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27. August 2019

Weltliche Musik im christlichen und jüdischen Spanien 1490-1650 (Hespèrion XX, Jordi Savall, Montserrat Figueras)

Die Polyphonie erlebte in Spanien eine frühe Blüte, eine Entwicklung, die sich durch die engen musikalischen Beziehungen, die Spanien im 15. Jahrhundert mit dem übrigen Europa unterhielt, vor allem während der Regierungszeit von Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien‚ noch weiter verstärkte. Es läßt sich vermuten, daß die Liedersammlung Cancionero de Palacio, die von einer etablierten spanischen Schule voller Vitalität zeugt, am Hof von König Ferdinand zusammengestellt worden ist.

Die meisten Stücke in dieser Sammlung sind villancicos und kommentieren volkstümliche Themen in stilisierter Sprache. Kennzeichnend für die villancicos ist ihre klare Gliederung, der homophone Stil und der Gegensatz zwischen Refrain (estribillo) und Strophe (mudanza). Die anderen hier vertretenen Stücke sind romances, lange, einfache Gedichte erzählenden Inhalts mit syllabischem Versbau und Verzierungen während des Vortrags, wie man sie zum Beispiel in den recercadas von Diego Ortiz findet.

Der Cancionero de la Colombina, eines der ältesten Manuskripte spanischer Polyphonie, gehörte Ferdinand Columbus, dem Sohn des Entdeckers, und bezeugt den französischen und italienischen Einfluß auf die Musik der iberischen Halbinsel. Der Cancionero de Uppsala, der 1556 in Venedig im Druck erschien und in der Universitätsbibliothek Uppsala aufbewahrt wird, zeigt die Weiterentwicklung der Villancico-Tradition.

Die Juden wurden 1492 aus Spanien und 1506 aus Portugal vertrieben. Trotzdem hat ihr sefarad, ihr „spanischer“ Gesang eine ungewöhnlich weite Verbreitung gefunden, und die Séfardim, d.h. die Juden Spaniens und Portugals, haben viele Elemente der spanischen Kultur des Mittelalters im Rahmen ihrer religiösen und weltlichen Traditionen weitergegeben. Die Aktivitäten jüdischer Musiker im weltlichen Leben in Spanien sind schon früh vor ihrer Vertreibung bezeugt. Der Romancero, der spanische Romanzen enthält, weist auch zahlreiche altertümliche Texte auf, deren Melodien ebenso reichhaltig wie vielgestaltig sind.

Quelle: Adélaide de Place (Übersetzung Gudrun Meier), im Booklet.

Montserrat Figueras (1942-2011)

TRACKLIST

CD 1                                                  57:20

Court Music and Songs

Villancicos
from Cancionero de la Colombina (end of the 15th century)

01. Niña y viña   anon.                               01:36
02. Propiñan de melyor   anon.                        01:42
03. Como no le andaré yo?   anon.                     02:22
04. Recercada   anon.                                 01:38
05. Fantasia    Luys Milan (c.1500-after 1561)        02:15
06. Pavana      Luys Milan (c.1500-after 1561)        01:54

Villancicos
from Cancionero de Palacio 1490-1530
07. Al alva venid, buen amigo    anon.                03:49
08. Perdí la mi rrueca    anon.                       02:22
09. A los baños del amor    anon.                     01:35
10. Fantasia    anon.                                 01:39
11. Romanesca    anon.                                01:15
12. Pues bien para esta    Garcimuñós                 03:19
13. Si avéis dicho, marido    anon.                   01:59

Romances
from Cancionero de Palacio 1490-1530
14, Si d'amor pena sentís    anon.                    05:12
15. O voy    Roman                                    01:58
16. Qu'es de ti, desconsolado?    
    Juan de Encina (1468-1529)                        05:32

Recercadas sobre tenores
17. Recercada 4 Diego Ortiz (1525-?)        01:41
18. Recercada 5 Diego Ortiz (1525-?)        02:20
19. Recercada 6 Diego Ortiz (1525-?)        01:18

Villancicos
from Cancionero de Uppsala 1500-1550
20. Yo me soy la morenica    anon.        01:11
21. Si la noche haze escura    anon.        03:47
22. Soleta só jo aci    anon.         01:33
23. Con qué la lavaré?    anon.         03:53
24. Soy serranica    anon.         01:17

CD 2                                                  51:05

Sephardic Romances (anon.)

01. Pregoneros vay y vienen                           05:10
02. El rey de Fancia tres hijas tenía                 05:13
03. Una matica de Ruda                                02:52
04. Palestina hermoza                                 01:32
05. Nani, nani                                        06:06
06. El rey que tanto madruga                          03:08
07. Por qué llorax blanca niña                        07:32
08. Moricos los mis moricos                           02:59
09. Lavava y suspirava                                05:37
10. Paxarico tu te llamas                             01:52
11. La reina xerifa mora                              05:56
12. Por allí pasó un cavallero                        03:02


HESPÈRION XX

Montserrat Figueras - soprano
Jordi Savall - tenor and bass viola da gamba, bowed Saracen chitarra
Hopkinson Smith - Renaissance lutc, Saracen chitarra
Lorenzo Alpert - recorder, percussion
Arianne Maurette - viola da gamba
Pere Ros - viola da gamba
Pilar Figueras - bagpipe
Gabriel Garrido - percussion
Jordi Savall - direction

Recording: Münstermuseum, Basel, 4-10 November 1975
Producer: Gerd Berg
Balance engineer: Johann-Nikolaus Matthes
(P) 1976 (C) 1999



Ein Mensch ist kein Stilleben


Oskar Kokoschka portraitiert Karl Kraus

Abb. 1 Oskar Kokoschka, Karl Kraus I, 1909, Öl auf Leinwand, 100 x 74,5 cm, zerstört.
„Wenn ich Portraits male", schreibt Oskar Kokoschka 1971 in der Autobiographie Mein Leben, „geht es mir nicht darum, das Äußerliche eines Menschen den Rang oder Attribute seiner geistlichen oder weltlichen Prominenz oder bürgerlichen Provenienz festzuhalten. Es gehört ins Gebiet der Historie, Dokumente der Nachwelt zu überliefern. Was die Gesellschaft früher an meinen Portraits schockierte, war das, was ich in einem Gesicht im Mienenspiel, in Gebärden zu erraten suchte, um dies in meiner Bildersprache als Summe eines Lebewesens in einem Gedächtnisbild wiederzugeben. Ein Mensch ist kein Stilleben.”

In dieser knappen, für Kokoschka ungewöhnlich klaren Aussage ist die Fülle dessen, was diesen Maler über die Portraitisten seiner Zeit hinausragen läßt, eindrücklich offengelegt. Es ist die Summe eines Lebewesens, die er in seltener Weise blitzartig erfaßt zu haben scheint. Eine außergewöhnliche Begabung, eine angeborene Fertigkeit, die Adolf Loos, Kokoschkas erster Förderer, staunend als hellsichtig apostrophierte. Kokoschka selbst führt die Fähigkeit des blitzschnellen Festhaltens eines inneren Ausdrucks auf die Bewegungsstudien seiner Lehrjahre zurück. Er mußte damals seine — wie er schreibt — Modelle, oder Opfer, wie er sie auch nannte, so gut unterhalten, daß sie vergaßen, daß sie gemalt wurden und die Posen in natürliche Bewegungen wandelten. So bedürfe es auch seiner langen Erfahrung im Umgang mit Menschen, meinte er, eine oft in Konvention verschlossene Persönlichkeit wie mit einem „Büchsenöffner” ans Licht zu bringen. […]

Ernst H. Gombrich teilt dazu eine interessante Facette mit: „Ein Kunsthistoriker ist selten in der Lage für eine solch allgemeine Hypothese direkte Beweise zu liefern; aber zufällig genoß ich das Privileg, Kokoschka einmal zuhören zu können, als er über einen besonders schwierigen Portraitauftrag sprach, den er einige Zeit zuvor erhalten hatte. Als er von dem Modell erzählte, dessen Gesicht er so schwer zu enträtseln fand, zog er automatisch eine Grimasse von undurchdringlicher Starrheit. Bei ihm nahm das Verstehen der Physiognomie einer anderen Person seinen Weg deutlich über die eigenen Muskelerlebnisse.“ Kokoschka war in seiner erstaunlichen Naivität als sehr begabter Schüler Bertold Löfflers an der Kunstgewerbeschule in diversesten Tätigkeiten u. a. als Postkartenmaler seit 1907 in der Wiener Werkstätte tätig, hatte das wunderbare Märchen „Die träumenden Knaben" erfunden und illustriert (bezeichnenderweise Gustav Klimt gewidmet), als Adolf Loos ihn in der Kunstschau 1908 entdeckte und ihn aus dieser Idylle riß und — das Genie erkennend oder besser gesagt, die Energie dieses eigentümlichen Träumers ahnend — mit Portraitaufträgen interessanter Persönlichkeiten überhäufte, von denen erwartet wurde, daß sie die Bilder erwerben konnten.

Kokoschka dazu: „Meistens waren es Juden, die mir als Modell dienten, weil sie viel unsicherer als der übrige Teil der im gesellschaftlichen Rahmen fest verankerten Wiener und daher für alles Neue aufgeschlossener waren, viel empfindlicher auch für die Spannungen und den Druck infolge des Verfalls der alten Ordnung in Österreich. Dank ihrer geschichtlichen Erfahrungen urteilten sie weitsichtiger über Politik und auch über Kultur.” Das erste Bildnis von Karl Kraus (Abb. 1) ist Ende September, Anfang Oktober 1909 entstanden und laut Johann Winkler und Katharina Erlings Monographie über Kokoschka von 1995 mit großer Sicherheit im Wallraf-Richartz-Museum in Köln durch Kriegseinwirkung zerstört worden.

Abb. 2 Oskar Kokoschka, Karl Kraus I, 1909,
Feder und Pinsel in Tusche auf Papier,
29,7 x 20,6 cm, Privatbesitz.
Es ist daher nur in einer Schwarz-Weiß-Aufnahme erhalten. Der Hintergrund wird als gelb überliefert. Leo A. Lensing vermutet, daß Kokoschka Karl Kraus aus seiner neuesten Publikation „Die chinesische Mauer” (Juli 1909) lesen gesehen haben könnte, in der die Farbe gelb die Hintergrundfolie bildete: „Der Mund der Welt steht offen und aus den Augen starrt die Ahnung, daß sich das Größte begeben hat. Ringsum ist alles gelb." Lensing weist darauf hin, daß auch noch Edith Hoffmann (London 1947) die vorherrschende Farbe in dem Portrait ein „vivid yellow” nenne und J. P. Hodin dem „aufregenden Gelb“ einen symbolischen Eigenwert zuschreibe.

Kokoschka erinnert sich an das erste Portrait von Karl Kraus als eines seiner frühesten: „Das Portrait von Karl Kraus, dem Herausgeber der in Wien gefürchteten Zeitschrift Die Fackel, war nicht seine Entlarvung, wie die Kritik sagte, sondern die der Wiener Gesellschaft, in der seine Schriften und Vorträge wie Vitriolattentate im Lande der Phäaken wirkten.”

In der Internationalen Kunstschau 1909, der Nachfolgeausstellung der Kunstschau 1908, sah Kokoschka, wie er behauptet, wie auch Loos und Kraus zum erstenmal, daß es moderne Malerei gab und er empfindet sie in der Rückschau als Beginn einer Laufbahn, die er nicht voraussehen habe können.

Loos erbot sich dazu, die Bilder, die die Portraitierten nicht käuflich erwerben wollten, selber zu erwerben oder an Museen oder andere Interessenten weiterzuverkaufen. (Er soll in kurzer Zeit nach und nach 29 Portraits besessen haben). Dabei deutet er selbst an, daß es unerträglich sei, Kokoschkas Portraits in der Wohnung hängen zu haben, ja daß Kritiker, die Kokoschka ablehnen, vielleicht die sensibelsten Menschen seien. Nur die Zeichnungen seien erträglich.

Alice Strobl stellt in ihrer erhellenden Arbeit über die frühen Zeichnungen Kokoschkas anhand des Œuvrekatalogs von Johann Winkler und Katharina Erling fest, daß er deshalb die zeichnerische Produktion vernachlässigen mußte, da er bis Februar 1910 nicht weniger als 33 Gemälde (31 Bildnisse, ein Stilleben und eine Landschaft) auszuführen hatte. Neben diesen Portraits in Öl seien nur zwei selbständige Bildniszeichnungen entstanden, jene von Adolf Loos und Karl Kraus (Abb. 2). Beide können nicht als Vorzeichnungen gelten. „Das gänzliche Fehlen von Bildnisstudien, die sich unmittelbar auf die Anlage eines Gemäldes beziehen, läßt darauf schließen, daß Kokoschka die Vorzeichnung unmittelbar auf die Leinwand setzte” (was durch Erica Tietze-Conrat eindeutig bezeugt wird). „Der Vergleich des Gemäldes mit der Bildniszeichnung von Karl Kraus zeigt, daß es sich hierbei um zwei völlig getrennte künstlerische Bereiche handelt.” […]

Werner J. Schweiger publizierte 1983 die Kritiken der Wiener Hagenbundausstellung 1911, in der Kokoschka wie in der Kunstschau 1908 das auffallendste und anstößigste Phänomen war. Unter diesen sei die von tiefem Verständnis zeugende Kritik Hans Tietzes erwähnt, von der er später schreibt, daß sie ihn zum Schriftsteller moderner Kunst werden ließ. Anhand des Portraits Janikowsky versucht er zu zeigen, was Kokoschka will:

Abb. 3 Karl Kraus am Vorlesetisch, um 1921, Photographie,
Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Karl Kraus Archiv.
„Aber zuerst versuchen Sie einmal dem Portrait v. J. eine Minute lang in die Augen zu schauen, versuchen Sie sich dem Grauen zu entziehen, das aus diesem glanzlosen Blick eines zerstörten Intellekts spricht, der fürchterlichen Anklage gegen Gott und die Welt zu entrinnen, die Ihnen entgegentönt. Wenn Sie dann noch sagen können, daß es Kokoschka nicht bitter ernst mit seiner Kunst ist ..." Vor allem aber scheint Tietze von den Portraits Karl Kraus und Adolf Loos fasziniert gewesen zu sein: „In anderen Bildnissen ist dieselbe schonungslose Schärfe in den Dienst eines erstaunlichen psychologischen Scharfblicks gestellt. Vergleicht man die nebeneinander hängenden Bilder [Kraus und Loos] so versteht man diese Absicht, eine seelische Eigenschaft als die beherrschende herauszuhören, ihr alle anderen zu unterwerfen und von der körperlichen Erscheinung nur das Wesentliche festzuhalten. Bei dem einen Bild die kalten ganz nach außen schauenden Blicke des unerbittlichen Intellekts, bei dem anderen die einwärts blickenden, fanatischen Augen des Künstlers.”

Ganz anders äußert sich der „Kollege“ und etablierte Kunsthistoriker Josef Strzygowski: „Mit diesen Koko-Strahlen seiner Psyche durchleuchtet er auch die Personen, die das Unglück haben, unter seinen Pinsel zu geraten. Welcher faule Geruch geht von dem Bilde der Frau Dr. L. Fr. aus! Welch ekelhafte Pestbeule präsentiert uns der Maler in diesem Karl Kraus! Peter Altenberg und Adolf Loos samt Frau sind Waisenknaben gegen die Abgründe geheimer Laster, die Kokoschka in diesen beiden Portraits visionär zu öffnen versteht ..."

Die oben erwähnte Lotte Franzos hat sich auch über die mangelnde Ähnlichkeit ihres Portraits beklagt, wurde aber durch einen Brief Oskar Kokoschkas besänftigt: "... Ihr Gesichtsportrait hat Sie gerissen, das habe ich gesehen. Glauben Sie, daß der Mensch, so wie er mich beeinflußt, beim Hals aufhört? Haare, Hände, Kleid, Bewegungen sind mir mindestens so wichtig. Bitte, gnädige Frau, das wirklich ernst zu nehmen, gerade in dem Fall, sonst hat das Bild flecken, die es zerfressen. Ich male keine anatomischen Präparate, oder ich nehme es zurück und verbrenne es.“ Die Dargestellte zählt zu den wenigen, die ihr Bild behielten. Es ist ganz auf den Kontrast Gelb-Blau aufgebaut und eine der einfühlsamsten und zartesten Frauendarstellungen Kokoschkas überhaupt, ähnlich wie die von Erica Tietze-Conrat.

Besonders beleidigend und unwissend gibt sich Arthur Rössler in der Wiener Arbeiter-Zeitung: „Um eines Trumpfes sicher zu sein, luden die Jüngsten Oskar Kokoschka zu Gaste. Er kam und füllte zwei Säle mit seinen aus einer Brühe von molkigem Eiter, Blutgerinnsel und salbig verdicktem Schweiß gezogenen Lemuren ..."

Geradezu aggressiv wird Karl Schreder im Deutschen Volksblatt, Wien: „Wenn sie uns künstlerische Keulenschläge versetzen, müssen wir endlich einmal kräftig zurückhauen, und zwar unnachsichtlich. In erster Linie sollen die Schläge auf Kokoschka niederprasseln, denn er ist der entsetzlichste von allen. Er macht „Portraits", darunter solche stadtbekannter Persönlichkeiten. Wie aus Tollhäusern oder aus mephitischen Grüften emporgestiegen, erscheinen diese grauenvollen Bildnisse, deren Antlitze entweder die Entstellungen zerstörender Krankheiten oder eines zersetzenden Verwesungsprozesses zu tragen scheinen. Und wie grausig sind nur die durchwegs verkrüppelten Hände, teils angeschwollen, teils halb verfault, als hätte die Lepra ihre entsetzlichen Verwüstungen begonnen. u.v.a.m."

Abb. 4 Karl Kraus im Alter von etwa vier Jahren,
um 1878, Photographie,
Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Karl Kraus Archiv.
Dagegen erscheinen in der Fackel würdigende, profunde Arbeiten von Ludwig Erik Tesar (der sich scharf gegen Strzygowski wendet, den er ironisch als „Kunstprofessor" seinen Katheder auf dem Franzensring verlassen und sich in die Redaktionsstube auf dem Schottenring begeben läßt) und von einem der besten Freunde von Karl Kraus, dem Kunsthistoriker Franz Grüner.

Kraus selber, der sich oft photographieren ließ (Abb. 3) und die Photos zur spöttischen Häme seiner Feinde als (Reklame-)Postkarten verbreitete bzw. verteilte und verschenkte, hatte offenbar auch Probleme mit der Ähnlichkeit, war aber, wohl durch Loosens Begeisterung für die Intention des Künstlers, anfangs durchaus positiv gestimmt. Am 23. September 1909 schreibt Kraus an Herwarth Walden, den Berliner Herausgeber des „Sturm", der wichtigsten expressionistischen Zeitschrift in Deutschland, daß Peter Altenberg endgültig explodieren würde, wenn er höre, daß Oskar Kokoschka ihn male, und am 27. September: „Ich werde jetzt von Kokoschka gemalt, ich glaube, die Sache wird ganz bedeutend" und bereits am 11. Oktober: „Seit gestern hängt bei mir das Kokoschka-Portrait.”

Kokoschka berichtet in seiner Autobiographie: „lch malte Karl Kraus in seiner Wohnung. Seine Augen funkelten fiebrig hinter der Nachtlampe. Er wirkte jugendlich, verschanzt hinter seinen großen Augengläsern wie hinter einem schwarzen Vorhang, lebhaft mit den nervösen, feinknochigen Händen gestikulierend.” Diese Erinnerung paßt eigentlich besser auf die kurz nachher entstandene Rohrfederzeichnung (Abb. 2) als auf das zerstörte Gemälde und vor allem die Darstellung mit Brillen und mit den nervös gestikulierenden Händen betrifft, was bei des Malers blühender Erinnerung nicht weiter verwundert.

Im Juni 1910 war das Portrait im Salon Cassirer in Berlin zum erstenmal ausgestellt und wurde, wie die ganze Ausstellung, kaum beachtet, ausser naturgemäß im eigenen Organ. Else Lasker-Schüler, die erste Frau Herwarth Waldens, die Karl Kraus als einzige Frau als Dichterin gelten ließ (hauptsächlich wegen des ihm gewidmeten Gedichtes vom Tibetteppich, das er öfters erwähnt) und deren Kunstkritiken er außerdem schätzte, schreibt im Sturm über das erste Kraus-Portrait: „Das Gerippe der männlichen Hand ist ein zeitloses Blatt, seine gewaltige Blume ist des Dalai Lamas Haupt.“

Kurt Hiller, Kunstkritiker im „Sturm" erwähnt das Portrait ebenfalls: „Auch Karl Kraus schaut mich an; er sitzt ruhig und gefährlich, mit schmaler, intellektueller Hand und spitzem Mündchen und unglaublichen Aquamarin-Augen; der Stoff des zu zerspottenden Universums strömt auf ihn ein; er sitzt zierlich und amüsiert-lächelnd da, irgendwie von hinten still auf dem Sprung; aber um sein Haupt tanzen blitzgelbe Tupfen."

Das Foto des zerstörten Portraits (Abb. 1) zeigt einen jüngeren, scheuen, eher verletzlichen Menschen, wie ihn die Frauen schildern, denen er ein einfühlsamer Zuhörer und Vertrauter war. Der wesentlich jüngere Kokoschka hat offenbar den privaten, freundlichen Jüngling gesehen, den Dichter. Erica Tietze-Conrat erinnert sich in ihrer Autobiographie, wie sie Arnold Schönberg und Alexander von Zemlinsky, die gesellschaftlich in der Familie Conrat verkehrten, einsetzte, um Karl Kraus kennenzulernen:

Abb. 5 Karl Kraus mit Schwester, um 1882, Photographie,
Wiener Stadt- und Landesbibliothek, Karl Kraus Archiv.
„Sie stellten die Vermittlung her und eines Nachmittags kam Karl Kraus zu uns. Ich empfing ihn allein ... Karl Kraus war etwa acht Jahre älter als ich, aber ein so schüchterner Mensch, daß er mir gleichaltrig erschien. Er hatte auch Stowasser als Lehrer gehabt und wir fanden sogleich Berührungspunkte. Es entwickelte sich daraus eine Freundschaft, die eigentlich bis zu meiner Verheiratung dauerte." Leo A. Lensing, der sich intensiv mit dem Verhältnis zwischen Kokoschka und Karl Kraus auseinandergesetzt hat, vermutet, daß Karl Kraus nicht einseitig nur Kokoschka beeinflußt habe, sondern daß Karl Kraus die Begegnung mit seinem Selbst, „wie es Kokoschka in den beiden ersten Bildnissen dargestellt hat, zu einer gründlicheren Auseinandersetzung mit der künstlerischen Eigenart des Malers" veranlaßt habe. In der Fackel erschienen jedoch Aphorismen von Karl Kraus, die die anfängliche Zustimmung mehr und mehr abschwächen und trotz ihrer gesuchten und offenbar freudig gefundenen Wortspiele wie „erkennen-kennen” u. ä. nicht so sehr das Interesse an der künstlerischen Eigenart des Malers als viel mehr das Unbehagen an dieser durchblicken lassen: „Kokoschka hat ein Portrait von mir gemacht. Schon möglich, daß mich die nicht erkennen werden, die mich kennen. Aber sicher werden mich die erkennen, die mich nicht kennen." Er scheint sich selber, wie fast jeder und jede Portraitierte, anders gesehen zu haben, vor allem wahrscheinlich bedeutender, dämonischer, weniger jugendlich. „Der rechte Portraitmaler benützt sein Modell nicht anders, als der schlechte Portraitmaler die Photographie seines Modells. Eine kleine Hilfe braucht man."

Ob Kraus die Ähnlichkeit mit seinem Jugendphoto aufgefallen ist, kann nicht entschieden werden, aber möglich wäre es. „Oskar Kokoschka malt unähnlich. Man hat keines seiner Portraits erkannt, aber sämtliche Originale." „An einem wahren Portrait muß man erkennen, welchen Maler es vorstellt." Später in der Fackel 360, 1912, 23: „Oskar Kokoschka malt bis ins dritte und vierte Geschlecht. Er macht Fleisch zum Gallert, er verhilft dort, wo Gemüt ist, dem Schlangendreck zu seinem Rechte.” Die Ambivalenz dem Maler und der Malerei gegenüber scheint bereits ins Pejorative zu tendieren. Am auffallendsten am Kraus-Portrait sind die Jugendlichkeit und die Hände. Beides „stimmt" aber auf bemerkenswerte Weise. Kokoschka selbst stellt die Jugendlichkeit ebenso fest wie Erica Tietze-Conrat.

Kokoschka scheint darauf auch ganz besonderen Wert gelegt zu haben. Er schreibt selber, wie erwähnt, daß er den Dichter in seiner Wohnung portraitiert habe. Dort kann er, hinter dem Schreibtisch im Arbeitszimmer, die Kinderphotos von Kraus und seiner Schwester gesehen haben, wie sie auf dem Photo der Wohnung aus dem Jahre 1936 zu sehen sind. Die Wohnung zeigt sehr schön den, bei aller Originalität und Unabhängigkeit in moralischen und gesellschaftlichen Fragen soliden großbürgerlich-konservativen Geschmack der Gründerzeit. Das Photo des Vierjährigen im Oval (Abb. 4) bringt schon die charakteristische, eigenartige Mundstellung, und im Photo mit der Schwester (Abb. 5) ist die Ähnlichkeit mit der Kokoschka-Darstellung frappant: der Blick, die Augenstellung, ganz im Gegensatz zur Beschreibung des Malers als hinter dunklen Brillen verschwindend, ganz klar und hell (Hillers Aquamarinblau suggerierend) und vollends die Hände!

Abb. 6 Oskar Kokoschka, Karin Michaelis, 1911,
Feder in Tusche, Deckweiß auf Papier, 36 x 23 cm,
 Museum Stiftung Oskar Reinhart, Winterthur.
Diese unwahrscheinliche, skelettartige, hängende Hand, wie sie befremdlich empfunden wurde, resultiert ganz natürlich aus der Stellung des Ellenbogens auf der Schulter der sitzenden Schwester, wodurch die Hand locker senkrecht herunterhängt, wobei sie noch „expressionistisch" knochig verlängert wird; sogar die rechte hat dem Maler als Vorbild gedient, rund und kindlich. Offenbar wollte der Maler die Zwiespältigkeit im Wesen dieses sanften Jünglings und Satirikers durch den Gegensatz des Kindlichen der Form und der unerhörten Aggressivität der Farbigkeit - in kräftigem Gelb - ausdrücken. Schick macht eindrücklich auf diese Ambivalenz im Wesen von Kraus aufmerksam. „Im persönlichen Umgang zog er die Unmittelbarkeit vor und hatte nie Allüren des großen Mannes (vertrug aber keine Respektlosigkeit). Er, der immer Sätze voll Antithesen schrieb, die zum Nachdenken zwangen, war im Gespräch liebenswürdig, einfach und immer bemüht, dem Partner das Verstehen zu erleichtem. Er lachte immer darüber, wenn Leute, die seine Bekanntschaft machten, enttäuscht waren, daß er keine Fackelsätze spräche.“

Die damals sehr berühmte dänische Schriftstellerin Karin Michaelis schildert ihr erstes Erlebnis einer Karl Kraus-Lesung am 6. November 1911. Sie hatte gerade „Das gefährliche Alter" geschrieben und mit diesem ihrem Buch über die erotische Krise der Frau von 40 Jahren einen Welterfolg errungen. Josef Strzygowski nennt sie in der zitierten Hagenbund-Kritik verächtlich im gleichen Atem mit den von ihm gleichfalls zutiefst verabscheuten Schönberg, Richard Strauß und Strindberg. Nicht einmal diese vier Protagonisten seien fähig, die Charakteristik einer ekeligen Psyche so wie Kokoschka der Zeit als Spiegel vor Augen zu halten.

Kokoschka, immer auf der Suche nach Berühmtheiten, hat sie im Hause der Familie Schwarzwald, einem der wichtigsten Wiener Schnittpunkte zwischen Pädagogik, Literatur, Musik und Architektur, bildender Kunst und sozialer Fürsorge, alles in allem das Vorbild des Hauses Tuzzi in Robert Musils Mann ohne Eigenschaften, aufgestöbert und sehr zu ihrem Mißvergnügen kurz vor der Abreise (1911) portraitiert (Abb. 6): „lch packte und er zeichnete. Wenn ich mich bückte, kroch er auf dem Fußboden herum, um das Gesicht nicht aus den Augen zu verlieren! Das Bild war in zwanzig Minuten fertig — aber was für ein Bild! Drei Monate Gefängnis wären nicht zuviel gewesen für die Schädigung an gutem Namen und Ruf, die er an mir dadurch verursachte. Die Zeichnung wurde nämlich im Sturm publiziert ... ich befreundete mich mit Kokoschka, konnte ihm aber schwer das Sturm-Verbrechen verzeihen, nicht zum mindesten‚ weil er dauernd behauptete, mein inneres Gesicht sei glänzend getroffen.” Nun die beeindruckende Schilderung ihres ersten Kraus-Erlebnises: „Fast tausend Hörer strömten herbei, um zweieinhalb Stunden dem nervösen Stakkato einer einzigen Stimme zu folgen ... Der Saal ist bis zum letzten Platz voll. Die Jugend hat ihn gefüllt. Eine gährende, schöne Jugend. Nie habe ich auf einem Fleck so viele herrliche Jünglingsgesichter und so viele dunkelglühende fanatisch hingerissene junge Frauen gesehen Alle Lichter sind verlöscht. Nur da oben auf dem grünbekleideten Tisch leuchten zwei vereinzelte Kerzen. Sie funkeln unheimlich. Nun kommt Kraus. Jung (!) mit langen unbeherrschten Gliedern, scheu wie eine Fledermaus eilt er an den Tisch, verschanzt sich bang hinter ihm, kreuzt die Beine, streicht sich über die Stirn, putzt sich die Nase, sammelt sich wie ein Raubtier zum Sprunge, lauscht, wartet, öffnet den Mund wie zum Biß, klappt ihn wieder zu, wartet ...

Abb. 7 Oskar Kokoschka, Karl Kraus II, 1912,
Schwarze Kreide auf Papier, 45,2 x 30 cm, Privatbesitz.
Ein unendlich sanftes, unendlich trauriges Lächeln bebt über sein Gesicht. Eine flüchtige, vornehme, scheue Freude schmilzt alle Strenge in diesem jungen, geistvollen, verbitterten Antlitz. Seine nervösen Hände fahren über die mitgebrachten Arbeiten. Er fängt an, hart, nachdrücklich, energisch, bezwingend, durch Überzeugung bezwingend. Hätte er chinesisch oder persisch gesprochen, man wäre mit der gleichen Spannung gefolgt. Seine eigene innere Glut wirkt wie der Funke der vorbeirasenden Lokomotive auf die sommerdürre Prärie umher: alles flammt auf, während er spricht. Aber mit Beängstigung begriff ich, daß alle diese jungen Seelen viel mehr von Kraus als von seinem tiefen, selbstverzehrenden Zorn ergriffen waren. Waren sie zu jung? Oder waren sie zu sehr Wiener?" […]

Noch in Berlin 1928 staunt der damals begeisterte Kraus-Anhänger Elias Canetti über die Liebenswürdigkeit des Satirikers: „Ich war erdrückt von der Vorstellung, am Tisch eines Gottes zu sitzen Er war ganz anders, als ich ihn von den Vorlesungen her kannte. Er schleuderte keine Blitze, er verdammte niemand ... Wie ungezwungen er lächeln konnte, mir war zumute als ob er sich verstelle. Von unzähligen Rollen, in denen ich ihn gehört hatte, wußte ich, wie leicht es ihm fiel, sich zu verstellen, doch war die, in der ich ihn jetzt erlebte, die eine, die ich nie erwartet hätte, und er hielt sie durch, während einer Stunde oder länger blieb sie dieselbe. Ich erwartete Ungeheures von ihm, und es kamen Artigkeiten. Jeden am Tische behandelte er mit Zartgefühl — aber mit Liebe, als wäre er sein Sohn, behandelte er Brecht, das junge Genie — sein erwählter Sohn.” […]

Der Vergleich mit den Photos verdeutlicht den merkwürdigen Blick Kokoschkas, der nicht das gleichzeitige Aussehen, sondern das Charakteristische eines Lebewesens erfaßte, das in der Jugend oder im Alter besonders deutlich zum Ausdruck kommen kann — die meisten Portraitierten wie etwa die Tietzes wachsen allmählich in das Portrait hinein. Karl Kraus zeigt als Knabe als Charakteristikum die Sanftheit des Lyrikers am deutlichsten, die Kokoschka wohl inspiriert durch das Kinderphoto als Vision aus der Leinwand heraustauchen sah und für das erste Kraus-Portrait und vielleicht noch für die zweite Zeichnung festhalten konnte (Abb. 7). […]

Ganz anders ist Karl Kraus auf den meisten Photos „getroffen", die er offiziell verbreiten ließ, von denen er eines — das im Jahr 1908 von Madame d‘ Ora aufgenommene — wohl dem Maler Max Oppenheimer zur Verfügung gestellt hatte, der ihn 1908, ein Jahr vor Kokoschka, gemalt hat. Konventionell und bis zur disziplinierten Haltung seiner Hände dem Photo entsprechend, scheint es Kokoschka in seiner Ansicht recht zu geben, daß Mopp, wie Oppenheimer sich nannte, erst durch sein, Kokoschkas, Beispiel, „modern" zu malen, begonnen habe und ihn unverschämt nachahme, was seine Freunde Loos, Kraus, Walden, Else Lasker-Schüler usw. bewog, Mopp grausam zu verfolgen, was in der Fackel und im Sturm Niederschlag fand.

1903/04 hatte Walden in seinem „Verein für Kunst“ Vortragsabende und Konzerte zu organisieren begonnen. Er scheint großen, respektfordernden Eindruck, besonders was Kunsturteile betraf, auf Adolf Loos, Karl Kraus und Kokoschka gemacht zu haben. Er war Musiker gewesen, bevor er sich der Malerei der Avantgarde und der Zeitschrift des Expressionismus „Der Sturm” widmete. […] Herwarth Walden war seit 1909 in enger Verbindung mit Kraus und Loos. Kraus hielt im Jänner 1910 drei Lesungen in Berlin, Walden wurde im Februar 1910 von Loos in Wien mit Kokoschka und seinen Zeichnungen bekanntgemacht (Abb. 8). Die erste Nummer des Sturm erschien am 3. März 1910 und brachte schon damals Beiträge von Kraus und Loos. Im Sturm konnte Walden noch nicht eingeführte Literatur und die Kunstrichtungen vertreten, die als Expressionismus, Futurismus, Kubismus etc. seiner Propaganda bedurften.

Abb. 8 Oskar Kokoschka, Herwarth Walden, 1910,
Feder in Tusche auf Papier, 28,8 x 22,5 cm,
 Harvard University Art Museum.
Dabei war Kraus eigentlich ein dezidierter Gegner aller dieser Modernismen, als Klassiker geradezu ein Antimodernist, besonders was die Sprache betraf: „Ich bin nur einer von den Epigonen,/ die in dem alten Haus der Sprache wohnen ...". Deshalb funktionierte die Zusammenarbeit nicht lange. lm Bezug auf die Malerei und im Speziellen auf Kokoschka ließ er sich noch etwas länger von Adolf Loos beeinflussen. Dieser hatte schon im Oktober 1909 an Walden geschrieben: „Maler Oskar Kokoschka will in Berlin eine Ausstellung veranstalten, ich bürge für einen sensationellen Erfolg. Wäre bei Cassirer Platz? Kommen Sie nach Wien? Können Sie sich hier ein paar Tage aufhalten, damit Ihr Portrait auch in die Kollektion kommt?“ Kokoschka hingegen fragte bei Walden an, ob Cassirer wohl sehe, daß seine Sachen die besten auf der Welt seien. Kokoschka, der 1910 engster Sturm-Mitarbeiter in Berlin war und auch bei Walden gewohnt hat, erlebte trotz der vielen Zeichnungen, die erstmals im Sturm gedruckt erschienen, ein Hungerjahr, da auch Walden, außer einer kleinen Subvention von Karl Kraus, kein Geld hatte.

Noch in Wien hatte er die genannte Rohrfederzeichnung von Kraus angefertigt (Abb. 2), nach Alice Strobl Ende Oktober, Anfang November 1909, mit reich bewegten Strukturen und ständig wechselnder Strichbreite. Die auffallend expressive Gestaltung der Hände des „Vorlesers" mit zarter Brille und etwas verhaltenem Gesichtsausdruck wie vor dem Losbruch, lassen an Kokoschkas Schilderung der nächtlichen Portraitsitzungen denken. ln ihrer Expressivität ist sie deutlich auf die Verwendung im Sturm zugeschnitten. Als Kokoschka sie an Walden schickte, fügte Karl Kraus seinem Brief als Postskriptum die positivste Bemerkung hinzu, die er — wohlgemerkt im Beisein des Künstlers — sich abringen konnte: „Ein Meisterwerk“.

Noch einmal hat sich Kraus zumindest teilweise positiv über Kokoschka als Maler geäußert: „lch bin stolz auf das Zeugnis eines Kokoschka, weil die Wahrheit des entstellenden Genies über der Anatomie steht und weil vor der Kunst die Wirklichkeit nur eine optische Täuschung ist.“ (Fackel 374, 1913, 32)

Im Juli 1912 hatte Kokoschka eine zweite Portraitzeichnung, die wie die erste ein völlig selbständiges Werk darstellt und nicht als Vorzeichnung für ein Portrait gelten kann, vollendet (Abb. 7). Sie gilt in der Kokoschka-Forschung als Höhepunkt der Simultandarstellung, die er zu dieser Zeit zur Anwendung brachte, angeregt wohl durch romanische Fresken, beispielsweise die Profil-En face Darstellungen der Zuschauer in der Prokulus-Szene in Naturns, die er noch für das Selbstportrait-Plakat von 1923 verwendet hat. […]

Am 1. April 1916 berichtet Kraus voll Abscheu, daß Karin Michaelis, die er als neutrale Allerweltsfreundin apostrophiert, Kokoschka in verschiedene Häuser in Wien einführe: „Das Ganze beruht auf der bekannten Idee, Krieg, Spitalspflege und Maleraufträge zu verknüpfen. Diese letzten dürften kaum gefördert werden, aber wer zum ,Gesellschaftsmaler' zu gut ist, ist leider nicht zu gut, um auf Jours herumgereicht zu werden. Mir ist das alles grenzenlos zuwider, und es ist mir ganz rätselhaft, wie der gute Loos so andächtig meinen Forderungen lauschen und so unbefangen das Gegentheil thun kann.“

Abb. 9 Oskar Kokoschka, Karl Kraus II, 1925, Öl auf Leinwand, 65 x 100 cm,
Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien.
Was sich hier ankündigt, die ethische Verdammung des Malers, sollte in noch viel schärferer Form über den Dichter Kokoschka kommen. Am 29./ 30. 5. 1916 folgt der Bericht über die endgültige Verurteilung des schon durch das Gedicht Allos Makar (anders als glücklich, in anagrammatischer Umstellung der Namen Alma und Oskar) unliebsam aufgefallenen Delinquenten. Nach dem Bericht einiger Schmeicheleien, die ihm Loos kolportiert habe, kommt der Zornausbruch in merkwürdiger, der Harmlosigkeit des Anlasses inadäquat anmutender Heftigkeit: „aber mich selbst können sie nicht soweit blenden, daß ich von den Gedichten des Kokoschka, die jetzt in einer Zeitschrift erschienen sind, etwas hielte. Loos — es war zum Sterben — zeigte mir diese Gedichte, dazu Zeichnungen. Von diesen verstehe ich jedoch nichts, glaube aber, daß sie ein Irrthum des Loos sind, der sie übrigens zum Theil selbst preisgab. Aber von dem, was man mit der Sprache erleben oder nicht erleben kann, davon weiß ich etwas. Loos versucht, mich zur Anerkennung dieser Verse zu bringen. Es stellt sich heraus, daß er kein Wort davon versteht, sich alle möglichen Erklärungen hineinschreiben ließ, die er wieder nicht versteht. Noch wankt er nicht. Da beweise ich ihm Satz für Satz, Wort für Wort, Beistrich für Beistrich, daß er den ja nicht unsympathischen Mangel, sich nicht handwerkerlich geschickt ausdrücken zu können, für ein schöpferisches Merkmal gehalten hat. Daß es der lächerlichste Dilettantismus ist und nur dort, wo es verständlich wird, lyrischer GemeinpIatz‚ ganz banales‚ tausendmal vorhandenes Zeug. Plötzlich gehen dem guten Loos, den sicher das schlechte Gehör so vieles überschätzen läßt, die Augen über und er stimmt mir so sehr zu, daß er mich bittet, alles dem Kokoschka zu sagen, wozu ich mich natürlich bereit erklärte. Ich bewies ihm, daß er die Unbewußtheit des künstlerischen Schöpfers, der natürlich von dem weisesten Plan behütet ist, mit den Bewußtseinsstörungen des Kokoschka verwechselt hat ... Er freute sich ordentlich, daß ihm die Illusion genommen sei, daß ich sie nun auch dem Kokoschka selbst nehmen wolle, und gab zu, daß er mit seiner Propaganda das Heraufkommen des ärgsten Mistes verschulde und diesen beglaubige ..."

Es sei die „nackte Sprachschande". Am 31./1. VI. 1916 berichtet er weiter. „Heute brachte Loos den Kokoschka und die Gedichte. Ich sagte ihm alles mit der äußersten Schärfe und nahm ihm das Versprechen ab, so etwas nicht mehr zu thun. Gieng es Wort für Wort mit ihm durch, dichtete es um, und der lauschende Loos mußte erfahren, daß alles, was ihm gefallen hatte, entweder wertlos oder Druckfehler waren! Alle Einwände aber imponierten dem Dichter sehr.“ Ein Brief allerdings des so behandelten armen Dichters an Albert Ehrenstein vom 13. 6. 1916 zeigt die — zumindest vorübergehende — Wirkung: „Mein lieber alter Ehrensteindoktor ... Ich bin neugierig, wann der Zeitpunkt eintritt, da ich an Leib und Seele ganz bankrott sein werde. K. Kraus hat mein Gedicht furchtbar verrissen und mir entschieden vorn Dichten abgeraten ..." Kraus forderte, daß Sidonie Nadherny die Gedichte und Zeichnungen selber begutachten müsse, da ja über die prinzipielle Möglichkeit der Portraitierung beschlossen werden solle. Ein Kokoschka-Portrait von Sidonie de Nadherny scheitert offenbar an Karl Kraus’ Widerstand.

Umso seltsamer mutet es an, daß sich Karl Kraus 1925, offenbar als Ersatz für das nie zurückgestellte erste Portrait, von Adolf Loos überreden ließ, noch einmal für ein Portrait zu sitzen, noch dazu seltsamerweise entgegen Kokoschkas Gewohnheit im Heim des Künstlers im Liebhartstal bei Wien (Abb. 9).

Abb. 10 Oskar Kokoschka: Ein Selbstbildnis des Künstlers ohne Haare
 für "Der Sturm".
Oskar Kokoschka berichtet in seiner Autobiographie (1971): „Er (Kraus) hat sich meiner Mutter gegenüber außerordentlich liebenswürdig entschuldigt, als fremder Eindringling zu stören ... Bei der letzten Sitzung — vielleicht eine Woche lang war er jeden Tag mit Loos in einem Fiaker zu uns hinausgefahren — war der Stuhl zusammengebrochen‚ weil er mit Loos zu heftig diskutierte. Ich notierte dies auf der Rückseite des Gemäldes mit den Worten: ‚Pro domo et mundo' (Titel der Aphorismensammlung von Kraus in der die früher in der Fackel erschienenen 5 Kokoschka-Aphorismen zusammengefaßt waren). ‚Der Sessel, auf dem Karl Kraus für das Bild gesessen ist, ist nach der letzten Sitzung zusammengefallen am 7. Feb. 25 und mußte der Tischler gerufen werden. Aus dem Schiffbruch der Welt jener, die mit Brettern oder Barrikaden vor der Stirn geboren sind, hast Du eine Planke zu einem Schreibtisch geborgen. OK’ Das hat ihm gut gefallen." Oskar Kokoschka erinnert sich: „Seine Stimme war schneidend. Loos, dessen Gehör damals schon schlechter geworden war, verstand jedes Wort. Kraus‘ Wesen war vollkommen zwingend. Im Sprung wie eine Wildkatze eines der roten Fackelhefte ergreifend, riß er einen Satz heraus wie ein Stück Fleisch, um Loos von der Treffsicherheit des Ausdrucks zu überzeugen. Beide vergaßen, daß ich malte ..." Der Diskutierende, der Vorleser ist ganz offensichtlich in aller „Lebendigkeit” dargestellt, das rote Fackelheft zwischen den gestikulierenden Händen. Die Stimmung ist nächtlich, Gesicht und Hände bleich mit violetten und weißen Höhungen, der Ausdruck des Gesichtes von tiefer Melancholie überzogen, der Saturn-geborene Künstler ist gemeint, das Vergänglichkeitssymbol des Schmetterlings wie von Pisanello im Portrait der Ginevra d’ Este beschwörend, jedoch bei der trüben Beleuchtung der Nachtlampe, wie er selber es im neunten Band der Worte in Versen (1930) imaginiert, wohl der Mahnung Kierkegaards bewußt: „Ein einzelner Mensch kann einer Zeit nicht helfen oder sie retten, er kann nur ausdrücken, daß sie untergeht" […]

Scheinbar hat Kokoschka die Ablehnung von Karl Kraus unterschätzt oder nie so ernst genommen, da er ihm von Angesicht zu Angesicht wieder freundlich begegnete. Dabei wäre Kraus sogar einverstanden gewesen, seinen bösen Verriß des Dramatikers Kokoschka über sein Drama „Mörder, Hoffnung der Frauen" in der Zeitschrift Tribunal 1920 zu veröffentlichen. Er war gebeten worden, Kokoschka gegen eine schlechte Kritik seines Dramas „Hiob" in der Frankfurter Zeitung zu verteidigen, was das ungebrochene Vertrauen Kokoschkas beweist, trotz der Verachtung, die Kraus seiner Dichtung entgegengebracht hatte. Als Verlag der Schriften von Karl Kraus antwortet Kraus selbst: „Darum möchte er [Kraus] Ihnen, ob Sie nun seine Ansicht veröffentlichen wollen oder nicht, keineswegs verhehlen, daß er den Dramatiker Kokoschka zwar nicht aus dem Drama Hiob, wohl aber aus dem Schauspiel Mörder, Hoffnung der Frauen kennt und dieses, wie die ihm bekannten Verse des Dichters für einen Schmarren hält und zwar so ziemlich für den sprachlich untiefsten, den der neue Dilettantismus hervorgebracht hat. Sie mögen aber überzeugt sein, daß diese Meinung an seinen persönlichen Sympathien für Herrn Kokoschka nichts zu ändern vermocht hat, wenngleich sie ihm die Identität des Dichters mit dem gleichnamigen Maler, von dem er zwar nichts versteht, dessen hohe Anerkennung durch Fachleute ihm aber einleuchtet, zu einem psychologischen Rätsel macht. […]" Diese Stellungnahme wurde natürlich nicht gedruckt und Kokoschka hat wohl nie den Wortlaut erfahren, ebensowenig wie die Ablehnung von Karl Kraus, etwas über die Malerei Kokoschkas zu publizieren.

Abb. 11 Oskar Kokoschka mit kahlrasiertem Kopf,
Wien 1909, Fotographie von Wenzel Weiss.
In einer Anfrage an die „Portraitierten" für den Katalog einer Kokoschka-Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle, die der renommierte Direktor Gustav Hartlaub 1931 veranstaltete, sollte die Frage beantwortet werden „Was Ihnen Kokoschka bedeutet". Karl Kraus schreibt, wieder als Verlag nach hartnäckigem Drängen Hartlaubs zurück: „Herr Karl Kraus würde, selbst wenn er zu einer Äußerung über Dinge der bildenden Kunst befugt wäre, es grundsätzlich ablehnen, ein Urteil auf Wunsch zu formulieren und sich an der Beantwortung einer Rundfrage zu beteiligen." Auf Hartlaubs Anfrage nach einer Möglichkeit der Vermittlung an Hans Tietze antwortet dieser: „Kraus antwortet niemals, ich weiß nicht, was man da machen könnte.”

Karl Kraus hat offenbar endgültig sein Urteil über den Maler dem über den Dichter angeglichen. Noch vor seiner Bekanntschaft mit Loos hatte er sich ja schon gegen die Fakultätsbilder von Gustav Klimt und besonders dessen Frauendarstellungen ausgesprochen — während Befürworter Klimts wie der Kraus-Gegner Felix Salten die „schöne jüdische Jourdame" in der wunderbar zarten verführerischen erotischen aber grausamen „Judith" preist, in der Nike Wagner und neuerdings zahlreiche Journalisten die junge Adele Bloch-Bauer vermuten, deren Züge Klimt verwendet zu haben scheint. Nike Wagner sieht Karl Kraus schon von Anfang an der Moderne wenig geneigt: „Im allgemeinen ist Kraus Anmerkungen zum Secessionsgeschehen zu entnehmen, daß die malerische Moderne ihm genauso wenig zusagte wie die literarische.” So steht er auch Herwarth Walden von Anfang an skeptisch gegenüber und auch Adolf Loos, mit dem er in der grundsätzlichen Haltung zu ethischen Fragen zutiefst übereinstimmt, traut er im Bezug auf die Begeisterung für den Expressionismus kein gültiges Urteil zu. Auch Gerald Stieg erwähnt diese Entwicklung: „Obwohl Kraus zu den Entdeckern und Förderern der expressionistischen Literatur und Malerei (z.B. Kokoschka) zählte, distanzierte er sich später aus formalen und ideologischen Gründen völlig von der ‚Literaturrevolution'. Er ironisierte in der Attitude des poetischen Schulmeisters die Form- und Zuchtlosigkeit der neuen, expressionistischen Dichterschule /in der Fackel 18, 544-545, 20-21/, er zweifelte aber auch das Ethos und Pathos der revolutionären Menschheitsverbrüderungspose an.“

In einigen guten Aufnahmen von J. Scherb ist die Wohnung von Karl Kraus zur Zeit seines Todes in verschiedenen Ansichten erhalten. Neben beiden Zeichnungen Kokoschkas (Reproduktionen) sind einige Aufnahmen von Portraits zu sehen (Janikowski, Karl Kraus I, Loos) und vor allem unzählige Fotos, mehrere als Kind, mit Familie und Freunden usw. Die vielen Photos, die Rahmen der Großphotos, die offensichtlich zeitgemäßer empfunden wurden als Ölgemälde, die Luster, Möbel, Stoffe, Vorhänge zeigen das Ambiente eines anspruchslosen Schreibtischarbeiters, der an der „Kunst" gar nicht interessiert ist, weil er sie nicht braucht, weder um sich auszuzeichnen noch um sich abzuheben, diese Funktionen erfüllte ausreichend die Fackel. So erscheint die Affaire Kokoschka als Mißverständnis, dem aber vier der interessantesten Portraits des Meisters zu verdanken sind.

Quelle: Almut Krapf-Weiler: Ein Mensch ist kein Stilleben. Oskar Kokoschka portraitiert Karl Kraus. In: Belvedere. Zeitschrift für bildende Kunst. 12. Jahrgang, Heft 1/2006. ISNN 1025-2223. Seite 46 bis 65 (gekürzt).


Und es hat noch mehr alte Musik in der Kammermusikkammer:

La Frottola - eine fast vergessene Kunstgattung des 15. und 16. Jh. | Das Fest des Fleisches: Rubens und Helene Fourment.

Das Gänsebuch (Nürnberg, 1510) | Navid Kermanis ungläubiges Staunen über Dürers Hiob.


Das Lochamer Liederbuch (Nürnberg, 1452) | Pablo Picasso: Die Frau mit dem Haarnetz (La femme à la résille), 1949.

Sumer is icumen in (England, 13./14. Jahrhundert) | Otto Pächt: Zur deutschen Bildauffassung der Spätgotik und Renaissance.

Giovanni Legrenzi: Sonate a due e tre Opus 2 (Venedig 1655) | Max Rychner: Vom deutschen Roman. Illustriert von den Präraffaeliten.

Marc-Antoine Charpentier: Leçons de Ténèbres du Jeudy Sainct | Vom Doppeladler zum Bindenschild. Eine Lektion in Heraldik.



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11. März 2014

Giulio Caccini: Le Nuove Musiche

Giulio Caccini ist sicherlich die umstrittenste Persönlichkeit in einer der interessantesten Perioden der Musikgeschichte. Er gehört zum Kreise derer, die an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert in Florenz den akkordbegleiteten Sologesang und die Oper aus der Taufe hoben. Geboren um 1545 in Rom und deshalb auch Giulio Romano genannt, kam Caccini schon in jungen Jahren an den Hof der Medici in Florenz. In mehreren Hofintrigen spielte er eine zwielichtige Rolle, und auch der eifersüchtig ichbezogene Ton in den Vorworten seiner Musikdrucke lässt vermuten, dass Caccini nicht zu den sympathischsten Musikern der toskanischen Großherzöge gehörte, und mahnt zur Vorsicht vor seinen Darstellungen der Entwicklung des Sologesangs.

Caccini war jedoch ein hervorragender Sänger und ein ebensoguter Gesangslehrer. Unter anderem bildete er seine gesamte Familie aus, seine erste und seine zweite Frau, seinen Sohn und seine beiden Töchter Francesca und Settimia. Die erste wurde nicht nur eine berühmte Sängerin, sondern auch eine bekannte Komponistin. 1604 reiste Caccini mit seiner gesamten Familie an den Pariser Hof, kehrte aber trotz größter Erfolge im folgenden Jahr nach Florenz zurück. Über seine letzten Lebensjahre ist weniger bekannt. Er starb, etwa siebzigjährig, 1618 in Florenz.

Ob Caccini, wie er selbst in seinen Vorworten nachdrücklich versicherte, der Erfinder des akkordbegleiteten Sologesangs gewesen ist, oder ob er, wie die Forschungen der letzten Jahre nahelegen, einer von mehreren war, die sich mit ähnlichen Ergebnissen um eine neue Art der Vokalkunst bemühten, lässt sich kaum mehr entscheiden, denn lange bevor man in den Florentiner Kreisen um Giovanni de' Bardi und Jacopo Corsi - die Musikgeschichtsschreibung taufte sie später allzu verallgemeinernd »Florentiner Camerata« - begann, eine neue Vortragsweise nach dem Vorbild der antiken Musik (bzw. dem, was man darunter verstand) zu kreieren, hatte man allenthalben mehrstimmig komponierte Madrigale und Canzonetten auch solistisch mit Instrumentalbegleitung gesungen und die Gesangsstimmen nach festen, in Lehrbüchern dokumentierten Diminutionsschemata virtuos ausgeziert.

Und lange bevor Caccinis erste Sammlung akkordbegleiteter Sologesänge unter dem ebenso kämpferischen wie programmatischen Titel »Neue Musik« (Le Nuove Musiche) im Druck erschien, hatte man derartige Gesänge komponiert und vorgetragen. Das »Neue« dieser Musik lag vor allem darin, dass die Instrumentalstimmen keinen polyphonen Satz, sondern einen akkordischen Begleitpart bildeten, und dass man solche nach den Regeln der klassischen Polyphonie verbotenen Tonschritte wie etwa Dissonanzen oder Sprünge über einem einmal angeschlagenen Akkord um des Textausdrucks willen tolerierte - mit »una certa nobile sprezzatura di canto«, einer gewissen vornehmen Nonchalance, wie Caccini es im Vorwort der Nuove Musiche nannte.

Caccinis erste Sammlung erschien im Jahre 1602 (geschickt auf 1601 vordatiert), die zweite 1614, vier Jahre vor seinem Tode. Beide sind nach demselben Schema gegliedert, und beide enthalten im Vorwort Anweisungen zur Ausführung, die zu den wichtigsten Quellen für die Aufführungspraxis dieser Zeit gehören. Caccini schrieb als erster die Verzierungen aus und damit bindend vor; im Vorwort finden sich ausführliche gesangstechnische Erläuterungen, in den Noten selbst zahlreiche Hinweise. Beide Sammlungen enthalten in einem ersten Teil Madrigale, im zweiten Arien, und dazwischen einige aus diesem Rahmen fallende Kompositionen unterschiedlicher Art. Zu diesen gehört Torna, deh torna, eine virtuose Oktavenstrophe über einem viermal nahezu unverändert wiederholten Bassmodell, der Romanesca, über dem die Singstimme ein melodisches Gerüst mit immer neuen Koloraturen füllt.

»Madrigale« bedeuten in der Definition Caccinis durchkomponierte, einteilige, in der Regel virtuos ausgezierte Stücke auf nichtstrophische, metrisch unregelmäßig strukturierte Texte, in unserer Aufnahme durch Dolcissimo sospiro, Movetevi à pietà, Questa lagrim'amare, Amor, io parto, Vedrò'l mio sol, Alme luci beate und Tutto'l di piango vertreten. Doch schon das bereits zu Lebzeiten Caccinis weltberühmte Madrigal Amarilli mia bella stellt eine Zwischenstufe zwischen dem Madrigal und der Arie dar: einteilig zwar, doch mit einer Wiederholung des letzten Teils, liedhaft schlicht in der Melodie und in seiner harmonischen und periodischen Struktur so wohlproportioniert, dass es wie eine Vorwegnahme der Arienform wirkt.

Unter »Arie« versteht Caccini zumeist in der Sammlung von 1614 ausschließlich strophische, leichtfüßig ausgelassene oder elegisch verschleierte Kompositionen in musikalischen Rhythmen, die dem Tanz nahestehen. Der häufigste unter ihnen, ein immer wieder anders notierter und dennoch unverkennbarer, ausgelassener Wechselrhythmus liegt Belle rose porporine, Non ha'l ciel cotanti lumi, Dalla porta d'oriente und Con le luci d'un bel ciglio zugrunde. Der Rhythmus von Amor ch'attendi steht der Gagliarde nahe; Tu ch'hai le penne Amore ist dagegen eine nicht an einen bestimmten Tanz gebundene Form mit sechstaktigen Perioden.

Quelle: Silke Leopold, im Booklet

Titelblatt von Le Nuove Musiche,
Florenz 1601
Caccinis Liedtexte

Ein großes Thema beherrscht alle Dichtungen, die Caccinis Nuove Musiche zugrundeliegen: die Liebe. Zwei literarische Formen spiegeln die zwei Seiten der Liebe wider: das elegische Madrigal, in dem die Klage des unglücklich Liebenden ihren Ausdruck findet, und die Canzonetta, die in zahlreichen Strophen das Glück der erfüllten Liebe und die freudige Sehnsucht des jung Verliebten besingt. Caccini hat für die Vertonung der Madrigale die frei rezitativische Form gewählt, während die Canzonette ihre musikalische Entsprechung in der rhythmisch markanten, tanzliederartigen Arie finden.

Von den Textdichtern ist vor allem Ottavio Rinuccini (1562-1621) zu nennen, der, selber Mitglied der Florentiner Camerata, besonders als Librettist der ersten Opern hervorgetreten ist. In seinen Dichtungen nimmt antike Mythologie einen wichtigen Platz ein: Der unglücklich Verliebte richtet seine Klage an Amor oder an die Göttin der Liebe selbst, Venus.

Giovanni Battista Guarini (1538-1612) versetzt seine Liebenden in eine Welt von Hirten und Nymphen; er war einer der Wegbereiter der pastoralen Idylle, die bis weit ins 18.Jahrhundert beliebt war. Nur ein Sonett Petrarcas wurde von Caccini vertont: eine ergreifende Klage an die geliebte Laura (Tutto'l di piango). Obwohl die Dichtungen des »poeta laureatus« im 16. Jahrhundert eine begeisterte Aufnahme erfahren hatten, wandten sich gegen Ende des Jahrhunderts die Komponisten immer mehr zeitgenössischen Autoren zu, deren Texte dem »neuen Stil« mehr entsprachen.

Quelle: Lorenz Welker, im Booklet

Track 13: Queste lagrim' amare


GIULlO CACCINI (c. 1545-1618) 

Le Nuove Musiche, Firenze 1601 
Nuove Musiche e Nuova Maniera de scriverle, Firenze 1614 

01 Amor ch'attendi (1614)                2.17
02 Amor, io parto (1601)                 3.11
03 Tu ch'hai le penne (1614)             3.05 
04 Non ha'l ciel (1614)                  2.31
05 Alme luci beate (1614)                3.29
06 Vedrò 'l mio sol (1601)               3.30
07 Tutto 'l dì piango (1614)             6.48 
08 Dolcissimo sospiro (1601)             5.38 
09 Dalla porta d'oriente (1614)          1.52 
10 Amarilli mia bella (1601)             2.13
11 Movetevi à pietà (1601)               2.19
12 Belle rose porporine (1601)           2.29
13 Queste lagrim' amare (1601)           4.14
14 Torna, deh torna (1614)               3.47
15 Con le luci d'un bel ciglio (1614)    1.56

Total time:                             50.45 


Montserrat Figueras, Gesang / vocal 
Hopkinson Smith, Laute, Barockgitarre / lute, baroque guitar 
Robert Clancy, Barockgitarre / baroque guitar & Chitarrone 
Jordi Savall, Viola da gamba 
Xenia Schindler, Harfe / harp 

Recorded, January 27-29, 1983, Kirche Amsoldingen, Kanton Bern (Switzerland) 
Producer: Meinrad Schweizer - Recording supervision: Pere Casulleras 
© 2005 

Faszination der Täuschung


William M. Harnett und die amerikanische Trompe-l'œil-Malerei


William Michael Harnett, The Faithfull Colt, 1890, Öl auf Leinwand, 57,2 x 47 cm, Wadsworth
 Atheneum, Hartford, Connecticut, Stiftung von Ella Gallup Sumner und Mary Catlin Sumner.
Am Ende des 19. Jahrhunderts, in einer Periode wachsenden Wohlstands, zogen Bilder, die das menschliche Auge zu täuschen versuchten, große Aufmerksamkeit auf sich und konnten in der Folge hohe Preise am Kunstmarkt erzielen. Es handelte sich dabei um detaillierte, hyperreale Illusionsmalerei, Trompe-l'œil genannt, und William Michael Harnett (1848-1892) war unbestritten der amerikanische Meister dieses Genres. Im Frühjahr 1935 brachte ein "Kunstvermittler" aus Philadelphia ein ungewöhnliches Bild in die Downtown Gallery in New York. Edith Gregor Halpert, Direktorin der Galerie, war für ihre Unterstützung der amerkanischen Moderne und der Volkskunst bekannt. In diesem Bild erblickte sie Elemente von beiden. Es war mit "W. M. Harnett 1890" signiert und datiert. Ein Etikett auf der Rückseite lieferte ein paar dürftige biographische Angaben über den wenig bekannten und größtenteils in Vergessenheit geratenen Harnett und gab als Titel "The Faithful Colt" an. Halpert erwarb das Gemälde von jenem Mann aus Philadelphia und leitete damit unbewußt eine Wiederentdeckung Harnetts ein.

"The Faithful Colt" ist ein überzeugendes Beispiel amerikanischer Trompe-l'œil-Malerei. Es ist nicht, wie der Titel vermuten läßt, die Darstellung eines jungen Pferdes, sondern vielmehr die überaus genaue, lebensgroße Reproduktion eines Colt-Revolvers, Kaliber 44. Er hängt von einem Nagel an einer alten grünen Tür, mit so wenig räumlicher Tiefe im Bild, daß jener Revolver innerhalb greifbarer Reichweite des Betrachters zu sein scheint. Wie alle Arbeiten von Harnett ist auch dieses Bild ein wahres Inventar an Texturen und Oberflächen, einschließlich des vom Rost stellenweise angegriffenen Revolverlaufes, des vergilbten und gesprungenen Griffs, und einer alten, heruntergekommenen, durch Nagellöcher und herausragende Nagelköpfe verunstalteten Tür. Die Gesamtheit all dieser Elemente verleiht der dreidimensionalen Illusion weitere Glaubhaftigkeit.

Harnetts Bilder waren etwas Besonderes, nicht nur aufgrund ihrer technischen Virtuosität, sondern auch als treffende Kommentare zur amerikanischen Gesellschaft und Kultur. Seine Karriere mag sich nur über siebzehn Jahre erstreckt haben, seine Arbeit aber etablierte das Trompe-l'œil als einen Teil der amerikanischen Kunstgeschichte und lieferte jenen Maßstab, an dem alle anderen gemessen wurden, die sich in diesem Stil versuchten. Dennoch ist er außerhalb Amerikas weitestgehend unbekannt geblieben. Die folgende Darstellung ist keine umfassende Untersuchung, vielmehr eine Einführung in das Œuvre Harnetts unter Berücksichtigung seines Beitrags zur Geschichte des Trompe-l'œils.

Trompe-l'œil-Malerei ist weder eine amerikanische Erfindung noch ausschließlich eine Erscheinung des späten 19. Jahrhunderts. Schon seit der Antike ist sie Teil der westlichen Kunst. Die ersten bekannten Beispiele waren architektonische Illusionsmalereien, mit denen die Wände römischer Villen des 1. Jahrhunderts vor Chr. geschmückt wurden. Diese Tradition setzte sich während der Spätantike, des Mittelalters und der Renaissance fort. Die architektonische Trompe-l'œill-Malerei erreichte einen Höhepunkt in der sogenannten Quadratura, den Ausschmückungen römisch-barocker Kirchen und Palästen des 17. Jahrhunderts, doch war es das Stilleben, bei welchem die Technik des Trompe-l'œils am meisten Anwendung fand.

Juan Sánchez Cotán, Stilleben mit Quitte, Kohl, Melone und Gurke, ca. 1602,
 Öl auf Leinwand, 69 x 84,5 cm, San Diego Museum of Art,
Schenkung von Anne R. und Amy Putnam.
Vier Aspekte sind essentiell für das erfolgreiche Erzeugen der Trompe-l'œil-Illusion: Absicht und Raum, Maßstab und Technik. Der Künstler muß die Absicht haben, den Betrachter dahingehend zu täuschen, daß er meint, das Dargestellte sei echt. Die Bildebene muß wie eine Verlängerung des realen Raumes um den Betrachter wirken. Die Illusion muß im gleichen Maßstab gemalt sein wie die tatsächlich abgebildeten Objekte. Darüberhinaus darf die Hand des Künstlers in keinem Element der Bildebene erkennbar sein.

In Clonakilty, County Cork, Irland, geboren, waren die Harnetts eine Künstlerfamilie, die nach Philadelphia emigrierte, als William M. noch sehr jung war. Harnett verdiente sein Geld bereits als Silbergraveur, als er in den späten sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts seine künstlerische Ausbildung an der Pennsylvania Academy of Fine Arts in Philadelphia begann. In den frühen siebziger Jahren zog er nach New York, wo er abends Kurse an der Coopers Union for the Advancement of Science and Art besuchte und tagsüber weiterhin als Graveur arbeitete. Nach einem letzten Jahr der Ausbildung an der National Academy of Design in New York wandte er sich 1875 ausschließlich der Malerei zu. Ab diesem Zeitpunkt begann William M. Harnett jene absolut unverwechselbaren Trompe-l'œil-Illusionen zu malen, für die er berühmt wurde.

Harnetts früheste noch erhaltene Arbeit ist ein kleines Stilleben, welches er 1875 anläßlich einer Ausstellung an die Brooklyn Art Association sandte. Es ist ein unprätentiöses Bild, das einen kleinen Korb mit Obst auf einer Tischplatte zeigt. Die Gewissenhaftigkeit, mit der er die natürliche Form, Textur und Farbe der Früchte wiedergibt, erinnert an die Jahrzehnte davor produzierten Arbeiten von Amerikas erstem Stillebenmaler Raphael Peale. Der handgeflochtene Korb war es jedoch, der einen Hinweis auf Harnetts zukünftigen künstlerischen Weg lieferte. Eine Ecke des Korbs ragt solcherart über den Tischrand, daß der Eindruck entsteht, sie sei ein Teil der Welt außerhalb der Bildebene - eine Technik, die sowohl spanische als auch niederländische Barockmaler wie Juan Sanchez Cotan und Willem Claesz Heda ausgiebig verwendet hatten.

In den folgenden fünf Jahren stellte William Harnett sein Wissen um die europäische Kunst wiederholt unter Beweis, indem er zahlreiche Stilleben schuf, die Gemälden des 17. Jahrhunderts nachempfunden waren und in denen er Bücher, Zeitungen, Briefe, Bierkrüge, Pfeifen, Tabak, Musikinstrumente und "Memento Mori" in Gestalt menschlicher Schädel darstellte. Leider betrachteten die Kritiker und Sammler Harnetts Werke nicht als ernstzunehmende Kunst, sondern eher als eine außerhalb der etablierten Tradition gelegene Novität. Den Kunstkennern waren seine Bilder bloße Imitate der Natur, denen die poetische Nuance fehlte, welche erst die Technik zur wahren Kunst erhebe. Dieses Vorurteil wurde auch darin deutlich, wie seine Bilder bei den jährlichen Ausstellungen der National Academy aufgenommen wurden. Obwohl er diesen Ausstellungen regelmäßig Beiträge lieferte, war man der Auffassung, daß seine Werke nicht geeignet seien, um gemeinsam mit jenen anderer Künstler gezeigt zu werden, und man verbannte sie daher nicht selten auf den Gang.

Ignorierten die Kritiker Harnett bis 1879, so wurde sein Beitrag zur alljährlichen Frühjahrsausstellung der Academy mit einem vernichtenden Urteil bedacht. Es herrschte der allgemeine Konsens, daß Harnetts Arbeiten trotz ihrer technischen Virtuosität zu nachahmerisch seien, orientierungslos und daher eine Enttäuschung. Der vielleicht bissigste Kommentar kam von einem Kritiker der New York Tribune, welcher meinte: »dieser Vorwurf der Minderwertigkeit ist angesichts der Tatsache gerechtfertigt, daß diese nachahmende Arbeit gar nicht so schwierig ist, wie es dem Laien erscheint … es gib Schildermaler zuhauf in unserer Stadt … die lediglich eine genügend große Unzufriedenheit mit ihrem ehrlichen Berufe empfinden müßten, um sich Künster zu nennen, um sich gegen Harnett zu messen ...«

William Michael Harnett, Munich Still-Life, 1882, Öl auf Leinwand,
62,5 x 76,8 cm, Dallas Museum of Art
Der Kritiker setzte fort, indem er Harnett mit einer Reihe von Künstlern der vorangegangenen Generation, darunter Daniel Huntington, Martin Johnson Heade, Seymour Guy und Morston Reame gleichsetzte, die er ebenfalls der Nachahmung bezichtigte. So anerkannt diese Gruppe auch einmal war, in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts war sie bereits aus der Mode gekommen. Sie alle wurden von der neuen französischen Beschäftigung mit Licht, Atmosphäre und Farbe überschattet, die in den Vereinigten Staaten erst Fuß zu fassen begann.

Harnetts Gemälde waren zwar vielleicht nicht die Lieblinge des offiziellen Kunstestablishments, aber dennoch sehr populär. Sie schilderten eine ausgesprochen männliche Domäne, welche den aus der industriellen Revolution des späten 19. Jahrhunderts hervorgegangenen neureichen Geschäftsmännern und Händlern sehr zusagte. Diese waren keine gebildeten Sammler, aber den unglaublichen Illusionismus von Harnetts Trompe-l'œl-Malerei fanden sie höchst attraktiv. Um sicherzugehen, daß seine Werke von einem geneigten Publikum gesehen werden würden, begann er seine Bilder an so unterschiedlichen und unvergleichbaren Plätzen New Yorks wie im Juweliergeschäft Black, Starr & Frost und in den Bars von Theodore Stewart aufzuhängen. Ausserhalb New Yorks brachte er seine Arbeiten in zahlreichen Ortsmuseen, Kunstakademien und Industriemessen unter, die nach dem Bürgerkrieg in den Provinzstädten des ganzen Landes entstanden waren. Seine Gemälde tauchten auch im Wannamakers-Kaufhaus in Philadelphia und im Isaac Newton Reed-Drugstore in Toledo, Ohio, zum Verkauf auf.

In dieser Situation verließ Harnett 1880 die Vereinigten Staaten für sechs Jahre. Er ging zunächst nach London, dann nach Frankfurt, bevor er schließlich nach München weiterzog, wo er den Großteil seines Europaaufenthalts verbrachte. Da er bereits ein erfolgreicher Künstler war, schrieb er sich in keiner der Kunstschulen ein, die so viele amerikanische Künstler in den sechziger und siebziger Jahren angezogen hatten. München ermöglichte ihm vielmehr den Zugang zu den umfangreichen königlichen Sammlungen niederländischer Stillebenmalerei des 17. Jahrhunderts. Darüber hinaus galt diese Stadt im dritten Viertel des 19. Jahrhunderts unter amerikanischen und europäischen Sammlern als Zentrum für Stillebenmalerei. […]

Die Ähnlichkeit von seinem wichtigstem Münchner Werk mit einem in dieser Stadt entstandenen Gemälde von Nikolaus Gysis kann nicht als purer Zufall abgetan werden. Auch Gysis "Gerupftes Huhn" aus dem Jahre 1881 ist eine vertikale Komposition, die eine gerupfte, von einem Bein herabbaumelnde Henne auf dunklem Hintergrund darstellt. Dieser Kontrast hebt das Volumen und die Oberflächeneigenschaften des bleichen, nackten Vogelfleisches hervor. Im folgenden Jahr malte Harnett seine Version dieses Sujets unter dem Titel "Plucked Clean" und etablierte damit endgültig das vertikale als sein bevorzugtes, wenn auch nicht ausschließliches Format. Die Ähnlichkeiten dieser zwei Bilder überwiegen deutlich die Unterschiede. "Plucked Clean" zeigt ebenfalls einen nackten, lebensgroßen Vogel vor dunklem Hintergrund, aber Harnetts Darstellung enthält mehr Humor. Der rote Kamm und die Federbüschel stehen vom Kopf weg, während ein Auge den Blick des Betrachters erwidert. Über die rosa und gelbe Haut des Huhns sind Blutspritzer und vereinzelt Federn verstreut. Als formales Gegengewicht zum dünnen Hals, den gelben Füssen und Beinen dient ein Büschel von strahlend weissen Schwanzfedern, die dem Bild eine eigenartige, ja sogar lächerliche Wirkung verleihen.

Nikolaus Gysis, Gerupftes Huhn, 1881, Öl auf
Leinwand, 61,6 x 39,4 cm, Bayerische
Staatsgemäldesammlungen, München.
So wenig dekorativ dieses Sujet auch gewesen sein mag, es leitete eine Serie hochformatiger Stilleben ein, die Harnett von 1883 bis 1885 schuf. Vier Gemälde dieser Gruppe - "After the Hunt" betitelt - wurden schließlich jene Arbeiten, die seinen künftigen Ruf als Künstler begründeten und die krönenden Werke seines ersten Jahrzehnts als freischaffender Künstler darstellten. Diese Bilder stützten sich in ihrer Kombination toten Wilds mit Jagd oder militärischer Ausrüstung auf die Komposition de' Barbaris, arrangiert auf einer hölzernen Türe, geschmückt mit dekorativen, gußeisernen Schlössern und Scharnieren. Ähnliche Kompositionen erscheinen als Details in den Hintergründen größerer Genrebilder, wie sie zu jener Zeit in Deutschland populär waren. Zu Harnetts deutschen Zeitgenossen, die Genrebilder mit derartigen Details schufen, gehörten unter anderen Eduard Grützner, Franz von Defregger und Moritz von Schwind aus München, Ludwig Knaus aus Berlin und Johann Peter Hasenclever aus Düsseldorf. Die Ähnlichkeit der vier "After the Hunt" -Bilder mit dem von Gysis und Arbeiten der erwähnten deutschen Künstler bestätigt Harnetts Vertrautheit mit seinen europäischen Zeitgenossen.

Die zweite Version von "After the Hunt" ist eine Überarbeitung der ersten. 1883 entstanden, zeigt sie das Federwild mit einer doppelläufigen Schrotflinte, einem Pulverhorn, einem Tirolerhut, einem Jagdhorn aus Messing, einer ledernen Wildtasche und einem Schwert mit Elfenbeingriff und Löwenkopfornamenten. Die Tür schließt jeden Ansatz räumlicher Tiefe aus und zwingt die überlappenden Objekte, den flachen Raum zu überfüllen und sich vor den Betrachter zu drängen. Die verschiedenen dargestellten Materalien und Oberflächen decken die gesamte Bandbreite ab und reichen von natürlichen zu artifiziell geschaffenen, von glänzenden zu matten, von harten zu weichen, von rauhen zu glatten, eine Bandbreite, die selbst für Harnetts beachtliche Fähigkeiten eine große Herausforderung gewesen sein mußte.

Im selben Jahr enstand das Bild "Merganser" - benannt nach einer großen Entenart -, das mit dem in "After the Hunt" abgebildeten Vogel eine gewisse Verwandtschaft hat. Dieses besonders schöne Exemplar hängt von einem Fuß an einer dunklen hölzernen Täfelung, sehr ähnlich dem gerupften Huhn in "Plucked Clean". Darin erschöpfen sich aber schon die Ähnlichkeiten, denn "Merganser" wird als nobles Ergebnis eines erfolgreichen Jagdausfluges präsentiert, nicht als ein Produkt vom Bauernhof. Der Mittelpunkt des Bildes, die weißgefederte Brust der Ente, wird durch die abgewinkelten Flügel und durch einen freien Fuß hervorgehoben. Der Körper des Vogels ragt bestimmt aus einem Bildraum, dem jede Illusion von Tiefe fehlt. Das Gemälde ist in seiner Einfachheit ebenso rein, wie "After the Hunt" in seiner Vielfalt komplex war. Es war eines von zwei Entenbildern, die Harnett für den in München wohnenden Mr. Hastings, der auch das bildliche Gegenstück "Mallard" ("Stockente") in Auftrag gab, malte.

William Michael Harnett, After the Hunt, 1883, Öl auf
Leinwand, 133,3 x 91,4 cm, Columbus Museum of Art,
Ohio, Vermächtnis von Francis C. and Mary Sessions.
So wie "Merganser" in der Art, wie es die Ente in den Mittelpunkt rückt, eine Verwandtschaft mit den ersten beiden Versionen von "After the Hunt" hat, so konzentriert sich auch ein weiteres Bild aus Harnetts Münchner Zeit auf einen Hasen, der das zentrale Element des dritten und vierten Bildes der Serie ist. "Trophy of the Hunt" aus dem Jahr 1885 zeigt einen großen grau-weißen Hasen mit voneinander gestreckten Beinen und Ohren vor einer Tür, die durch fein ausgearbeitete, aber rostige Scharniere im Rahmen gehalten wird. Der Strich und das Muster seines blutbefleckten Fells sind ebenso geschickt ausgeführt wie die Schichten des Federkleids der Ente in "Merganser" und die Reihe von Oberflächen, wie sie in den vier Versionen von "After the Hunt" vorgeführt werden. In all diesen Bildern sind die verschiedenartigen Oberflächen mit einer derartigen Leichtigkeit wiedergegeben, daß sie als Zeugnis für Harnetts technische Begabung und als Beweis dafür dienen, daß er damals der talentierteste Stillebenmaler in München war.

Im Jahre 1885 verließ Harnett München und ging für drei Monate nach Paris, wo er die vierte und letzte Version von "After the Hunt" malte. Es war die größte und ehrgeizigste der vier, gedacht als würdiger Abschluß dieses Sujets. Erfüllt von großen Hoffnungen, beschickte er damit im gleichen Jahr den Pariser Salon, wo es zwar einige Aufmerksamkeit erhielt, aber sich nicht verkaufte. Entmutigt packte er das Bild zusammen mit seinen anderen Habseligkeiten und fuhr unverzüglich zurück nach New York.

Das ironische Schicksal dieses Bildes kann als Zusammenfassung der gesamten Karriere Harnetts genommen werden. Es wurde von Theodore Stewart gekauft, der es in seiner Bar in der Warren Street aufhängte. Dort zog es die Massen, die Presse und allgemeine Anerkennung an. Obwohl weder von den Kritikern noch von der Academy unterstützt, machte dieses Bild den Künstler berühmt.

Nach seiner Rückkehr nach New York ersetzte Harnett das tote Wild, die Waffen und die sonstigen für "After the Hunt" zusammengetragenen Gegenstände durch Kompositionen mit Musikinstrumenten, Hufeisen, einer Meerschaumpfeife und, im Fall von "The Faithful Colt", einem Revolver aus dem Bürgerkrieg.

Diese Bilder kamen bei den amerikanischen Kritikern auch nicht besser an als jene, die er zuvor oder während seines Europaaufenthaltes gemalt hatte. Dennoch waren die letzten sechs Jahre von Harnetts Leben finanziell ergiebig. Die Beliebtheit von "After the Hunt" in Stewarts Bar führte bald zu zahlreichen Aufträgen, die jene von herkömmlichen Stillebenmalern, vor allem von solchen, die von New Yorks Kunstestablishement ausgeschlossen waren, weit überstiegen.

"Still Life - Violin and Music", 1885 entstanden, ist eine zweite, verbesserte Version von "The Old Violin" , das er zwei Jahre davor gemalt hatte. Das Bild ist für Harnetts bisherigen Stil atypisch, da die Gegenstände nicht vor dem üblichen dunklen Hintergrund sondern vor einem hellen, leuchtenden Grund aus drei unbehandelten Brettern - Teile einer Schranktür - arrangiert sind. Seine Fähigkeiten als illusionistischer Maler noch mehr herausfordernd, ließ Harnett die Türe leicht geöffnet, wobei der rechte Rand die Grenzen der Bildebene fast sprengt. Die an der abgewetzten und gesprungenen Tür aufgehängten Gegenstände, befinden sich innerhalb horizontaler Grenzen, die durch die inzwischen üblichen Eisenscharniere geschaffen wurden, welche die Türe oben und unten halten.

William Michael Harnett, Merganser, 1883,
Öl auf Leinwand, 86,7 x 52,1 cm, San Diego
Museum of Art, Schenkung der Gerald und
 Inez Grant Parker Stiftung.
Der Rost von den Scharnieren hatte geblutet und das helle Holz mit einer erdig roten Farbe überzogen. Diese Farbe bestimmt auch das Hufeisen und die Spange und komplementiert damit den tiefpolierten Farbton der Violine. Die Bögen und Krümmungen, die den notenschlüsselförmigen Klangkörper des Instruments ausmachen, werden im Hufeisen wiederholt, das in der "glücksbringenden" Position rechts oben angeordnet ist, und abermals im offenen Vorhangschloß das auf der rechten Seite hängt. Die regelmäßigen Abstände zwischen Zündholzschachtel, Bogen, Violine und Spange, welche in einem senkrechten Rhythmus mit den Klammern und den Spalten der drei Bretter hängen, betonen die rechteckige Ausrichtung der Komposition. Die Piccoloflöte unterbricht die senkrechte Regelmäßigkeit der Anordnung, indem sie diagonal über die untere rechte Ecke liegt und dadurch ein Dreieck schafft. Innerhalb dieser Fläche erscheint die Signatur des Künstlers, "W. M. Harnett", in Druckbuchstaben auf einer seiner Visitenkarten mit den charakteristischen Eselsohren.

Die größte Spannung zwischen den einzelnen Gegenständen erzeugt ein Notenblatt, das schräg in der Mitte hinter der Violine liegt. Am Kopf des Blattes steht "Saint Kevin" oder "By That Lake Whose Gloomy Shore". Als Quelle dafür wird "Moore's Irish Melodies", herausgegeben von "J. J. Daly of 419 Grand Street, N. Y." angeführt. Die Geschichte des Heiligen Kevin ist getragen von Leidenschaft und Mord, die durch die Feder von Thomas Morus zu einer leichten Posse wurde. Die genaue Bedeutung, die dieses Stück für Harnett hatte, ist über allgemeine biographische Assoziationen nicht näher erkennbar. Er war musikalischer Laie, der gerne mit Freunden Flöte spielte, und man darf getrost annehmen, daß er Noten lesen konnte. Es ist auch möglich, daß der Reiz, den Moore's "Irish Melodies" auf ihn ausübten, seinem nostalgischem Interesse an seiner eigenen irischen Herkunft entstammte. Diese sentimentalen oder nostalgischen Qualitäten wurden weiter verstärkt durch die Tatsache, daß dieses Stück zwanzig Jahre vor der Entstehung von William M. Harnetts "Still Life - Violin and Music", veröffentlicht wurde.

Wieder einmal ist es die Tradition der europäischen Stillebenmalerei, die in einem weiteren Bild Harnetts von 1888, betitelt "Mr. Huling's Rack Picture", zum Vorschein kommt. "Racks" dienten als eine frühe Form von schwarzem Brett, um Briefe, Rechnungen, Broschüren oder sonstige Schriftstücke in greifbarer Nähe zu sammeln. Zu diesem Zweck wurden Klebestreifen oder Bänder waagrecht oder aber in Form eines X innerhalb eines Quadrats an die Wand geheftet.

Zu den führenden niederländischen Malern, die sich auf dieses Genre spezialisierten, zählte Samuel van Hoogstraten, ein Schüler Rembrandts. Ein Beispiel seiner Arbeit aus der Mitte des 17. Jahrhunderts ist ein Trompe-l'œil-Stilleben, das eine Ansammlung von Schriftstücken und Objekten zeigt, darunter Scheren, eine Feder, ein Taschenmesser und ein Zwicker, welche von drei quer auf eine Holzplatte genagelten Streifen gehalten werden. Die in Hoogstratens Bildern dargestellten Gegenstände geben oft Aufschluß über Beruf, Umgang oder Freundeskreis ihres Besitzers. Manchmal enthalten sie auch autobiographische Details über den Künstler selbst. Im vorliegenden Beispiel jedoch sind die Buchstaben der Schriftstücke bereits verblaßt und der Bezug der Objekte zu seinem Auftraggeber längst in Vergessenheit geraten.

William Michael Harnett, Still Life Violin and Music,
 ca. 1888, Öl auf Leinwand, 101,6 x 76,2 cm,
The Metropolitan Museum of Art, New York,
Stiftung von Catharine Lorillard Wolfe.
Nicht so bei Harnetts "Mr. Huling's Rack Picture". George Huling war ein Textilhändler aus Philadelphia, der beispielhaft ist für die von Harnett bevorzugten Kunden nach seiner Rückkehr aus Europa. Diese waren keine anspruchsvollen, hochkultivierten Sammler sondern erfolgreiche kleine Geschäftsleute, die sich von der leichten Zugänglichkeit der Trompe-l'œil Malerei stärker angesprochen fühlten als von anderen Stilen. Das Bewußtsein der technischen Fertigkeit, die für das Gelingen eines derartigen Trompe-l'œils notwendig war, genügte, um ihre ästhetischen Bedürfnisse zu befriedigen. Mr. Huling beispielsweise nannte gleich drei Bilder von Harnett sein eigen, hinterlies aber keinerlei Hinweis darauf, auch jemals andere Kunstwerke besessen zu haben. Harnett hat für Mr. Huling eine traditionelle Komposition geschaffen; sie bestand aus einem Quadrat aus Schleifen, das von einem X durchkreuzt wurde und mit großen Reißnägeln auf einer Tür fixiert war, die in dem gleichen dunklen Grün gehalten war, das Harnett bereits so effektvoll in den "After the Hunt"-Bildern eingesetzt hatte. Zahlreiche Kuverts und Visitenkarten werden von den straffen Bändern gehalten. In der oberen linken und der unteren rechten Ecke befinden sich Zeitungsausschnitte, die so gemalt sind, als wären sie unmittelbar auf das Holz geleimt worden.

Beinahe alle Trompe-l'œils von Harnett stellen dreidimensionale Formen dar, die einen Bildraum mit geringer Tiefe füllen. In diametralem Gegensatz dazu bestand aber die hier gestellte Herausforderung in der Wiedergabe seiner Flachheit. Die unterschiedlichen Tiefen, entstanden aus der Überlappung der Kuverts übereinander oder durch den schmalen Spalt zwischen Band und Holzwand, meistert Harnett ebenso gekonnt, wie er einst der Ente, dem Hasen oder der Violine dramatisches Volumen verliehen hat.

Der Inhalt von "Mr. Huling's Rack Picture" gibt Aufschluß über den Personenkreis, der mit Harnett verkehrte. So ist beispielsweise bekannt, daß jene Briefe, die an Mr. Hulings Geschäftsadresse gerichtet sind, von Freunden und Bekannten stammen, die, wie er, Mitglieder der Methodist Episcopal Church und der Freimaurerorganisation Mary Commandery Nr. 36, waren. Zwei der Korrespondenten, William Macpherson und J. Wesley Brown, die als Absender auf Briefumschlägen erscheinen, waren, wie Huling selbst, Veteranen des Bürgerkriegs. […]

Mit dem zunehmenden Verfall seiner Gesundheit ab 1887 wuchs zugleich aber auch die kontemplative Manier in den Arbeiten Harnetts. So zog er es vermehrt vor, sich auf die weiteren Verflechtungen und Bedeutungen eines einzigen, sorgfältig ausgewählten Sujets zu konzentrieren. "The Faithful Colt" ist ein hervorragendes Beispiel dafür. Es ist die Darstellung eines bestimmten Revolvers, der Harnett gehörte, und dessen rostiger Lauf und gesprungener Elfenbeingriff spezielle Merkmale aufwiesen, die durch oftmalige Verwendung entstanden waren. Der Auktionskatalog zur Verlassenschaft des Künstlers gibt an, daß dieser bestimmte Revolver in der Schlacht von Gettysburg verwendet wurde. Wie ein alter Veteran, der allein und verlassen dasitzt, da man seine Dienste nicht mehr benötigt, hängt nun der Colt an einem Nagel an einer klapprigen, dunkelgrünen Scheunentüre. Seine Form und Oberflächenbeschaffenheit sind meisterlich wiedergegeben und erhalten Volumen durch den Schatten, den er wirft. Wie schon so oft, hat Harnett auch hier seine Signatur und die Datierung zu einem Teil des Trompe-l'œils gemacht. Man findet sie unten links in die Scheunentür eingeritzt.

William Michael Harnett, Mr. Huling's Rack Picture, 1888,
Öl auf Leinwand, 76,2 x 63,5 cm, Privatbesitz.
Ein Zeitungsausschnitt scheint unmittelbar auf die Oberfläche des Holzes geklebt worden zu sein, seine zerfransten Ränder und die aufgebogene Ecke heben sich so überzeugend von dem dunkelgrünen Hintergrund ab, daß Harnetts Zeitgenossen versucht haben, es von seinem Platz zu entfernen. Obwohl völlig unleserlich, glaubten viele Betrachter, daß der Zeitungsausschnitt das Geheimnis dieses Bildes offenbaren könnte und die Deutungen, die zirkulierten, hingen davon ab, welchen Inhalt man ihm nachsagte. Trompe-l'œil-Bilder scheinen oft einer Geschichte zu bedürfen. Immerhin müssen doch Gegenstände, die so realistisch abgebildet sind, bestimmt eine Geschichte haben, und der im Halfter ruhende Revolver war bereits zu einer bedeutenden amerikanischen Ikone geworden.

Dieser 44er Colt und mehr als hunderttausend weitere wurden 1860 vom Büchsenmacher Samuel Colt in seiner Fabrik in Hartford, Connecticut, erzeugt. Der 44er Colt erwarb sich seinen Ruf zu Beginn des Bürgerkriegs, als er zur bevorzugten Dienstwaffe der Union Army wurde. Nach dem Krieg wurde er als die Waffe, die den Westen zähmte, zur Legende. Um 1890 war der Westen bereits Gegenstand eines wachsenden Mythos. Buffalo Bill Cody und seine Wild West Show hatten mit ihrer Tournee durch den Osten der Vereinigten Staaten und Europa bereits ein Jahrzehnt davor begonnen. Die Vorstellung von Exotischem aus dem wilden Westen reichte von Kunstreiten über eine gestellte Büffeljagd, eine Schlacht mit echten Indianern bis hin zu Schießereien. Der Colt-Revolver wurde nicht nur zu einem fixen Bestandteil der Mythologie des Westens, sondern zu einer Ikone der Freiheit und des Selbstvertrauens, die untrennbar nicht nur mit Jahrzehnten der Expansion nach Westen, sondern mit dem Wesen Amerikas selbst verbunden war. […]

Nach seinem Tod im Jahre 1892 geriet Harnett schnell in Vergessenheit. Seine Bilder wurden von den neuen Entwicklungen des französischen Impressionismus und der moderneren postimpressionistischen Strömungen, welche für immer die Richtung der amerikanischen Kunst ändern sollten, überschattet. Das führte dazu, daß Harnetts Bilder veraltet erschienen und, als die viktorianischen Interieure nach der Jahrhundertwende umgebaut wurden, abgehängt und größtenteils vergessen wurden. Zudem war Harnetts Arbeit nicht in öffentlichen Sammlungen vertreten, was es auch den Kunstkennern erschwerte, sich mit seinen Bildern vertraut zu machen.

Das war die Situation bis 1935, als "The Faithful Colt" Edith Halpert, einer Verfechterin der Moderne des 20. Jahrhunderts, angeboten wurde. Halpert präsentierte richtungsweisende Ausstellungen von vielen der wichtigsten Künstler, die in den Vereinigten Staaten während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts tätig waren, in ihrer Downtown Gallery. Ihr geübtes Auge schaute durch den Schleier der Gefühle, welche Harnetts Bilder umhüllten, und sie fühlte sich auf natürliche Weise zur klassischen Einfachheit ihres abstrakten Aufbaus hingezogen. Nachdem ihr Interesse geweckt worden war, fand Edith Halpert 14 weitere Bilder, von denen sie meinte, sie stammten von Harnett. Damit hatte sie eine ausreichende Anzahl von Bildern beisammen, um die bahnbrechende Ausstellung Nature-Vivre im Frühling des Jahres 1939 eröffnen zu können.

Dieses Ereignis hat nicht nur den Ruf von Harnett wiederhergestellt, sondern führte auch zu einem allgemeinen Wiederaufleben des Interesses für amerikanische Trompe-l'œil-Malerei. Durch Halperts Bemühungen wurde "The Faithful Colt" zum ersten Gemälde Harnetts, das in die Sammlung eines amerikanischen Museums Aufnahme fand. Es wurde vom Wadsworth Atheneum in Hartford, Connecticut, erworben, und zwar deshalb, weil dies jener Ort war, an dem Samuel Colt den legendären Revolver gefertigt hatte. Durch das Fehlen der räumlichen Tiefe der Bilder und ihre Betonung der flächigen Anordnung der geometrischen Formen waren Harnetts Gemälde gut geeignet, innerhalb des Dialogs der Moderne, in dem sich Halpert bewegte, Platz zu finden. Aber ein Teil ihres Essays, der in einem kleinen Katalog zur Ausstellung Nature-Vivre veröffentlicht wurde, offenbarte ihr wahres Interesse an der Moderne:

Samuel van Hoogstraten, Stilleben, ca. 1660, Öl auf Leinwand,
 80,3 x 68 cm, San Diego Museum of Art, Schenkung von
Jo Wallace Walker zum Andenken an Burnett Walker.
"Während seine Anerkennung im 19. Jahrhundert auf seine künstlerische Komposition und seinen Ruf als dem am meisten realistischen Maler seiner Zeit zurückzuführen sein mag, basiert unser gegenwärtiges Interesse an Harnett mehr auf zeitgenössischen Überlegungen. Wir bewundern die Tatsache, daß er einen Stil vorwegnahm, der heute von der Avantgarde in Frankreich und in diesem Land praktiziert wird. Seine Farbe leuchtet, die Malerei ist makellos, und die Komposition in abstrakten Mustern angeordnet." Es war Harnetts "akribischer Realismus mit einer willkürlichen Gegenüberstellung von zusammenhanglosen Gegenständen", der seine Bilder zugänglich und zeitlos machte, und zum Vorläufer eines "Stils, der heute von der Avantgarde in Frankreich praktiziert wird", und auf den sich Edith Halpert namentlich bezieht: den Surrealismus. Sie hatte dabei wahrscheinlich die hyperrealen Bilder eines Salvador Dali oder den magischen Realismus eines René Magritte vor Augen. Letzterer wählte in seinem Gemälde "Der Verrat der Bilder" ein Objekt aus, welches schon oft von Harnett abgebildet worden war, eine Bruyèrepfeife, gemalt mit präzisem Realismus. Magritte entlarvte das Abbild, indem er über den unteren Rand die Worte "Ceci n'est pas une pipe" schrieb, eine Ermahnung, welche den Betrachter zwang, die Illusion mit der Realität zu vereinen.

Magrittes Botschaft gibt Anlaß, Harnetts Bilder noch einmal in einem etwas anderen Licht zu untersuchen. Harnett erlaubte seinen Trompe-l'œilBildern, Illusion zu bleiben, "weiterzuträumen", um den surrealen Zauber nicht zu brechen, wie es Magritte tat. Der Erfolg eines Trompe-l'œil-Bildes hängt nicht nur von seiner Fähigkeit ab, Gegenstände als Teile der realen Welt erscheinen zu lassen, sondern von seiner Macht, den Betrachter in ihre traumähnliche Illusion zu ziehen. Die Gegenstände in Harnetts Bildern erscheinen nicht nur echt, sondern sie berührten das Unbewußte von Männern wie Theodore Stewart und George Huling, die ein Bild, welches sie persönlich ansprach, zur persönlichen Erinnerung und Assoziation kauften. So zeitigte beispielsweise Harnetts "Old Violin", als es bei der Thirteenth Annual Cincinnati Industrial Exposition im Jahre 1886 ausgestellt wurde, folgende Wirkung: "Ein alter Herr stand da und starrte das Bild letzte Nacht durch seine Brille an, und sagte schließlich: 'Beim Jupiter, ich würde gerne auf dieser Violine spielen', in dem enthusiastischen Glauben, daß jenen gewachsten Saiten schon zahlreiche bewegende Melodien entlockt worden seien. Dieser ältere Herr erkannte die Täuschung nicht, bis er schließlich näher herantrat und 'völlig weg' war."

Der Herr aus Cincinnati war einer von vielen, der durch Harnetts Bilder in die Irre geführt wurde. Immerhin war es ihre Fähigkeit, zu täuschen, von der ihr Erfolg oder Mißerfolg als Trompe-l'œil-Bild abhing. Zweifellos haben diese bekannten Objekte in Harnetts Bildern in so manchem Betrachter angenehme Erinnerungen wachgerufen oder Vorstellungen evoziert. Aber für jene Amerikaner, die diese Gegenstände nicht besessen hatten und damit keine dementsprechenden Erinnerungen verbanden, besaßen die Bilder doch die Fähigkeit, ihre Besitzer in das Reich eines Gentlemans mit seinen Büchern, Briefen, Pfeifen und Bierkrügen, Musikinstrumenten und erfolgreichen Jagden hineinzuversetzen. In dieser Welt wurde "Still Life - Violin and Music", das geradezu eine Ikone der Kultur und der Handwerkskunst war, mit den tödlichen Konsequenzen amerikanischer industrieller Technologie "The Faithful Colt", gleichgesetzt. Die Bilder von William M. Harnett, verkörperten durchaus beliebte Ansichten und Geschmacksrichtungen des amerikanischen Fin de-siècle, einer Kultur, welche von Erwerb und Erfindung getragen war. Da die am meisten geschätzten Gegenstände real und greifbar waren, waren Harnetts Bilder wie geschaffen für den Self-made Man.

Quelle: D. Scott Atkinson: Faszination der Täuschung. William M. Harnett und die amerikanische Trompe-l'œil-Malerei. In: Belvedere. Zeitschrift für bildende Kunst. Heft 1/1998, ISNN 1025-2223, Seite 36-53 (gekürzt)
 

D. Scott Atkinson studierte Kunstgeschichte an der Universität von Californien in Santa Barbara. Seit 1997 ist er Sammlungsleiter für Amerikanische Kunst im San Diego Museum of Arts. Er publizierte zahlreiche Ausstellungskataloge und Artikel zum Thema Amerikanische Kunst darunter "Winslow Homer in Gloucester", Chicago 1990.

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