft geführt, die den Unterschied zwischen Stadt und Land nivelliert. Sie mindert den ästhetischen Wert von Landschaften und schädigt Ökosysteme; Wasserkraftwerke oder Biomasseanbau gehen meist zulasten von Naturschutzzielen. Zwar wird behauptet, dieser große Kampf werde auch für den Naturschutz gekämpft; doch die konkrete Wirklichkeit sieht anders aus. Bislang kenne ich zumindest keine Maßnahme der »Dekarbonisierung« in Deutschland, die zugleich ein Naturschutzziel gefördert hätte. Wohl aber etliche, die den ohnehin schon bestehenden Druck auf natürliche Ökosysteme vertiefen und erweitern.

Über solche Opfer könnte man diskutieren, wäre der gute Ausgang der Sache auch nur halbwegs wahrscheinlich. Bislang aber steigern wir lokale Umweltprobleme, ohne das globale zu mindern. Da es nun einmal ausgeschlossen ist, dass wir durch unser Tun in Deutschland irgendeinen kühlenden Einfluss auf das Weltklima ausüben wetden, handelt es sich nur um Symbolpolitik. Dafür umweltpolitische Ziele zu vernachlässigen und zu blockieren, die wir tatsächlich erreichen könnten, ist nicht gerade das, was man sich unter Nachhaltigkeit vorstellt.

Jens Soentgen (* 1967), Chemiker und Philosoph
Umweltrealpolitik würde bedeuten, unsere Prioritäten neu auszurichten und umsetzbare Ziele zu definieren. So sollten etwa Klimaschutzmaßnahmen künftig nur noch dann als Umweltschutzmaßnahmen staatlich gefördert werden, wenn durch sie zugleich auch umweltpolitische Nahziele wirksam gefördert werden. Hier gibt es große Potentiale. Ein Beispiel ist die Moorrenaturierung, die eine Klimaschutzmaßnahme ist, zugleich aber auch weitere, wichtige Natur- und Umweltschutzziele verwirklicht. Umweltrealpolitik bedeutet also nicht, dass wir globale Fernziele gar nicht mehr zu berücksichtigen hätten; wohl aber, dass wir uns zunächst den regional erreichbaren globalen Zielen zuwenden sollten, also etwa dem Artenschutz, der Erhaltung und Wiederherstellung artenreicher Kulturlandschaften, der Bekämpfung von Stickstoffemissionen oder auch der Verbesserung des ökologischen Zustands unserer Gewässer.

Diese Umweltthemen haben es in der öffentlichen Wahrnehmung schwer, weil der Klimawandel inzwischen alle ökologischen Debatten überlagert. Sie haben dafür aber den Vorzug, dass sie hier und jetzt umsetzbar sind. Wir können mehr Platz für Natur schaffen, wir können unsere Flüsse renaturieren, wir können Auwälder revitalisieren, Agrarwüsten ökologisch umgestalten, alte Urwälder erhalten, die ökologisch und ästhetisch bedeutsam, aber CO₂-technisch suboptimal sind, weil sie im Gegensatz zu rasch wachsenden Turbowäldern kein CO₂ mehr binden. Wir können die Arten, für die wir besondere Verantwortung haben, schützen.

Vor Ort können wir viel. Global hingegen wenig. Unsere Arme haben Kraft, aber sie sind kurz.

Quelle: Jens Soentgen: Pie in the Sky - Wider den umweltpolitischen Utopismus. In: Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken. Heft 804, Mai 2016. Seite 85-92


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10. Dezember 2014

G. B. Vitali: Varie Sonate alla Francese e all’Italiana a 6 Op.XI, 1684

Der italienische Komponist Giovanni Battista Vitali (1632-1692) wirkte in seiner Heimatstadt Bologna und im benachbarten Modena als Komponist und Kapellmeister an verschiedenen Kirchen und am Fürstenhof. Er markiert den Anfang der berühmten »Bologneser Celloschule«, die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Bestand haben sollte. Seine Kompositionen stehen am Ursprung der barocken Triosonate und beeinflussten das Werk der folgenden Komponisten-Generation, namentlich von Arcangelo Corelli, Henry Purcell und Giuseppe Torelli.

Vitali war wahrscheinlich für einen kurzen Zeitraum ein Schüler von Maurizio Cazzati, der ab 1657 Kapellmeister an der Kirche San Petronio in Bologna war. Hier erhielt Vitali ab 1658 eine Anstellung als Sänger und als Spieler des »Violone da brazzo«. 1666, nach der Veröffentlichung seines Opus 1, wurde er in die renommierte »Accademia Filarmonica« von Bologna aufgenommen, und ab 1673 war er für kurze Zeit Kapellmeister an San Rosario.

Am Hofe des Herzogs Francesco II. von Este in Modena wurde er 1674 zum Vizekapellmeister und 1684 zum Kapellmeister ernannt. Er war auch in Modena Akademie-Mitglied (»Accademia dei Dissonati«). 1686 gab er das Amt des Kapellmeisters an Giovanni Antonio Gianettini (1648-1721) ab, blieb jedoch bis an sein Lebensende Vizekapellmeister.

Das Originalinstrumente-Ensemble Semperconsort unter der Leitung von Luigi Cozzolino hat sich mit den Sonaten im französischen Stil, op. XI, der stilbildenden Musik Vitalis angenommen. Das von mir herausgegriffene Hörbeispiel, aus der Sonate in B, 3. Satz, Capriccio per violone, wird mit Sicherheit meinen Besuchern bereits sehr bekannt vorkommen. [Mehr dazu hier]

Track 3: Sonata in B flat, III. Capriccio per violone


TRACKLIST

Giovanni Battista Vitali 
1632-1692 

Varie Sonate alla Francese e all'Italiana a 6 Op.XI, 1684 

Sonata in B flat 

 1 I.   Capriccio Primo: Vivace                       1'56
 2 II.  Giga: Allegro                                 1'04
 3 III. Capriccio per violone                         3'42 
 4 IV.  Gavotta: Presto                               0'53

Sonata in G minor 

 5 I.   Balletto in Stile Francese: Vivace            1'45
 6 II.  Corrente alla Francese                        1'19
 7 III. Borea: Presto                                 1'01

Sonata in E minor 

 8 I.   Capriccio Secondo: Vivace                     1'43
 9 II.  Giga: Allegro                                 1'00
10 III. Gavotta: Presto                               1'07

Sonata in C minor 

11 I.   Balletto per Camera Prima: Largo              2'58
12 II.  Zoppa: Allegro                                1'02 
13 III. Gavotta: Presto                               1'04 

Sonata in E flat 

14 I.   Capriccio Terzo: Allegro                      2'01
15 II.  Balletto Secondo per Camera: Vivace           1'20
16 III. Giga: Allegro                                 1'00

Sonata in C 

17 I.   Introduzione: Largo-Vivace                    2'07 
18 II.  Balletto: Allegro                             1'53
19 III. Borea: Presto                                 0'58
20 IV.  Ciacona per violone                           2'00

Sonata in A 

21 I.   Balletta: Vivace                              1'59
22 II.  Giga: Allegro                                 1'03
23 III. Gavotta: Presto                               1'05

Sonata in D 

24 I.  Capriccio: Allegro                             1'44
25 II. Giga: Allegro                                  1'36

Sonata in F     
26 I.   Introduzione: Largo-Allegro                   2'01   
27 II.  Giga: Allegro                                 1'06   
28 IlI. Sarabanda: Presto                             0'58   
        
Sonata in A minor     
29 I.   Introduzione: Largo                           3'24   
30 II.  Balletta: Vivace                              1'16   
31 III. Giga: Allegro                                 1'26   
      
32 Sinfonia a 6 in D minor:                           4'47   
   Grave - Adagio - Presto     
         
33 Toccata for solo violin                            1'25   

34 Grave a 6                                          1'52   
  (Omaggio a Vitali di Luigi Cozzolino)     

35 Barabano                                           2'01   

                                         Total Time: 60'00

SEMPERCONSORT 
Italian Renaissance and Baroque band of violins 

Anna Noferini, violin II - Luca Giardini, violin III 
Flavio Flaminio, alto viola - Oliviero Ferri, tenor viola 
Riccardo Coelati, violone - Gabriele Micheli, spinet and organ 
Gianlnca Lastraioli, theorbo and lute 

Luigi Cozzolino, Violin I and Maestro di Concerto 

Recording: 9-11 August 2008, Villa di Bivigliano, Bivigliano (Florence)
Recording engineer: Michele Lippi  Producer and Editing: Luigi Cozzolino
Recording assistant: Ann Fierens
(C) + (P) 2010 

Wolfdietrich Schnurre: Kritik und Waffe



Zur Problematik der Kurzgeschichte

Wolfdietrich Schnurre, 1970
I

Was ist eine Kurzgeschichte? Auf keinen Fall das, was die deutschen Autoren, unterstützt von den Feuilletonredaktionen unserer Tagesgazetten, aus ihr gemacht haben. Denn die Sachbezeichnung ›Kurzgeschichte‹ ist abgegriffen, sie hat keinen literarischen Klang mehr bei uns. Eine Kurzgeschichte ist hierzulande heute bestenfalls eine x-beliebige kurze Erzählung, eben noch gut, dem Zeitungsleser für ein paar Minuten Zerstreuung zu bieten. Ihre wahren Gesetze sind vergessen, ihre Möglichkeiten unausgenutzt geblieben, ihre Werte verschüttet unter schweren Erzählbrocken und feuilletonistischem Krimskram. Also, was ist eine Kurzgeschichte? Von der Anekdote trennt sie deren pointierte Verdichtung; die Skizze unterscheidet sich durch ihre Weitmaschigkeit, die Erzählung durch ihren epischen Tiefgang von ihr. Sie ist, grob gesprochen, ein Stück herausgerissenes Leben. Anfang und Ende sind ihr gleichgültig; was sie zu sagen hat, sagt sie mit jeder Zeile. Sie bevorzugt die Einheit der Zeit; ihre Sprache ist einfach, aber niemals banal. Nie reden ihre Menschen auch in der Wirklichkeit so, aber immer hat man das Gefühl, sie könnten so reden. Ihre Stärke liegt im Weglassen, ihr Kunstgriff ist die Untertreibung.

II

Schon diese paar ersten Hauptkennzeichen zeigen, daß es sich hier unmöglich um eine deutsche Kunstform handeln kann. Man wird der Kurzgeschichte daher nur gerecht, wenn man sie zunächst als das Produkt ihres Ursprungslandes betrachtet, als amerikanische short story nämlich. Gleichgültig, ob man ihre Wurzeln in Mark Twains Grotesken, Edgar Allan Poes Nachtstücken oder in O. Henrys mathematisch erklügeltem Pointengeprassel finden zu müssen glaubt: die Kurzgeschichte hat sich unter den Händen ihrer prominentesten Schreiber zu einem der sensibelsten Seismographen der sozialen, politischen und allgemein menschlichen Verhältnisse herausgebildet. Ja, mehr noch, sie ist zur Anklägerin geworden, zur Verteidigerin der Menschenwürde, sogar zur Waffe. Und das, ohne ihre literarische Qualität einzubüßen; im Gegenteil, gerade die erschütterndsten, am unerbittlichsten den Einzelmenschen gegenüber dem Kollektiv verteidigenden sind auch die literarisch gelungensten.

III

Und hier liegt ihr eigentlicher Wert: in der menschlichen Aussage; in der Parteinahme für die Verfemten und Unterdrückten; in der harten und unerbittlichen Gesellschaftskritik. Fast immer ist die short story engagiert, nie schwebt sie im luftleeren Raum, stets zielt sie auf die augenblicklichen Verhältnisse, bemängelt, greift an, erweckt Mitgefühl und erschüttert. In ihrem Mittelpunkt steht der Mensch. Nicht der Mensch, wie er sein könnte; der Mensch, wie er ist: geschunden, verfolgt, schuldbeladen, heimgesucht und verflucht. Durchschnittsmenschen interessieren da ebenso wie Außenseiter. Aber den Außenseitern gehört das Herz, den Durchschnittsmenschen nur der Intellekt des short-story-Autors. Es ist kein Zufall, daß seine Helden so oft Kinder, Geisteskranke, verstümmelte Boxer, schwachsinnige Tramps, seelisch ausgehöhlte Ehepaare und innerlich zu Tode verwundete Kriegs-»Helden« sind. Der Mensch ist großmäulig und schwach, arm und versehrt; ihn ausgeglichen und unverwundbar zu zeigen, hieße, sein Abbild zerlügen. Nichts aber ist ein sichereres Kriterium für den Wert einer echten Kurzgeschichte als ihre Wahrhaftigkeit.

IV

Welcher literarischen Mittel bedient sich ein short-story-Schreiber nun? Zunächst mal einer absolut unprätentiösen, hart dem Alltag angenäherten Sprache. Es wird kühl, mit betonter Objektivität geschildert; die in Deutschland so beliebte »dichterische Aussage« ist verpönt. Das ganze Augenmerk ist auf den präzisen, spannungsreichen Handlungsablauf gerichtet. Der Autor bleibt an der Oberfläche seiner Geschichte; nicht, was sein Held denkt, was er tut, ist ihm wichtig. Doch es gibt Tiefen genug, sie klaffen zwischen den Zeilen. Wie überhaupt eine gute Kurzgeschichte, bei aller scheinbar realistischen Schreibweise, unterkellert ist von einem wahren Fallgrubensystem, aus dem sich der arglose Leser nur mit großer Anstrengung wieder befreit. Auch der Dialog untertreibt; er ist von einer an Raffinesse grenzenden Monotonie, doch hört man genau hin, nimmt man einen ungemein sensiblen Resonanzboden wahr, dessen Schwingungen auch dem scheinbar banalsten Wort noch ein eigenes Timbre verleihen. Andeuten gilt dem short-story-Autor für wichtiger als erklären, Auslassen für vielsagender als betonen. Andererseits liebt er die exakte Schilderung scheinbar alltäglicher Vorgänge; er verwendet sie kontrapunktisch zum Handlungsablauf, aber auch als Maske, um hinter ihr die Sympathie für seinen Helden zu verbergen. Diesem bleibt er die ganze story lang auf den Fersen; Parallelhandlungen werden verschmäht, Nebenpersonen nie selbständig eingeführt, immer von der Hauptperson her gesehen.

Autograph und Zeichnung
(Wolfdietrich Schnurre, 1966)
V

Aus dem bisher Angeführten wird deutlich, daß der Name »Kurzgeschichte« nicht nur irgendeine willkürliche literarische Gattungsbezeichnung ist, sondern daß sie vielmehr zu ihrem Gedeihen einen ganz bestimmten Nährboden, ganz konkrete Voraussetzungen braucht. Welches sind diese Voraussetzungen aber? Sie liegen zum Großteil im Gesellschaftlichen begründet. Es müssen angreifenswerte soziale oder politische Mißstände vorhanden sein, die der short-story-Autor attackieren kann. In einem geregelten Staatsleben, einem wohlhabenden Land ist die Kurzgeschichte unmöglich, beziehungsweise degeneriert sie zur bloßen Unterhaltungsware. Dann braucht sie Raum: geographisch wie geistig; Enge erwürgt sie. Sie muß Großstädte im Rücken haben, Weltstädte möglichst mit einem vielsprachigen Völkergemisch und zahllosen politischen Meinungen. Und sie braucht Schienenstränge, Steppen, Wälder, Savannen. Es müssen Naturkatastrophen möglich sein in ihrem Bereich: Erdbeben, Heuschreckenflüge, Hurricans. Verbrechern und Mördern muß die Möglichkeit gegeben sein, sich ihren irdischen Richtern zu entziehen. Große Bevölkerungskreise müssen in primitiven, menschenunwürdigen Verhältnissen leben; es muß Diskriminierte und rassisch Verfolgte geben, und die Gesellschaftsordnung muß das Kollektivwohl gegen den einzelnen ausspielen, wenn die Kurzgeschichte eine wirkliche Chance haben soll.

VI

Aber die Kurzgeschichte setzt auch noch einen ganz bestimmten Autorentyp voraus. Der short-story-Schreiber schreibt nicht aus einer dichterischen oder gar visionären Bedrängnis heraus. Er schreibt auch nicht aus pekuniären Erwägungen. Er schreibt, weil ihm etwas nicht paßt, weil er empört, erschüttert, in Mitleidenschaft gezogen ist. Er ist immer Moralist; auch dort noch, wo er scheinbar brutal schreibt. Nie wird er zu Konzessionen bereit sein, stets aber ist er auf engsten Kontakt mit der Wirklichkeit aus. Nicht so sehr literarischer Ehrgeiz: sein Gewissen treibt ihn zum Schreibtisch. Dennoch ist er ständig bemüht, die Form der Kurzgeschichte weiterzuentwickeln, zu verfeinern und sie vor der Diskriminierung durch andere, voluminösere literarische Gattungen zu schützen. Natürlich nützt ihm all das wenig ohne eine ernsthaft interessierte literarische Öffentlichkeit. Und diese wieder ist kaum denkbar ohne die nötigen Publikationsorgane: Zeitschriften, Revuen, Magazine, die ihre Hauptaufgabe in der Pflege der qualifizierten Kurzgeschichte sehen; von wagemutigen und aktionsstarken Verlagen, die auch Kurzgeschichtenbände herausbringen, zu schweigen.

VII

In Amerika, dem Geburtsland der Kurzgeschichte, sind diese Voraussetzungen aufs Idealste erfüllt. Es gibt zahllose zeitgenössische amerikanische Autoren, die »lediglich« aufgrund ihrer Kurzgeschichten zu Ruhm gelangt sind. In Deutschland sieht das anders aus. Warum? Der deutsche Autor tendiert (wenn überhaupt zu einer literarischen Kurzform, dann) zur Erzählung. Er liebt den Tiefgang, die umständliche Abfolge eines möglichst wuchtigen, schicksalsträchtigen Vorgangs, bei dessen Schilderung er sich gern Propheten- und Dichterwert beimißt. Er will deuten. Er liebt es, die Wahrheit, um sie später besser entlarven zu können (was allerdings aus Hochachtung vor dem in Angriff genommenen Stoff dann oft unterbleibt), zunächst erst mal zu verhüllen. Er beschreibt nicht, er umschreibt. Er abstrahiert nicht, er fügt hinzu. Er macht nicht durchschaubar, er verdichtet. Das kommt den Gesetzen der Kurzgeschichte nicht gerade entgegen. Und doch hat es auch bei uns eine jähe Blüte der Kurzgeschichte gegeben. Sie setzte gleich nach Kriegsende ein. Einer ihrer profiliertesten Vertreter dürfte der früh verstorbene Wolfgang Borchert gewesen sein. Doch auch zahlreiche andere deutsche Autoren haben damals gute Kurzgeschichten geschrieben, und es lohnte sich, aus jenen drei, vier literarisch fruchtbaren Nachkriegsjahren einmal eine Anthologie der besten Kurzgeschichten zusammenzustellen; sie könnte die stärkste aller bisher nach dem Krieg bei uns erschienenen Prosa-Anthologien werden.

VIII

Woher kam dieser plötzliche Aufschwung einer bis dahin doch kaum beachteten literarischen Kunstform? Im Formalen gab den Anstoß die plötzliche Bekanntschaft mit der amerikanischen short story. Es gab zwar auch vor 33 schon einige ins Deutsche übersetzte amerikanische short-story-Bände, doch die Nazijahre machten jeden Aneignungsversuch zunichte. Und so waren story-Bände wie ›Neu-Amerika‹ (Suhrkamp, 1947), ›Junges Amerika‹ (Ullstein, 1948) oder Rowohlts verdienstvolle Zeitschrift ›story‹ wahre Offenbarungen für die deutschen Nachkriegsautoren. Doch der eigentliche Grund, weshalb sie die Form der short story so blitzartig übernahmen und auch gleich mit einer beachtlichen Könnerschaft zu handhaben verstanden, lag woanders. Er lag im Stofflichen: in der Überfülle an peinigenden Erlebnissen aus den Kriegsjahren. Schuld, Anklage, Verzweiflung - das drängte zur Aussage. Zu keiner ästhetisch verbrämten, auch zu keiner durchkomponierten oder gar episch gegliederten; nein: zu einer atemlos heruntergeschriebenen, keuchend kurzen, mißtrauisch kargen Mitteilungsform. Da kam die »Entdeckung« der short story eben zur rechten Zeit.

Wolfdietrich Schnurre, undatiert
IX

Aber die Blüte der deutschen Kurzgeschichte war schnell vorbei. Keine fünf Jahre, und es waren die ersten typischen Verfallserscheinungen zu beobachten: bloße artistische Perfektion, Manierismus, Abgleiten in Klischees, Simplifizierung bis zum naturalistischen Wirklichkeitsabklatsch und Grenzübertretungen aufs Gebiet des Feuilletons, der Groteske, der Reportage, der Skizze und der Erzählung. Was war geschehen? Etwas sehr Menschliches. Der Anklage-Furor der deutschen Nachkriegsautoren war aufgezehrt. Sie fingen an, sich in ihrer eben noch attackierten Trümmerwelt zu etablieren. Sie heirateten, bildeten Gruppen, erstrebten Berufe, flirteten mit dem Funk, verkauften sich an Zeitungen, Illustrierte und an Verlage. Einige holten tief Luft und brachten auch den Atem auf, das, was ihre Kollegen in inhaltlich überzeugenden Kurzgeschichten auf fünf Seiten gesagt hatten, noch einmal etwas weniger überzeugend auf drei- bis fünfhundert Seiten zu sagen, und andere wieder stießen mit tiefschürfenden Erzählungen rigoros und zum Äußersten entschlossen ins Wirklichkeitsfremde und Zeitlos-Dichterische vor; aber die Zeit der deutschen Kurzgeschichte war endgültig vorüber. Natürlich waren dafür nicht nur die Autoren verantwortlich zu machen. Der Leser hatte es einfach satt, schockiert zu werden; und er wollte auch nicht, wie es ein Band Kurzgeschichten doch nun einmal erfordert, ständig neu ansetzen müssen; er lechzte nach dem Roman. Dieser Sehnsucht nach epischem Geborgensein entsprach bei der Zeitungslektüre der Wunsch nach Zerstreuung. So schlug dort der Verleger der Kurzgeschichte die Tür zu, während sie hier der Feuilletonredakteur nur noch in ihren bastardisierten Mischformen hereinließ.

X

Bis hierher wäre nichts gegen den Verfall der deutschen Kurzgeschichte zu sagen, nichts unbedingt zu Beanstandendes jedenfalls. Anders wird es, bedenkt man, daß die Kurzgeschichte auf der einen Seite heute in Deutschland diffamiert ist und als etwas literarisch Minderwertiges und Füllselhaftes angesehen wird, und auf der andern Seite und in Wahrheit aber das ideale Instrument zum Aufdecken von Mißständen, zum Anprangern von Kollektivsünden und zur Lotung gesellschaftlicher und psychologischer Befunde darstellt. Dies eingeräumt, handelt es sich bei der (um es milde zu formulieren:) Scheu der deutschen Autoren, sich die Kurzgeschichte heute wiederzuerobern, um mehr als nur einen wirtschaftlich bedingten Entwicklungsvorgang. Es handelt sich um ein Symptom.

XI

Die Kurzgeschichte zwingt den Autor, Farbe zu bekennen; sie ist ihrem Wesen nach ungefällig, aggressiv, provozierend; ja, sie kann sogar »asozial« sein. Popularität und literarischer Ruhm sind also hierorts kaum mit ihr zu erlangen. Obendrein verdient man auch kaum etwas mit ihr. Und schließlich: wo sie veröffentlichen? Ist denn wenigstens ein Buch aus einem Dutzend zu machen? Nur sehr schwer; und achthundert verkaufte Exemplare sind dann schon meist ein »Erfolg«!. Man sieht, die short story bietet sich in nichts an. Im Gegenteil, welcher wirtschaftlich in stabilen Verhältnissen lebende deutsche Autor (und sie leben heute alle stabil) verspürte wohl ein echtes, wirklicher innerer Unruhe entspringendes Bedürfnis, den fragwürdigen gesellschaftlichen Voraussetzungen für diese Stabilität mit einer ätzend analysierenden Kurzgeschichte an den Nerv zu kommen? Es geht ihm doch gut; warum da Kurzgeschichten schreiben über die deutsche Vergeßlichkeit, wider den deutschen Wohlstand, über das Ost-West-Problem? Wozu einen in die Bundeswehr gepreßten jungen Deutschen, einen heimwehkranken Flüchtling, einen im Staatsdienst stehenden Nazi zur Hauptperson einer Kurzgeschichte machen? Unter diesem Aspekt bietet sich die Problematik der Kurzgeschichte heute eindeutig als moralische Mutprobe dar. In einem Roman zeitkritisch zu sein bedeutet kein Wagnis; es genügt eine kontrapunktisch komponierte Seite leidlicher Dichtung, und fünf Seiten Sozialkritik sind überspielt. In der Kurzgeschichte ist jedoch für Dichtung und Verschleierung kein Platz, hier verrät sich der Autor mit jeder Zeile. Und das dürfte der Hauptgrund sein, weshalb die deutschen Autoren sich heute die Kurzgeschichte nicht wiedererobert haben.

XII

Gewiß, viele der im Vorangegangenen erwähnten Voraussetzungen für das Gedeihen der Kurzgeschichte fehlen hierzulande. Es gibt keine Weltstadt. Züge, die früh abfahren, sind spätestens abends am Ziel. In keinem unserer Wälder kann man sich tödlich verlaufen. Alle unsere Flüsse sind fleckig vor Öl. Es brechen keine Wildbüffelherden in unsere Gärten. Kein Heuschreckenschwarm verdunkelt unseren Himmel. Unsere Durchschnittslebensläufe sind langweilig und banal, und unser Streben erschöpft sich in Ruhe haben wollen und einem guten Verdienst. Aber es gibt die Vergangenheit. Und es gibt die Wiederbewaffnung. Es gibt die DDR. Es gibt die ›Vertriebenen‹. Es gibt Versicherungsneubauten. Es gibt ausgebrannte Synagogen. Es gibt den wieder amtierenden Nazibeamten. Es gibt das bayrisch sprechende Negerkind. Es gibt das berlinernde Russenkind. Nichts in diesem schuldbeladenen, vergeßlichen und heimgesuchten Land, das nicht das Gewissen eines verantwortungsbewußten Schriftstellers anspräche und sich als Geschichtenstoff aufdrängte. Hier läge die Möglichkeit für die neue deutsche Kurzgeschichte. Man sage nicht, sie fände kein Publikum. Dieser Einwand galt nur nach dem Krieg. Wenn eine Kurzgeschichte menschlich und literarisch gleich qualitativ und anspruchsvoll geschrieben ist, finden sich auch Zeitschriften, Zeitungen und gewiß auch Verlage, die sich ihrer anzunehmen bereit sind. Nicht beim Leser, beim Redakteur oder Verleger liegt hier die Entscheidung. Sie liegt einzig beim Autor.

1959

Wer ich bin


Ich bin Jahrgang zwanzig. Mit sechs habe ich in den österreichischen Alpen zum ersten Mal das Lied Hakenkreuz am Stahlhelm gehört. Zwei Männer in Wickelgamaschen und Lodenmänteln haben es donnernd in den Bergen gesungen, und das Echo donnerte mit. Ein Jahr später lernte ich Pinkus Grünbaum kennen, mit dem ich befreundet blieb, bis wir ihn und seine Familie zu Grab tragen mußten. Ich war acht, da bin ich auf eine Sozialistische Schule gekommen. Wir hatten ein Schülerparlament, dort lernten wir die Demokratie. Mit elf hatte ich Karlchen Munkacz zum Freund, einen Zigeunerjungen, der einer der besten Meerschweinchendresseure war, die es gab. Wir kannten uns vier Monate, da sah ich, wie die SS die bunten Wohnwagen an ihre LKW hängte. Ich war dreizehn, da wurden unsere Lehrer verhaftet; der Rektor ist im Lager gestorben. Im gleichen Jahr knallte es in Berlin; einundfünfzig Tote hat es damals im Wahlkampf gegeben, zwei von ihnen konnten wir sehen: Um ihr Blut vom Pflaster zu spritzen, hat die Feuerwehr fast eine Dreiviertelstunde gebraucht. Und ich habe auch das Feuer gesehen, das zwei Monate später auf dem Opernplatz brannte. Es flogen die gleichen Bände hinein, die auch zu Hause auf dem Bücherbord standen. 1934 allerdings mußten die Toten für uns unsichtbar bleiben; wir haben um die Kasernen in Lichterfelde herum nur die Salven der Exekutionskommandos gehört. Aber Heini wußte trotzdem Bescheid; in der Roten Fackel stand alles haargenau drin. Mit fünfzehn habe ich, zwischen einem Dutzend spiegelnder Schäfter hindurch, sechs Rücken gesehen; sie beugten sich auf blaugeäderte Hände hernieder, die Zahnbürsten hielten. Das sind jüdische Bürger gewesen, die vor der Synagoge die Straßen blankfegen mußten. Drei Jahre später entdeckte ich den verkohlten Thoraschrein in den Trümmern. Und ich habe am Abend dann auch die flüchtig aufgebahrte Familie Grünbaum gesehen. Als man sie auf den Friedhof brachte, sagte der Rabbiner, daß sie nicht die einzigen seien. Ein Jahr darauf, ich war neunzehn inzwischen, haben wir die polnischen Schlachtfelder von den Toten gesäubert. Wir hatten Gummihandschuhe an und waren weiß von dem Kalk, den wir streuten. Ich war zwanzig, als wir lernten, mit dem aufgepflanzten Bajonett in einen freischwebenden Sandsack zu stechen. Den Sack umlief ein waagerechter Strich, der die Gürtellinie markierte; einige numerierte Kreise drüber und drunter bezeichneten die für den Einstich wirksamsten Stellen. Mit einundzwanzig sah ich in einem ukrainischen Dorf einen sommersprossigen Jungen an der Dachrinne hängen. Partisan stand in säuberlicher Blockschrift auf dem Pappschild, das man ihm umgehängt hatte. Ich war zweiundzwanzig, da hörte ich im Gefängnis in Lemberg die ganze Nacht einen wunderbaren Tenor: Ein deutscher Soldat; er hatte sich bei einer Russin versteckt und sang noch, als sie ihn schon an die Wand gestellt hatten. 1943, im Winter südöstlich vor Charkow dachte ich, ich würde verrückt. Da brachen die Sowjets mit Flammenwerfern in die Stellungen ein. Heini hatte vor, überzulaufen; er rannte direkt in das Feuer hinein. Im Frühling darauf habe ich in einer Strafkompanie Minen geräumt. Wir hatten kein Suchgerät. Wir fingen uns Hühner und Hunde, die scheuchten wir vor uns her. Und im März 45, als ich an einem tauigen Morgen in gestohlenen Zivilkleidern westlich Küstrin behutsam von Bauernhof zu Bauernhof schlich, da habe ich zum ersten Mal auch begriffen, was Frieden sein könnte.

1960

Quelle: Wolfdietrich Schnurre: Funke im Reisig. Erzählungen 1945 bis 1965. Berlin Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-8270-0938-8. Seite 400-410

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Reposted on April 14th, 2017

5. März 2013

Bohuslav Martinů in Paris, Frühling 1932

Bohuslav Martinů hinterläßt eine bunte Fülle von kammermusikalischen Werken, die in ihrer leuchtenden Transparenz zwar anspruchslos zu sein scheinen, deren tiefere Bedeutung aber - ähnliches kommt auch bei Mozart manchmal vor - sich nur dem erschließt, der sich längere Zeit mit der Kommunikations- und Kompositionsweise des Musikers befaßt. Martinůs Herkunft (er wurde 1890 geboren), seine frühe Kindheit, die er an der tschechisch-mährischen Grenze im Dörfchen Polička verbrachte, sein Zuhause als Sohn eines Mesners 35 Meter über dem Marktplatz im Turm bzw. Wachtturm der Dorfkirche haben ihn zu sehr persönlichen Lebensansichten geführt:

»Nicht das, was die Leute unmittelbar berührte, ihre Sorgen, Freuden und Kummer konnte ich aus dieser Entfernung - besser gesagt aus dieser Höhe -wahrnehmen; es war viel eher die Weite, die grenzenlose Weite, die sich immer zu meinen Füßen und bis zum Horizont hin erstreckte. Diese habe ich in meiner Musik immer auszudrücken versucht. Die Weite und die Natur, nicht etwa die Tätigkeit der Menschen!«

Dank einem Stipendium konnte sich Martinů am Prager Konservatorium einschreiben. Sein Studium, zunächst in der Violinklasse, dann in der Orgelklasse verlief nicht gerade glänzend. Er wurde schließlich wegen unheilbarer Faulheit von der Anstalt verwiesen. Später wird er sich folgendermaßen dazu äußern:

»Das Lernen um des Lernens willen lag mir überhaupt nicht. Ich mußte die Dinge selbst entdecken, ich mußte sie selbst fühlen. Im Kontrapunktunterricht habe ich nie wirklich begreifen können, was erlaubt war, und was nicht.«

Eine Vertretung als zweiter Geiger der Tschechischen Philharmonie gab ihm Gelegenheit, Ravels Musik zu entdecken: Die französische Musik wurde ihm zum entscheidenden Erlebnis. Debussy entdeckte er anläßlich einer Aufführung von Pelléas und Mélisande. 1922 hospitiert Martinů erfolglos in der von Josef Suk geleiteten Kompositionsklasse. Ein Jahr später begibt er sich nach Paris, um dort sein Glück zu versuchen. Bei der Verwaltung der Philharmonie bittet er nur um unbesoldeten Urlaub. Er wird in Wirklichkeit niemals nach Prag zurückkehren.
Bohuslav Martinu in der rue Delambre, Paris,
 1932. Fotograf: Silvestr Hippmann,
Tschechisches Musikmuseum, Prag

Bohuš sucht ohne langes Besinnen Albert Roussel auf, der ihn als Privatschüler annimmt. Martinů entdeckt nun Strawinsky und die Gruppe der Sechs. Zum jungen Mitglied der Pariser Schule geworden, paßt er sich mühelos an das Kulturleben der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen an. Er verkehrt lieber in den Künstlerkreisen des avantgardistischen Theaters oder in Malerkreisen als in Musikerkreisen, interessiert sich für alles Neue, sei es in der Filmkunst oder im Rundfunk. Das Manuskript eines neuen Stückes zu verschenken ist ihm oft ein geeignetes Mittel, um sich bei Gastgebern zu bedanken oder jemanden günstig zu stimmen. Seine Produktion zeigt bereits deutlich eine vierfache Beeinflussung: durch die tschechisch-mährische Volksmusik, durch die modale Harmonik und die postdebussysche Technik der Durchführung mittels einer Reihe kurzer Motive, durch das englische Renaissance-Madrigal im Bereich des Kontrapunkts, schließlich durch das unablässige Suchen nach möglichen Übertragungen in die moderne Musik der ursprünglichen Form des concerto grosso.

Im Sommer 1931 beginnt Martinů eine Sonate für Violine und Klavier, eine lichtvolle und kurze Komposition, die er Hortense de Sampigny-Bailly widmen will. Insbesondere das Allegro moderato, das an die Sonate Nr. 2 op. 28 von Albert Roussel erinnert, kann als eine diskrete Huldigung des Komponisten an seinen früheren Lehrer und jetzigen Freund angesehen werden. Der Mittelsatz Larghetto klingt an Smetanas Aus der Heimat an, während der knappe Schlußsatz Poco allegretto mit seinen eleganten punktierten Rhythmen einem stilisierten Rondo ähnlich ist. Dieses kurze Stück wurde im April 1932 im Rahmen der Concerts du Triton uraufgeführt.

Špaliček ist die Verkleinerungsform von špalek. Dieses Wort bedeutet Holzklotz, oder gar Baumstumpf, wie aus der volkstümlichen Redensart »spáti jako špalek« (schlafen wie ein Klotz) erhellt. Im übertragenen Sinne bedeutet špaliček ein dickes Buch, einen Almanach, bzw. »Das tschechische Jahrbuch«, das von den Hausierern verkauft wurde, die zur Zeit der Doppelmonarchie, der drei Jahrhunderte währenden österreichisch-ungarischen Herrschaft, durch die böhmischen Lande zogen. Špaliček ist ebenfalls der Titel einer herrlichen Sammlung von Texten und von Zeichnungen, die volkstümliche Sprüche, Sprichwörter, Volksmärchen und Volkslieder illustrieren. Diese Sammlung wurde von Mikolaš Aleš (1852-1913) herausgegeben. Unter demselben Titel entsteht ab Januar 1931 eine Kantate mit großem Orchester, die ursprünglich von der Legende der Heiligen Dorothea ausgeht. Nach seiner Rückkehr nach Polička, die im Herbst stattfindet, setzt Martinů seine Arbeit fort und entlehnt den Stoff zu seiner bunten Folge von volkstümlichen Spielen, Liedern und Beschwörungsformeln entweder aus berühmten Märchen (Aschenputtel, Der gestiefelte Kater, Der Wassermann, Der kleine Wolf …) oder aus spezifisch tschechischen Märchen (Die sieben Raben, Der Wunderranzen). Dieser zweite Teil wurde in seiner ursprünglichen Ballettfassung für gemischten Chor, Kinderchor, Solisten und Kammerorchester geschrieben und am 1. Februar 1932 vollendet. Bohuš macht davon einen Klavierauszug und nimmt zwei Tänze heraus, die die Erzählung Aschenputtel beleben: einen Ritornell-Walzer und eine Hochzeitspolka. Beide Stücke sind von schlichter und zeitloser Schönheit, zwei Miniaturwerke, die erst 1950 im Orbis-Verlag (Prag) veröffentlicht wurden.

Bohuslav Martinu, Paris, Juni 1932. Fotograf:
Silvestr Hippmann. Archiv: CBM Policka
Mitte Januar schreibt Martinů in wenigen Tagen eine Sonate für zwei Violinen und Klavier, die er den »Mozart Sonata Players: Mary Ramsay und Betty Lindsay« zugedacht hat. Es handelt sich um ein neuklassizistisches Werk, das an Händels Triosonate anknüpft und einer strahlenden Kirchensonate nähersteht als den kürzlich von Strawinsky wiederbelebten italienischen Modellen (Pergolesi). Anfang Februar komponiert Martinů Zwei Lieder für Altstimme, die er Magdalena Matejovská widmet. Das erste Lied »Chorý Podzim« ist eine Vertonung des Gedichts Guillaume Apollinaires »L'automne malade« in einer Übertragung von Blanka Patková; das zweite Lied, betitelt »Květ broskvi« (Pfirsichbaumblüte), ist eine Wiederaufnahme des zweiten Liedes aus Zaubernächte (Kouzelné noci H 119, vom November 1918) . Hier wird ein chinesischer Text vertont.

In der Zeit von Mitte Februar bis Anfang April entstehen vier kurze Serenaden. Sie stellen gleichsam die geläuterte Form der A. Roussel gewidmeten Serenade für Kammerorchester (H 199) dar, die am 16. April 1931 von Walter Straram in Paris uraufgeführt wurde. Die Serenade Nr.4, die als Divertimento bezeichnet wird (H 215), wird der Pariser »Société d'Etudes mozartiennes« gewidmet. Die Serenade Nr.2 für zwei Violinen und Bratsche reiht mühelos verschiedenartige Sätze aneinander: das erste Allegro ist eine Huldigung an Mozart. Das Poco andante, das den beschwingten Charakter und den melodischen Einfallsreichtum der Musik Dvořáks besitzt, erinnert an das Larghetto aus dessen Terzett op.74, während der 3. Satz Allegro con brio von Strawinskys klassizistischem Stil beeinflußt ist.

Das Ende des Monats April wird zum größten Teil von einer ungleich anspruchsvolleren Komposition in Anspruch genommen: Martinů schreibt eine Konzertante Sinfonie für zwei Orchester, die er Serge Kussewitzki zueignet. Sie wird 1953 überarbeitet, erscheint dann im Schott-Verlag und wird 1955 von Paul Sacher in Basel uraufgeführt.

Bohuslav Martinu, Vieux Moulin, August 1937
 Archiv: CBM Policka
Ende Mai 1932, in der Zeit vom 20. bis zum 27., schreibt Bohuš ganz unvermittelt sein Streichsextett, dessen Manuskript noch rechtzeitig eingereicht wird und dem Komponisten erlaubt, den Elisabeth Sprague Coolidge-Preis (1000 Dollar) zu erhalten. Dieses Werk weist eine bewundernswerte Ausgewogenheit und Symmetrie auf. Das Hauptstück ist dessen melodiöser Mittelsatz, ein Andantino, an welches sich das kurze, lebhafte Scherzo (Allegretto scherzando im 3/8-Takt) unmittelbar anschließt. Zwei Diptychen rahmen den Mittelsatz ein: das erste besteht aus einem einleitenden Lento, auf welches ein Allegro poco moderato folgt, dem das enge Zusammenspiel kurzer Motive einen dynamischen, sich stets wandelnden Charakter verleiht; das zweite besteht aus einem lebhaft geführten Allegretto poco moderato, das der heiteren, durchsicbtigen musikalischen Sprache Martinůs gleichsam neuen Schwung gibt, und einer besänftigten Koda von großer harmonischer Schlichtheit.

Martinů muß dann noch einen Auftrag des Schottverlags ausführen, und zwar zwei Zyklen von kurzen Klavierstücken: die dazugehörenden fünf Tanzskizzen (Taneční črty H 220) werden Ende Mai vollendet. Im November werden die sechs Ritornelle vollendet. Fünf darunter, die im langsamen Tempo geschrieben sind, gleichen Miniaturbildern und huldigen sowohl Debussy als auch Janáček; das sechste, Allegro vivo, stellt gleichsam eine geistvolle Pirouette dar und markiert das Austreten aus der impressionistischen und feenhaften Welt der ersten Stücke. Bohuslav Martinů, der ewige Wanderer, der kuckucksartige Schmarotzer, der sich gerne bei anderen einnistet, wie zum Beispiel im Montparnasse-Viertel bei Nebeskys (rue Delambre), richtet sich im Herbst zum erstenmal in einem eigenen Studio in der rue de Vanves ein. Seine Wohnung befindet sich in einem sonst Kunstmalern vorbehaltenen Komplex aus Holzbungalows. Hier bleibt er in engem Kontakt mit seinen avantgardistischen Freunden, in erster Linie den Malern Stána, Zrzavý, Tichý … dann auch mit den Schriftstellern Vítězslav Nezval, Karel Čapek oder mit den Schauspieler-Chansonniers und Conferenciers des »Befreiten Theaters« Voskovec und Werich.

Wegen der im Frühling 1932 erblühten Meisterwerke wird Bohuslav Martinů als der originellste tschechische Komponist der Pariser Schule angesehen. Die Pariser Atmosphäre hat ihm ermöglicht, die Modernität des Stils mit dem böhmischen Erbe zu verbinden, mit den geistigen Wurzeln, die er in seiner Kindheit findet … und bei Mozart.

Quelle: Pierre E. Barbier: im Booklet [Deutsche Fassung: Jean Isler]

Track 22: Streichsextett H 224, II. Andantino



TRACKLIST

BOHUSLAV MARTINU (1890-1959)

PARIS, SPRING OF 1932

Two Dances for piano, from the ballet Spalicek
Zwei Tänze für Klavier, nach dem Ballett Spalicek
Deux Danses pour piano, tirées du ballet Spalicek H 214 C         07:53
01. Waltz / Walzer / Valse - Allegro moderato                     05:44
02. Polka - Moderato                                              02:00

Sonata no. 2 for violin and piano
Violinsonate Nr. 2
Sonate pour violon et piano no 2 H 208                            13:24
03. I.   Allegro moderato                                         04:30 
04. II.  Larghetto                                                04:13 
05. III. Poco allegretto                                          03:26 

Ritournelles - Six Pieces for piano 
Sechs Klavierstücke
Six Pièces pour piano H 227                                       10:43
06. I.   Andante. Poco allegro                                    01:25 
07. II.  Andante moderato                                         01:42
08. III. Intermezzo I. Andantino                                  01:42
09. IV.  Andante. Poco allegro                                    01:41
10. V.   Intermezzo II. Andante                                   02:24
11. VI.  Allegro vivo                                             01:27

Sonata for two violins and piano
Sonate für zwei Violinen
Sonata pour deux violons et piano H 213                           13:31
12. I.   Allegro poco moderato                                    04:37 
13. II.  Andante                                                  05:01 
14. III. Allegretto                                               00:24 
15. IV.  Allegro                                                  03:09 

Two Songs / Zwei Lieder / Deux chansons pour contralto et piano   07:16
16. I.  Chorý podzim (L'Automne malade, de Guillaume Apollinaire) 04:16 
17. II. Kvet broskvi (Fleur du pêcher)                            02:46 

Serenade no. 2 for two violins and viola
Serenade Nr. 2 für zwei Violinen und Bratsche
Sérénade no. 2 pour deux violons et alto H 216                    06:58
18. I.   Allegro                                                  01:45 
19. II.  Poco andante                                             02:54 
20. III. Allegro con brio                                         02:09 

String Sextet / Streichsextett / Sextuor a cordes H 224           17:23
21. I.   Lento - Allegro poco moderato                            06:49 
22. II.  Andantino                                                06:16 
23. III. Allegretto poco moderato                                 04:08 

                                              TOTAL PLAYING TIME: 77:33 

KOCIAN QUARTET:
Pavel Húla, violin (3-5, 12-15, 18-23)
Jan Odstrcil, violin (18-23)
Zbynek Padourek, viola (18-23)
Václav Bernásek, cello (21-23)

PRAZAK QUARTET members:
Josef Klusón, viola (21-23)
Michal Kanka, cello (21-23)

Olga Svobodová, mezzo soprano (16-17)
Boris Krajný, piano (3-17)
Daniel Wiesner, piano (1-2)

DDD
Studio Recordings, Prague, February 17-26, 1997
Recording Producer: Zdenek Zahradník - Balance Engineer: Tomás Zikmund
(C) 1997, (P) 1998

Eine neue Erklärung der Menschenrechte

Max Ernst: Das Rendezvous der Freund, 1922, Öl auf Leinwand, 130 x 195 cm, Köln, Museum Ludwig
Dargestellte Personen: 1. René Crevel, 2. Philippe Soupault, 3. Hans Arp, 4. Max Ernst, 5. Max Morise, 6. Fjodor Dostojewski, 7. Rafael Sanzio, 8. Théodore Fraenkel, 9. Paul Eluard, 10. Jean Paulhan, 11. Benjamin Péret, 12. Louis Aragon, 13. André Breton, 14. Johannes Theodor Baargeld, 15. Giorgio de Chirico, 16. Gala Eluard, 17. Robert Desnos
Was ist Surrealismus? Bei dem Versuch einer Definition greift André Breton 1924 im "Ersten Manifest des Surrealismus" zu einer dem Stil von Lexika und Wörterbüchern angeglichenen Formulierung:

"SURREALISMUS, Subst., m. - Reiner psychischer Automatismus, durch den man mündlich oder schriftlich oder auf jede andere Weise den wirklichen Ablauf des Denkens auszudrücken sucht. Denk-Diktat ohne jede Kontrolle durch die Vernunft, jenseits jeder ästhetischen oder ethischen Überlegung.

ENZYKLOPÄDIE. Philosophie. Der Surrealismus beruht auf dem Glauben an die höhere Wirklichkeit gewisser, bis dahin vernachlässigter Assoziationsformen, an die Allmacht des Traumes, an das zweckfreie Spiel des Denkens. Er zielt auf die endgültige Zerstörung aller psychischen Mechanismen und will sich zur Lösung der hauptsächlichen Lebensprobleme an ihre Stelle setzen. Zum absoluten Surrealismus haben sich bekannt: Aragon, Baron, Boiffard, Breton, Carrive, Crevel, Delteil, Desnos, Eluard, Gérard, Limbour, Malkine, Morise, Naville, Noll, Péret, Picon, Soupault, Vitrac."

Mit diesem pseudowissenschaftlichen Textelement ergänzt Breton sein stilistisch immer wieder gebrochenes, jeder logischen Gliederung widerstrebendes "Erstes Manifest des Surrealismus" durch eine weitere Stilvariante, durch ein neues Schlaglicht auf die Kunstform, die er als "Surrealismus" vorstellt.

Liest man den Namen derer, die nach Breton den "absouten Surrealismus" repräsentieren, so gewinnt man den Eindruck, es handele sich hier um eine rein literarische Bewegung, jedoch gewährt Breton in Form einer Fußnote auch den bildenden Künstlern Einlass in diese neue, der Kunst erschlossenen Domäne. Einige von ihnen, nämlich Uccello, Seurat, Moreau, Matisse, Derain, Picasso, Braque, Duchamp, Picabia, de Chirico, Klee, Man Ray, Ernst, Masson, nimmt er in die Gruppe derjenigen auf, die - ohne die "surrealistische Stimme" je gehört zu haben - in irgendeiner Weise dennoch der neuen Bewegung nahe standen.


Man Ray: Büro für surrealistische Forschung
Die Mitglieder in den Räumen der "Surrealistischen Zentrale", Rue de Grenelle,
Paris, Dezember 1924. Von links nach rechts (stehend): Charles Baron,
 Raymond Queneau, Pierre Naville, André Breton, Jacques-André Boiffard,
Giorgio de Chirico, Paul Vitrac, Paul Eluard, Philippe Soupault, Robert Desnos,
 Louis Aragon; sitzend: Simone Breton, Max Morise, Marie-Louise Soupault
Erstaunlicherweise besinnt Breton sich nicht nur auf Zeitgenossen, sondern mit Uccello, Seurat oder Moreau zitiert er - ebenso wie im Bereich der Dichtung mit Dante, Hugo oder Chateaubriand auch Vertreter früherer Generationen, so, als sei der Surrealismus eine gedankliche Grundhaltung, die von jeher, über Jahrhunderte hinweg, bestanden habe. Die Auseinandersetzung mit den historischen Tatsachen verdeutlicht jedoch, dass - wenngleich es immer Künstler gegeben hat, deren Werke durch den Traum, durch Übersinnliches, Irrationales oder Absurdes inspiriert waren - der Surrealismus sich einem genaueren Verständnis nur erschließt, wenn man ihn als künstlerische Bewegung betrachtet, die an eine bestimmte Epoche, die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, gebunden ist.

Es war Guillaume Apollinaire, der 1917 den Begriff "Surrealismus" ins Leben rief. Er verwandte ihn zunächst im Programmheft zu Erik Saties Ballett "Parade", um dann sein eigenes Theaterstück, "Les Mamelles de Tirésias" als ein "surrealistisches Drama" zu bezeichnen.

Kritik an der saturierten Gesellschaft

Abgesehen von dieser zu datierenden Begriffsschöpfung, waren für die Entstehung der surrealistischen Bewegung zwei historische Tatsachen grundlegend.

Die Künstler, die sich zu Beginn der zwanziger Jahre in Paris zusammenfanden, teilten die tiefe Verachtung der bürgerlichen, materialistischen Gesellschaft, die ihrer Meinung nach nicht nur den Ersten Weltkrieg mit seinen furchtbaren Wirkungen und Folgen zu verantworten hatte, sondern, die, in der selbstzufriedenen Oberflächlichkeit ihrer Lebensführung, in ihrem Glauben an die Allmacht der technischen und naturwissenschaftlichen Errungenschaften, einer Degeneration zum Opfer gefallen war, der man nur noch durch eine revolutionäre, neue Anti-Kunst entgegentreten konnte. Gegen die Unumstößlichkeit anachronistischer Überzeugungen, auch und gerade in Bezug auf die Kunst, hatten sich schon die anarchistischen Aktionen der Dadaisten gewandt. Die Surrealisten schlossen an diese Bewegung an, allerdings mit dem Willen zu einem organisierteren, in gewissem Maße realitätsbezogeneren Vorgehen. André Breton, der im Laufe der folgenden zwei Jahrzehnte als Integrationsfigur und charismatischer Anführer die Kräfte bündeln und dirigieren sollte, schwebte eine Bewegung vor, die mit ihren Aktivitäten tatsächlich eine Veränderung anstrebte. Der Surrealismus sollte nicht nur Kunst und Dichtung erfassen, sondern er war zur "Lösung der hauptsächlichen Lebensprobleme" angetreten, wie es im "Ersten Manifest" hieß. Er sollte sich an alle richten, er sollte gesellschafts- und bewusstseinsverändernd wirken.

Zentral für dieses Konzept waren die Erkenntnisse Sigmund Freuds, den André Breton in einer den eigenen Zwecken dienlichen Art und Weise rezipierte. Er betrachtete die Erkenntnisse Freuds als eine zufällige Wiederentdeckung der Kräfte der Imagination und des Traums, die lange hinter der die Gegenwart beherrschenden rein rationalen Sichtweise verborgen gewesen seien und die laut Breton jetzt wieder zu ihrem Recht zu kommen schienen. Eine neue Strömung des Denkens sollte sich hieraus entwickeln, eine Perspektive, aus der heraus auch der Künstler sich der Kontrolle der Vernunft würde entziehen können. War es das Verdienst Sigmund Freuds, das Unterbewusstsein als Realität zu definieren und zu beschreiben, die unser Handeln und Denken beherrscht, so setzte Breton diese Einsicht in eine künstlerisch-literarische Methode um, die auf dem Unterbewusstsein oder der "Imagination" basierte, die - so Breton - durch Rationalismus, Zivilisation, Fortschritt unterdrückt worden war. Breton setzte die Thesen Freuds um in Kampfbereitschaft gegenüber einer Kultur, die er von einem zensierenden Über-Ich bedroht sah.

Max Ernst: Telegramm von Tristan Tzara an Max Ernst, 19. Juli 1921
 (Vorder- und Rückseite), Frottage, Bleistift auf Papier, 18,5 x 22 cm,
Basel, Kunstmuseum, Kupferstichkabinett
1916 hatte Breton als Assistenzarzt in der neurologischen Abteilung des Hospitals in Nantes Jacques Vaché kennengelernt, der in seiner Verehrung des Dichters Alfred Jarry und mit dadaistischen Nonsensaktionen eine antibürgerliche Haltung an den Tag legte. Breton seinerseits interessierte sich insbesondere für Träume und gedankliche Assoziationsketten von Geisteskranken, die er aufzeichnete. Nach dem Selbstmord Vachés, 1919, schrieb Breton gemeinsam mit Philippe Soupault auf dem Weg der freien Assoziation Texte, die 1919 unter dem Titel "Les champs magnétiques" veröffentlicht wurden. Man darf sie als eine der ersten Manifestationen der "écriture automatique" betrachten, die Breton im "Ersten Manifest des Surrealismus" in folgender Weise beschreibt: "Ich beschäftigte mich damals noch eingehend mit Freud und war mit seinen Untersuchungsmethoden vertraut, die ich im Kriege gelegentlich selbst bei Kranken hatte anwenden können, und beschloß nun, von mir selbst das zu erreichen, was man von ihnen haben wollte: nämlich einen so rasch wie möglich fließenden Monolog, der dem kritischen Verstand des Subjekts in keiner Weise unterliegt, der sich infolgedessen keinerlei Zurückhaltung auferlegt und der so weit wie nur möglich gesprochener Gedanke wäre."

"Dada Max Ernst" - Vernissage der Ausstellung in der Galerie Au Sans Pareil,
 Paris, 2. Mai 1921. Von links nach rechts: René Hilsum, Benjamin Péret,
Serge Charchoune, Philippe Soupault, Jacques Rigaut (mit dem Kopf nach
 unten), André Breton
Die zufällige Begegnung von Nähmaschine und Regenschirm auf einem Seziertisch

Dieser, im Zusammenhang mit dem Surrealismus so häufig zitierten Methode der "écriture automatique" lässt sich eine weitaus größere symbolische denn praktische Bedeutung beimessen. Auf die dichterische Tätigkeit bezogen, steht die "écriture automatique" für den Anspruch, Kreativität aus den Tiefen des Unterbewusstseins, aus Traum und Halluzination zu speisen, gleichzeitig aber die rationalen Kräfte soweit als möglich auszuschalten. In der bildenden Kunst treten an ihre Stelle Vorgehensweisen, die, dem jeweiligen Medium entsprechend, ebenfalls neue, antirationale Quellen der schöpferischen Tätigkeit ausloten.

In seinem Traktat "Was ist Surrealismus" schrieb Max Ernst 1934 rückblickend: "Für Maler und Bildhauer schien es anfangs nicht leicht, der ,écriture automatique' entsprechende, ihren technischen Ausdrucksmöglichkeiten angepaßte Verfahren zur Erreichung der poetischen Objektivität zu finden, d.h. Verstand, Geschmack und bewußten Willen aus dem Entstehungsprozeß des Kunstwerks zu verbannen. Theoretische Untersuchungen konnten ihnen dabei nicht helfen, sondern nur praktische Versuche und deren Resultate. 'Die zufällige Begegnung von Nähmaschine und Regenschirm auf einem Seziertisch' (Lautréamont) ist heute ein altbekanntes, fast klassisch gewordenes Beispiel für das von den Surrealisten entdeckte Phänomen, daß die Annäherung von zwei (oder mehr) scheinbar wesensfremden Elementen auf einem ihnen wesensfremden Plan die stärksten poetischen Zündungen provoziert. Zahllose individuelle und kollektive Experimente haben die Brauchbarkeit dieses Verfahrens erwiesen. Es zeigte sich dabei, daß je willkürlicher die Elemente zusammentreffen konnten, umso sicherer eine völlige oder partielle Umdeutung der Dinge durch den überspringenden Funken Poesie geschehen mußte."

Typisches Beispiel für diesen Prozess ist die Collage, die in Max Ernst ihren bedeutendsten Vertreter fand. Schon 1919, als der Künstler in Köln noch als einer der Protagonisten von Dada auftrat, entdeckte er die halluzinatorische Wirkung, die aus der Kombination von - in diesem Fall bildhaften - Elementen, die aus unterschiedlichen Sinnzusammenhängen stammten, hervorging. Motive aus Warenhauskatalogen, anatomische Darstellungen, alte Radierungen lieferten ihm das Rohmaterial für seine Collagen. Er zerschnitt sie, kombinierte sie neu und präsentierte diese überraschenden Zusammenstellungen vor einem neuen Hintergrund.

Allerdings: "Gefieder kommt von Feder, Collage jedoch nicht von Kleister", so wehrt Max Ernst in dem Text "Was ist Surrealismus" eine rein technische Definition dieser Erfindung ab, denn es handelt sich für ihn um einen Prozess, der den Bereich des Bildes weit überschreitet, um paradigmatisch für die surrealistische Denkweise zu stehen.

Max Ernst: L'évadé, Histoire Naturelle, Blatt 30. 1925, Frottage, Bleistift auf
 Papier, 26 x 43 cm, Stockholm, Moderna Museet
"Allein dadurch, daß eine fest umrissene Realität, deren natürliche Bestimmung ein für alle Mal festzuliegen scheint (ein Regenschirm), sich unvermittelt neben einer zweiten, weit entfernten und nicht weniger absurden Realität (einer Nähmaschine) an einem Ort findet, wo beide sich fremd fühlen müssen (auf einem Seziertisch), tritt sie aus ihrer natürlichen Bestimmung und ihrer Identität heraus; auf dem Umweg über einen relativen Wert geht sie von ihrer falschen Absolutheit über in eine neue, wahre und poetische Absolutheit: Regenschirm und Nähmaschine begatten sich. Durch dieses recht einfache Beispiel scheint mir der Mechanismus des Verfahrens enthüllt. Die völlige Transmutation als Folge einer reinen Handlung wie dem Liebesakt wird sich zwangsläufig erweisen, sooft die Vereinigung zweier scheinbar unvereinbarer Wirklichkeiten auf einer Ebene, die ihnen scheinbar nicht entspricht, die nötigen Voraussetzungen schafft."

1936, als Max Ernst diese Gedanken zur Collage in seinem Essay "Jenseits der Malerei" äußerste, konnte er im Rückblick auch die übergreifende Bedeutung dieser Kombinationstechnik im Denken und in der künstlerischen Praxis für den Surrealismus erkennen. Die Errungenschaft der Collage liegt für ihn in der Erschließung des Irrationalen für alle Bereiche der Kunst, der Poesie, je sogar der Wissenschaft und der Mode. "Mit Hilfe der Collage hat das Irrationale sich", so Max Ernst, "Eingang in unser privates und unser öffentliches Leben verschafft." Der surrealistische Film ist ohne sie nicht zu denken, und einen nicht zu unterschätzenden Einfluss hat sie darüber hinaus auf die weitere Entwicklung der surrealistischen Malerei ausgeübt, wobei er vor allem an die Bilder Magrittes und Dalis denkt.

1925 entdeckte Max Ernst die Frottage, ein bei Kindern wohlbekanntes Verfahren, das wie die Collage dem Zufälligen in der kreativen Arbeit des Künstlers breiten Raum gewährt: Der Maler reibt den Bleistift oder fast trockenen Pinsel auf einer Fläche aus Papier oder Stoff, die auf einer rauen Unterlage liegt. So wird die Maserung der Unterlage sichtbar. Über die Entstehung der "Histoire Naturelle" mit Hilfe dieser Technik berichtete Max Ernst wiederum ein Jahrzehnt später, 1936 in "Jenseits der Malerei", - in dem gleichen Tenor, der auch seine Erinnerungen zur Collage charakterisiert: "Der halbautomatische Vorgang intensiviert die visionären Fähigkeiten des Malers und prägt die entstandene Darstellung mehr als das bewusste, aktive Eingreifen des Künsllers. Meine Neugier war geweckt, staunend und unbekümmert begann ich, alle möglichen Materialien in meinem Gesichtskreis auf die gleiche Weise zu befragen: Blätter und ihre Rippen, ausgefranstes Sackleinen, die Pinselstriche eines ,modernen' Gemäldes, einen von der Rolle abgespulten Faden usw., usw. Meine Augen sahen jetzt menschliche Köpfe, verschiedene Tiere, eine Schlacht, die mit einem Kuß endete. … Das Durchreibeverfahren beruht folglich auf nichts anderem als der Intensivierung der Reizbarkeit geistiger Fähigkeiten mit geeigneten technischen Mitteln. Es schließt jede bewußte mentale Steuerung (Vernunft, Geschmack, Moral) aus und beschränkt den aktiven Teil dessen, den man bisher Autor des Werkes nannte, aufs äußerste."

Alberto Giacometti: Bewegte und stumme Gegenstände.
 In "Le Surrealisme au Service de la Révolution", Dezember 1931
Ein "Büro für surrealistische Forschung"  

Grundsätzlich beschränkte sich die Aktivität der Surrealisten nicht auf Literatur, Dichtung und bildende Kunst, sondern kurz vor dem Erscheinen des "Ersten Manifest des Surrealismus", 1924, wurde in Paris in der Rue de Grenelle das "Büro für surrealistische Forschung" eröffnet und später mit der folgenden, aufschlussreichen Anzeige in der Zeitschrift, "La Révolution surréaliste", dem ebenfalls seit 1924 erscheinenden publizistischen Organ der Surrealisten vorgestellt: "Das Büro für surrealistische Forschung setzt sich dafür ein, mit allen adäquaten Mitteln, Äußerungen im Hinblick auf die verschiedenen Formen, die die unbewußte Aktivität des Geistes anzunehmen imstande ist, zusammenzutragen."

Dass es sich um eine Initiative handelte, die auf eine praktische Wirkung des Surrealismus abzielte, unterstreicht die Beschreibung aus Louis Aragons Text "Une vague de rêves": "Die Plastik einer Frau hatten wir an die Decke des leeren Zimmers gehängt, in dem uns jeden Tag Menschen aufsuchen, die sich mit geheimen Ideen quälen und von Unruhe getrieben sind. … Die aus fernsten Landstrichen stammenden oder auch mitten in Paris geborenen Besucher helfen mit, die riesige Kriegsmaschinerie auszuarbeiten und auszubauen, mit der vernichtet werden soll, was ist, damit herbeigeführt und vollendet werden könne, was nicht ist. In der Rue de Grenelle 15 haben wir ein romantisches Asyl für all jene Ideen, die sich jeder Einordnung in landläufige Ideen widersetzen, und alle verbissenen Revolten eingerichtet. Alles, was in dieser verzweifelten Welt noch an Hoffnung übriggeblieben ist, richtet seine letzten verzückten Blicke auf unseren armseligen Laden: Eine neue Erklärung der Menschenrechte muß irgendwie auf die Beine gebracht werden, das ist das Ziel."

Die Betreiber dieser umfassenden gesellschaftlichen Erneuerungsidee zeigt eine im Dezember 1924 entstandene Gruppenaufnahme von Man Ray. Man sieht die Surrealisten unter der von Aragon erwähnten Plastik, vor einem Gemälde de Chiricos.

Man Ray: Exposition surréaliste d'objets. Blick in die Ausstellung
surrealistischer Objekte in der Gallerie Charles Ratton, Paris, Mai 1936
Der Surrealismus und die Malerei

Giorgio de Chirico, den Breton im Manifest von 1924 in etwas zweideutiger Weise als "so lange bewundernswert" hervorhob, zog als einer der ersten Maler das Interesse Bretons auf sich, als es sich darum handelte, auch die bildende Kunst in die zunächst betont literarischen und dichterischen Aktivitäten der Surrealisten einzubeziehen. Breton, der in der "Révolution surréaliste" seit 1925 eine Geschichte der modernen Malerei in mehreren Folgen zusammenstellte und deren Zusammenhänge mit dem Surrealismus untersuchte, ging hier auch auf de Chirico ein, dessen frühe Werke schon vereinzelt in der Zeitschrift abgebildet worden waren. Breton stand de Chirico jetzt, nachdem der Maler sich von der "Pittura metafisica" abgewandt hatte, kritisch gegenüber. Seine Interpretation zielte dennoch darauf ab, de Chirico zumindest bis zu dessen "Sündenfall" - der Rückkehr zu einer naturalistischen Malerei - in den Surrealismus zu integrieren, denn gerade bei diesem Künstler sah Breton sich einer Kunst gegenüber, die seinem Hauptkriterium für den "Surrealismus in der Malerei" entsprach: der konsequenten Abkehr von der Realität.

"Es ist der größte Wahnsinn dieses Malers", schrieb er über de Chirico im "Ersten Manifest des Surrealismus", "sich auf die Seite der Belagerer einer Stadt verirrt zu haben, die er selbst aufgebaut hat und die er uneinnehmbar machte! Sie wird sich ihm wie so vielen anderen auf ewig mit ihrer furchtbaren Stärke widersetzen, denn er hat sie so gewollt - das was dort geschieht, kann nicht an einem anderen Orte geschehen. … Wie oft habe ich versucht, mich darin zurechtzufinden, den unmöglichen Rundgang durch diese Gebäude zu machen, mir das eherne Auf- und Untergehen der Sonnen des Geistes vorzustellen! Zeit der Säulenhallen, Zeit der Gespenster, Zeit der Gliederpuppen, Zeit der Innenräume, in der geheimnisvollen, chronologischen Ordnung, in der ihr mir erscheint …".

Salvador Dalí: Aphrodisische Jacke. 1936,
Smokingjacke mit Likörgläsern, Hemd und Plastron
auf Kleiderbügel, 88 x 76 x 6 cm, Privatbesitz
Geheimnis und Realitätsferne ließen sich für Picasso, dessen Arbeiten in der "Révolution surréaliste" großzügig abgebildet wurden, nicht unbedingt in Anspruch nehmen, und Breton hütete sich denn auch, Picassos Werke ausdrücklich als surrealistisch auszugeben. Aber konnte man Picassos Werke nicht auch so ansehen, als ob sie über die Malerei hinausgingen und damit bewiesen, dass es so etwas wie surrealistische Malerei überhaupt geben konnte? Wenn Breton der Malerei eine Ausdruckskraft zuerkannte, die der Ausdruckskraft der Sprache gleichkommt, wenn er feststellte, es sei schon ein ganz neuer Weg beschritten, sobald der Maler nicht mehr die Außenwelt nachbildete, sondern sich auf sein inneres Bild konzentrierte, dann steckte er einen weiten Rahmen ab für die Mahlerei als surrealistischer Kunstäußerung.

Offenbar war Breton sich bewusst, welche Bedeutung die Integration Picassos in das surrealistische Lager für die Popularität der Bewegung haben konnte, und in seinem Text "Der Surrealismus und die Malerei" widmete er Picasso 1925 einige ausführliche Reflexionen: "Man muß sich schon keinerlei Vorstellung machen von der außergewöhnlichen Bestimmung Picassos, um von ihm eine gewisse Abtrünnigkeit zu fürchten oder zu erhoffen. Daß er, um unerträgliche Nachahmer zu entmutigen oder um dem reaktionären Ungeheuer einen Seufzer der Erleichterung zu entlocken, von Zeit zu Zeit so tut, als bete er an, was er eben verbrannte - nichts scheint mir vergnüglicher und nichts gerechtfertigter. Aus der nach oben geöffneten Werkstatt werden bei sinkender Nacht immer wieder Gestalten von göttlicher Ungewohntheit aufsteigen, Tänzer mit Bruchstücken von marmornen Kaminen, Tische, die prächtig beladen sind, neben denen eure wie soeben abgedeckt aussehen, und all das was in der unausschöpflichen Zeitung Le Jour hängen geblieben ist … Man hat gesagt, es könne keine surrealistische Malerei geben. Malerei, Literatur, was ist das schon, da Sie, Picasso, den Geist auf seine höchste Höhe trugen, auf der nicht mehr der Widerspruch gilt, sondern das Darüberhinaus!"

Marcel Duchamp: Flaschentrockner. 1914,
Ready-made, galvanisiertes Eisen, Höhe 64 cm,
 Durchmesser 42 cm. Paris, Musée National
d'Art Moderne, Centre Pompidou
Die Surrealisten und die bildenden Künstler in ihrem Umfeld

Seit 1920 fanden sich eine ganze Reihe von bildenden Künstlern in Paris im Umkreis der Surrealisten zusammen. So zeigte Max Ernst, der in Köln zunächst zahlreiche dadaistische Aktivitäten initiiert oder an ihnen teilgenommen hatte, 1921 erste Collagen in Paris in der Galerie Au Sans Pareil.

In seinen 1936 formulierten Gedanken "Au-delà de la peinture" bezeichnete er diese Werke als "Das Wunder der vollständigen Verwandlung der Lebewesen und Gegenstände, mit oder ohne Veränderung ihrer physischen oder anatomischen Gestalt." - Worte, die den überraschenden und im surrealistischen Sinn mysteriösen Charakter dieer Arbeiten in sich fassen. Max Ernst hatte im gleichen Jahr auch Kontakt zu Paul Eluard geknüpft, dem er in Köln begegnet war. Hieraus entwickelte sich eine dauerhafte Freundschaft. Paul Eluard erwarb eine Reihe früher Werke von Max Ernst, der auch Eluards Haus in Eaubonne mit bedeutenden Wandbildern ausstattete.

Die Freundschaft zwischen Dichter und Maler bewährte sich nicht nur in schwierigen Situationen - Max Ernst reiste 1922 mit dem Pass Eluards nach Paris, und Eluard hatte er auch seine Befreiung aus einem Internierungslager im Süden Frankreichs zu Beginn der deutschen Okkupation zu verdanken -, sie führte darüber hinaus zu wichtigen Buchprojekten des Surrealismus, die Text und Illustration kongenial verbanden. Am Anfang stand "Les malheurs des immortels" von 1922. Weitere Publikationen, wie "Une semaine de bonté", in den dreißiger Jahren, folgten. Sie legten Zeugnis ab für das tiefe gegenseitige Verständnis zwischen Max Ernst und Paul Eluard sowie für die enge Verbindung von Dichtung und Malerei im Surrealismus.

Es gab auch andere charakteristische Freundschaften wie die des Malers Yves Tanguy mit dem Herausgeber der "Fantômas"-Romane, die von den Surrealisten geschätzt wurden, Marcel Duhamel, mit dem zusammen Tanguy einige Zeit einen kleinen Pavillon in der Rue du Château in Paris bewohnte und mit dessen finanzieller Unterstützung er sich seiner künstlerischen Tätigkeit widmen konnte. 1927 wurden die Werke dieses Autodidakten in der Galerie surréaliste in Paris präsentiert, begleitet von einem Katalog, den Andre Breton mit einem Vorwort versehen hatte.

1922 wurde auch Tristan Tzara, 1916 ein Mitbegründer der Dada-Bewegung in Zürich, von den Surrealisten begeistert aufgenommen. Gemeinsam mit Man Ray gab er den Band "Champs délicieux" heraus. Man Ray hatte 1921 die Rayographie erfunden, eine fotografische Methode, bei der der Gegenstand, der reproduziert werden soll, direkt auf das lichtempfindliche Papier gelegt wird, so dass nicht er selbst, sondern seine Negativ-Aura, eine Art Schattenbild, entsteht. Ihr Buch verband Texte Tzaras mit den Rayographien Man Rays.

Salvador Dalí: Hummer-Telefon oder Aphrodisisches Telefon.
1936, Telefon mit Hummer aus bemaltem Gips, 18 x 12,5 x 30,5 cm
 Frankfurt a.M., Museum für Kommunikation
André Masson lernte Breton 1924 im Anschluss an die erste Einzelausstellung des Künstlers bei dem Galeristen Daniel-Henry Kahnweiler kennen. Schon in den ersten Nummern von "La Révolution surréaliste" wurden Massons "dessins automatiques", deren Titel die "écriture automatique" Bretons und Soupaults variierte, abgedruckt. Seit Beginn der zwanziger Jahre war Masson in einen Kreis von Freunden aufgenommen - Antonin Artaud, Robert Desnos und Michel Leiris gehörten dazu -, die sich regelmäßig bei ihm in der Rue Blomet in Paris trafen. Neben dem Atelier Massons, in der Rue Blomet 45, lag die Wohnung Joan Mirós, was die beiden Maler zufällig bei einer Abendgesellschaft 1923, auf der sie sich kennen lernten, entdeckten. "Masson las immer viel und war voller Ideen", erinnerte sich Miró an ihre Freundschaft, "er war mit fast allen jungen Dichtern der der damaligen Zeit befreundet. Durch Masson lernte ich sie kennen … Sie interessierten mich mehr als die Maler, denen ich in Paris begegnet war. Ich war hingerissen von den neuen Ideen, die sie verkündeten, und vor allem von der Dichtung, über die sie sprachen. Ich verschlang sie Nächte hindurch."

Einige dieser Maler und Fotografen, die zum Kreis der Surrealisten gehörten, waren vertreten in einer Ausstellung, die vom 14. bis 25. November 1923 in der Galerie Pierre in Paris unter dem Titel "La Peinture surréaliste" stattfand. Hinzu kamen Miró, Klee und Arp sowie Picasso und de Chirico. Es handelte sich um die erste der Malerei gewidmete Aktion, die die wichtigsten surrealistischen Künstler zusammenfasste. Sie repräsentierten die erste Phase des Surrealismus in der Malerei, wie sie sich in ihrer "heroischen" Zeit - zwischen dem Ersten (1924) und dem Zweiten Manifest (1929) - ausformte.

Wichtigstes gedankliches Konzept war der Automatismus (das zeichnerische Gegenstück zu der freien Assoziation mit Wörtern), der zum "abstrakten Surrealismus" Massons, Mirós und Arps führte. Hier herrschten biomorphe, weiche Formen und eine zum Teil ungewöhnliche, haptische Materialität vor. Die Veranschaulichung von Traumbildern bestimmte dagegen stilistisch den Surrealismus von Magritte, Tanguy und Dalí, Malern, die erst später zum surrealistischen Kreis stießen. Der gemeinsame Nenner all dieser Künstler jedoch war die Beschäftigung mit Gegenständen visionärer, poetischer, metaphorischer Art. Die Surrealisten malten keine ungegenständlichen Bilder. Alle Werke Mirós, Massons oder Arps, mögen sie auch noch so abstrakt wirken, beziehen sich immer zumindest andeutungsweise auf ein Sujet. Man versuchte, auf ein inneres Bild hinzuarbeiten, das entweder durch Automatismus improvisiert wurde oder das illusionistische Vision des innerlich Erschauten war.

Salvador Dalí: Das Phänomen der Extase. In: "Minotaure",
 Dezember 1933, Fotomontage, 27 x 18,5 cm, Privatbesitz
"Das Rendezvous der Freunde"

Ein Gruppenbild der Surrealisten, das 1922 entstandene Rendezvous der Freunde von Max Ernst, zeigt den engen Kontakt zwischen Dichtern und bildenden Künstlern, obwohl die Maler auf diesem Gemälde weniger stark repräsentiert sind. Neben Max Ernst selbst sehen wir hier Hans Arp und de Chirico sowie das collagenartig eingefügte Selbstbildnis von Raffael. Daneben erscheinen die surrealistischen Schriftsteller und Poeten, ergänzt durch Fjodor Dostojewski, den Breton schon im "Ersten Manifest" erwähnt, und der als Pendant zu Raffael fungiert.

Die Dargestellten wirken entfremdet. Jeder blickt in eine andere Richtung ohne Kontakt zu den anderen. Johannes Baargeld erscheint in weiter Schrittstellung und mit sinnlos-beschwörender Geste, während Breton hinter ihm den Betrachter fixiert und die Gruppe mit der Rechten zu segnen scheint. Nicht zuletzt dieses Gruppenbildnis von Max Ernst, eine "Momentaufnahme" des Jahres 1922, lässt die Frage nach dem Zusammenhalt, nach dem Bindeglied zwischen den so unterschiedlichen Beteiligten entstehen.

Ein Indiz für die Beantwortung dieser Frage enthält der Hinweis auf die vielen gemeinsamen Aktivitäten der Surrealisten, auf die von allen geteilte Faszination für die gleichen Phänomene. Es handelte sich um Vorgänge, die jeweils den gewohnten Rahmen der Existenz sprengten und über Rationalität und Vernunft hinaus Bereiche des Denkens erschlossen, die neu, unbekannt oder auch amüsant waren. 1926 erfand man das Spiel des "Cadavre exquis", bei dem ein Blatt Papier zusammengefaltet wird und mehrere Personen an der Entstehung eines Satzes oder einer Zeichnung mitwirken, ohne dass eine von ihnen die Ausführungen des Vorgängers sehen kann. Der Prototyp, der dem mittlerweile klassisch gewordenen Spiel seinen Namen gegeben hat, enthält im ersten Satz, der auf solche Weise entstanden ist, die Worte: "Le - cadavre - exquis - boira - le vin nouveau" (Der köstliche Leichnam wird den neuen Wein trinken).

FORTSETZUNG FOLGT

Quelle: Eine neue Erklärung der Menschenrechte. In: Cathrin Klingsöhr-Leroy: Surrealismus. Taschen, Köln, 2011. ISBN 978-3-8365-1416-3. Seite 6 bis 25.

Dem Infoset liegt der Artikel von Rainer Zuch: Max Ernst, der König der Vögel und die mythischen Tiere des Surrealismus bei. (Sonderdruck aus »kunsttexte.de« 2/2004)

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