Die Gattung des Streichtrios wurde als schwierig betrachtet - teils weil es unmöglich ist, ohne Doppelgriffe in vierstimmigem Satz zu schreiben. Solche technischen Herausforderungen scheinen Beethoven fasziniert zu haben, und er war gleichzeitig bemüht, Werke von ambitiösem Ausmaß zu schreiben, wie etwa in den Klaviertrios op. 1 und den Klaviersonaten op. 2. (Er begann sogar eine Klaviertrio-Fassung von op. 3, die er jedoch bald aufgab.) Haydn hatte viele Streichtrios geschrieben und Beethoven war wohl auch mit Mozarts Werken in dieser Besetzung vertraut, besonders dem meisterlichen Divertimento in Es, KV 563, das 1792 veröffentlicht wurde. Beethoven kehrte nach 1798 nicht wieder zum Streichtrio zurück, und das Genre scheint ab 1800 aus der Mode gekommen zu sein.
Die Tonart von Mozarts Divertimento - nicht so leicht für Streicher - findet sich auch in Beethovens Trio op. 3, das Mitte bis Ende 1795 komponiert und im folgenden Jahr in Wien veröffentlicht wurde. Wie Mozarts Divertimento hat es sechs Sätze, scheint im Charakter jedoch durch und durch Beethoven. Es ist bemerkenswert für die Vielfalt seiner Rhythmen und Strukturen, und das Allegro con brio des ersten Satzes beginnt mit einem nahezu orchestralen Effekt verwegener synkopierter Akkorde und einem energischen ersten Thema. Dieser Satz enthält eine Fülle von Material und eine ungewöhnlich ausgedehnte Durchführung, einschließlich einer vorzeitigen "Scheinreprise" in f-moll, bevor die Grundtonart Es wieder erreicht wird.
Ludwig van Beethoven, 1801 - Stich von Johann Joseph Neidl nach einer Zeichnung von Gandolph Ernst Stainhauser von Treuberg (1766-1805), Beethoven-Haus Bonn, B 2125 Diese Darstellung des etwa 30-jährigen Beethoven entstand nach einer Zeichnung des österreichischen Portraitmalers und Miniaturisten Gandolph Ernst Stainhauser von Treuberg (1766-1805). Es zeigt den jungen Komponisten auf dem ersten Höhepunkt seines Erfolges in der Wiener Musikwelt. Stainhausers Zeichnung bildete die Vorlage für verschiedene Kupferstiche, die in den Jahren 1801 bis 1805 in Wien und Leipzig angefertigt wurden. Das hier reproduzierte Blatt stammt von dem Wiener Kupferstecher Johann Joseph Neidl. Es wurde im Jahr 1801 im Verlag Giovanni Cappi veröffentlicht. Wenige Monate später erschien bei Cappi die Originalausgabe von Beethovens "Monscheinsonate" (op. 27 Nr. 2), die schon bald besonders erfolgreich werden sollte. Quelle: Beethoven-Haus Bonn, B 2125
Das Andante, der erste der beiden langsamen Sätze des Werkes, ist eine stille Träumerei in Sonatenform. Es folgt ein Paar eher militärischer Menuette, jeweils im Kontrast mit einem leichtherzigeren Trio. Die warme Lyrik des folgenden Adagios ist, wie in anderen frühen Werken Beethovens, offensichtlich vom Vorbild der Oper beeinflusst, indem die drei Instrumente in der Manier des Koloraturgesangs ihre Stimmen verweben. Das geistreiche und äußerst kontrapunktische Finale folgt dem Modell der Fuge, ohne sich jemals tatsächlich in eine solche zu entwickeln; dies reflektiert wohl Beethovens kurz vorher stattgefundene Studien bei Albrechtsberger und schließt dieses ausgezeichnete Trio selbstbewusst ab.
Das D-dur-Trio op. 8 (1796-97) ist ein weniger seriöses Werk als op. 3; es fällt eher ins Genre der "Serenade" und beginnt mit einem Marsch, der als Finale wiederkehrt. Diesem ersten Marsch folgt wiederum ein opernhaftes Adagio mit bemerkenswert vokalen Verzierungen in der ersten Violinstimme. Diesem folgen ein flinkes Menuett und Trio mit gewitzten Pizzikati. Der dritte Satz beginnt als ein zweites Adagio, dessen ausdrucksvoll-lyrische Weisen jedoch mit einer energischen Allegro molto-Episode wechselt, die Beethoven zum Scherzo bestimmt. Darauf folgen ein lebhaftes Allegretto alla Polacca, einer der wenigen Versuche Beethovens in der Form der Polonaise, und ein haydnisches Thema und Variationen, deren letzte dem Cellisten eine willkommene Gelegenheit gibt, sein Können zu zeigen.
Die drei Streichtrios op. 9 wurden 1797-98 komponiert und sind Beethovens Mäzen Graf Johann Georg von Browne gewidmet. Sie markieren einen Fortschritt in Selbstvertrauen und im Schwierigkeitsgrad. Alle drei sind seriöse, substantielle Werke, und es wurde oft bemerkt, dass sie, wenn sie überhaupt Studien waren, so eher als Prototypen zur Sinfonie als zum Quartett. Beethoven mag die Violinstimme wohl für seinen Freund Ignaz Schuppanzigh gedacht haben; diese Trios sind außerordentlich üppig im Klang, da der freigebige Gebrauch von Doppelgriffen trotz der Abwesenheit einer zweiten Violine Klangfülle erzeugt.
Ludwig van Beethoven, 1802 - Elfenbeinminiatur von Christian Horneman (1765-1844) Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Bi 1 Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hielt sich der Kopenhagener Maler Christian Horneman zu einem Besuch in Wien auf. Während dieses Aufenthaltes entstand u.a. auch diese eindrucksvolle Miniatur mit dem Bildnis Ludwig van Beethovens. Im Vergleich zu späteren Darstellungen fällt hier vor allem die Eleganz in der Erscheinung Beethovens auf. Der Komponist trägt den blauen Frack und das weiße Halstuch, die für gesellschaftliche Ereignisse zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Mode waren. Auch seine an antiken Vorbildern orientierte Kurzhaar-Frisur entspricht ganz der Mode dieser Zeit. Beethoven selbst scheint dieses Portrait gut gefallen zu haben, denn er sandte die Miniatur ein Jahr nach ihrer Entstehung als Versöhnungsgeschenk an seinen Bonner Jugendfreund Stephan von Breuning. Quelle: Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer, HCB Bi 1
Das G-dur-Trio beginnt mit einem großangelegten Allegro con brio, dem eine Adagio-Introduktion vorausgeht, deren Thematik viele Arpeggien und Sechzehntelfigurationen enthält: diese leiten zu einem Viertonmotiv, auf das die Durchführung sich konzentriert. Der lyrische zweite Satz steht in der Untermediante (E-dur) - ein ungewöhnlicher Tonartwechsel. Beethoven komponierte zwei Trios für das Scherzo, obwohl nur eines in die Ausgabe von 1798 aufgenommen wurde (das andere wurde 1924 entdeckt). Ein sprudelndes Presto-Finale, das von geschäftigen Sechzehnteln getrieben wird, schließt das Werk ab.
Die Allegretto-Bezeichnung für den ersten Satz des D-dur-Trios und das Andante quasi allegretto seines zweiten Satzes könnten Hinweise sein, dass dies das leichteste der drei Trios ist, aber selbst in der hellen Tonart D-dur hält Beethoven die Intensität der Verarbeitung aufrecht. Die Violinstimme ist angeblich die schwierigste in Beethovens Kammermusik. Der erste Satz ist lebhaft und gefällig, aber in gründlich ausgearbeiteter Sonatenform, während das Andante eine seriöse Qualität besitzt, fast in der Manier eines gravitätischen, förmlichen Tanzes. Im Gegensatz dazu ist das Menuett in schnellem Tempo, und das Finale ist ein kesses, witziges Rondo mit Elementen der Opera buffa, obwohl gelegentlich eine gewisse Ernsthaftigkeit einzubrechen droht.
Das dritte Trio ist das dramatischste der Sammlung: Beethoven besaß bereits eine markierte Vorliebe für die "Schicksalstonart" c-moll, in die er einige seiner ernstesten musikalischen Argumente kleidete. Es beginnt mit einem absteigenden Viertonmotiv, das gründlich verarbeitet wird und der ganze erste Satz verwendet vielfach dramatische Sforzandi und Wechsel in Struktur und Dynamik. Nach einem noblen, expressiven Adagio, das an einen langsamen Marsch gemahnt, folgt ein überschwängliches Scherzo mit grober Synkopierung. Die ernste Stimmung wird auch im Finale nicht vertrieben - einem bemerkenswerten Stück mit Fehlstarts sowie dramatischen Rouladen und Tremolandi, die ihm eine nahezu opernhafte Qualität verleihen.
Quelle: Malcolm MacDonald, im Booklet (Übersetzung: Renate Wendel)
CD 1, Track 1: Streichtrio in Es op 3 - I Allegro con Brio
TRACKLIST Ludwig van Beethoven 1770-1827 Compact Disc 1 69.18 String Trio in E flat Op.3 Es-dur / en mi bémol majeur 1 I: Allegro con brio 10.59 2 II: Andante 6.49 3 III: Menuetto (Allegro) & Trio 3.45 4 IV: Adagio 8.54 5 V: Menuetto (Moderato) & Trio 3.24 6 VI: Finale (Allegro) 6.37 String Trio in D Op.8 'Serenade' D-dur / en ré majeur 7 I: Marcia (Allegro) - 2.25 8 Adagio 6.50 9 II: Menuetto (Allegretto) & Trio 2.14 10 III: Adagio - 1.29 11 Scherzo (Allegro molto) - 0.35 12 Adagio (Tempo I) - 1.32 13 Allegro molto - 0.29 14 Adagio 0.47 15 IV: Allegretto alla Polacca 3.10 16 V: Andante quasi allegretto - 1.09 17 Variation I - 1.13 18 Variation II - 1.15 19 Variation III - 0.55 20 Variation IV - 1.15 21 Allegro - 0.42 22 Tempo I - 1.02 23 Marcia (Allegro) 1.27 Compact Disc 2 73.38 String Trio in G Op.9 No.1 G-dur / en sol majeur 1 I: Adagio - 1.32 2 Allegro con brio 8.38 3 II: Adagio, ma non troppo e cantabile 6.57 4 III: Scherzo (Allegro) - 0.59 5 Trio I - 1.31 6 Trio II - 1.27 7 Scherzo 0.38 8 IV: Presto 5.02 String Trio in D Op.9 No.2 D-dur / en ré majeur 9 I: Allegretto 7.33 10 II: Andante quasi Allegretto 5.16 11 III: Menuetto (Allegro) 3.42 12 IV: Rondo (Allegro) 6.05 String Trio in C minor Op.9 No.3 c-moll / en ut mineur 13 I: Allegro con spirito 8.00 14 II: Adagio con espressione 6.49 15 III: Scherzo (Allegro molto e vivace) 3.17 16 IV: Finale (Presto) 5.46 Itzhak Perlman violin / Violine / violon Pinchas Zukerman Viola / alto Lynn Harrell Violoncello / violoncelle Recorded live/Live-Mitschnitt/Enregistré en public: IV.1989 (CD1) & VI.1990 (CD2), 92nd Street Y, New York Producer/Produzent/Directeur artistique: John Fraser Balance Engineer/Tonmeister/Ingenieur du son: John Kurlander ® 1992 © 2005 ADD
CD 2, Track 12: Streichtrio in D op 9 Nr. 2 - IV. Rondo. Allegro
Jacques-Louis David (1748-1825): Madame Récamier, 1800, Musee du Louvre, Paris
Jeanne Françoise Julie Adélaïde Récamier (* 4. Dez 1777 + 11. Mai 1849)
Juliette hatte bestimmt, dass nach ihrem Tode ein Köfferchen voller Briefe – eigene in ihrer kleinen, zarten Handschrift, die sie von den Adressaten zurückbekommen hatte, und an sie gerichtete – ungelesen verbrannt werden sollte. Schweren Herzens erfüllte ihre Adoptivtochter, eine Nichte ihres Mannes, der sie eine vorbildliche Mutter gewesen war, diesen Wunsch. Sie wusste, dass damit die Rätsel der wahren Persönlichkeit Juliettes ungelöst bleiben würden.
War der 42 Jahre alte Bankier Récamier, dem die 15-Jährige angetraut wurde, wirklich ihr Vater, der ihr während der Schreckensherrschaft ihr Vermögen erhalten wollte? Die Ehe wurde nie vollzogen – warum nicht, bleibt unbekannt. Juliette blieb noch zwei Jahre im Hause der Eltern, erst dann präsentierte Herr Récamier in einem eleganten Hause seine Frau der Öffentlichkeit. Ihre bezaubernde Erscheinung, die fast schmucklose Eleganz, die allenfalls durch sparsam verwendete Perlen unterstrichen wurde, das fast scheue, zurückhaltende Auftreten zog sofort alle Männer in ihren Bann. Sie kokettierte, aber sie wahrte Distanz, so dass keiner ihrer Bewunderer, auch der indiskreteste nicht, sich rühmen konnte, ihr nähergekommen zu sein. Sie verstand die seltene Kunst, ihre Verehrer in lebenslange treue Freunde zu verwandeln.
Ihre Freundschaft mit Mme. de Staël ermöglichte auch dem Adel und Napoleongegnern den Zugang zum (bürgerlichen) Salon der Récamier. Wo die Meinungen zu hart aufeinander prallten, stellte Juliettes Anwesenheit Harmonie her, herrschten Grobheit und rüdes Benehmen, besänftigte ihre Gegenwart.
Aber Juliette war weit mehr als eine bewunderte und verwöhnte Schönheit. Napoleons (eindeutiges) Angebot, Palastdame Josephines zu werden, lehnte sie drei Mal ab, was ihr seinen Zorn eintrug. Als sie später gegen sein Verbot die nach Coppet verbannte Mme. de Staël besuchte, wies Napoleon sie für Jahre aus Paris aus und verweigerte jede Hilfe, als das Bankhaus Récamier in Schwierigkeiten geriet und geschlossen werden musste. Juliette verkaufte ihr Haus und sämtliche Kostbarkeiten ohne Bedauern, ohne Klage, ohne Tränen. Sie mietete vom eigenen Geld eine bescheidene Wohnung in einer säkularisierten Abtei, die sie mit ihrer Adoptivtochter und einer Kammerfrau bezog. Ihren Mann und seine Verwandten ließ sie von dort aus versorgen. Sie hielt weiterhin „Hof”, und keiner ihrer Freunde ließ es sich verdrießen, die Stufen zu ihrer „Petite Cellule” hinaufzusteigen.
François Gérard (1770-1837), Madame Récamier, 1805, Musée Carnavalet, Paris
Bevorzugter Gast wurde der schon berühmte Dichter und Staatsmann François René Chateaubriand, zu dem Juliette trotz seiner stürmischen Liebschaften eine tiefe seelische Bindung entwickelte. Madame Récamier blieb bis zu seinem Tode über 30 Jahre lang der ruhende Pol in seinem exzentrischen Leben.
Auch alternd und erblindend zog Juliette die Menschen in ihren Bann, besonders die junge Generation der Literaten und Dichter. Sainte-Beuve schrieb:
„Sie hatte niemals eine größere Stellung in der Welt als in ihrem bescheidenen Asyl am Ende von Paris.”
Nach dem Tode seiner Frau machte Chateaubriand Juliette einen Heiratsantrag, aber sie gab ihm einen Korb wie 40 Jahre zuvor dem Prinzen August von Preußen.
Wenige Monate nach dem Tode Chateaubriands starb auch Juliette. In seinem großen Werk Mémoires d’Outre Tombe setzte er ihr ein bleibendes Denkmal:
„Es scheint mir, daß alles, was ich je geliebt habe, ich liebte es in Juliette ... es war immer nur sie, die ich in den anderen suchte…”
Quelle: Adelheid Steinfeldt (1998) auf FemBio, dem Webauftritt der Frauen.Biographieforschung
Ein weiterer interessanter Text über Julie Récamier, Prinz August von Preußen, und ein Gemälde von Franz Krüger, das die beiden Protagonisten einer stürmischen Beziehung zeigt, stammt von Udo Felbinger: "Das Interieurporträt als Geschenk".
CD Info and Scans (Tracklist, Covers, Booklet, Music Samples, Pictures) 59 MB
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Unpack x95.rar and read the file "Download Links.txt" for links to the Flac+Cue+Log Files 2 CDs 8 parts 648 MB
Reposted on August 22, 2014
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