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20. Januar 2020

Wolfgang Fortner: Klavierlieder

Wolfgang Fortner wird man zunächst kaum unter den Komponisten für das Lied vermuten. Er trat hervor mit Opern wie Bluthochzeit und In seinem Garten liebt Don Perlimplín Belisa, mit Orchesterwerken wie Triplum, auch mit Kammermusiken in verschiedensten Besetzungen. Vertonte Fortner Texte für den Konzertsaal, so brauchte er meistens umlänglichere Instrumentalapparate, wie in The Creation oder Die Pfingstgeschichte.

Und gleichwohl: Immer wieder hat sich Fortner während seiner langen Sehaffenszeit mit dem Klavierlied beschäftigt. So sind ungefähr dreißig Lieder überliefert — Werke einer „Kleinkunst“, der Intimität, auch der Introspektion. Als „Nebenprodukte“ sollte man diese Lieder insgesamt nicht einstufen. Dazu sind sie zu eigenständig, ist die Handschrift des Komponisten allzu deutlich spürbar — und sind Vergleiche mit umfänglicheren Werken der entsprechenden Perioden fast ausnahmslos möglich. Fortners Sensibilität für literarische Qualitäten zeigt sich in der Wahl der Texte — von Shakespeare, Eichendorff, Hölderlin über Hugo von Hofmannsthal bis Dylan Thomas und Pablo Neruda. Einflüsse von Richard Strauss, Hans Pfitzner, Hermann Reutter sucht man in diesen Werken vergebens — ganz entfernt wäre vielleicht Hindemith in den frühen Liedern auszumachen.

In den 1933 komponierten Vier Gesängen nach Hölderlin kostet Fortner die Qualitäten der tiefen Stimmlage aus und wagt sich an so heikle und oft vertonte Gedichte wie An die Parzen und Hyperions Schicksalslied. Schon der junge Fortner zeigt hier Strenge, Klarheit, gebändigtes Espressivo in der Balance zwischen Akkordik und Linearität. Die Kraft des Deklamatorischen ist voll entwickelt: Vertonung als An-Sprache. Doch die hohe Rede bleibt ohne Gestelztheit. Wie Fortner die Zeilen

Es schwinden, es fallen
Die leidenden Menschen
Blindlings von einer
Stunde zur andern
Wie Wasser von Klippe
Zu Klippe geworfen
Jahr lang ins Ungewisse hinab


im Gesang als Bogenform wölbt und schließlich zur klanglichen Ökonomie im Klaviersatz findet, muß als meisterlich gewertet werden.

Diese Art der Verknappung, der Konzentration auf einfache Chiffren wird in den 1947 publizierten Shakespeare-Songs weitergetrieben. Mit zehn Liedern, einem einleitenden Motto und dem Epilog sind sie Fortners umfangreichster Liedzyklus. Alle Texte sind aus Dramen bezogen. Die Attitüde des Dramatischen, der Rede an der Bühnenrampe ist klar: Da wird deklamiert, wortdeutlich bis zur letzten Silbe. Die Verpflichtung auf das Wort führt so weit, daß Stimme und Klavier oftmals selbständig nebeneinander geführt sind bis zur Rücksichtslosigkeit: Dem Sänger sind kaum hilfreiche Stütztöne zugespielt, er steht manchmal in scharfem Intervallkontrast zur Begleitung. Lapidarität der Garstigkeit? Sie ist auch spürbar in Der Totengräber; einem der langsamen Lieder: Die Kargheit der Ostinatoformeln — teilweise auch in der Singstimme — trägt eine geradezu bedrückende Sinnfälligkeit.

Wolfgang Fortner (links) und sein Schüler Hans-Werner Hense. 1948. [Quelle]
Farewell nimmt zweifach Rücksicht auf den Text, da es sowohl in Nerudas spanischem Original als auch in Erich Arendts schneidender Übertragung ins Deutsche gesungen werden kann. Hier zeigt sich in der kleinen None und großen Septime Fortners verdichtete Klanglichkeit. Schärfe, Härte, gar Brutalität der Tonsprache herrschen vor. Die fast holzschnittartige Klanggestik erinnert an Perlimplín. Ein arpeggierendes Atemholen erlaubt sich Fortnet in der Klavierstimme im fünften Abschnitt bei Fu tuyo, fuiste mia. Qué mais? Darum herum drängt die Gehetztheit des Suchenden, Treibenden. Die Knappheit der fünf Lieder von nicht einmal zehn Minuten Aufführungsdauer übertrug der Komponist auch in eine Fassung mit zwei Flöten, Violoncello und Klavier.

Der Zyklus Terzinen ist Dietrich Fischer-Dieskau und Aribert Reimann gewidmet, die das Werk des Musikerfreundes auch zur Uraufführung brachten. Bariton und Klavier sind gleichwertig und auch gleichermaßen anspruchsvoll. Mit den aleatorischen Freiheiten im Instrumentalpart lag Fortner ganz im Zug der Zeit — und die beiden Zwischenspiele sind mindestens so ausdrucksstark und tatsächlich raumfüllend wie die Lineaturen der Vokallinie.

Widmungen (1981) auf vier Sonette von Shakespeare hat Fortner für den Sänger und Freund Lutz Rainer zum Geburtstag komponiert. Die Begeisterung dieser Liebesverse ist klanglich übertragen in die Kühle einer gläsernen Schärfe. Selten hat man den Eindruck, daß hier bloß Reihenformen ablaufen — wie etwa zu Beginn des Sonetts 22 My glass shall not persuade me I am old. Meistens ist Konstruktivität erfüllt von MitteiIungsbedürfnis und Ausdruckskraft. Es wirkt hier eine Sinnlichkeit kalkulierter Intensität. Bei Bearing thy heart, which I will keep so chary erlaubt sich Fortner mit der hin- und herpendelnden Sekundfigur in Quintolen und Triolen eine prall ausdeutbare Tonmalerei.

Verknappung, Sparsamkeit bis zur Kargheit prägt fünf nachgelassene Lieder aus den siebziger Jahren. Die Textdichter sind für Fortner so ungewohnt wie für jene Zeit: Dazu gehören auch Lenau und Eichendorff. Nochmals verdichtet erscheint die Klangwelt der Terzinen. Tontupfen stehen gegen Tonpunkte; mal ein ausgehaltener Akkord, mal eine flüchtige Bewegung. Doch darüber dehnt sich wortmächtig das Melos der Männerstimme. Fortners Umsetzung ist asketisch bis zur Selbstverleugnung, gemahnt stellenweise fast an religiöse Versenkung. Es sind Freundesgaben allesamt. Keines der fünf Lieder dauert viel länger als eine Minute. Soll man von Gelegenheitsstückchen sprechen? Ja, wenn der Ausdruck hier nicht etwas Zufälliges, Minderwertiges meint, sondern das persönliche Geschenk für den besonderen Anlaß.

Quelle: Rolf Urs Ringger, im Booklet

Wolfgang Fortner. Portraitphotographie mit eigener Unterschrift [Quelle]
TRACKLIST

WOLFGANG FORTNER 
(1907 - 1987)

Lieder

Shakespeare-Songs (1946)                                [25:39]
Ralf Lukas: Bassbariton, Axel Bauni: Piano

01. 1. Motto (What you will)                            [01:40]
02. 2. O mistress mine (What you will)                  [01:30]
03. 3. When daisies pied (Love's labour's lost)         [01:38]
04. 4. When icicles hang (Love's labour's lost)         [01:21]
05. 5. Willow, willow (Othello)                         [03:41]
06. 6. Blow, thou winterwind (As you like it)           [01:24]
07. 7. Take, o take (Measure for measure)               [00:56]
08. 8. Death, come away (What you will)                 [02:28]
09. 9. Fear no more (Cymbeline)                         [04:33]
10. 10. Fool's song (King Lear)                         [00:45]
11. 11. The gravedigger (Hamlet)                        [02:08]
12. 12. Epilogue (Macbeth)                              [03:38]

Widmungen                                               [08:15]
aus den Sonetten von William Shakespeare (1981) 
Christopher Lincoln: Tenor, Axel Bauni: Piano

13. 1. Sonnet 20 - A woman's face                       [01:56]
14. 2. Sonnet 91 - Some glory in their birth            [01:25]
15. 3. Sonnet 22 - My glass shall not persuade me       [03:02]
16. 4. Sonnet 18 - Shall I compare thee                 [01:52]

Farewell (1981)                                         [09:17] 
Pablo Neruda
Stella Doufexis: Mezzosopran, Axel Bauni: Piano

17. 1. Desde el fondo de ti                             [02:33]
18. 2. Yo no lo quiero, Amada                           [00:53]
19. 3. Amo el amor de los marineros                     [01:04]
20. 4. Amo el amor que se reparte                       [00:56]
21. 5. Ya no se encantarán mis ojos en tus ojos         [03:52]

Vier Gesänge                                            [10:56]
nach Worten von Hölderlin (1933) 
Ralf Lukas: Bassbariton, Axel Bauni: Piano

22. 1. An die Parzen                                    [03:02]
23. 2. Hyperions Schicksalslied                         [02:46]
24. 3. Abbitte                                          [02:18]
25. 4. Geh unter, schöne Sonne ...                      [02:43]

Nachgelassene Lieder                                    [06:57]

26. 1. Neujahrsgruß (1979) (Eduard Mörike)              [00:54]
Stella Doufexis: Mezzosopran, Axel Bauni: Piano

27. 2. Reiselied (1970) (Hugo von Hofmannsthal)         [02:14]
Ralf Lukas: Bassbariton, Axel Bauni: Piano

28. 3. Eine kleine Bitte (1979) (Nikolaus Lenau)        [01:21]
29. 4. Andenken (1974) (Josef Freiherr von Eichendorff) [01:16]
30. 5. Wünschelrute (Josef Freiherr von Eichendorff)    [01:21]
Christopher Lincoln: Tenor, Axel Bauni: Piano

Terzinen                                                [14:08]
von Hugo von Hofmannsthal (1963) 
Dietrich Fischer-Dieskau: Bariton, Aribert Reimann: Piano

31. 1. Über Vergänglichkeit: Noch spür ich ihren Atem   [03:47]
32. 2. Zwischenspiel                                    [01:26]
33. 3. Die Stunden! wo wir auf das helle Blauen         [02:17]
34. 4. Wir sind aus solchem Zeug wie das zu Träume n    [02:39]
35. 5. Zwischenspiel                                    [01:01]
36. 6. Zuweilen kommen niegeliebte Frauen               [02:46]

                                                 Total: [75:26]

Aufnahme / Reeording / Enregistrement: 23.-25. Oktober 1986 (Terzinen),
2./3. April 1996 (Shakespeare-Songs), 13./14. Juni 1996 (Vier Gesänge).
23. Juli 1996 (Farewell. Neujahrsgruß). 19./20. November (Widmungen.
Eine kleine Bitte. Andenken. Wünschelrute).
2. Mai 1997 (Reiselied), Sender Freies Berlin. Saal III

Aufnahmeleitung / Recording Supervision / Direction de l'enregistrement: 
Harry Tressel (Shakespeare-Songs, Farewell, Neujahrsgruß. Vier Gesänge, Terzinen), Wolfgang Hoff

Toningenieur / Recording Engineer / Ingenieur du son: Manfred Hock (Shakespeare-Songs,.
Widmungen, Eine kleine Bitte, Andenken, Wünschelrute). 
Ekkehard Stoffregen (Farewell, Neujahrsgruß, Vier Gesänge),
Wolfgang Zülch (Reiselied), Axel Müller (Terzinen)

Schnitt / Editing / Montage sonore: Ricarda Molder, Antje Maibom

edition zeitgenössisches lied, herausgegeben von Aribert Reimann und Axel Bauni

(P)(C) 1997



«Aber warum sind Sie so ernst?»

Mascha Kaléko (1907–1975)

«Aufgeräumt melancholisch» war Mascha Kaléko (hier um 1936) für Thomas Mann.
 (Bild: Deutsches Literaturarchiv Marbach)
Zwei Seelen wohnten in der Dichterin «zur Miete»: eine lyrische und eine satirische. Mascha Kaléko, deren erster Gedichtband mit dem bezeichnenden Titel «Das lyrische Stenogrammheft» im Unheilsjahr 1933 erschien, gehörte neben Erich Kästner, Kurt Tucholsky oder Franz Mehring zu den Poeten der Neuen Sachlichkeit. Als Neutönerin verstand sie sich nicht, im Gegenteil: «Ich singe, wie der Vogel singt», dichtete sie poetologisch-programmatisch und gestand – augenzwinkernd – ein: «Weiss Gott, ich bin ganz unmodern. / Ich schäme mich zuschanden: / Zwar liest man meine Verse gern, / doch werden sie – verstanden!»

Als diese Verse 1968 im «Himmelgrauen Poesie-Album» erschienen, betrachtete sich Kaléko aber bereits als «letzten Mohikaner, was die ironisch-romantische Grossstadtlyrik angeht». Denn wenn auch die kunstvolle «Natürlichkeit» ihrer Lyrik, die ihr «Unwesen vorzugsweise in den sagen-wir-mal ‹Niederungen› der täglichen Umgangssprache» trieb, sowohl dem «gefühlsbetonten Volksliede» als auch dem «satirischen Bänkelsänger näher» stand «als etwa dem pompösen Ideal klassischer Formenkunst», war sie in ihrem Beginn doch alles andere als unmodern. Mit den bald «aufgeräumt melancholischen» (Thomas Mann über Mascha Kaléko), bald nüchternen, wortwitzigen bis spritzigen, unsentimental-sentimentalischen Chansons und lyrischen Gesängen bewegte sie sich durchaus auf der Höhe der Zeit und war die Autorin einer «Gebrauchs- und Zeitlyrik», die in der Tradition Heinrich Heines stand.

Aus dem (weiblichen) Herzen

Karl Kraus, der sprachgewaltige Verächter des Feuilletons, das er als Glatze betrachtete, auf der man keine Locken drehen könne, hatte dem Antiromantiker Heine vorgeworfen, die Poesie zur Feuilletonkunst erniedrigt zu haben, und formulierte mit deutschnationaler Gehässigkeit: «Das ist die Franzosenkrankheit, die er uns eingeschleppt hat.» Mittlerweile überbiete jeder «Itzig Witzig», spitzte er antijüdisch zu, den Dichter Heine «in der Fertigkeit, ‹ästhetisch› auf ‹Teetisch› zu passen und eine kandierte Gedankenhülse durch Reim und Rhythmus zum Knallbonbon zu machen».

Walter Benjamin wiederum sah im Fall des von ihm so scharf wie scharfsinnig als Routinier der Schwermut verrissenen Mascha-Kaléko-Kollegen Erich Kästner «einige Ähnlichkeit mit dem Fall Heine». Seine Besprechung des Kästner-Gedichtbands «Ein Mann gibt Auskunft» von 1930 wiederholte den Feuilleton-Vorwurf des Karl Kraus: Der «Charakter dieser Strophen» entspreche «ihrer ursprünglichen Erscheinungsform», denn «durch Tageszeitungen . . . flitzen sie wie ein Fisch im Wasser. Wenn dieses Wasser nicht immer das sauberste ist und mancherlei Abfall darin schwimmt, desto besser für den Verfasser, dessen poetische Fischlein daran dick und fett werden konnten.»

Benjamins revolutionärer Überschwang endete bald, tragisch, als linke Illusion, während die an Kästner beanstandete «linke Melancholie» den «Puls der Zeit» ersichtlich besser fühlte, im Guten wie im Schlechten. Trotzdem ging Benjamins Vorwurf, die Gedichte der Neuen Sachlichkeit dienten im Wesentlichen der Zerstreuung und dem Konsum, nicht völlig in die Irre.

Und Mascha Kaléko? Auch ihre Gedichte erschienen zunächst in der «Vossischen Zeitung» oder dem «Berliner Tageblatt», ehe sie zwischen zwei Buchdeckel fanden. Auch ihre Verse waren und sind eingängig, verweigern sich nicht immer dem oberflächlichen Lesekonsum, finden gelegentlich zu leichthändig und widerstandslos ihren Reim auf Alltagserscheinungen und Gefühle. Doch «gequälte Stupidität» oder die «Traurigkeit des Saturierten», die Benjamin an Kästner geisselte, liegen ihnen wahrlich fern.

Denn diese Gedichte sprachen ihrer Verfasserin aus dem (weiblichen) Herzen und wie ihr der (poetische) Schnabel gewachsen war: berlinerisch kess-salopp und jiddisch wehmütig menschen- und- weltklug. Die Dichterin mit den slawisch-jüdischen Wurzeln kommt 1907 in Westgalizien zur Welt – und sollte sich später gerne um ein paar Jahre jünger machen, so viel Eitelkeit erlaubte sie sich. Nach Ende des Ersten Weltkrieges erreicht sie, wie so viele Ostjuden jener Jahre, das Berliner Scheunenviertel. Mit siebzehn wiederum betritt sie die Welt der Büros, arbeitet in der jüdischen Gemeinde, wird in Berlin heimisch. Entdeckt durch den Schriftsteller und Rowohlt-Lektor Franz Hessel, veröffentlicht Kaléko ihren ersten Gedichtband, als Erich Kästners Werke bereits von Goebbels «den Flammen übergeben werden», ein Jahr später das «Kleine Lesebuch für Grosse». Als ihr Werk 1937 von der Reichsschrifttumskammer verboten wird, wird sie mit ihrer – Gott sei Dank schon früh vorbereiteten – Flucht ab 1938 endgültig zur Heimatlosen. In Zukunft wird sie nirgends mehr richtig zu Hause sein, nicht in New York, aber auch nicht in Israel.

«So was von Elektrizität»

Wer Mascha Kalékos schmales Lyrik- und Prosawerk schon kannte, wird sich vor allem an den beiden sorgfältig edierten und von einem Kommentarband begleiteten Briefbänden festlesen, die nicht nur über die Dichterin selbst Aufschluss geben – und darüber, warum ihr Werk so schmal bleiben musste. Noch im Alter war sie eine «zauberhafte Erscheinung» mit «mädchenhafter Silhouette», wie sich der Lyriker Christoph Meckel später erinnerte. Dessen Lesung in Jerusalem kommentierte sie mit den Worten: «Sehr gut! Sehr gut! Aber warum so ernst? Sie sind so wahnsinnig ernst.» Das sagte ausgerechnet sie, die durch Vertreibung, Exil, Erfolglosigkeit, ewige Krankheiten und den Tod ihres knapp dreissigjährigen Sohnes aufgerieben, ja «mittenentzweigebrochen» war.

Mascha Kaléko wollte, trotz allem, munter sein und mit der Sprache spielen. Wenn sie sich nur ein wenig besser fühlte, was ihr ab Ende der fünfziger Jahre kaum noch gegönnt war, sprang sie in den Briefen vom Deutschen ins Jiddische, vom Jiddischen ins Berlinerische, Hebräische oder Englische, das sie wiederum deutsch flektierte, und erlaubte sich das geistreichste Kauderwelsch. In diesen Jahren eroberte sie sich, nach den «charmanten Grossstadtversen» des Anfangs und der «eindrucksvollen Emigrationslyrik» – wie die Herausgeberin Jutta Rosenkranz schreibt, der man für diese Werkausgabe nicht dankbar genug sein kann –, das Gebiet der Kinderlyrik und des in der Ringelnatz- und Morgenstern-Tradition stehenden Unsinn-Gedichts, denn die Dichterin wusste: «Wie oft enthüllt im Unsinn sich der Sinn!» – Zu den aufregendsten Briefzeugnissen gehören sicherlich die umfangreichen Episteln, die Mascha Kaléko ihrem Mann, dem Musiker Chemjo Vinaver, 1956 aus Deutschland schickte. Erst in diesem Jahr wagt Mascha Kaléko es, in die einstige Heimat zurückzukehren. Jahrelang hatte sie dem Werben deutscher Verlage um die Wiederveröffentlichung ihrer Gedichte widerstanden, doch nun ist sie bereit, mit dem bei Rowohlt neu aufgelegten «Lyrischen Stenogrammheft» ihr Comeback zu feiern und die «ziemliche terra incognita» Nachkriegsdeutschlands zu betreten.

Allerdings kann sie die «düsteren Geister» nicht loswerden, «die ich nun überall auf diesem Boden sehe». Innerlich erschrickt sie vor langen schwarzen Ledermänteln oder Uniformen, «die unliebsame Erinnerungen wecken». Bald muss sie feststellen, dass die gerade von der Fresswelle erfassten Deutschen («. . . die Cafés schwimmen in Sahne, soviel Torten sah ich kaum in Wien oder Ischl vor Hitler . . . man isst unerhört») so «grob wie Speck mit Erbsen und Bier» sind. Aufmerksam registriert sie beklemmende Veränderungen der Alltagssprache: «. . . immerfort ist die Rede von ‹Raum Hamburg› oder ‹Raum Berlin› – das Wort Umkreis oder Bezirk scheint nicht deutsch genug zu sein, oder nicht zackig genug». Vom zerstörten Berlin, diesem «Pompeji ohne Pomp», wo sie ihre totgeglaubte Schwester Lea wiederfindet – eine romanhafte, auch den Leser ergreifende Schicksalswendung –, ist Mascha geradezu erschüttert.

Und sie muss kämpfen – vor allem um die Anerkennung des beruflichen und gesundheitlichen Schadens, der ihrem Mann und ihr selbst durch die Emigration widerfahren ist. Anwaltsgespräche, Behördengänge, zahlreiche Schreiben ans Entschädigungsamt. «Ich mache kein Hehl daraus», schreibt sie, «. . . dass ich das Schreckliche nicht vergessen kann, und dass wenn die Deutschen es wollen, dass man es vergesse, sie in allem zeigen müssen, dass sie es nicht vergessen haben.» Doch von deutscher Erinnerungsbereitschaft kann keine Rede sein. Zwar erlebt Mascha Kaléko grosse Erfolge, die sie – wie könnte es anders sein, schliesslich musste die Emigrantin lange genug auf Publikum verzichten – glücklich machen. Dass sich sogar ein ehemaliger hoher SS-Offizier von ihrer Lesung in Kassel begeistert zeigt, scheint sie noch nicht mit Widerwillen zu erfüllen. Mit kindlicher Freude notiert sie: «. . . alle sagen so was von Elektrizität, die von mir ausgeht. Ich sei so vital . . .»

An ihrem steten Unbehagen lässt sich freilich ablesen, dass sie es geahnt haben muss. Gewiss rettet ihre Lyrik etwas von jener Urbanität, die der Nazibarbarei zum Opfer fiel, aus den frühen dreissiger Jahren in die fünfziger Jahre hinüber – die bis heute auffällige Frische dieser Verse macht es möglich. Aber Kalékos Erfolg dient der Nachkriegsgesellschaft auch als Alibi. Als sie jedoch nicht bereit ist, sich vor den Karren des kollektiven Verdrängens spannen zu lassen, und die Nominierung zum Fontane-Preis ablehnt, weil eines der Jurymitglieder, der Schriftsteller Hans Egon Holthusen, von 1933 bis 1943 Mitglied einer SS-Standarte war, schwadroniert Herbert von Buttlar, Generalsekretär der Westberliner Akademie der Künste, von «böswilligen Gerüchten» und «Jugendtorheiten», die man Holthusen doch nicht «in alle Ewigkeit ankreiden» könne, schliesslich «wurde (er) ja nur SS-Mann, weil er so gross gewachsen war und die SS so grosse Leute brauchte». Zuletzt fährt er ihr herrisch über den Mund: «Wenn den Emigranten nicht gefällt, wie wir die Dinge hier handhaben, dann sollen sie doch fortbleiben . . .»

Schicksalsschläge

Die Weigerung, zu vergessen, vergass man Mascha Kaléko nicht. Ihre Dichtung hingegen geriet umso schneller wieder in Vergessenheit, und literarische Preise verlieh man in Zukunft strikt an ihr vorbei. Um ihres an schwerem Asthma leidenden Mannes willen zieht sie 1959 nach Jerusalem, verzweifelt, bei aller Solidarität mit dem jungen jüdischen Staat, am «orientalischen» Charakter der israelischen Gesellschaft, scheuert sich am Alltag wund – ihr, der Frau, fehlt, wie sie bereits im Gedicht «Die Frau in der Kultur» wusste, «‹des Künstlers Frau›». Sie überzieht ihr «bankrottes Energie-Konto», bis sie selber, ausser ständig Krankenpflegerin zu sein, zur «gelernten Kranken» wird und nicht einmal mehr ohne Schmerzen Maschinetippen kann. Und dann stirbt ihr über alles geliebter, hochbegabter und zum Kummer der Eltern nur höchst selten mit einem Brief deren berechtigte Sorgen zerstreuender Sohn, dessen Homosexualität die Mutter nie akzeptierte und zeit ihres Lebens verdrängte, 1968, an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Als habe sie es geahnt, schrieb sie, bereits in den fünfziger Jahren, in ihrem anrührenden Gedicht «Memento»: «Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang, / Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind. / Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?»

Nein, es interessiert Mascha Kaléko nicht mehr besonders, als nach langer Zeit endlich wieder eine neue Gedichtsammlung von ihr in Deutschland erscheint. Bald verliert sie auch ihren Mann, ein weiterer Schmerz, der sie zerreisst. Sie selbst stirbt, erst 67-jährig, am 21. Januar 1975, bei einem Zwischenhalt in Zürich an Magenkrebs.

Zwei Jahre vorher war ihr Vierzeiler erschienen: «Mein schönstes Gedicht . . .? / Ich schrieb es nicht. / Aus tiefsten Tiefen stieg es. / Ich schwieg es.»

Quelle: Jan Koneffke, NZZ vom 16.03.2013

Interview mit mir selbst

Ich bin vor nicht zu langer Zeit geboren
In einer kleinen, klatschbeflissenen Stadt,
Die eine Kirche, zwei bis drei Doktoren
Und eine große Irrenanstalt hat.

Mein meistgesprochenes Wort als Kind war ‹nein›.
Ich war kein einwandfreies Mutterglück.
Und denke ich an jene Zeit zurück:
Ich möchte nicht mein Kind gewesen sein.

Im letzten Weltkrieg kam ich in die achte
Gemeindeschule zu Herrn Rektor May.
— Ich war schon zwölf, als ich noch immer dachte,
Daß, wenn die Kriege aus sind, Frieden sei.

Zwei Oberlehrer fanden mich begabt,
Weshalb sie mich — zwecks Bildung — bald entfernten;
Doch was wir auf der hohen Schule lernten,
Ein Wort wie ‹Abbau› haben wir nicht gehabt.

Beim Abgang sprach der Lehrer von den Nöten
Der Jugend und vom ethischen Niveau —
Es hieß, wir sollten jetzt ins Leben treten.
Ich aber leider trat nur ins Büro.

Acht Stunden bin ich dienstlich angestellt
Und tue eine schlechtbezahlte Pflicht.
Am Abend schreib ich manchmal ein Gedicht.
(Mein Vater meint, das habe noch gefehlt.)

Bei schönem Wetter reise ich ein Stück
Per Bleistift auf der bunten Länderkarte.
— An stillen Regentagen aber warte
Ich manchmal auf das sogenannte Glück . . .



Abschied

Jetzt bist du fort. Dein Zug ging neun Uhr sieben.
Ich hielt dich nicht zurück. Nun tut's mir leid.
— Von dir ist weiter nichts zurückgeblieben
Als ein paar Fotos und die Einsamkeit.

Noch hör ich leis von fern den D-Zug pfeifen.
In ein paar Stunden hält er in Polzin.
Mich ließest du allein in Groß-Berlin,
Nun werde ich durch laute Straßen streifen

Und mißvergnügt in mein Möbliertes gehen,
Das mir für dreißig Mark Zuhause ist,
Und warten, daß ein Brief von dir mich grüßt,
Und abends manchmal nach der Türe sehen.

. . . Ich kenn das schon. Und weiß, es wird mir fehlen,
Daß du um sechs nicht vor dem Bahnhof bist.
— Wem soll ich, was am Tag geschehen ist,
Und von dem Ärger im Büro erzählen?

Jetzt, da du fort bist, scheint mir alles trübe.
Hätt ichs geahnt, ich ließe dich nicht gehn.
Was wir vermissen, scheint uns immer schön.
Woran das liegen mag . . . Ist das nun Liebe?

Das regnet heut! Man glaubt beinah zu spüren,
Wies Thermometer mit der Stimmung fällt.
Frau Meilich hat die Heizung abgestellt,
Und irgendwo im Hause klappern Türen.

Jetzt sitz ich ohne dich in meinem Zimmer
Und trink den dünnen Kaffee ganz allein.
— Ich weiß, das wird jetzt manches Mal so sein.
Sehr oft vielleicht . . . Beziehungsweise: immer.



Spät nachts

Jetzt ruhn auch schon die letzten Großstadthäuser.
Im Tanzpalast ist die Musik verstummt
Bis auf den Boy, der einen Schlager summt.
Und hinter Schenkentüren wird es leiser.

Es schläft der Lärm der Autos und Maschinen,
Und blasse Kinder träumen still vom Glück.
Ein Ehepaar kehrt stumm vom Fest zurück,
Die dürren Schatten zittern auf Gardinen.

Ein Omnibus durchrattert tote Straßen.
Auf kalter Parkbank schnarcht ein Vagabund.
Durch dunkle Tore irrt ein fremder Hund
Und weint um Menschen, die ihn blind vergaßen.

In schwarzen Fetzen hängt die Nacht zerrissen,
Und wer ein Bett hat, ging schon längst zur Ruh.
Jetzt fallen selbst dem Mond die Augen zu . . .
Nur Kranke stöhnen wach in ihren Kissen.

Es ist so still, als könnte nichts geschehen.
Jetzt schweigt des Tages Lied vom Kampf ums Brot.
— Nur irgendwo geht einer in den Tod.
Und morgen wird es in der Zeitung stehen . . .

Angebrochener Abend

Ich sitz in meinem Stammcafä
Es ist schon spät. Ich gähne . . .
Ich habe Sehnsucht nach René
Und außerdem Migräne.

Der große Blonde an der Bar
Schickt einen Brief. — Beim Lesen
Denk ich: Zu spät. Vor einem Jahr
Wär der mein Typ gewesen.

Die Drehtür surrt und importiert
Ein Dutzend Literaten.
— Ein Lyriker ruft ungeniert:
‹. . . Das Schnitzel scharf gebraten!›

Der Ober blickt impertinent,
Kassiert zwei Weingedecke.
Hierauf verschwindet sehr dezent
Ein Pärchen aus der Ecke.

Der Talmi-Herr sprach sehr gewählt.
Die Talmi-Dame nippte.
. . . Die beiden geben — knapp gezählt —
Zwei Folio-Manuskripte.

Vom Ping-Pong-Tisch grüßt ein Tenor.
Ich kann den Kerl nicht sehen!
Und nehme mir wie immer vor,
Nie wieder herzugehen.

Ein Sportgirl zwitschert von Davos.
Ich seufze mit Begründung:
Ich habe nur ein Achtellos
Und eine Halsentzündung.

Jetzt macht die Jazzkapeile Schluß.
Der Asphalt glänzt vom Regen.
— Ich nehme einen Omnibus
Und fahr dem Schlaf entgegen . . .



Der nächste Morgen

Wir wachten auf. Die Sonne schien nur spärlich
Durch schmale Ritzen grauer Jalousien.
Du gähntest tief. Und ich gestehe ehrlich:
Es klang nicht schön. — Mir schien es jetzt erklärlich,
Daß Eheleute nicht in Liebe glühn.

Ich lag im Bett. Du blicktest in den Spiegel,
Vertieftest ins Rasieren dich diskret.
Du griffst nach Bürste und Pomadentiegel.
Ich sah dich schweigend an. Du trugst das Siegel
Des Ehemanns, wie er im Buche steht.

Wie plötzlich mich so viele Dinge störten!
— Das Zimmer, du, der halbverwelkte Strauß,
Die Gläser, die wir gestern abend leerten,
Die Reste des Kompotts, das wir verzehrten.
. . . Das alles sieht am Morgen anders aus.

Beim Frühstück schwiegst du. (Widmend dich den Schrippen.)
— Das ist hygienisch, aber nicht sehr schön.
Ich sah das Fruchtgelée auf deinen Lippen
Und sah dich Butterbrot in Kaffee stippen —
Und sowas kann ich auf den Tod nicht sehn!

Ich zog mich an. Du prüftest meine Beine.
Es roch nach längst getrunkenem Kaffee.
Ich ging zur Tür. Mein Dienst begann um neune.
Mir ahnte viel —. Doch sagt ich nur das Eine:
‹Nun ist es aber höchste Zeit! Ich geh . . .›



Sonntagmorgen

Die Straßen gähnen müde und verschlafen.
Wie ein Museum stumm ruht die Fabrik.
Ein Schupo träumt von einem Paragraphen,
Und irgendwo macht irgendwer Musik.

Die Stadtbahn fährt, als tat sie's zum Vergnügen,
Und man fliegt aus, durch Wanderkluft verschönt.
Man tut, als müßte man den Zug noch kriegen.
Heut muß man nicht. — Doch man ist's so gewöhnt.

Die Fenster der Geschäfte sind verriegelt
Und schlafen sich wie Menschenaugen aus. —
Die Sonntagskleider riechen frisch gebügelt.
Ein Duft von Rosenkohl durchzieht das Haus.

Man liest die wohlbeleibte Morgenzeitung
Und was der Ausverkauf ab morgen bringt.
Die Uhr tickt leis. - Es rauscht die Wasserleitung,
Wozu ein Mädchen schrill von Liebe singt.

Auf dem Balkon sitzt man, von Licht umflossen.
Ein Grammophon kräht einen Tango fern . . .
Man holt sich seine ersten Sommersprossen
Und fühlt sich wohl. — Das ist der Tag des Herrn!

Kurzer Reisebericht

In diesem Dorfe gibt es einen Bürgermeister,
Eine so gut wie freiwillige Feuerwehr,
Und hinterm Moor — als einzge — böse Geister,
Dazu ein Kurhaus. Und — ach, ja: das Meer.

Die Fischer haben Haut wie Pergament‚
Ein hartes Los und keinen Hang zur Scholle.
Nebst einem nördlich-kühlen Temperament.
(— Was man im Kur-Prospekt vergleichen wolle.)

Die Großstadtgäste kommen wegen der gesundern
Luft. — In ihrer Freizeit lieben sie Natur
Und machen mit der kärglichen Figur Figur,
Daß sich die immerhin rundern Flundern
Wundern.

Die Kleidung ist angeblich ‹ungezwungen›.
Weil jedes Girl die Seemannskluft kopiert.
. . . In Crêpe de Chine. — So ‹echt› wie Gassenjungen,
Mit denen man das Sonntagsblatt garniert.

Dann gibt's noch ein Café der Prominenten.
Die haben es egalweg mit Kultur.
Provinzskribenten tun, als ob sie könnten.
Und was sie reden, ist Makulatur.

In Vollpension logiert ein Vegetarier,
Der ißt aus Überzeugung nur Spinat.
Ferner ein notleidender Großagrarier
Mit dem Refrain: ‹— Und sowas nennt sich Staat!›

. . . Die Verteilung der Güter wirkt ja oft grotesk.
Hier z. B. findet am Strand nur Erholung für Kurgäste statt.
Die Eingeborenen nehmen nur höchst selten ein Bad.
Die Dame aus Chemnitz findet dies pittoresk.



Das letzte Mal

. . . Den Abend werde ich wohl nie vergessen,
Denn mein Gedächtnis ist oft sehr brutal.
Du riefst: ‹Auf Wiedersehn›. Ich nickte stumm. — Indessen
Ich wußte: dieses war das letzte Mal.

Als ich hinaustrat, hingen ein paar Sterne
Wie tot am Himmel. Glanzlos kalt wie Blech.
Und eine unscheinbare Gaslaterne
Stach in die Augen unbekümmert frech.

Ich fühlte deinen Blick durch Fensterscheiben.
Er ging noch manche Straße mit mir mit.
— Jetzt gab es keine Möglichkeit zu bleiben.
Die Zahl ging auf. Wir waren beide quitt.

Da lebt man nun zu zweien so daneben . . .
Was bleibt zurück? — Ein aufgewärmter Traum
Und außerdem ein unbewohnter Raum
In unserm sogenannten Innenleben.

Das ist ein neuer Abschnitt nach drei Jahren,
— Hab ich erst kühl und sachlich überlegt.
Dann bin ich mit der Zwölf nach Haus gefahren
Und hab mich schweigend in mein Bett gelegt . . .

lch weiß, mir ging am 4. Januar
Ein ziemlich guterhaltnes Herz verloren.
— Und dennoch: Würd ich noch einmal geboren,
Es käme alles wieder, wie es war . . .



Liebe, da capo . . .

Auf einmal also bist du wieder da,
Und jeder brave Vorsatz ist verloren.
Ich hatte es mir diesmal zugeschworen;
. . . Und kämst du selbst aus Innerafrika:

Aus und vorbei! — Doch schon ist es zu spät.
Nun sitz ich, wie das heißt, in deinen ‹Netzen›
Man sollte meine Seele strafversetzen
In ein Revier, das dir nicht untersteht.

Wußt ich denn nicht, daß es sehr ratsam ist,
Dich mit gut eingeübter Kühle fortzutreiben?
Wie aber soll ich denn vernünftig bleiben,
Wenn du mir leider so sympathisch bist?!

Als wäre nichts geschehn, tauchst du nun auf,
Mein kleines bißchen Ruhe zu zerstören.
Es ist so schwer, das Böse abzuwehren.
— Ich geb es auf

Und weiß: ein Herz, das man schon mal verlor,
Reist nur noch in getragenen Gefühlen.
Und, während wir noch einmal ‹Liebe› spielen,
Bereit ich mich zum nächsten Abschied vor.

Für Einen

Die Andern sind das weite Meer.
Du aber bist der Hafen.
So glaube mir: kannst ruhig schlafen,
Ich steure immer wieder her.

Denn all die Stürme, die mich trafen,
Sie ließen meine Segel leer.
Die Andern sind das bunte Meer,
Du aber bist der Hafen.

Du bist der Leuchtturm. Letztes Ziel.
Kannst, Liebster, ruhig schlafen.
Die Andern . . . das ist Wellen-Spiel,

Du aber bist der Hafen.

Die Gedichte sind entnommen aus: Mascha Kaléko: Das lyrische Stenogrammheft — Kleines Lesebuch für Große. Rowohl Taschenbuch 11784, Hamburg 1956, 36. Auflage 2012, ISBN 978 3 499 11784 8


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16. September 2019

Hanns Eisler: Lieder (Dietrich Fischer-Dieskau, Aribert Reimann, 1987)

Hanns Eislers „Hollywooder Liederbuch“ ist der vielleicht bedeutendste Liedzyklus des 20. Jahrhunderts in deutscher Sprache. Autorisiert sind Zusammenstellung und Reihenfolge der 47 Lieder von Eisler freilich nicht. Auf 38 Autographen findet sich der Titel (zuweilen auch zu „Hollywooder Liederbüchlein“ verkleinert), neun weitere Partituren lassen sich der Sammlung chronologisch und inhaltlich zuordnen. Eisler komponierte die Lieder in Hollywood seit dem Frühjahr 1942 neben groß besetzten Filmmusikpartituren und griff dabei auf Texte von Brecht, Hölderlin u. a. zurück: »Für mich ist es hier eine Hölle der Dummheit, der Korruption (einer wahrlich unbeschreibbaren!) und der Langeweile. Das einzig gute ist mein neues Liederbüchlein …«. Später, in Ost-Berlin, löste Eisler das Liederbuch quasi auf und verteilte die Lieder auf verschiedene Bände seiner Werkausgabe „Lieder und Kantaten“. Erst 1976, etliche Jahre nach dem Tod des Komponisten, wurde das „Hollywooder Liederbuch“ in der Gesamtausgabe „Eisler – Gesammelte Werke“ (EGW) zusammen veröffentlicht. Die erste vollständige Aufführung erfolgte dann 1982 in Leipzig.

Kein anderer Liedsänger hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts derart stilbildend gewirkt wie Dietrich Fischer-Dieskau. Mit seinen psychologisierenden Ausdeutungen, die oft in geradezu manieristischer Weise einzelne Wörter bedeutungsvoll artikulieren, vermochte er ein großes Publikum in seinen Bann zu ziehen und viele Kollegen zur Nachahmung zu animieren.

Als er sich in den 1980er Jahren dem Schaffen Hanns Eislers zuwandte, schien der Widerspruch zur Ästhetik des Komponisten, der sich über solch einfühlendes Singen stets mokiert und für seine Lieder eine ganz andere Darstellungsweise verlangt hatte, unvermeidlich. Wenn man nun die Aufnahmen Fischer-Dieskaus von Exil-Liedern Eislers hört, stellt man mit einigem Erstaunen fest, daß der Sänger sich dafür einen ganz besonderen Interpretationsstil zurecht gelegt hat, der von seinem eigenen einfühlenden Singen ebenso weit entfernt ist wie von Eislerscher „Freundlichkeit“. Zwar gibt es auch hier einige Lieder, die Fischer-Dieskau auf seine bekannte Weise interpretiert, etwa wenn er im Hölderlin-Fragment «An die Hoffnung» das Wort „kalt“ mit schneidender Schärfe artikuliert, bei „stille“ still wird und das „schaudernde Herz“ mit bebender Stimme veranschaulicht.

Doch das ist hier die Ausnahme. Die meisten Lieder geht Fischer-Dieskau in einer Art Bänkelsänger-Manier an: er verschleift die Tonhöhen mit Portamenti, nimmt es mit den Zieltönen der vokalen Aufschwünge nicht immer genau, und verfällt gelegentlich in einen ungepflegten Sprechgesang. Erstaunlicherweise appliziert er diese Vortragsweise nicht nur jenen Brecht-Liedern wie etwa den Fünf Hollywood-Elegien, die ihres satirischen Gehaltes wegen dafür sich anzubieten scheinen. Nein, auch das zweite und dritte der Hölderlin-Fragmente geht Fischer-Dieskau in solch hemdsärmeliger Weise an und vergröbert diese subtilen Gebilde in beinahe schon grotesker Weise.

Quellen: Breitkopf und Härtel bzw. Christoph Keller

Der Komponist Hanns Eisler bei der Arbeit,
fotografiert von Gerda Goedhardt, 1944

TRACKLIST

Hanns Eisler (1898-1962)

Lieder

01. Spruch 1939                                   [01:22]
02. In die Städte kam ich                         [02:16]
03. An die Überlebenden                           [01:50]
04. Über die Dauer des Exils                      [01:26]
05. Zufluchtsstätte                               [00:58]
06. Elegie 1939                                   [02:37]
07. An den Schlaf                                 [01:25]
08. An den kleinen Radioapparat                   [01:05]
09. In den Weiden                                 [00:52]
10. Frühling                                      [01:11]
11. Auf der Flucht                                [01:13]
12. Über den Selbstmord                           [01:42]
13. Gedenktafel für 4000 Soldaten, die im Krieg 
    gegen Norwegen versenkt wurden                [00:40]
14. Spruch                                        [01:10]
15. Hotelzimmer 1942                              [01:55]
16. Die Maske des Bösen                           [01:02]
17. Despite These Miseries                        [01:54]
18. The Only Thing                                [01:50]
19. Die letzte Elegie                             [01:21]
20. Unter den grünen Pfefferbäumen                [00:52]
21. Die Stadt ist nach den Engeln genannt         [01:33]
22. Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen          [00:54]
23. Diese Stadt hat mich belehrt                  [01:06]
24. In den Hügeln wird Gold gefunden              [00:48]
25. In der Frühe                                  [01:46]
26. Erinnerung an Eichendorff und Schumann        [00:52]
27. An die Hoffnung                               [01:10]
28. Andenken                                      [02:01]
29. Elegie 1943                                   [01:48]
30. Die Landschaft des Exils                      [01:30]
31. Verfehlte Liebe                               [01:09]
32. Monolog des Horatio                           [01:17]

                                             Total 44:50
Dietrich Fischer-Dieskau, Bariton
Aribert Reimann, Piano

Recorded at Sender Freies Berlin, Kleiner Sendesaal, in December 1987
Recording producers: Ursula Klein, Wolfgang Mohr
Recording engineer: Harry Tressel
(C) 2002 


Edmund Wilson:


Paul Valéry


Paul Valéry (1871-1945)
Im Alter von 22 Jahren traf Valéry das erste Mal mit Mallarmé zusammen; das war 1892; er wurde danach einer der treusten und ernsthaftesten Anhänger Mallarmés. Valéry schrieb damals wenig, und er versammelte seine Verse nicht einmal zu einem Buch; doch die Symbolisten der damaligen jüngeren Generation scheinen seine Überlegenheit von Anfang an akzeptiert zu haben. Wir sehen heute in diesen Gedichten vor allem das Keusch-Himmlische, die Blau-und-weiß-Stimmung solcher Mallarmé-Gedichte wie »Erscheinung« in, wie uns scheint, verdünnter und verwässerter Form. Wie sein Meister wird Valéry »verfolgt« vom »Azur«; aber jener Azur ist weniger der reine, blaue Raum, sondern eher eine verdünnte obere Luftschicht. Aber manchmal ist in diesen frühen Gedichten schon der späte Valéry zu erkennen: sein typisches Interesse an der vom Material unabhängigen Methode führt ihn dazu, zwei Versionen eines Sonetts zu veröffentlichen; und in dem vielleicht bemerkenswertesten frühen Gedicht, dem unvollendeten »Profusion du Soir«, wird der Sonnenuntergang, den der Dichter schaut, durch eine Valéry eigene Technik seinem Bewußtsein assimiliert, bis er oft nur noch ein Bildgefüge für einen Komplex von Gefühlen und Gedanken zu sein scheint.

Valéry hat uns eine seltsame Beschreibung seiner damaligen Haltung Mallarmé gegenüber hinterlassen:

»Als ich Mallarmé persönlich kennenlernte, bedeutete mir die Literatur fast nichts mehr. Lesen und Schreiben waren mir zur Last, und ich muß gestehen, daß etwas von dieser Unlust geblieben ist. Die Erkenntnis meines Ich um ihrer selbst willen, die leidenschaftliche Aufhellung dieser Erkenntnis, der Wunsch, mein Dasein klar und scharf zu sehen, beschäftigten mich unablässig. Dieses verborgene Leiden entfernt von der Literatur, obwohl sein Ursprung in ihr zu suchen ist.

Mallarmé jedoch stellte in meinem inneren System die Verkörperung der bewußten Kunst und den höchsten Grad des edelsten literarischen Ehrgeizes dar. Sein Geist war dem meinen ständig nah, und ich hoffte, daß bei allem Altersunterschied und ungeheuren Abstand unserer Leistungen doch der Tag kommen würde, an dem ich ihm ohne Scheu meine eigensten Probleme und Ansichten darlegen könnte. Nicht etwa, daß er mich einschüchterte, denn niemand war sanfter noch von reizenderer Einfachheit als er; aber damals meinte ich, literarische Arbeit sei kaum vereinbar mit dem Streben nach Strenge und vollkommener Wahrhaftigkeit des Denkens. Eine äußerst heikle Frage. Durfte ich sie Mallarmé vorlegen? Ich liebte ihn und stellte ihn höher als alle; aber ich hatte aufgehört, das anzubeten, was er sein Leben lang angebetet, dem er es ganz geweiht hatte, und ich fand nicht den Mut, ihn das wissen zu lassen.

Doch schien mir, ich könnte ihm nicht aufrichtiger huldigen, als indem ich ihm meine Gedanken anvertraute und ihm darlegte, wie sehr seine Forschungen und die so feinen, so genauen Analysen, von denen sie ausgehen, in meinen Augen das Problem der Literatur verändert und mich dazu gebracht hatten, das Spiel aufzugeben. Es zielten nämlich die Bestrebungen Mallarmés, in genauem Gegensatz zu den Lehren und den Bemühungen seiner Zeitgenossen, dahin, den gesamten Bereich der Literatur einer abstrakten Ordnung der Formen zu unterwerfen. Höchst erstaunlich ist es, daß er durch das vertiefte Studium seiner Kunst, ohne wissenschaftliche Kenntnisse, zu Begriffen so abstrakter Art, so nah verwandt den höchsten Spekulationen bestimmter Wissenschaften, gelangte. Er sprach übrigens von seinen Ideen nie anders als in Gleichnissen. Es war eigentümlich, wie sehr eine lehrhafte Darstellung ihm widerstrebte. Sein Beruf, den er verabscheute, mochte zu dieser Abneigung beitragen. Versuchte ich, mir über sein Streben klar zu werden, so erlaubte ich mir freilich, es im stillen auf meine Art zu benennen. Die Literatur im allgemeinen schien mir der Arithmetik vergleichbar, d. h. der Lösung von Einzelaufgaben, aus denen sich der Lehrsatz nur schwer entnehmen läßt; die Literatur, wie er sie sich dachte, schien mir der Algebra zu entsprechen, denn sie setzte den Willen voraus, die Sprachformen selbst sichtbar darzustellen, sie durch den Gedanken hindurchscheinen, sie rein um ihrer selbst willen sich entfalten zu lassen.

Aber von dem Augenblick an, da jemand eine Methode gefunden und erfaßt hat, ist es zwecklos, sich mit ihrer Anwendung abzugeben — sagte ich mir.

Der Tag, auf den ich hoffte, kam nie.«

Mallarmé starb 1898. Valéry aber hatte bereits eine Krise durchlebt, die dazu führte, daß er es aufgab, Gedichte zu schreiben. Wie wir von Valéry Larbaud wissen, war diese moralische und intellektuelle Krise durch eine unglückliche Liebesaffäre heraufbeschworen worden. In schlaflosen Nächten kämpfte Valéry mit seinen Gefühlen: »Der Wille, auf sich selbst zurückgeworfen‚ schulte sich zum Sprung, die Idole zu zerbrechen und, um welchen Preis auch immer, sich von diesen Täuschungen zu befreien: der Literatur und der Empfindung. Zum Wendepunkt, zum teuren Sieg kam es in einer stürmischen Nacht, in einem jener Stürme an der Ligurischen Küste (Valéry befand sich in Genua), die nur von wenig Regen begleitet werden; doch dafür sind die Blitze so häufig und hell, daß man sie für das Tageslicht hält. Seit jener Nacht galt nichts mehr von dem, was bis dahin das Leben des jungen Mannes ausgemacht hatte. Er verließ Montpellier, wo er die Universität besucht hatte, und ging nach Paris, wo er sich, wenn er wollte, in Einsamkeit verschließen konnte, um sich jener Durchdringung seiner selbst zu ergeben, der allein er sich seitdem gewidmet hat.«

Paul Valéry: Die junge Parze.
Ins Deutsche übertragen von Paul Celan.
Wiesbaden, Insel Verlag, 1960.
In den folgenden zwanzig Jahren arbeitet Valéry im Kriegsministerium und in der Nachrichtenagentur Havas; er schreibt keine Gedichte mehr. Es interessieren ihn nur noch »die Erkenntnis des eigenen Ich um ihrer selbst willen, die leidenschaftliche Aufhellung dieser Erkenntnis und der Wunsch, sein Dasein klar und scharf zu sehen«. In dieser Zeit schreibt er seine Einführung in die Methode des Leonardo da Vinci und erfindet seine mythologische Figur M. Teste. Leonardo und M. Teste (Herr Kopf, eine Parallelschöpfung zu Rabelais’ »Messer Gaster«, Herr Bauch) sind für Valéry Symbole des reinen Intellekts, des sich selbst zugewandten menschlichen Bewußtseins. Leonardos Geist als solcher ist unermeßlich größer als irgendeine seiner Manifestationen in bestimmten Tätigkeitsbereichen, im Malen, im Schreiben, in der Technik oder der Kriegskunst. Das Handeln lähmt und beraubt den Geist. Denn als solcher kann der Geist sich mit einer unendlichen Anzahl von Möglichkeiten beschäftigen — er wird nicht durch fachliche Grenzen eingeschränkt. Der Geist an sich ist allmächtig. Und konsequenterweise ist die Methode, die Theorie, wie etwas zu tun sei, interessanter als die Ausführung. Denn die Methode findet viel größere Anwendungsmöglichkeiten — sie kann universal angewandt werden. Wenn nämlich ein Prinzip tatsächlich »erkannt und begriffen worden ist, so ist es ganz nutzlos, die Zeit mit seiner Anwendung zu verschwenden«.

Und anders als Leonardo haßt Monsieur Teste es, seine Methode auf irgendeine Weise praktisch zu verwenden. Seine ganze Existenz ist der Überprüfung seiner eigenen geistigen Prozesse gewidmet. Er ist das Symbol des menschlichen Bewußtseins, das sich isoliert hat von »allen Meinungen und geistigen Gewohnheiten, die dem gewöhnlichen Leben und dem Verkehr mit anderen Menschen entspringen‚« und das erlöst ist von »allen Empfindungen und Ideen, die durch sein Unglück und seine Furcht, seine Ängste und Hoffnungen, nicht aber frei durch reine Welt- und Ichbetrachtung im Menschen erzeugt oder erregt werden«. Herr Teste ist, wie sein Schöpfer zugibt, freilich ein Ungeheuer. Und obwohl er auf uns eine gewisse Faszination ausübt, lehnen wir ihn ab: er läßt uns schaudern. Wir fühlen mit Madame Teste, der bei Herrn Testes Verhalten unbehaglich zumute wird, bei seiner Art, einen Raum zu betreten, so, als sähe er ihn gar nicht, oder wenn er sie mit »Wesen« oder »Ding« anredet. Doch obgleich sie ihn auch fürchtet und zugleich ihn nicht versteht, hat sie doch nie aufgehört, ihn zu verehren; sie beneidet die andern Frauen, die gewöhnliche Männer geheiratet haben, keinesfalls. Und wenn er von seinen Meditationen erwacht, greift er manchmal unvermittelt wie mit Erleichterung, Appetit und Erstaunen nach ihr. Monsieur und Madame Teste sind einander schließlich unentbehrlich.

1900 heiratet Valéry eine Dame aus dem Mallarmé-Kreis. Und nach Ablauf der zwanzig Jahre beginnt er wieder zu schreiben. André Gide überredet ihn endlich dazu, der Sammlung und Veröffentlichung seiner frühen Gedichte zuzustimmen; dabei kommt Valery der Gedanke, der Sammlung ein neues Gedicht von etwa 25 bis 50 Versen hinzuzufügen — das letzte Gedicht, das er vielleicht je schreiben würde. Zuvor jedoch, in der Zeit seiner Zurückgezogenheit, hatte er sich mit Psychologie, Physiologie und Mathematik befaßt; es sind vor allem methodische Fragen, die ihn beschäftigen. »Zwanzig Jahre ohne Gedichte zu schreiben, sogar ohne den Versuch dazu; und fast sogar ohne welche zu lesen! Dann stellen sich wieder diese Probleme; und man entdeckt, daß man sein Metier nicht beherrscht hatte, daß die kleinen Gedichte, die man vor so langer Zeit geschrieben hatte, den Schwierigkeien ausgewichen waren, daß sie unterdrückt hatten, was sie nicht auszudrücken wußten, daß sie sich einer infantilen Sprache bedient hatten.« In seinem neuen Gedicht unterwirft er sich »Gesetzen, festen Bedingungen, die sein wahres Objekt ausmachen. Es ist wirklich eine Übung, als solche gedacht, durchgeführt und überarbeitet: ganz das Produkt einer absichtlichen Anstrengung, dann einer zweiten absichtlichen Anstrengung, deren schwierige Aufgabe darin besteht, die erste zu verschleiern. Wer mich zu lesen weiß, wird eine Autobiografie lesen: in der Form. Der Stoff ist von geringer Wichtigkeit.«

Und dieses Gedicht, das zunächst nur eine Seite füllen sollte, beschäftigt Valéry mehr als vier Jahre und beläuft sich schließlich auf fünfhundertundvierzig Zeilen. Im letzten Augenblick, als es gerade gedruckt werden soll (1917), findet Valéry dafür den Titel »Die junge Parze.« Aber trotz des Titels, trotz des heroisch-erhabenen Stils und der widerhallenden Alexandriner ist »Die junge Parze« kein konventionelles französisches Gedicht über ein Thema der griechischen Mythologie. Valéry spricht von der »ziemlich monströsen Paarung meines Systems, meiner Methoden und meiner musikalischen Ansprüche mit den klassischen Konventionen«. Und sicherlich verkörpert dieses geheimnisvolle Gedicht eine Gattung, die es in der Literatur bisher nie gegeben hat. Mallarmés Herodiade und sein Faun sind Vorläufer von Valérys junger Schicksalsgöttin: sie besitzen schon die gewisse Ambiguität und scheinen zeitweise weniger Figuren der Fantasie zu sein als vielmehr an metaphysischen Träumereien festgemachte Namen.

Jacques Emile Blanche: Paul Valéry, 1923.
Valéry aber hat die Subtilität der Konzeption, die Komplexität der Darstellung dieser typisch symbolistischen Form viel weiter vorangetrieben als Mallarmé. Ist »Die junge Parze« der Monolog einer jungen Schicksalsgöttin, die gerade von einer Schlange gebissen wurde? Ist es die Träumerei des Dichters, der eines frühen Morgens im Bett erwacht und mehr oder weniger wach den Tagesanbruch erwartet? Ist es die Reise des menschlichen Bewußtseins, das seine Grenzen überprüft und seine Horizonte erforscht: die Liebe, das einsame Denken, das Handeln, den Schlaf, den Tod? Ist es das Drama des Geistes, der von der Welt sich zurückziehen und über sie hinaus gelangen will, dabei aber unweigerlich ins Leben zurückgezogen und in die Prozesse der Natur verwickelt wird? Es ist alles das — und doch sind die verschiedenen Schichten, »die physische, die psychologische und die esoterische«‚ wie Francis de Miomandre sie nennt, nicht übereinander gelegt wie in einer konventionellen Allegorie oder einer Fabel. Sie sind miteinander verschmolzen und gehen immer ineinander über; und das macht die Dunkelheit des Gedichts aus. Die Dinge, die in der »Jungen Parze« und in Paul Valérys anderen mythologischen Monologen geschehen — im »Narziß«‚ in der »Pythia« und der »Schlange« jener an poetischer Aktivität so reichen Periode, die direkt auf »Die Junge Parze« folgt — diese Dinge sind einerseits nie ganz vorstellbar als Ereignisse, die tatsächlich geschehen; andrerseits aber sind sie auch nie allein auf die Gedanken im Kopf des Dichters zu reduzieren. Das Bild kommt nie voll zum Vorschein; die Idee ist nie ganz ausformuliert. Und trotz aller Herrlichkeiten des Klangs, der Farbe und der Suggestion, wie wir sie Strophe für Strophe in diesen Gedichten finden, scheinen sie mir doch unbefriedigend, weil sie nicht als Ganze zu erfassen sind.

Vergleichen wir aber Valéry mit Mallarmé, an den er in seinen Gedichten so oft erinnert, dann wird deutlich, daß Valéry über die größere Kraft und die stärkere Imagination verfügt. Mallarmé ist immer Maler, gewöhnlich ein Aquarellist — er schrieb Verse auf die Fächer der Damen, so wie er sie auch mit kleinen Figuren und Blumen hätte bemalen können. Er verfügt über Farbigkeit und Tiefe, aber es ist nur die Farbigkeit und Tiefe, die dem erreichbar ist, der flächig arbeitet; während Valérys Genius eher plastisch ist: seine mythologische Lyrik ist von der Dichte stark geballter Wolken — und wären sie nicht Wolken, wir müßten sie marmorn nennen. Er zeigt die Figuren und Gruppen halbplastisch, und er erzielt weniger Farb- als Lichtwirkungen: das Silberne, das Düstere, das Sonnige, das Durchscheinende, das Kristalline. Und mit der Emphase einer heroisch-nachklingenden Diktion, die an Alfred de Vigny erinnert, sind Valérys Verse erfüllt von dem fließenden Flimmern, den angedeuteten Ambiguitäten und den sehr fein erfaßten Zwischentönen, die er von Mallarmé gelernt hat. So wie Mallarmé Debussy Anregungen gab, wurde Valery, der Debussys Beliebtheit überlebte, in der »Jungen Parze« von Gluck inspiriert. Valéry ist auf eine Art das Maskulinum einer Kunst, deren Femininum Mallarmé ist. Jene Eigenschaften Mallarmés, die es ihm ermöglichten, eine Frauenzeitschrift herauszugeben und mit seiner typischen Nettigkeit über die Stile weiblicher Kleidung zu schreiben, werden bei Valéry durch einen kraftvolleren und kühneren Geist ergänzt, der eine natürliche Affinität zu dem des Architekten besitzt.

Rainer Maria Rilke und Paul Valéry in Anthy-sur-Léman (Haute-Savoie),
 15.09.1926. Im Hintergrund der Bildhauer Henri Vallette
Zudem verfügt Valéry, verglichen mit Mallarmé, über die größere Substanz. Trotz der Behauptung, daß ihn in seinen Arbeiten nur die Form, nur die Methode interessieren, hat Valérys Poesie eine gewisse dramatische Qualität. Vor allem beschäftigt ihn ein ganz besonderer Konflikt — der Konflikt zwischen dem Teil der menschlichen Existenz, der durch die Abstraktion eines Monsieur Teste dargestellt wird und jenem Teil, der eingetaucht ist in die Empfindungen der Alltagswelt und durch deren Ereignisse abgelenkt wird. Wenn man nur den »Monsieur Teste« lesen würde — obwohl Monsieur Teste recht humorvoll dargestellt wird — oder nur Valérys Prosa, könnte man Valéry für einen ausgesprochen trockenen und hartnäckig abstrakten Kopf halten. Und in der Tat spielt der Gesichtspunkt des Monsieur Teste in Valérys Gedichten eine auffällige Rolle, wie auch seine Prosa von ihm beherrscht wird: keiner seiner Figuren ist nämlich jemals ein Leben erlaubt, das unabhängig ist von der Welt des Intellekts, in der sie jederzeit als Abstraktion erscheinen kann; und mit Recht verdächtigen wir Valéry, daß er dem Menschen die Marmorsäulen und die hohen Palmen vorzieht, die er zu Helden von Gedichten macht, oder daß er sie zumindest befriedigender findet. Sogar in der Liebe neigt er dazu, die sinnliche Befriedigung hinauszuzögern und seine Geliebte in den Zustand zeitloser Erwartung zu versetzen, die für ihn rivalisierende Befriedigung bedeutet; in »Die Schritte« bittet er die Frau, sich nicht zu beeilen, denn er genießt das Warten auf sie genauso wie ihren Kuß; und die Schlange läßt er zu Eva sprechen, als diese gerade die Frucht des Baumes kosten will:

»Que si ta bouche fait un rêve,
Cette soif qui songe à la sève,
Ce délice à demi futur,
C'est l’éternité fondante, Eve!«

(Wenn dein Mund träumt,
jenen Durst, der auf Wein sinnt‚
jene Köstlichkeit der halben Zukunft,
das ist begründete Ewigkeit, Eva!)

So scheint er im Grunde schlafende oder ermüdete Frauen am meisten zu lieben, weil er sie sich dann, wie in »Die Schläferin«‚ als Formen reiner Abstraktion vorstellen kann, aus denen die Person entflohen ist; oder er kann, wie in »La Fausse Morte«, darüber nachdenken, daß die Sättigung der Liebe eine Art Tod ist; wie in »Intérieur« schreibt er den Frauen eine immaterielle Anwesenheit zu, die sich vor das Auge des Geistes schiebt wie Glas vor die Sonnenstrahlen. Jedoch hat es vielleicht nie einen Dichter gegeben, der die Sinnenwelt mit mehr Geschmack genossen hat als Valéry, oder sie anschaulicher verkörpert hat. In der Nachahmung von Formen, Klängen, Licht- und Schatteneffekten, von pflanzlicher und fleischlicher Materie durch schöne Verse ist Valéry niemals übertroffen worden. Von der Sommerzikade sagt er:

Henri Cartier-Bresson: Paul Valèry, 1945
»L'insecte net gratte la sécheresse«
(Das reine Insekt schabt die Trockenheit.)

über einen Friedhof am Meer:

»Où tant de marbre est tremblant sur tant d’ombres«
(Wo soviel Marmor zittert über soviel Schatten.)

über den Teich des Narziß im abendlichen Wald:

»une tendre lueur d’heure ambigue existe«
(Es herrscht ein zarter Schimmer zweideutiger Stunde.)

und über das Wasser, das glatt wie ein Spiegel ist:

»Onde déserte, et digne
Sur son lustre, du lisse effacement d'un cygne«
(verlassene Welle, würdig,
daß auf ihrem Glanz ein Schwan sanft entschwinde.)

Über die rauhe See heißt es:

»Si l’âme intense souffle, et renfle furibonde
l’onde abrupte sur l’onde abbatue, et si l'onde
Au cap tonne‚ immolant un monstre de candeur,
Et vient des hautes mers vomir la profondeur
Sur ce roc«

(Wenn die starke Seele atmet, und die plötzliche Flut
auf der verlaufenen Flut wütend anschwillt, und die
Fluten am Felsen branden, opfernd ein Untier der Reinheit,
und es kommen hohe Seen, die die Tiefe auf den
Felsen speien)

Und seine menschlichen Figuren gleichen heroischen Statuen, die dennoch voller Schwingungen und zarter Verhüllungen sind. Die Schlange stellt vor uns eine Eva des Michelangelo:

Edmund Wilson (1895-1972), Literaturkritiker
»Calme‚ claire‚ de charmes lourde,
Je dominais furtivement,
L'oeil dans l’or ardent de la laine,
Ta nuque énigmatique et pleine
Des secrets de ton mouvement!«

(Ruhig, klar, von schwerem Zauber,
ich herrschte heimlich,
das Auge im feurigen Gold des Haares,
dein Nacken, rätselhaft und voll
von den Geheimnissen deiner Bewegung.)

Und später, wenn sie in Versuchung geführt wird:

»Le marbre aspire, l’or se cambre!
Ces blondes bases d’ombre et d’ambre
Tremblent au bord du mouvement!«

(Der Marmor atmet, das Gold wölbt sich,
die hellen Festen des Schattens und des Bemsteins
zittern am Rande der Bewegung!)

Und in einer bewundernswerten Zeile der »Schläferin« enthüllt er eine liegende Figur:

»Ta forme au ventre pur qu’un bras fluide drape.«
(Deine Form im reinen Wind, die ein fließender Arm verdeckt.)

So wechselt Valerys Poesie ständig zwischen der fühlbaren und sichtbaren Welt und einem Raum intellektueller Abstraktion. Und der Kontrast beider, der implizierte Konflikt zwischen den absoluten Gesetzen des Geistes und den einschränkenden Zufälligkeiten des Lebens — unmöglich von einander zu trennende Gegensätze — ist, wie ich meine, das eigentliche Thema seiner Gedichte. Man könnte denken, ein ziemlich undankbares Thema — jedenfalls eines, das von den Gefühlen romantischer Dichtung sehr weit entfernt ist. Doch dieser seltsame Antagonismus hat Valéry zu den einzigartigsten Gedichten inspiriert, die je geschrieben wurden, zu den unzweifelhaft großen Gedichten unserer Zeit.

Als Beispiel dafür, wie Valery dieses Thema mit all seinen Mitteln angeht, können wir sein bekanntestes und vielleicht gelungenstes Gedicht anführen, »Le Cimetière Marin;« es krönt Valérys Rückkehr zur Lyrik nach der langen Zeit des Schweigens. In diesem Gedicht bleibt der Dichter eines Mittags an einem Friedhof am Meer stehen: die Sonne scheint über ihm zu verharren; das Wasser sieht so eben aus wie ein Dach, auf dem die Boote die Tauben sind. In diesem Augenblick scheint die Außenwelt jenes Absolute darzustellen, dem Valéry sich immer wieder zuwendet und von dem er seit so vielen Jahren besessen ist. Doch er ruft aus: »Mittag ohne Bewegung ... Ich bin in dir die heimliche Veränderung ... der Makel deines großen Diamanten ...« Doch die Toten dort unten, sie sind in die Leere eingegangen, sie sind Teil der unbelebten Natur geworden. Und angenommen, er selbst, der lebendige Mensch habe als Lebender nur die Illusion von Bewegung, wie der Läufer oder der Pfeil in Zenos Paradoxon? »Nein, nein!« ermahnt er sich. »Zerbrich das Brüten, die Unbeweglichkeit, die auch dich fast geschluckt hat!« Der salzige Wind erhebt sich bereits, das stille Dach des Meeres zu zerbrechen und gegen die Felsen zu schleudern. Die Welt gerät wieder in Bewegung, und der Dichter muß ins Leben zurückkehren.

Wilson, Edmund: AXEL'S CASTLE.
NEW YORK: CHARLES SCRIBNER'S SONS,
1931, first edition
Es ist allerdings unmöglich, auch nur ein einziges Valéry-Gedicht in anderen Worten nachzuzeichnen: man ist dabei gezwungen, auf alles für Valéry Charakteristische zu verzichten. Beim Versuch, seine Bedeutung zu erklären, erklärt man zuviel. Im Grunde gibt es nämlich in einem Gedicht wie »Der Friedhof am Meer« gar keine echten Ideen, keine wirklichen allgemeinen Reflexionen: vollständiger als selbst Yeats in »Unter Schulkindern« stellt Valéry Gefühl und Idee als miteinander verschmolzen dar, und diese wiederum eingebettet in die Szene, aus der sie stammen. Ziel und Triumph des symbolistischen Dichters ist es, die Beständigkeit der Außenwelt auf ihr wechselndes Verständnis durch das Individuum reagieren zu lassen. Es ist in der Tat die Wirkung des Dichters, wenn nicht sein Ziel, uns an dem traditionellen Dualismus zweifeln zu lassen, der aus Außenwelt und Erkenntnis zwei verschiedene Dinge macht. In einem Gedicht wie »Der Friedhof am Meer« gibt es keine einfache zweite Bedeutung: es gibt die wunderbar getreue Nachahmung der sehr komplexen und sich ständig wandelnden Beziehung des menschlichen Bewußtseins zu den Dingen, deren es sich bewußt ist. Der Mittag ist die unbelebte Natur, aber auch das Absolute in der Vorstellung des Dichters; er ist auch sein zwanzig Jahre langes Nichthandeln — und auch bloß der Mittag, den es in einem Augenblick nicht mehr geben wird, weil er dann nicht mehr ruhig und nicht mehr Mittag ist. Und das Meer, das in den Augenblicken der Ruhe einen Teil des Diamanten der Natur bildet, als dessen einziger Makel — weil im Wechsel begriffen — sich der Dichter empfindet, ist auch ein Bild für das Schweigen des Dichters, eines Schweigens, das in dem Augenblick, als Wind aufkommt und die See peitscht, einer plötzlich hervorbrechenden Äußerung weichen wird, der Hervorbringung des Gedichts selbst. Welt und Dichter überschneiden sich ständig, durchdringen einander ständig, wie in einem romantischen Gedicht; aber anders als der Romantiker wird der Symbolist nicht einmal versuchen, die Beziehungen beider im Gleichgewicht zu halten. Die Konventionen der Bilderwelt des Gedichts wechseln so schnell und so natürlich, wie die Bilder die Vorstellung des Dichters durcheilen.

Edmund Wilson: Axels Schloß. Studien zur Literarischen Einbildungskraft 1870-1930. (Übersetzt von Wolfgang Max Faust und Bernd Samland). Ullstein, Frankfurt, 1980. (Ullstein-Buch Nr. 35050). ISBN 3-548-35050-X. Zitiert wurden die Seiten 53 bis 61.


Das moderne Klavierlied wohnt in der Kammermusikkammer:

Lili Boulanger: Clairières dans le ciel | Jean de la Bruyère: Vom Menschen ("Ereifern wir uns nicht..."), Mit grotesken Zeichnungen von 1565.

Joseph Marx (1882-1964): Lieder | Ludwig Wittgenstein: Über Gewißheit. Seit 50 Jahren ist der Mond für ›Gewißheit‹ kein gutes Beispiel mehr.

Der Dirigent als Liedkomponist (Bruno Walter) | Vorsicht, Satire - Angewandte Lyrik von Klopstock bis Blubo (Friedrich Torberg).

Charles Ives: Klavierlieder | Lucien Febvre: Zwischen dem Ungefähr und dem strengen Wissen liegt das Hören-Sagen.

Ferruccio Busoni: Klavierlieder | Leo Spitzer: Werbung als populäre Kunst.("From the sunkist groves of California - Fresh for you")



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15. Juli 2019

Lili Boulanger: Clairières dans le ciel

Es muß wohl an die dreißig Jahre her sein, daß ich als Student das erste Mal auf die Musik von Lili Boulanger stieß, nämlich auf der klassischen Markevich—Schallplatte, die ursprünglich unter dem Label Everest in den USA herausgebracht worden war. Ich war vom Gehörten zutiefst bewegt und schrieb umgehend an ihre Schwester Nadia, die bereits achtzig war, doch immer noch unterrichtete und die gleiche ungebremste Energie besaß, mit der sie mehr als fünfzig Jahre zuvor ihre Schüler und Bewunderer im Sturm gewonnen hatte.

Jene Musik — und jener Brief — haben in der Tat mein Leben verändert. Nachdem ich den Sommer des Jahres 1967 mit dem Studium bei Nadia am Konservatorium von Fontainebleau verbracht hatte, hatte ich im darauffolgenden Jahr meine erste Musiksendung und veröffentlichte meinen ersten Artikel — beide hatten Lili zum Gegenstand (1968 jährte sich ihr Tod zum fünfzigsten Mal). Seitdem sind Biographien über Nadia und auch Lili erschienen, die eine Fülle faszinierenden Stoffes zum Nachdenken enthalten. Doch keine bietet eine rationale Erklärung dafür, wie Lili im Alter von vierundzwanzig Jahren als die große Komponistin, die sie meiner Einschätzung nach war, gestorben ist. Das gesamte Phänomen Boulanger ist in der Musikgeschichte einzigartig.

Jeder weiß von den Beiträgen, die Nadia Boulanger in erster Linie als Lehrerin zur Musik unserer Zeit geleistet hat. Ich bin nun überzeugt, daß das gesamte Muster und der Zweck ihres Lebens voller reifer Leistungen von der Beziehung mit ihrer Schwester bestimmt waren. In ihrem ersten Brief an mich im November 1967 schrieb sie: „Sie [Lili] starb 1918, doch ihre Worte sind mir immer noch Führung und Hilfe.“ Sicher war es die Erkenntnis, daß Lili die größere Begabung als Komponistin besaß, die sie dazu geführt hatte, selbst das Komponieren aufzugeben; mit der gleichen Sicherheit hat Lilis verfrühter Tod zu einem besonderen, in der Tat einzigartigen, fast mütterlichen Verhältnis geführt, das sie mit jedem Mitglied ihrer internationalen Studentenfamilie aufzubauen versuchte. […]

Lili Boulanger (1893-1918), Komponistin
Die beiden Boulanger-Schwestern waren attraktive und begabte Frauen, obwohl Lili vielleicht mehr Anspruch auf dem orthodoxen Schönheitsideal entsprechende Züge erheben konnte. Beide waren sie sehr fotogen, besonders Lili mit ihren schönen, tiefen, dunklen Augen. (Nadias Persönlichkeit ermöglichte es ihr, gegen Ende ihres Lebens, das Publikum mit dem Klang ihrer Stimme allein in ihrem Bann zu halten.) Eine Reihe von zeitgenössischen Berichten über Lilis Charakterstärke sind uns erhalten geblieben; doch der beste Beweis von allen wird natürlich in ihrer Musik erbracht, in der maskuline und feminine Elemente überraschend nebeneinandergestellt werden.

Roy Harris bemerkte einmal, daß Nadia „das Urteilsvermögen eines starken Mannes vereint mit der Intuition einer großen Frau“ besaß, und das gleiche konnte man auch von Lili behaupten. Tatsächlich sind alle Qualitäten, die für Nadia in der Musik ungeheuer wichtig wurden und deren Förderung in ihren Schülern ihr unermüdliches Bestreben war, auch in Lili sichtbar. Sie hatte Starqualität, besaß ein leidenschaftliches Innenleben, innere Energie, Enthusiasmus, ein waches Gespür, starkes Denken, poetische Sensibilität, Engagement, zweckhafte Ernsthaftigkeit, Disziplin, Konzentration — ihr Leben und ihre Musik bezeugen all dies, und ich könnte mir denken, daß sie die vierundzwanzig Jahre ihres Lebens so intensiv lebte wie jene, denen ihre biblischen siebzig Jahre und mehr vergönnt sind. Ihr Meisterstück Du fond de l’abîme („De profundis“) ist ein Werk vollkommener technischer und geistiger Reife: In ihm scheint sie den emotionellen Erfahrungsschatz und das tiefgehende Verständnis für Probleme eines ganzen Lebens zu komprimieren.

Die Frage ist: Wie hat Lili das gemacht? Im Alter von zwei Jahren erkrankte sie an einer Lungenentzündung, von der sie sich erholte, doch zeit ihres Lebens besaß sie eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit. Letzten Endes war es eine Form von Darmkrebs, die sie zerstörte — eine langwierige und schmerzhafte Angelegenheit. Doch sie kämpfte mit erstaunlicher Kraft gegen das Leiden an und war entschlossen, alles, was sie zu sagen hatte zu sagen, solange noch Zeit dafür war. […]

Lili Boulanger (1893-1918), Komponistin
Es gelang ihr beinahe: Die einzige größere Partitur, die unvollendet blieb war eine Opernvertonung von Maeterlincks La Princesse Maleine. Sie lernte das, was sie brauchte, so schnell und so gründlich, daß es sich nur schwer erklären läßt. Vermutlich war es hilfreich, daß ihre Mutter auf intensiver Konzentration bestand, und außerdem war da noch Vater Boulanger, der bereits siebzig war, als Nadia 1887 geboren wurde und siebenundsiebzig, als Lili das Licht der Welt erblickte; die Schwestern müssen wohl schon bald ein Erwachsenenleben geführt haben. Lili muß sich — auf welche Weise auch immer — mit unglaublicher Geschwindigkeit und Leichtigkeit eine vollkommen professionelle Technik angeeignet haben. Ihre Orchestrierung beispielsweise ist meisterhaft. Sie war im wesentlichen eine Klangpoetin, mit dem Gespür eines Künstlers für Schönheit von Farbe und Struktur.

Doch Lilis Gelegenheiten, zu hören, wie ihre Orchestrierungen tatsächlich klangen, waren im Grunde genommen auf ein paar Aufführungen von Faust et Hélène beschränkt. Ihre besten Partituren - Du fond de l’abîme, Psaume 129, das Vieille prière bouddhique, das Pie Jesu - wurden niemals zu ihren Lebzeiten aufgeführt; doch als es so weit war, waren, abgesehen von einigen Modifikationen der Dynamik, keine Anderungen nötig. Die Intuition einer Frau vielleicht? Du fond de l’abîme zeigt auch, daß was die Form anging, Lili die technischen Ressourcen, die sie benötigte, voll und ganz beherrschte. Der Aufbau zeigt das meisterhafte Bewußtsein der Praxis der Symphonie. […]

Die meisten von Lilis veröffentlichten Kompositionen sind Vokalstücke. Dies spiegelt nicht nur die Traditionen wider, mit denen sie im Kreise der Familie, Freunde und Lehrer aufwuchs - Sologesang, Oper, Vokal- oder Chorensemble, Kirchenmusik — sondern auch die Notwendigkeit, sich technisch für den kommenden Prix de Rome vorzubereiten, den sie 1913 (dem ersten Mal, daß er einer Frau verliehen werden sollte) gewann. Von den fünf Chorstücken dieser Einspielung, stammen alle außer Hymne au soleil mit Orchesterbegleitung (unveröffentlicht und schwer zu finden) von Lili; Sie schrieb auch Orchesterversionen von mehreren Liedern des Liederzyklus Clairières dans le ciel.

Nadia Boulanger (1887-1979), Musikpädagogin.
Aufgenommen 1925.
Als erstes wurden Les sirènes and Renouveau geschrieben, die beide gegen Ende des Jahres 1911, als Lili achtzehn Jahre alt war, vollendet wurden; beides sind impressionistische Naturstücke, die sie wie Nadia es ausdrückte in „der Sprache ihrer Zeit“ („le langage de son époque“) geschrieben hatte. Was sofort auffällt, ist die poetische Sensibilität des Kompositionslehrlings im allgemeinen, und im besonderen ihr Gespür für die stimmliche Anordnung. 1913 - dem Jahr, in dem sie mit ihrer Kantate Faust et Hélène den Prix de Rome gewann — reifte ihre Technik rapide. Tatsächlich war Renouveau für die Vorrunde — den concours d’essai — in diesem Wettbewerb geschrieben worden.

Wie Renouveau und Les sirènes ist Soir sur la plaine (1913) ein Naturgedicht; doch waren die ersten beiden frisch inspririerte Aquarelle, so malt Lili hier mit kräftigen Ölfarben. Sie verwendet noch immer ein impressionistisches Vokabular, verleiht ihm jedoch mehr als einen Hauch ihres eigenen Charakters. Hymne au soleil gehört ins Vorjahr (1912) und verzeichnet deutlich die Einwirkung von Debussys Martyre de Saint Sébastien, der zu jenem Zeitpunkt ganz aktuell war; doch es bietet in seiner stämmigen Maskulinität auch eine Vorschau auf eines der ersten Werke mit Lilis wahrer Reife, die Vertonung von Psalm 24 („Die Erde ist des Herrn und was darinnen ist“).

Für Lili ist B-Moll die Tonart des Abgrunds, der Trauer und Verzweiflung. Ihre stygische Düsternis umgibt nicht nur Du fond de l’abîme sondern auch Pour les funérailles d’un soldat, die Vertonung eines Gedichts von de Musset für Solobariton, Chor und Orchester, das im gleichsam objektiven Rahmen von Begräbnisförmlichkeiten und eines Rituals, der Voraussicht der jungen Komponistin auf menschliches Leid Ausdruck verleiht. Der Anfangs- und der Schlußabschnitt mit ihrer anregenden Besetzung mit Blech- und Holzblasinstrumenten und Schlagzeug auf der einen Seite und dem wortlosen chromatischen Klagen des Chores auf der anderen, zählt mit Sicherheit zu ihren besten Erfindungen. Die Pizzikato-Figuren für Doppelbaß, die nach Brittens Art den Schlag gedämpfter Marschtrommeln imitieren, halten bis zum Ende unerbittlich die Tonart B-Moll. Diese Einspielung ist die eigene Version der Komponistin mit Klavierbegleitung; es ist bemerkenswert, wie die Tonart B-Moll über die Klaviatur in alle Richtungen nachklingt.

Ernest Boulanger (1815-1900), Komponist,
Vater von Lili und Nadia
Clairières dans le ciel („Himmelslichtungen“) ist vielleicht das wichtigste von Lilis säkularen Werken. Seitdem sie sich eine Ausgabe von Francis Jammes’ Gedichtsammlung mit dem Titel Tristesses zugelegt hatte, hatte sie den Wunsch, sie zu vertonen. Jammes wird aufgrund seiner Versbildung und Syntax als symbolistischer Dichter eingestuft; andererseits ist sein Anliegen für Klarheit und Einfachheit ganz entschieden unsymbolistisch. Nachdem sie sowohl die Erlaubnis des Dichters, die Verse zu vertonen als auch seine Zustimmung zur Änderung des Titels eingeholt hatte, wählte Lili dreizehn der vierundzwanzig Gedichte des Zyklus.

Wie ihre Biographin Leonie Rosenstiel bemerkt, identifizierte sich Lili fast mit Sicherheit mit der Heldin der Gedichte — einem hochgewachsenen, etwas mysteriösen jungen Mädchen, das plötzlich aus dem Leben des Dichters verschwunden war, und man weiß nicht wie oder warum. Jammes erinnert sich an seine Emotionen mehr oder weniger in Ruhe; zum größten Teil werden sie von vorbeiziehenden Naturphänomenen hervorgerufen — zwei Akeleien an einem Hang, der Anblick einer ruralen Landschaft, die Erinnerung an den Flieder des vergangenen Jahres, plötzliche schwere Regenfälle. Materielle Gegenstände — ein Medaillon, das ihm als Andenken von seiner Liebsten geschenkt worden war, eine schwarze Madonna am Fuße seines Bettes. […] Die Musik von Clairières fängt den lyrischen Duft und die Unschuld von Pelléas et Mélisande in einer Folge von Selbstportraits ein, die von Sentimentalität ungetrübt sind. Eine scheinbare Naivität wird von einem gelegentlichen Aufflackern von Gewalt widerlegt, insbesondere im letzten Lied (abgesehen vom Namen ein Epilog), das nostalgisch auf frühere Lieder Bezug nimmt und dem man mit der Zeit anhört, das es die Gefühlslast des ganzen Zyklus’ auf sich nimmt.

Raissa Boulanger, geb. Myschezkaja (1854-1935)
 Sängerin, Mutter von Lili und Nadia
Jede Beschreibung von Lili Boulangers Leben und Werk muß notgedrungen eine Reihe von äußerst wichtigen Fragen unbeantwortet lassen: Die genaue Beziehung zwischen Krankheit und Kreativität zum Beispiel. Verliehen Lilis Krankheit und nahender Tod ihrer Musik eine Schärfe und Tiefe, die bei einer normalen Laufbahn oder Gesundheitszustand niemals dagewesen wären? Oder war es eher der Zwang, die unwiderstehliche Berufung zum Komponieren, die ihre spärlichen körperlichen Reserven aufzehrte und zu ihrem Tod führte? War Lili so abgeschirmt und beschützt, daß sie von den normalen Stürmen und Drängen der Pubertät und des frühen Erwachsenenalters gefühlsmäßig unberührt blieb, wie Nadia fest behauptete?

Ich kann dies nur schwer glauben, insbesondere in Anbetracht ihrer Musik, die alles andere als fade ist. Hatte Nadia, so wie Léonie Rosenstiel behauptet, tatsächlich Ressentiments gegen Lili, weil diese sie was unmittelbare, erstklassige musikalische Kreativität betraf, in den Hintergrund gedrängt hatte? Zu welchem Grad erschwerte es ihre natürlichen Schuldgefühle, daß sie — die geringere der beiden Koryphäen — überlebte, während Lili starb? Hatte sie genug für Lili getan — oder hat sie, wie manche denken, zu viel getan? Roger Nichols ist eindeutig der Ansicht, daß der Kult, den Nadia um Lilis Person schuf, in gewissem Maße die wirkliche Person verschleierte. Was wirklich zählte war nicht Lili, „die Feministin“, nicht Lili, „die Märtyrerin“, sondern Lili, „die Komponistin“, und keine Komponistin „aus der etwas hätte werden können“, sondern eine, die ganz sicher „jemand war“.

Quelle: Christopher Palmer, im Booklet. Übersetzung: Anke Vogelhuber


Jules Breton (1827-1906): The song of the Lark. 1884.
 The Art Institute of Chicago.


TRACKLIST

LILI BOULANGER
(1893-1918)

   Clairières dans le ciel  
   tenor and piano 1914                             [35'03]

01 Elle était descendue au bas de la prairie         [2'08]
02 Elle est gravement gaie                           [1'46]
03 Parfois, je suis triste                           [3'06]
04 Un poète disait                                   [1'48]
05 Au pied de mon lit                                [2'04]
06 Si tout ceci n'est qu’un pauvre rêve              [2'32]
07 Nous nous aimerons tant                           [2'50]
08 Vous m'avez regardé avec toute votre âme          [1'20]
09 Les lilas qui avaient fleuri                      [2'37]
10 Deux ancolies                                     [1'30]
11 Par ce que j'ai souffert                          [3'05]
12 Je garde une médaille d'elie                      [1'33]
13 Demain fera un an                                 [8'51]

14 Les sirènes 
   soprano, chorus and piano 1911                    [5'49]
   
15 Renouveau
   three solo voices and piano 1911                  [4'56]
   
16 Hymne au soleil 
   mezzo soprano, chorus and piano three hands 1912  [3'59]
   
17 Pour les funérailles d'un soldat 
   baritone, chorus and piano three hands 1912       [7'51]
      
18 Soir sur la plaine 
   soprano, tenor, baritone, chorus and piano 1913   [8'42]

                                          Duration: [67'02]
Martyn Hill, Tenor 
Andrew Ball, Piano

New London Chamber Choir:
14, 15, 18 Amanda Pitt, Soprano 
15, 16     Jeanette Ager, Mezzo Soprano
15, 18     Martyn Hill, Tenor 
17, 18     Peter Johnson, Baritone
16, 17     Ian Townsend, Piano Third Hand
James Wood Conductor

Recorded on 4-6 February 1994
Recording Engineer and Producer Gary Cole
Front Illustration: Jules Breton (1827-1906): The song of the Lark [detail] (1884)
(P) 1994 (C) 2004


La Bruyère

Vom Menschen

Jean de La Bruyère (1645-1696)
Ereifern wir uns nicht gegen die Menschen, wenn wir ihre Gefühllosigkeit, ihre Undankbarkeit, ihre Ungerechtigkeiit, ihren Hochmut, ihre Eigenliebe und ihre Gleichgültigkeit gegen andre sehen: sie sind einmal so geartet, das ist ihre Natur; ebensogut könnte man sich dagegen auflehnen, daß der Stein fällt und das Feuer emporsteigt.

Die Menschen sind eigentlich nicht unbeständig oder sind es nur in kleinen Dingen; sie wechseln ihre Kleider, ihre Sprache, das gesellschaftliche Gehaben; sie ändern bisweilen auch ihren Geschmack: aber sie bewahren ihre ewig schlechten Sitten, beharrlich und beständig im Übel und in der Nichtachtung der Tugend. […]

Unhöflichkeit ist kein ursprüngliches Gebrechen der Seele, sondern die Wirkung verschiedener Laster: törichter Eitelkeit, Unkenntnis seiner Pflichten, Trägheit, Stumpfheit, Zerstreutheit, Verachtung der andern, Mißgunst. Wenn sie auch nicht in die Tiefe dringt, ist sie darum nicht weniger hassenswert; denn sie ist stets ein sichtbarer, offenkundiger Fehler. Man wird freilich zugeben müssen, daß sie, je nach der Ursache, bald mehr, bald weniger verletzt.

Wenn man von einem zornigen, unbeständigen, zänkischen, mürrischen, krittelnden, launischen Menschen sagt: »Das ist seine Gemütsart«, so ist das keine Entschuldigung, wie man gewöhnlich annimmt, sondern das unbeabsichtigte Eingeständnis, daß diese großen Fehler unheilbar sind.

Die Menschen achten viel zuwenig auf das, was man Laune oder Stimmung nennt; sie sollten begreifen lernen, daß es nicht genügt, gut zu sein, sondern daß sie auch gut scheinen müssen, wenn ihnen überhaupt daran liegt, mit andern gesellig und einträchtig zu verkehren, das heißt, Menschen zu sein. Von boshaften Gemütern braucht man Sanftmut und Nachgiebigkeit nicht erst zu fordern; sie fehlt ihnen nie, sie dient ihnen als Falle, die Einfältigen zu fangen, und gestattet ihnen, ihre Schliche um so wirksamer zu üben: man wünschte aber gerade von gütigen Menschen, sie möchten auch nach außen hin stets willfährig und gefällig sein, damit es nicht mehr heißt: die Bösen fügen uns Schaden zu und unter den Guten haben wir zu leiden.

Die meisten Menschen reißt erst der Zorn zu Beleidigungen hin; bei einigen ist es umgekehrt: sie beleidigen, und dann erzürnen sie sich; davon sind wir jedesmal so überrascht, daß wir ihnen gar nicht grollen können.

Die Menschen denken zuwenig daran, Gelegenheiten zu nutzen, wo sie gefällig sein können: wer ein neues Amt antritt, scheint die beste Möglichkeit zu haben, andere zu Dank zu verpflichten, und er tut nichts für sie; das Bequemste und Nächstliegende ist immer die Weigerung, und nur aus Berechnung wird eine Bitte gewährt.

Wer genau weiß, was er von den Menschen im allgemeinen und von jedem von ihnen im besonderen erwarten darf, kann sich getrost ins Getriebe der Welt stürzen.

Ist Armut die Mutter der Verbrechen, dann ist Mangel an Verstand ihr Vater.

Es kommt kaum vor, daß ein Mensch ohne Anstand und Ehre Geist besitzt: ein gerader, durchdringender Verstand führt zuletzt immer zu Ordnung, Rechtschaffenheit und Tugend: Einsicht und Scharfsinn fehlen aber dem, der starrköpfig im Schlechten wie im Falschen beharrt; vergeblich sucht man ihn durch spöttische Reden zu bessern: die andern merken, daß man ihn damit meint, er selbst erkennt sich nicht darin; es ist, als wenn man einem Tauben Beleidigungen sagte. Zum Besten der Menschen von Ehre und zum Nutzen der Allgemeinheit möchte man jedem Schurken ein wenig Einsicht und Verstand wünschen.

Es gibt Fehler, die wir nicht durch Schuld der andern haben, die uns angeboren sind und durch Gewohnheit schlimmer werden; andere wieder waren uns ursprünglich fremd und wir haben sie erst angenommen. Bisweilen hat man von Natur einen umgänglichen Charakter, eine zuvorkommende Art und ein ausgesprochenes Verlangen zu gefallen; aber die Behandlung, die man von denen erfährt, mit denen man lebt oder von denen man abhängt, drängt einen bald aus den natürlichen Maßen und Verhältnissen, ja aus seinem eigenen Wesen heraus: man zeigt sich unwirsch und gallig‚ wie man sich vordem nicht kannte, die ganze Anlage verändert sich, und man bemerkt schließlich zu seinem Erstaunen, daß man mürrisch und griesgrämig geworden ist.

Man kann die Frage hören, warum nicht alle Menschen zusammen gleichsam eine einzige Nation bilden, warum sie nicht die gleiche Sprache sprechen, unter den gleichen Gesetzen leben, dieselben Gebräuche und dieselbe Religion angenommen haben; wenn ich aber an den Widerstreit der Geister, Neigungen und Gefühle denke, so wundere ich mich, daß sich auch nur sieben oder acht Personen unter einem Dach, in einem Raum zu einer Familie zusammenfinden.

Sonderbare Väter, die ihr Leben lang damit beschäftigt scheinen, ihren Kindern Gründe zu liefern, sich über ihren Tod zu trösten!

Alles ist befremdlich in Laune, Sitten und Betragen der meisten Menschen; manch einer hat sein ganzes Leben verdrießlich, aufgeregt, geizig, kriechend‚ unterwürfig‚ mühselig, eigensüchtig zugebracht, dem die Natur ein heiteres, friedliches, genießerisches Gemüt und ein stolzes Herz, frei jeder Niedrigkeit, beschert hatte: Bedürfnisse und Umstände, das Gesetz der Notwendigkeit tun der Natur Gewalt an und verursachen solche Wandlungen. So läßt sich nicht sagen, was solch ein Mensch an sich in seinem Wesen ist; zu vieles Äußere entstellt ihn, verändert ihn, stürzt ihn um; er ist genau das nicht, was er ist oder zu sein scheint.

Das Leben ist kurz und voll Verdruß: es vergeht unter lauter Wünschen; man verspart sich Ruhe und Freuden für die Zukunft, für ein Alter, wo die besten Güter dahin sind, Gesundheit und Jugend. Und wenn diese Zeit naht findet sie uns noch in Wünschen: wir sind nicht weitergekommen, wenn das Fieber uns ergreift und unserem Leben ein Ende macht; wären wir genesen, hätten wir nur immer weiter gewünscht.

Wenn man etwas begehrt, so ergibt man sich auf Gnade und Ungnade dem, von dem man es erhofft: ist man der Gewährung sicher, so sucht man Zeit zu gewinnen, unterhandelt, macht Bedingungen.

Der Mensch hat sich so sehr daran gewöhnt, nicht glücklich zu sein, und es scheint uns so natürlich, alles, was uns wertvoll ist, durch tausend Mühsale zu erkaufen, daß uns verdächtig vorkommt, was sich leicht macht: wir vermögen es nicht zu fassen, daß etwas, was so wenig Anstrengung kostet, für uns von großem Vorteil sei oder daß man mit richtigem Planen so rasch ans Ziel gelangen könne: man glaubt wohl, den glücklichen Erfolg zu verdienen, wagt aber selten einmal damit zu rechnen.

Wer meint, er sei nicht zum Glück geboren, könnte doch wenigstens am Glück seiner Freunde oder Angehörigen teilhaben. Aber Mißgunst raubt ihm auch diese letzte Möglichkeit.

Mag ich vielleicht auch an anderer Stelle gesagt haben, daß die Betrübten unrecht hätten: die Menschen scheinen wirklich zu Unglück, Schmerz und Armut geboren, wenige bleiben verschont; und da ihnen jedes Mißgeschick begegnen kann, sollten sie sich auf jedes Mißgeschick gefaßt machen.

Den Menschen fällt es so schwer, sich in Handelsgeschäften zu einigen, sie wachen so argwöhnisch über ihre kleinsten Interessen, strotzen so vor Streitsucht, möchten so gerne täuschen und so ungern hintergangen werden, schätzen ihren Besitz so hoch, den der andern so niedrig ein, daß ich wahrhaftig nicht begreifen kann, wie überhaupt Ehen, Verträge, Friedensschlüsse, Waffenstillstand, Abmachungen und Bündnisse zustande kommen.

Bei manchen Leuten muß Anmaßung die Größe, Unmenschlichkeit die Festigkeit des Charakters, Arglist den Geist ersetzen.

Spitzbuben halten die andern gern für ihresgleichen; man kann sie schwer hintergehen, aber sie täuschen selbst nicht lange.

Lieber will ich ein Dummkopf sein und dafür gelten als ein Schurke.

Man betrügt niemals gutwillig; die Schurkerei fügt zur Lüge stets noch die Bosheit hinzu.

Wenn es weniger Leichtgläubige gäbe, so würde es auch weniger pfiffige, gewitzte Schlauköpfe geben, die dadurch ihre Eitelkeit befriedigen und ihr Ansehen erhöhen, daß sie ihr Leben lang andere zu betrügen pflegten: warum sollte also Erophil, dem Wortbruch, verlogene Dienstleistungen und Schurkerei nicht etwa Schaden gebracht, sondern Gunst und Wohltaten selbst von denen eingetragen haben, die er im Stich gelassen oder verraten hat, sich nicht unendlich viel auf sich und seine Geschicklichkeit einbilden? […]

Nichts macht es einem einsichtigen Menschen so leicht, das Unrecht, das Angehörige und Freunde im antun, ruhig zu ertragen, als die Betrachtung der menschlichen Gebrechen, die Überlegung, wie schwer es den Menschen fällt, beständig, großmütig, treu und einer Freundschaft fähig zu sein, die stärker ist als die Ichsucht; da er erkennt, was sie vermögen, verlangt er nicht von ihnen, daß sie feste Körper durchdringen, sich in die Luft erheben, gerechten Sinn besitzen. Er mag die Menschheit im allgemeinen hassen, da Tugend so selten ist; aber er wird die einzelnen entschuldigen, ja sie sogar aus höherer Einsicht lieben und bestrebt sein, selber sowenig wie möglich die gleiche Nachsicht zu verdienen.

Es gibt Güter, die wir leidenschaftlich begehren und deren bloße Vorstellung uns schon hinreißt und entzückt; haben wir das Glück, sie zu erlangen, so nehmen wir sie gelassener auf, als wir gedacht hätten; wir erfreuen uns kaum an ihnen und verlangen sogleich nach größeren.

Wiederum gibt es furchtbares Unglück und entsetzliche Leiden, an die wir nicht zu denken wagen und bei deren bloßem Anblick wir erschaudern; kommen sie über einen, so entdeckt man Kräfte in sich, die man nicht vermutete, wappnet sich gegen sein Mißgeschick und findet sich besser damit ab, als man erwartete.

Bisweilen braucht man bloß ein schönes Haus zu erben, in den Besitz eines guten Pferdes, eines hübschen Hundes, eines Gobelins, einer Wanduhr zu gelangen: und gleich ist ein tiefer Schmerz gelindert und ein großer Verlust leichter zu tragen.

Ich stelle mir vor, daß die Menschen ewig auf Erden lebten, und überlege, ob sie sich dann wohl noch angestrengter und noch geschäftiger um ihr Fortkommen bemühen würden als heute.

Ein elendes Leben zu ertragen ist eine Pein; ein glückliches zu verlieren eine Qual: beides kommt auf eins hinaus.

Nichts möchten die Menschen lieber erhalten und nichts schonen sie weniger als ihr Leben. […]

Man stirbt nur einmal, und doch spüren wir die Gegenwart des Todes in jedem Augenblick unseres Lebens; ihn fürchten ist schlimmer, als ihn erleiden.

Unruhe, Furcht, Niedergeschlagenheit halten den Tod nicht fern, im Gegenteil: und doch möchte ich bezweifeln, daß den Sterblichen übermäßiges Lachen anstehe.

Die Gewißheit des Todes wird etwas gemildert durch die Ungewißheit seines Erscheinens; er ist eine unbestimmte Größe in der Zeit, die etwas vom Unendlichen an sich hat und von dem, was man die Ewigkeit nennt.

Laßt uns bedenken, daß wir uns, wie wir gegenwärtig nach der blühenden Jugend zurückseufzen, die nicht mehr ist und nimmer wiederkehren wird, in der Zeit der Hinfälligkeit, die uns erwartet, nach dem Mannesalter sehnen werden, in dem wir jetzt noch stehen und das wir nicht genug schätzen.

Man fürchtet das Alter, ohne daß man weiß, ob man alt werden wird.

Man hofft alt zu werden und fürchtet sich doch davor: das heißt, man liebt das Leben und flieht den Tod.

Es ist einfacher, der Natur nachzugeben und den Tod zu fürchten, als sich dagegen zu wehren, sich mit Vernunftgründen und Betrachtungen zu wappnen und beständig mit sich selbst gegen die Todesfurcht zu ringen.

Wenn ein Teil der Menschen stürbe, der andere nicht, wäre das Sterben eine unerträgliche Trübsal.

Langes Siechtum scheint zwischen Leben und Sterben gestellt, damit der Tod für die Sterbenden und für die Zurückbleibenden eine Erlösung bedeute.

Menschlich gesprochen hat auch der Tod sein Gutes: er setzt dem Alter ein Ziel.

Der Tod, welcher der Hinfälligkeit zuvorkommt‚ erscheint zu günstigerer Zeit als der, welcher sie beendet.

Die Reue über die schlechte Anwendung des verflossenen Lebens führt die Menschen nicht immer dahin, die Zeit, die ihnen noch zu leben vergönnt ist, besser zu nutzen. […]

Man lebt nicht lange genug, um aus seinen Fehlern zu lernen. Sie begleiten uns das ganze Leben hindurch; und nach allem Irren bleibt uns schließlich nur übrig, gebessert zu sterben.

Nichts frischt so das Blut auf wie eine vermiedene Torheit.

Seine Fehler gestehen ist peinlich; man möchte sie geheimhalten und doch einem andern aufbürden: darum zieht man den geistlichen Berater dem Beichtiger vor.

Die Fehler der Toren sind oft so plump und so schwer vorauszusehen, daß sie die Klugen irreleiten und nur denen Vorteil bringen, die sie begehen.

Die größten Menschen zieht der Parteigeist zu den niederen Handlungen des Pöbels herab.

Aus Eitelkeit oder Rücksicht auf den Anstand tun wir oft, was wir aus Neigung oder Pflicht tun sollten, und tragen nach außen das gleiche Benehmen zur Schau. Mancher ist am Fieber gestorben, das er sich durch Nachtwachen am Krankenlager seiner Frau geholt hatte, die er gar nicht liebte.

Im Grunde ihres Herzens verlangen die Menschen nach Achtung, und doch verbergen sie sorgfältig das Verlangen; denn sie möchten für tugendhaft gehalten werden, und aus der Tugend andern Vorteil ziehen als Tugend, eben Hochschätzung und Lob, wäre nicht mehr Tugend, sondern Sucht nach Hochschätzung und Lob, also Eitelkeit: die Menschen sind sehr eitel und hassen doch nlchts mehr, als dafür zu gelten.

Der Eitle kommt auf seine Rechnung, ob er Gutes oder Schlechtes von sich redet: der Bescheidene spricht nicht von sich.

Wie lächerlich die Eitelkeit ist und welch ein schimpfliches Laster, erkennt man am besten daran, daß sie sich nicht zu zeigen wagt und sich oft unter der Maske der Bescheidenheit verbirgt.

Falsche Bescheidenheit ist die ausgeklügeltste Form der Eitelkeit; sie bewirkt, daß der Eitle nicht als eitel erscheint, sich vielmehr durch die seinem angeborenen Laster entgegengesetzte Tugend in Ansehen setzt: sie ist also eine Lüge. Falscher Ruhm ist die Klippe der Eitelkeit; er verführt uns dazu, daß wir wegen Eigenschaften geschätzt werden möchten, die zwar in uns liegen, die aber zu nichtig und wertlos sind, um Aufhebens davon zu machen: er beruht auf einem Irrtum.

Die Menschen sprechen über ihre eigene Person immer derart, daß sie nur kleine Fehler zugeben, deren Geständnis die Aufmerksamkeit auf ihre bedeutenden Gaber oder trefflichen Eigenschaften hinlenkt. So beklagt man sich wohl über sein schlechtes Gedächtnis, höchst befriedigt von seinem tiefen Verstand und guten Urteil; man läßt sich den Vorwurf der Zerstreutheit und der Träumerei gefallen, als wenn man damit für einen Schöngeist erklärt würde; man sagt von sich, daß man zu Handarbeiten ungeschickt sei und tröstet sich über den Mangel so belangloser Talente mit seinen allseits bekannten Geistesgaben; man schilt sich selber bequem und will damit sagen, daß man uneigennützig und vom Ehrgeiz geheilt sei; man errötet nicht über seine Unsauberkeit, denn sie beruht ja auf Gleichgültigkeit gegenüber Nebensächlichem und ist ein Hinweis darauf, daß man sich nur mit Wesentlichem abgibt. Ein Offizier erzählt gern davon, wie er sich eines Tages aus Tatendrang oder Neugier, ohne Dienst und Befehl, in den vordersten Graben oder an eine andere gefahrvolle Stelle begeben habe, und er fügt hinzu, ihm sei von seinem General deshalb ein Verweis erteilt worden. So kann auch ein Mann von hohem Verstand und zielbewußtem Willen, der von Natur mit jener Klugheit bedacht ist, die andere Menschen vergeblich zu erwerben suchen; der seinen Geist durch eine große Erfahrung gestählt hat; den die Menge und Last, die Mannigfaltigkeit, Schwierigkeit und Wichtigkeit der Geschäfte wohl in Anspruch nehmen, doch nicht erdrücken; der mit der Weite seiner Einsicht und seinem Scharfblick alle Ereignisse meistert; der, weit entfernt, die Vorschriften zu Rate zu ziehen, die sich in Büchern über die Staatskunst finden, vielleicht zu jenen überragenden Geistern gehört, die von Natur zur Herrschaft über die andern begabt sind und jenen Regeln zum Vorbild gedient haben; den große Taten vom Schönen und Angenehmen abhalten, das er lesen könnte, und der Gewinn genug daraus zieht, sein eigenes Leben und Handeln, wenn ich so sagen darf, nachzuzeichnen und durchzublättern: ein solcher Mann kann leicht und ohne sich bloßzustellen sagen, daß er kein Buch kennt und niemals liest.

Man will bisweilen seine schwachen Seiten verbergen oder die Meinung, die andre darüber haben, abmildern, indem man sie offen eingesteht. Mancher sagt: »Ich weiß nichts«, der wirklich unwissend ist; einer bekennt: »Ich bin ein alter Mann«‚ und er hat die Sechzig in der Tat überschritten; und ein anderer: »Ich bin nicht reich« und ist ein armer Teufel.

Man meint nicht Bescheidenheit oder verwechselt sie mit etwas grundsätzlich anderem, wenn man sie für ein inneres Gefühl hält, das den Menschen in seinen eigenen Augen erniedrigt, und damit der übernatürlichen Tugend der Demut gleichsetzt. Von Natur denkt der Mensch hoch und stolz von sich selbst, aber nur von sich selbst: die Bescheidenheit verfolgt bloß den Zweck, daß niemand darunter leide; sie ist eine Tugend der Umgangsform, die Blick, Gang, Worte und Stimme zügelt und den Menschen die andern nach außen so behandeln läßt, als wenn er sie wirklich achtete.

Die Welt ist voll von Leuten, die beim Vergleich, den sie bei sich selbst zwischen sich und andern anzustellen pflegen, stets zugunsten ihres eigenen Verdienstes entscheiden und demgemäß handeln.

Ihr sagt, man solle bescheiden sein; wohlgeartete Menschen werden gerne damit einverstanden sein: sorgt nur dafür, daß man die nicht ausnutzt, die aus Bescheidenheit nachgeben, und die nicht niedertritt, die fügsam sind.

Ebenso sagt man: »Man muß sich bescheiden kleiden.« Nichts ist Leuten von Verdienst willkommener; aber die Welt verlangt Putz, und man tut ihr den Gefallen; sie fordert überflüssigen Tand, und man weist ihn vor. Manche schätzen ihre Mitmenschen nur nach feiner Wäsche und reichen Gewändern ein; man kann nicht immer darauf verzichten, um solchen Preis geachtet zu werden. Bei gewissen Gelegenheiten ist man gezwungen, sich zu zeigen: eine breitere oder schmalere Goldborte entscheidet über Zutritt oder Abweisung.

Eitelkeit und übertriebenes Selbstgefühl lassen uns bei andern einen Stolz uns gegenüber vermuten, der bisweilen vorhanden sein mag, ihnen oft aber fremd ist: ein bescheidener Mensch leidet nicht an dieser Empfindlichkeit.

Wie man sich vor der Eitelkeit hüten muß, zu denken, daß andere uns mit Neugierde und Hochschätzung betrachten und sich nur von unseren Verdiensten unterhalten, so müssen wir auch ein gewisses Selbstvertrauen haben und nicht gleich glauben, man flüstere sich etwas ins Ohr, nur um uns Übles nachzureden, oder lache, um sich über uns lustig zu machen.

Wie kommt es nur, daß Alcipp mich heute grüßt, mir zulächelt und sich aus der Kutsche stürzt, um mich ja nicht zu verfehlen? Ich bin doch nicht reich und gehe zu Fuß: er dürfte mich eigentlich nicht sehen. Ach, er will selbst gesehen werden, ich soll bemerken, daß er bei einem hohen Herrn im Wagen sitzt!

Wir sind so von uns selbst erfüllt, daß alles sich auf uns beziehen muß: wir möchten gesehen und gegrüßt werden, selbst von Unbekannten: tun sie es nicht, so sind sie stolz; sie haben zu erraten, wer wir sind.

Wir suchen unser Glück außer uns selbst in der Meinung der Menschen, die uns doch als schmeichlerisch, unaufrichtig, ungerecht, neidisch, Iaunisch und voreingenommen bekannt sind: welche Wunderlichkeit!

Man sollte meinen, daß man eigentlich nur über lächerliche Dinge lachen könne: gleichwohl trifft man Leute, die über lächerliche wie ernste Dinge lachen. Seid ihr töricht und unüberlegt und entschlüpft euch in ihrer Gegenwart irgendeine Ungereimtheit, so lachen sie über euch; seid ihr verständig, sagt lauter gescheite Dinge und bringt sie im richtigen Ton vor, so lachen sie ebenfalls.

Menschen, die uns unser Gut durch Gewalttat oder ungerechte Machenschaften rauben oder durch Verleumdung die Ehre abschneiden, geben gewiß deutlich zu erkennen, daß sie uns hassen; doch das heißt noch keineswegs, daß sie jede Achtung vor uns verloren haben: darum ist es wohl möglich, daß wir uns einmal mit ihnen aussöhnen und sie sogar unserer Freundschaft würdigen. Spott dagegen kann man von allen Beleidigungen am wenigsten verzeihen; denn er ist die Sprache der Verachtung und ihr unmißverständlichster Ausdruck; er greift die Menschen in ihrer innersten Verschanzung an, in ihrem Selbstgefühl; er sucht sie in ihren eigenen Augen lächerlich zu machen; und so kommt ihnen zum Bewußtsein, daß der andere die denkbar schlechteste Meinung von ihnen hat, und sie werden unversöhnlich.

Unser Hang, über andre zu spotten, die Leichtfertigkeit, mit der wir sie herabsetzen und verachten, ist eine Ungeheuerlichkeit; genau wie unser Zorn gegen die, welche uns verspotten, tadeln und verachten. […]

Ein Mann von Geist kennt keine Eifersucht gegenüber einem Handwerker, der einen guten Degen verfertigt, oder gegenüber einem Bildhauer, der eine schöne Statue vollendet hat: er weiß, daß es in diesen Künsten Regeln und Verfahren gibt, die sich nicht erraten lassen, daß man mit Werkzeugen muß umgehen können, deren Verwendung, Benennung und Aussehen ihm unbekannt sind; und der Gedanke, daß er ein bestimmtes Handwerk nicht gelernt hat, tröstet ihn schon, darin kein Meister zu sein. Wohl aber ist er des Neides‚ ja der Eifersucht gegenüber Ministern oder regierenden Herren fähig, als ob Vernunft und gesunder Verstand, die ihm mit jenen gemein sind, die einzigen Werkzeuge wären, mit denen man ein Land regiert und den Staatsgeschäften vorsteht, und als ob sie Regeln, Vorschriften und Erfahrung ersetzen könnten.

Man begegnet selten völlig stumpfen und beschränkten Geistern, noch seltener überragenden und außergewöhnlichen. Die Mehrheit der Menschen schwebt zwischen diesen beiden Extremen. Der Zwischenraum wird ausgefüllt durch eine große Zahl durchschnittlicher Talente, die aber sehr brauchbar sind, dem Staat Dienste leisten und das Nützliche und Angenehme verkörpern: wie Handel, Finanzen, Kriegsdienst, Schiffahrt, Kunst und Handwerk, gutes Gedächtnis, Sinn für Spiel, für Gesellschaft und Unterhaltung. […]

Quelle: Jean de La Bruyère: Die Charaktere oder Die Sitten des Jahrhunderts. Übertragen von Gerhard Hess. (Sammlung Dieterich, Band 43.) Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig, ohne Jahr (ca. 1962) Zitiert wurden Auszüge aus dem Kapitel "Vom Menschen".

Link-Tipp

Die Abbildungen stammen aus Desprez, François: Les Songes drolatiques de Pantagruel. A Paris, Par Richard Breton 1565 und sind online verfügbar. Den Tipp verdanke ich dem sensationellen Blog BiblOdyssey, das ich schon des öfteren durchsucht habe, wenn es mir an geeigneten Bildern mangelte. Ich wurde noch immer fündig - Beispiele hier: 2005-12 2006-11 2009-09 2012-07

Und es hat noch mehr ausgewählte Musik in der Kammermusikkammer:

Chausson: Poème de l’amour et de la mer – Chanson perpétuelle - Mélodies | Ambrose Bierce: Aus dem Wörterbuch des Teufels.

Henri Duparc (1848-1933): Lieder | "A cold coming we had of it, Just the worst time of the year..." Heines andere Winterreise.

Gabriel Fauré: Intégrale des Mélodies | Marcus Aurelius Antoninus: Lehrjahre eines Philosophen.

»Jesous ahatonhia« - Charpentiers Christmette von 1694 mit huronischem Noël | Ernst Haas: Wien, 1947.

Brahms: Ein deutsches Requiem (Klemperer, Schwarzkopf, Fischer-Dieskau) | Karl Vossler: Puristische und Fragmentarische Kunstkritik.



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