Nach zwanzig Silberscheiben, deren Inhalt sich über vier Jahrhunderte erstreckt, stelle ich nun hier erstmals Klaviermusik vor, und zwar von Franz Schubert. Klaviermusik von Schubert, nach Liedern von Beethoven - wieso eigentlich nicht umgekehrt? Weil in diesem Blog erstklassige Werke aufscheinen sollen, aber möglichst nicht die unvermeidlichen "üblichen Verdächtigen", die jedermann schon zu oft und möglicherweise bis zum Überdruß gehört hat.
In der Kammermusikkammer wurde und wird nahezu nur Kammermusik veröffentlicht, womit Symphonien, Orchesterstücke und Konzerte zur Gänze ausgeschlossen werden, und Klaviermusik und Lieder nur fallweise auf dem Programmzettel stehen. Die Alte Musik, durchgängig vokal, und entstanden, bevor Kammermusik als Gattung gebräuchlich wurde, wird aber nicht ausgeschlossen; und zwar weil ich polyphonen Gesang liebe.
Ich freue mich über den regen Besuch auf meinem Blog (mein Counter vermerkte letzte Woche 2000 Besucher), und bedanke mich herzlichst für alle erhaltenen Komplimente und Anregungen. Ich möchte nicht verhehlen, daß mich die freundliche Aufnahme, die ich in der Musikblogger-Community erhalten habe, zum Weitermachen motiviert...
Die von Alfred Brendel auf der vorgestellten CD eingespielten kleinen Klavierstücke sind "Einzelsätze, die freilich nicht mehr, wie oft in früherer Zeit, wie ausgeschiedene Sätze einer Sonate anmuten, sondern wie musikalische Impressionen, Augenblickseingebungen. So entstehen vermutlich in den Jahren 1823 und 1824 ein Air russe in f-Moll (D 780,3) und ein menuettähnlicher Satz Plaintes d'un Troubadour in As-Dur (D 780,6). Die beiden fügt er, ohne ihre Überschriften, vermutlich 1828 in eine Sammlung von insgesamt sechs musikalischen Miniaturen ein, die unter dem Titel Moments musicaux erschienen sind (D 780). Es sind (wie dann auch die Drei Klavierstücke, D 946) "Bagatellen", die sich meist am Modell des Tanzsatzes mit Trio orientieren. Von wem der Titel der Sammlung stammt - ob von Schubert oder dem Verleger Leidesdorf - ist nicht zu klären."
"Anderer Art ist eine Folge von Klavierstücken, der Schubert sich in der zweiten Hälfte des Jahres 1827 dezidiert zuwendet. Es sind acht einzelne Sätze, die Impromptus D 899 und D 935, niedergeschrieben in zwei Gruppen zu je vier Stücken und so auch als op. 90 bei Haslinger und als op. 142 bei Diabelli in Wien erschienen. Nur die ersten beiden (D 899,1-2) sind jedoch noch zu Schuberts Lebzeiten herausgekommen, im Dezember 1827, unmittelbar nach ihrer Entstehung. Die vier Impromptus D 935 folgen dann 1838 (von dem Verleger Diabelli mit einer Widmung an Franz Liszt versehen), die beiden noch fehlenden der ersten Gruppe (D 899,3-4) schließlich im Dezember 1857. Der erhoffte Erfolg hatte sich wohl nicht eingestellt. 'Diese Werke', so schrieben B. Schotts Söhne aus Mainz an den Komponisten sind als 'Kleinigkeiten zu schwer'. So legte wohl auch Haslinger die bereits erworbenen Stücke zunächst zurück und überließ seinem Sohn ihre Veröffentlichung mit dreißigjähriger Verzögerung." (Walter Dürr, in: Walter Dürr und Arnold Feil, "Franz Schubert. Musikführer", Reclam Leipzig, 2002, ISBN 3-379-20049-2, Seite 300/301).
TRACKLIST FRANZ SCHUBERT (1797-1828) CD 1 [1.12'43"] Impromptus, op. 90, D. 899 01 No. 1 in C minor - c-moll - en ut mineur 9'20'' 02 No. 2 in E flat - Es-dur - en mi bémol majeur 4'32'' 03 No. 3 in G flat - Ges-dur - en sol bémol majeur 5'48'' 04 No. 4 in A flat - As-dur - en la bémol majeur 7'38'' Impromptus, op. posth. 142, D. 935 05 No. 1 in F minor - f-moll - en fa mineur 11'06'' 06 No. 2 in A flat - As-dur - en la bémol majeur 5'44'' 07 No. 3 in B flat - B-dur - en si bémol majeur 11'51'' 08 No. 4 in F minor - f-moll - en fa mineur 5'27'' 09 16 German Dances, op. 33, D. 783 10'42'' Deutsche Tänze - Danses allemandes CD 2 [1.02'17"] 3 Klavierstücke (Impromptus), D. 946 01 No. 1 in E flat minor - es-moll - en mi bémol mineur 8'57'' 02 No. 2 in E flat - Es-dur - en mi bémol majeur 9'32'' 03 No. 3 in C - C-dur - en ut majeur 4'59'' 6 Moments musicaux, op. 94, D. 780 04 No. 1 in C - Moderato - C-dur - en ut majeur 5'09'' 05 No. 2 in A flat - Andantino - As-dur 6'28'' en la bémol majeur 06 No. 3 in F minor - Allegro moderato - f-moll 1'40'' en fa mineur 07 No. 4 in C sharp minor - Moderato - cis-moll 5'19'' en ut dièse mineur 08 No. 5 in F minor - Allegro vivace - f-moll 2'08'' en fa mineur 09 No. 6 in A flat - Allegretto - As-dur 7'05'' en la bémol majeur 10 12 German Dances, op. posth. 171, D. 790 10'35'' Deutsche Tänze - Danses allemandes
Flagge von Brasilien, dem Land der größten Besuchergruppe der "Kammermusikkammer"
ALFRED BRENDEL - piano - Klavier
Recorded - Aufnahmen - Enregistrements:
11/1971 (D 790) - 2/1972 (D 899) - 5/1972 (D 780) - 10/1973 (D 783)
6/1974 (D 935, D 946)
(P) 1972, 1974, 1975 - Compilation (C) 1997
In der Regel kommen die meisten meiner Besucher aus Brasilien, gefolgt von Spanien (auch die anderen lateinamerikanischen Staaten sind stark vertreten), Frankreich, Deutschland, Italien, USA. Dass ich in den deutschsprachigen Ländern verhältnismäßig selten gefunden werde, überrascht mich. (Trotzdem: Liebe Grüße an meinen unbekannten, aber regelmäßigen Gast aus Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern, der sooeben wieder online ist.) Dass ich bisher kein weiteres deutschsprachiges Klassik-Musikblog im Internet entdeckt habe, verwundert mich noch mehr. Betroffene, die ihr das lest, bitte meldet euch!
Linktipp: Die Brasilianische Flagge stammt aus der Sammlung Warthan's Sovereign State Flags of the World, die als Freeware unter der GNU General Public License verfügbar ist.
Reposted on April 13, 2014
CD Info (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 8 MB
1fichier - Filepost - Depositfiles - Adrive
Unzip the x21.rar and read the file "Download Links.txt" for links to the FLAC+CUE+LOG files
4 Kommentare:
Marvelous!
Unfortunately, The Moment No.6, in A flat (Second CD) is not complete.
Please, reulpoad it!
THX
a®a
Dann melde ich mich mal :-) und kann meinem Vorredner (leider) Recht geben. Am Ende des Tracks hakt es...
Dein Blog ist wirklich gut gelungen, besonders die Hintergrundinformationen zu deinen Releases geben dem Ganzen die persönliche Note. Nur die Aufsplittung in einzelne Tracks, das fehlende Cuesheet und die Verwendung von ReplayGain bei Klassikmusik sind etwas gewöhnungsbedürftig. Aber wie gesagt, die persönliche Note...
Na, man kann doch Brasilianer sein und auch Deutsch lesen...
Brendel is outstanding, but unfortunately there are [at least] 3 problems in CD2 (in Moments Musicaux 4 to 6): at the end of tracks #7 and #9; and at the beginning of track #8. -
It would be wonderful if this could be reposted!
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